Leserbriefe zu „Die olivgrünen Kreuzritter“

Ein Artikel von:

Hier thematisiert Jens Berger den Kommentar des taz-Redakteurs Jan Feddersen über das „Manifest für den Frieden“ von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer. Das moralisierende Schwarz-Weiß-Denken habe er offenbar schon sehr weit verinnerlicht. Er und die „nun stramm auf olivgrünen Mainstream gebürstete taz“ hätten die Welt in „gut“ und „böse“ aufgeteilt. Sie seien jedoch nicht allein, denn „diese Gedanken lassen sich auch bei den Politpredigern der Grünen so eins zu eins wiederfinden“. Es bedürfe einer „neuen Aufklärung“, solle die Welt nicht auf einen Dritten Weltkrieg zusteuern. Das Manifest sei da zumindest ein Anfang. Danke für die zahlreichen und interessanten Leserbriefe. Hier nun eine Auswahl. Sie ist von Christian Reimann zusammengestellt worden.


1. Leserbrief

Hallo Herr Berger,

mal wieder ein solider Artikel der Marke NachDenkSeiten, danke!

Meine volle Unterstützung der Initiative von Wagenknecht und Schwarzer. Da sehe ich selbst über Kleinigkeiten (?) hinweg, wie diese Verbeugung der Petition vor dem Geßlerhut: “Die von Russland brutal überfallene ukrainische Bevölkerung braucht unsere Solidarität.” Muss das sein? Muss wohl sein.

Zum Thema “Neue Aufklärung”. Die Aufklärung und das daraus entstandene Zeitalter der Moderne waren bisher der letzte echte Entwicklungssprung, den die Menschheit gemacht hat. Nach Weltkrieg-II läuteten die französischen Existentialisten die Postmoderne ein. Daraus ist bis heute keine positive Identifikation geworden. “Ratio, Logik und Wissenschaft verkünden nicht die Absolute Wahrheit”, diese Erkenntnis ist zwar richtig und notwendig, enthält aber leider nur den negativen Aspekt, “nicht”. Wie geht es weiter?

Was dann kam, war die Regression der Postmoderne, in das was ich die “Verirrte Postmoderne” nenne, das Zeitalter der Egomanen und Narzissten, mit dem Motto “wenn es schon keine Absolute Wahrheit gibt, dann ist es eben das was ICH verkünde!” Anschauliche Beispiele dafür sind Jockel Fischer und die ganze derzeitig herrschende Grüne Clique.  So funktioniert das Moralgesülze dieser Herrschaften. Geistige Regression pur. Falls die nicht wieder auf das rettende Ufer der Moderne (Vernunft!) zurückfinden, kann man sie vergessen.

Aber wie geht es weiter? Der positive Evolutionsschritt nach der Postmoderne würde der Erkenntnis “Wissenschaft verkündet nicht die Absolute Wahrheit”, hinzufügen: “Wissenschaft ist ein wirkmächtiger, aber eingeschränkter Aspekt des menschlichen Bewusstseins”. Also den Blickwinkel erweitern und die gesamte menschliche Existenz (und von allem was existiert) ins Auge nehmen. Das kann man unter dem Begriff “Spiritualität” subsummieren. Ansätze gibt es da jede Menge, von schräg bis ernsthaft. Um es kurz zu machen, zwei meiner Meinung nach echte Beispiele: Eugen Drewermann (Geist) und Daniele Ganser (Wissenschaft). Das Schöne daran, es ist im Grunde ganz einfach. Es geht nur darum, die Knoten und Narben im menschlichen Geist, die Wissenschaft und Technik hinterlassen haben, loszulassen. Die Wissenschaftsikone Einstein wusste das schon: “So einfach wie möglich, so kompliziert wie nötig”. Und für die Marxisten unter uns: Der Kapitalismus fällt dann ganz von selbst zusammen.

Viele Grüße,
Rolf Henze


2. Leserbrief

Werter Herr Berger,

danke, wie immer auf den Punkt genau getroffen.

