Hinweis: Prantl (SZ) interviewt Lafontaine

Albrecht Müller
Ein Artikel von:

Ein recht interessantes Interview, vor allem deshalb, weil ein beachtlicher Teil der Zeit im Aufarbeiten der Vorurteile drauf geht, die auch der verehrte Heribert Prantl wiedergibt oder selbst drauf hat. Eines davon berührt mich persönlich: der Vorwurf an Lafontaine, er habe 1999 hingeschmissen.

Ich habe als Mitarbeiter Willy Brandts 1970 bis 1974 beobachtet, wie dieser systematisch von seinen eigenen Leuten und bei Gebrauch der gegen ihn eingestellten Medien fertig gemacht wurde und dann im Mai 1974 den Bettel wegen des lächerlichen Vorgangs Guilleaume hinwarf.
Und dann habe ich bei Lafontaine beobachtet, wie man die Hatz auf ihn begann und wie er vermutlich über die Schröder-Blair-Schiene von der britischen Sun zum gefährlichsten Mann Europas hochgespielt wurde. Deshalb kann ich gut versehen, dass Lafontaine 1999 aufgegeben hat. Da kann man allenfalls noch darüber streiten, ob er auch den Parteivorsitz abgeben durfte. Aber auch das ist müßig, weil die Kampagne gegen das Behalten des Parteivorsitzes schon absehbar war. Was hätten sie da losgetreten: Schröder dürfe nicht den Fehler von Schmidt machen, und den Parteivorsitz in den Händen seines Konkurrenten belassen. Lauter Unsinn. Dass Willy Brandt den Parteivorsitz 1974 behielt, war Helmut Schmidts Glück, denn andernfalls hätte er schon 1976 gegen Kohl verloren, weil er wie auch Schröder unfähig unwillig war, die nötige Breite der SPD darzustellen, und nicht sah, das die SPD auch einen linken Flügel braucht, wenn sie über 40% kommen will. Seit dieser Erfahrung weiß ich, dass die rechten Sozis wie die Seeheimer und das Netzwerk einfach doof sind. Dass ein als aufgeklärter Journalist wie Prantl den ganzen Unsinn nachbetet, ist schon erstaunlich. Auch ich kenne die Schwächen Lafontaines. Aber die kommen im Interview nicht ausreichend zur Sprache. Die Stärken sowieso nicht.

Quelle: SZ

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