Ich gehe einen Schritt weiter:

Moralisten wie Feddersen und all die anderen Kriegstreiber, auch in der Politik, nicht nur in den Medien, erfüllen weitgehend die Tatbestände, die man Sekten und Sektierern zuschreibt. 

Solche Personen haben im Mittelalter nicht nur zu Kreuzzügen aufgerufen, sondern agierten an vorderster Front der Inquisition und Hexenverbrennungen.

Ob als Mitglied der Heiligen Inquisition oder später bei Adolf bis hin zum Volksgerichtshof: waren es nicht immer wieder die gleichen Typen, die gleichen Weltbilder, die gleichen machtgeilen Moralisten mit all ihrer sublimierten Aggression.

Die Heutigen bei taz, FAZ, SZ, ARDZDF und in der Regierung: würden all das wieder tun, könnten sie nur.

Insofern: schreiben Sie mal eine längere vergleichende Analyse: die identischen Herrschafts- und Medien-Strukturen bei Polit- und quasi.-religiösen Sekten, kulturübergreifend aktuell das Beispiel Iran zur Hand nehmend und mit den Manipulations- und Herrschaftsstrukturen in Deutschland vergleichend. Da kommt einiges heraus.  Sie können auch ein anderes Vergleichsmodul strukturell nehmen, das spielt keine Rolle.

Mit freundlichen Grüßen
Christopher Sprung


3. Leserbrief

Lieber Jens Berger,

Leuten wie Feddersen und seiner ganzen Zeitung ist nicht mehr zu helfen. Sie haben aus meiner Sicht nur noch ein Gutes. Sie motivieren mich und Gleichgesinnte erst Recht Aktionen wie das Manifest für den Frieden von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer zu unterstützen. Der Hass dieser kotzüblen Konsortien ist unser Antrieb. Die Liebe, der Frieden, die Menschlichkeit sind stärker als diese hasserfüllten, moralisch zur Unkenntlichkeit verwahrlosten Propaganda -Schreihälse.

Mit Dank für die gute Arbeit,

beste Grüße
Peter Fenske


4. Leserbrief

Sehr geehrte Damen und Herren, 
 
im Artikel “Die olivgrünen Kreuzritter” wird der Taz-Journalist Jan Feddersen genannt. 
 
Dass dieser es mit den Menschenrechten selber nicht allzu genau nimmt, bewies er 2012 mit feinstem Pinkwashing des damaligen ESC-Gastgeberlandes Aserbaidschan. Kritiker der dortigen Menschenrechtslage bezeichnete er als “Menschenrechtisten” und “Spaßbremsen”: taz.de/Kolumne-Bitches-in-Baku-6/!5093548/

Bereits 2008 hielt Feddersen einen hymnischen Nachruf auf Helmut Kentler, einer Schlüsselfigur pädokrimineller Netzwerke (den er später kleinlaut relativieren musste): taz.de/!836663/

Da möchte sich jemand zum moralischen Zuchtmeister aufmandeln, dem das schlicht nicht zusteht. 
 
Mit freundlichen Grüßen, 
Hans Wiepert


5. Leserbrief

…kommen mir vor wie Menschen, die nach vorheriger Orientierungs- und Haltlosigkeit endlich ihren “Gott” gefunden haben – Gnade uns derselbe!

Die Bekehrten oder Erweckten/Erleuchteten waren schon immer die Schlimmsten.

Mir fallen dazu Begriffe wie Totalitarismus, Blockwartmentalität etc. ein…Wenn man es nicht leider besser wüßte, wähnte man sich in schlechter Satire.

Der Artikel trifft m.E. ins Schwarze.

Grüße C. Ottmar


6. Leserbrief

Hallo Herr Berger,

danke für Ihren Artikel „Die olivgrünen Kreuzritter“. Ich selber habe mich über den Artikel dieses Herrn Feddersen derart geärgert, dass ich – endlich mal – einen Brief an die Redaktion geschrieben habe. Ich bin zwar nicht mit allen Punkten dieses Manifests einverstanden, aber das ist im Moment zweitrangig – viel wichtiger ist, dass sich endlich mal was rührt. Wenn doch die Frau Wagenknecht nur eine eigene Links-Partei gründen würde…

Hier der Wortlaut an die taz, hoffentlich zu Ihrer Erheiterung:

Zum Empörungs-Artikel von Jan Feddersen: “Ruiniertes Lebenswerk” (12.02.2023)

Es gibt Menschen, auf die Hass eine geradezu vibrierend-belebende Wirkung hat. Ich habe den Eindruck, dass Ihr trister Autor vom gleichen berauschenden Gefühl beflügelt wird – dennoch möchte ich nicht mit ihm tauschen.

Was die allgemeine Entwicklung Ihres Blattes in den letzten Jahren betrifft, verstehe ich nicht, warum es immer noch der linken Presse zugeordnet wird: links ist daran schon lang nichts mehr – höchstens links-reaktionär. Was das Reaktionäre anlangt, gibt es also keinen Unterschied zu den Rechten. Das Übel daran ist, dass Sie sich mit Ihrer Ignoranz womöglich für die Avantgarde halten. Damit liegen Sie auf der Linie der Mainstream-Medien, die ihre unterbelichtete Propaganda ja auch für Qualitäts-Journalismus halten. Übel. Ganz übel, was in diesem Deutschland derzeit abläuft.

Schöne Grüße und Danke für Ihre Arbeit!
Angelika Colditz


7. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

danke für diesen Satz, ein Blattschuß vor den Hosenlatz der Oliv-GRÜNEN und ihren Mitstreitern in taz und unserer Gesellschaft:

“Mit rational denkenden Menschen kann man zumindest diskutieren. Mit Überzeugungstätern, die sich selbst von einer höheren Kraft, Ideologie oder eben einer – wenn auch pervertierten – Moral getrieben sehen, ist das nicht möglich.”

So traurig das auch ist, wir sind offenbar umgeben von fundamentalistischen Eiferern, wie es sie in der Geschichte immer gegeben hat und wohl auch immer geben wird!
Aber diese haben inzwischen gelernt und lassen nicht nur Männer an die verbale Front – Frauen können das nämlich mindestens genauso gut, aber offenbar viel scheinheiliger noch, wie man an den Umfrageergebnissen zB einer Baerbock ablesen kann.

Nachdenkliche Grüsse,
KK


8. Leserbrief

Liebe NachDenkSeiten,

ich kann ich mehr!!!

Ich bin einer der “amoralichen”, die “sich über die herrschende Moral” hinwegsetzen.
Ich bin 72 jahre alt und habe anfang 1968 den kriegsdienst verweigert und 1972-73 sechzehn monate zivildienst in einem kinderheim “geleistet”, quatsch: Ich habe ihn aus voller überzeugung getan!

Und jetzt muss ich erleben, dass ich weite teile meiner familie verloren habe, weil ich für diplomatische lösungen argumentiere, um weitere tote in der Ukraine zu vermeiden.

Frieden mit mehr waffen hat es in der menschheitsgeschichte noch nie gegeben!

Und weil ich auch über die vorgeschichte der nicht zu rechtfertigenden NATO-ost-erweiterung erzähle, um deren einstellung Putin ende 2021 intensiv gebeten hat.

Ich benutze gerne den vergleich:

“Wenn man die geschichte bei “zweitens” anfängt zu erzählen, waren die pfeile der “indianer” die aggressoren und die gewehre der europäischen kolonisatoren die opfer.

Eine atommacht wie Russland kann man nicht besiegen, da muss man verhandeln, aber das will die westliche “wertegemeinschaft” gar nicht, siehe die angaben von Naftali Bennett.

Und siehe die Minsker abkommen, für die sich Steinmeier mittlerweile entschuldigen muss. Frau Merkel wird da von den medien weitgehend rausgehalten.

Bitte macht weiter! Ich brauche euch als kompass in der wüste.
Horst Wandersleben


9. Leserbrief

Liebe NDS-Redaktion, lieber Jens Berger,

vielen Dank für die treffende kritik an der taz, am Sprachrohr der Olivgrünen, und am Protagonisten Jan Feddersen.

Mir scheint jedoch, dass der Brotschreiber Feddersen nur das zum Ausdruck bringt, was der wertewestliche Kriegsallianz im allgemeinen enorme Rechtfertigungsbeschwerden bereitet. Wenn jetzt nämlich einem Verhandlungsfrieden – unter wesentlich ungünstigeren Bedingungen als vor zehn Monaten – zugestimmt würde bzw. ein solcher qua politische Initiative des Wertewestens herbeigeführt würde, stände die Frage im Raum: Warum nicht gleich so? Dann hätte der Waffenstillstand, der in Istanbul bzw. vom damaligen israelischen Ministerpräsidenten Bennett ausgehandelt war, mehr als 200.000 Todesopfer und gravierende Zerstörungen erspart.

Ein Verhandlungsfrieden jetzt – mit einem von Russland weitgehend okkupierten Donbas und keiner Chance durch einen Volksentscheid anderes zu bewirken – wäre für die NATO eine schallende Ohrfeige, einer Niederlage erster Klasse. Damit eine solche nicht eintritt (bzw. nicht so schnell eintritt), müssen folglich noch Tausende sterben und Milliarden für Kriegsgerät aus dem Fenster geschmissen werden.

Genau deshalb ist das  „Manifest für den Frieden“  so wichtig, es gilt zu zeigen, dass uns eine Niederlage der NATO egal ist, ein Weltkrieg jedoch nicht!

Mit solidarischen Grüßen
ah.


10. Leserbrief

Lieber Jens Berger,
 
Sie schreiben in Ihrem Artikel “Die olivgrünen Kreuzritter”:
 
“Historisch war es die Aufklärung, die dem religiösen Eifer, dem Millionen Menschen zum Opfer gefallen sind, ein vorübergehendes Ende gesetzt hat”
 
Vielleicht haben Sie diesen Satz am Ende Ihres Artikels nicht mehr so genau überlegt. Aber wahr ist, daß die Aufklärung selbst von einem pseudo-religiösen Eifer – allerdings gegen alles Religiöse – geprägt war. Sie war durchaus in diesem Sinne eine Ideologie im Namen von absoluter Säkularisation und unbedingtem Fortschrittsglauben. Und Millionen von Tote gab es als späte Konsequenz dieser antireligiösen Ideologie dann auch.
 
Beste Grüße
Rolf Freitag


11. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

die Überschrift ist hervorragend und widerspiegelt die schon Jahrhunderte währende Manipulation der Menschheit durch diktatorische Ideologien. Und immer waren die Medien der treibende Keil bei der Völkervernichtung. Diese bornierten Schreiberlinge sind unmoralisch und müssten an sich in einer Demokratie vor ein Gericht gestellt werden. Diese schwachsinnige Meinungsmache, untermauert mit Patriotismus, hat auch insbesondere das deutsche Volk in zwei mörderische Angriffskriege geführt. Ist sich dieser Herr Feddersen bewusst, dass diese Ideologie noch viele tausend Tote fordern wird? Ebenso diese fremdgesteuerten und krankhaften Ideologen der Grünen wie Baerbock, Hofreiter und Göring- Eckardt, die in ihrer Rage nur unbedachte Meinungsäußerungen von sich geben. Diese Menschen haben keine Moral und sind auch keine höhere Kraft. Die sind erbärmlich abgehoben sowie begrenzt und merken gar nicht, welchen Blödsinn sie in kindlich dummer Manier verzapfen. Auch die müssten zur Verantwortung gezogen werden. Diese derzeitige Meinungsdiktatur in Deutschland lässt geschichtliche Erinnerungen in mir keimen. Da gab es vor vielen Jahren in Deutschland eine verbrecherische und menschenverachtende Organisation, deren Wahlspruch es war: „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns!“

Ich stehe zu der Friedensinitiative von Wagenknecht und Schwarzer.

Herr Berger, danke für Ihre geschichtlich fundierte Nachweisführung.
NDS, Ihr seid einfach Spitze.

Mit freundlichen Grüßen
Peter Raue


12. Leserbrief

Ein sehr guter Artikel von Jens Berger,

man muß diese religiös-olivgrünen Eiferer energisch bekämpfen.

Militarismus, Dummheit und „deutsches Wesen“ feiern fröhliche Urstände. Ein Graus.

Wir werden regiert von einer Bande von Kriegs- und Inflationstreibern, die einer Verarmung und Verelendung Vorschub leisten.

Die sogenannte “öffentliche Meinung“ ist in Wahrheit nichts weiter als eine „private Meinung“, die mehr mit einer Fantasiewelt und schizoider Vermeidung als mit Information und Wahrheitssuche zu tun hat.

Merke: Die herrschende Meinung ist die Meinung der Herrschenden (K.Marx).

“Grüne an die Front“!

Siegfried Späth


13. Leserbrief

DANKE Herr Berger,danke NDS Team für euren Einsatz und eure Stimme,

denn nicht nur der Friede sondern vor allem auch die Meinungsfreiheit und das freie Denken ist in D in akuter Gefahr u.a.durch zahllose staatsfinanzierter sog. Faktencheker und andere Propagandisten unterwegs jeden Widerspruch des ” grünen Zeitgeist” aus zu radieren. Faschsistisch ist doch das was Faschisten tun und nicht welcher Partei oder Religion sie angehören.Sie wolle letztendlich Jeden ihrem Denken unterwerfen und sei es mit Gewalt . Frieden , Gewaltlosigkeit oder Rosa Luxemburgs Spruch( in Anlehnung an Voltaire): ” Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden gehört nicht in deren Konzept.Und deshalb sage ich: ” Euer(=z.B. Herr Dehm) Kampf gegen die AFD ist auch ein Kampf gegen euch selbst,denn es ist und war immer auch ein Kampf gegen die Meinungsfreiheit Andersdenkender.Viele Linke haben den neuen grünen Faschisten und Kriegstreibern den Weg vorbereitet und mit Rosen bestreut und nun reiben Sie sich verwundert die Augen.

Danke : Kählig Bruno


14. Leserbrief

Lieber Herr Berger,

herzlichen Dank für Ihren Artikel.

Die vermeintlich moralische Überlegenheit bestimmter Kreise ist mir bereits während der sogenannten Pandemie begegnet. Es ist wenig überraschend, dass Bekannte, die vehement für eine Impfpflicht eingetreten sind, nun ebenso vehement für den „totalen“ Krieg gegen Russland, insbesondere gegen die Verkörperung des „Bösen“ – Putin – eintreten.

Diese aggressive Vehemenz ist für mich auch Ausdruck einer großen psychischen Unsicherheit, die nach klaren Regeln und einer monokausalen Welterklärung giert. Da bricht sich Zwanghaftes seine Bahn.

Ein anderer Aspekt, der mir wichtig erscheint, ist folgende Hypothese: Auf „Multipolar” steht ein Auszug aus „Moon of Alabama“, wonach vor einem Jahr die Ukraine, aufgerüstet durch den Westen, kurz vor einer Offensive zur Rückeroberung der abtrünnigen Gebiete stand. Russland hat mit seinem Einmarsch diese Taktik zunichte gemacht.

Könnte es sein, dass im Vorfeld insbesondere deutsche Politiker durch die Amerikaner überzeugt, überredet oder sonst wie dazu gebracht worden waren, an die absolute militärische und wirtschaftliche Überlegenheit der Nato zu glauben, die eine rasche Niederringung Russlands als sehr wahrscheinlich erscheinen lies?

Könnte es sein, dass diese Politiker und ihre medialen Kreuzritter nun innerlich von Panik erfasst sind, weil sich die Situation nach einem Jahr ganz anders darstellt? Kein gewonnener Krieg, eine desolate Energieversorgung mit explodierenden Preisen, beginnende Rezession bei gleichzeitig grassierender Inflation, aus den Fugen geratener Haushalt, Not leidende Kommunen, nicht zuletzt durch Millionen ukrainischer Kriegsflüchtlinge? Und oben drauf noch die Erkenntnis, dass die eigene Pipeline von den „Freunden“ in die Luft gejagt worden ist?

Was sollen sie nun machen, wenn die Amerikaner sich langsam aber sicher zurückziehen und ihnen keine Handlungsanweisungen mehr geben? Offensichtlich bleibt ihnen in ihren regressiven Gefühls-, Denk- und Handlungsmustern nur die ungesunde Aggression gegen kritische Bürger.

Herzliche Grüße
Werner Fack


15. Leserbrief

Lieber Jens Berger!
 
Ich behaupte jetzt mal, dass wenig in dieser Welt herausfordernder ist, als das Ausloten und Integrieren der, vermeintlich, vorhandenen Gegensätze wie wir sie alle in uns tragen und wie sie uns dadurch auch im Leben von außen begegnen. Entscheidend ist, dass man diese Gegensätze gelebt und damit auch real erfahren hat. Nun schaut Euch bitte die politischen Vertreter der Macht in unserem Land an (mit unter hilft da auch ein Blick – oder auch zwei – in die Lebensläufe). Es ist bei nicht wenigen – nicht allen – ein, in Bezug auf gewisse Lebenserfahrungen, herausragendes Dünnbrettbohren zu beobachten. Gelegentlich wird ja, auch im Zusammenhang mit den vielen Überreaktionen die getroffen werden, von einer Art um sich greifenden Infantilismus gesprochen. Genau hier liegt der Hase im Pfeffer. Ausgerechnet in so schwierigen Zeiten haben wir eine irrational und dilettantisch agierende Regierung am Hals. Vor zehn/fünfzehn Jahren wären die, mit einer Legislaturperiode, vermutlich so mit durchgerutscht. Heute ist es eine Katastrophe. Diese Leute schieben unbewusste Ängste die sie vor ihrem eigenen Schatten haben und projizieren sie dann nach außen (China, Putin, Iran, Kim…). Kinder und nie erwachsen gewordene Große, machen das so. Da hilft nur absetzen! Das geht sonst immer so weiter – wird eher noch schlimmer.
 
Herzliche Grüße!
Frank Kanera


16. Leserbrief

Liebe Readktion,

“ehemals links-pazifistisch” trifft auf die taz nicht ganz zu. Links war sie, aber pazifistisch war sie nicht.

Schauen Sie mal unter: “taz waffen für el salvador”.

Am 20.1.1992 schreib die taz:

“Die taz beendete am Wochenende eine Spendenkampagne, die sie vor über elf Jahren begonnen hatte. 4.737.755,10 DM wurden insgesamt für die Guerilla El Salvadors gesammelt. Das letzte Geld wurde jetzt in Mexiko der FMLN übergeben, die vor kurzem einen Waffenstillstand mit El Salvadors Regierung schloß.”

Grüße
Franz Nagel


17. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger, geschätzte NachDenkSeiten-Macher,

ich habe den Aufruf von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer „Manifest für den Frieden“ unterschrieben. Gut ging und geht es mit nicht dabei. Der Satz „Die von Russland brutal überfallene ukrainische Bevölkerung braucht unsere Solidarität“ stimmt selbst mit dem, was die NachDenkSeiten immer wieder bringen, nicht überein. Diese Erzählweise, die Russland als den einzigen und bösartigen Schuldigen hinstellt, widert mich an und ich frage mich, wie sich die von mir sonst sehr geschätzte Frau Wagenknecht zu solcher Formulierung hat hinreißen lassen. Der Erfolg dieses Manifestes zeigt, dass viele mit der Regierung und der Kriegshetze nicht einverstanden sind. Der Erfolg könnte aber vielleicht noch viel größer sein, gäbe es diesen unangebrachten Satz nicht. Ich habe den Aufruf zur Unterschrift wegen des beschriebenen Satzes nicht weitergeleitet und ich weiß von einigen Personen, dass sie dieses Manifest deshalb nicht unterschrieben haben.

Herzliche Grüße
Ilse Bleier


18. Leserbrief

Herr Berger,

ich staune und begrüße dieses Manifest, aktuell 409300 Unterschriften, in nur vier Tagen.

Ein Beispiel übrigens, wie feministische Außenpolitik eben auch aussehen könnte, wenn sie nicht

  • von vorn bis hinten amerikanisch indoktriniert,
  • von der eigenen Rüstungslobby befeuert und
  • durch und durch moralisiert wäre (ein Verdienst der deutschen Grünen).

Man begreift jetzt erst nach und nach, wie weitsichtig Nietzsche in seinem 1886 erschienenen Buch “Jenseits von Gut und Böse” war, dem historisch (das hat er nicht mehr miterlebt) zwei Weltkriege folgten und denen sich nun ein dritter anschließen könnte. Er hatte darin das Moralisieren zwischen Gut und Böse, die er zwei Synonyme desselben nannte, als eine der wesentlichen Ursachen erkannt, warum der Mensch seine Konflikte immer wieder in Form von Kriegen austrägt, sprichwörtlich ums Verrecken. Er kann offenbar nicht anders, wenn er sich auf der Moralschiene bewegt. Und natürlich hat man ihm anschließend seine Forderung nach Abkehr von dieser Art Moralität als schlichte Unmoral ausgelegt und verurteilt.

Ja, sicher, Meckerer gibt’s viele. Heute früh in der Berliner Zeitung der Herr Münkler: ein “Gewissenloses Manifest”, das den Unterschied “zwischen Angriff und Verteidigung nivelliere”. Man möchte Herrn Münkler, der ja sogar emeritierter Professor ist, antworten, daß es ein paar Hunderttausend toten Zivilisten (und Soldaten nicht minder) und deren Angehörigen am Ende wahrscheinlich ziemlich egal ist, ob sie im Moment des Todes als Aggressor angegriffen oder rechtmäßig verteidigt haben oder nur dummerweise irgendwie dazwischen geraten sind, als Kind beispielsweise, und ob, wenn es schon eine mit allen Mitteln zu unterstützende Verteidigung war, diese um ein Land, eine Nation, um eigene Werte oder eventuell um eingeredete, gekaufte, fremde Interessen ging, gar um die westliche Demokratie oder Freiheit. Da wird’ s nämlich schnell kompliziert. Zugegeben, nicht für die deutschen Grünen, man muß sie ja bewundern für so viel Klarheit, die sie haben.

Bleibt zu wünschen, daß die angekündigte Demonstration ein Erfolg wird und sich womöglich daraus ein neues Selbstbewußtsein schöpfen läßt. Es wäre an der Zeit.

T.M.


19. Leserbrief

Ja, genau, danke Jens Berger.

Kreuzritter, wie es sie in diversen Kreuzzügen nach der wohl bekanntesten Kreuzigung mehrmals in der Geschichte gab.

Warum “Kreuz” und dann noch “Ritter”?

Weil sie Kreuz als Zeichen trugen. Und wie es überliefert wurde, im Namen des Kreuzes…  im Namen des Gekreuzigten! mordeten und raubten… dabei hat sich bis weit in unsere Gegenwart hinein kaum einer mit der im Text zitierten “Bergpredigt” jemals beschäftigt. Und warum der Mann damals überhaupt gekreuzigt wurde…

Lesen müsste man.

Konnte damals selten einer und wenn, dann lange Zeit nur wenn sie Latein konnten.

Ja, lesen müsste man können.
 
So edel, wie manche dieser “Ritter” auch dargestellt wurden und dessen bemühte sich die mündliche Überlieferung, später die Romanwelt, die noch spätere Filmindustrie und heute unsere lieben Medien reichlich. Nebst der Gebrüder Grimm, mit ihrem “Es war einmal…” und nicht zu verachten, mit dem “… und wenn sie nicht gestorben sind…” 

Will uns das was sagen?
 
Ritter? Auch ritterlich? Sprich “edel”? Wohl kaum.

Genauso wenig wie das Geschehen in der Handlung der Geschicht’, wo es von Blutvergiessen, Gemetzel, schrecklichen Erlebnissen und anderen Greueltaten nur so wimmelt.
 
Einsam sind da Einzelne, wie der Jäger in einem dieser Märchen, der es wagte, nicht das Herz des Mädchens zu bringen… doch da stand eine vor’m Spiegel und wälzte ihre Seele im spiegelgehauchten: “du bist die Schönste im ganzen Land!”
 
Da heisst es doch auch “Gottes Wege sind unergründlich”. Die der Kriegsprofiteure offenbar auch. Die sich, wie soll’s anders sein (?) offensichtlich für Götter halten.

Bedauerlicherweise auch immer wieder jede Menge, ja Massen von, wohl aus verschiedenen Gründen Ahnungslosen finden, die sich der Euphorie nicht entziehen können. Und immer wieder eine “neue” Form von “Unschuldigen, Edlen, den Guten, den Reinen, den unbeirrbaren Sesselritter”, im Grunde aber Nachplapperer ohne Sinn und Verstand.
 
Was ist denn wirklich so schwer zu verstehen? Das Wort Frieden oder wie man’s, pardon frau herstellen könnte? Echt jetzt?
 
Dann auch noch dreist zwei beherzten, mutigen Frauen und, bitte nicht verschweigen!, einem Mann, der weisst, wovon er spricht, wenn es um Krieg geht! irgendwas absprechen und dann auch noch “vorschreiben” wollen, was “gut” ist?!

Was genau?

Dass es sich nicht “lohnt” Friedensverhandlungen zu führen?
 
Wäre damit die Zahlung eines Artikels, die er/sie sehr wohl für die überteuerte Mitte in der Hauptstadt braucht gefährdet?

Sehr wahrscheinlich.

Na dann los.

Wie wäre es mit ‘nem Artikel über den verurteilten Friedensaktivisten? Wegen Volksverhetzung? Der maßt sich aber auch was an! Frieden, Pazifismus, bekundet sogar verstehen zu können. Unglaublich, der traut sich was. Will das keiner lesen? Meint die Redaktion oder wer? Nicht sensationslustig genug?

Oder über Parteienprogramme?

Über den Wortlaut vom Grundgesetz, der Verfassung vielleicht?

Ups. Da muss man ja lesen (können).
 
Wenn es sich also nicht “lohnt” gegen Kriegs-und Volksverhetzung, gegen noch mehr Mordwaffen, noch mehr blinden Fanatismus der “Guten”… eine klar definierte Friedenspetition zu unterschreiben, was “lohnt” sich demnach?

Das Lügengespinnst der “Kreuzritter” aufrecht zu erhalten?
 
Wie verblendet muss man eigentlich sein, um das nicht kappieren zu können?!
 
Meine Oma würde sagen: Schämen sollten sie sich, abgrundtief!, auch all’ die angeblichen Feministinnen, die weder den Sinn, noch die Bedeutung von Emanzipation und Feminismus verstanden haben oder, noch schlimmer, wohl der “Miete” wegen, Hass, Mord und Vernichtung in die Welt posaunen.
 
H.L.


Anmerkung zur Korrespondenz mit den NachDenkSeiten

Die NachDenkSeiten freuen sich über Ihre Zuschriften, am besten in einer angemessenen Länge und mit einem eindeutigen Betreff.

Es gibt die folgenden E-Mail-Adressen:

Weitere Details zu diesem Thema finden Sie in unserer „Gebrauchsanleitung“.

Rubriken:

Leserbriefe

Schlagwörter:

Die NachDenkSeiten sind für eine kritische Meinungsbildung wichtig, das sagen uns sehr, sehr viele - aber sie kosten auch Geld und deshalb bitten wir Sie, liebe Leser, um Ihre Unterstützung.
Herzlichen Dank!