Leserbriefe zu „Christliche Rhetorik, neoliberale Härte – Friedrich Merz und die Entkernung des Sozialstaats“

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In diesem Beitrag kommentiert Detlef Koch die Rede von Bundeskanzler Friedrich Merz im Deutschen Bundestag vom 17. September 2025. Er habe „mit schamloser Wortakrobatik die Schleifung des Sozialstaats als Akt der Fürsorge etikettiert“. Die Rede klinge wie „ein Rettungseinsatz“ für die wirklich Bedürftigen. Merz gebe den „besorgten Landesvater“ und spreche vom Zusammenhalt, doch „seine Politik der sozialen Grausamkeit“ zeuge von „emotionaler und moralischer Leere“. Die christliche Rhetorik sei jedoch lediglich Fassade. Denn: Der Sozialstaat werde entkernt. Wir danken für die interessanten Zuschriften, die wir dazu erhalten haben. Hier folgt nun eine Leserbrief-Auswahl, für Sie zusammengestellt von Christian Reimann.

1. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Koch,

Wenn jemand wie Kanzler Merz kein Mitgefühl, keine Empathie und kein Mitleid mit der eigenen Bevölkerung hat, dann kann man sich vorstellen wie seine Gefühle für Palästinenser, Russen Chinesen, Iraner und Flüchtlinge sind.

Geostrategen haben kein Interesse an Menschenleben, nicht für 10 Menschenleben und nicht für 30 Millionen.

Von fehlender Empathie bis zum Entstehen von Hass ist es nur ein kleiner Schritt.

Es bleibt ein Rätsel wie solche Menschen es zur Spitze der Macht schaffen und was Menschen dazu bringt solche Menschen zu wählen.

Mit freundlichem Gruß
Patrick Janssens


2. Leserbrief

Liebe Leute von den Nachdenkseiten,

einen Tag nach der Bundestagswahl im Februar hatte ich einen Leserbrief zur Wahl geschrieben, in dem ich mich im Wesentlichen auf Friedrich Merz fokussiert hatte. Seitdem er im Amt ist, sehe ich jeden Tag meine schlimmsten Voraussagen aufs beste bestätigt, wobei euer Beitrrag von gestern auch dazu beiträgt.

Ich denke, dass mein Brief dazu passt und Ich würde mich freuen, wenn ihr meinen Brief auch bei euch veröffentlicht (im Anhang).

Mit bestem Dank für eure tolle Arbeit und den besten Grüßen
Ernst-W. Belter

Anhang: Leserbrief zu „CDU-Sieg bei Fiasko für SPD“ vom 24.02.2025


3. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Koch,

Wie kann es sein, dass ein Volk zum eigenen Schaden einen Mann wie Friedrich Merz zum Bundeskanzler wählt?

Merz hat seinerzeit für die Veräußerung der WestLB ein tägliches Honorar von € 5.000 kassiert, was bei 20 Arbeitstagen/Monat 100.000 Euro ergibt.

https://www.efinancialcareers.de/nachrichten/2011/04/von-wegen-gierige-banker-friedrich-merz-kassiert-fur-unmogliche-verauerung-der-westlb-5000-euro-pro-tag

Für den Blackrock-Vorstand Merz dürften dies allerdings nur Peanuts gewesen sein, zieht man in Betracht, dass er im Zuge dieses Amtes heute zum mehrfachen Millionär avanciert ist.

https://www.campact.de/bundestagswahl-2025/merz-millionaer/

Hier der himmelschreiende Kontrast: Für Alleinstehende beträgt der Regelsatz des Bürgergeldes monatlich 563 Euro und für Paare je 506 Euro.

Wenn es nach Herrn Merz geht, sind diese Sätze noch zu hoch und dürfen unter keinen Umständen erhöht werden.

Dass ein Multimillionär wie Merz kein Herz für diejenigen hat, die nicht wie er auf der Sonnenseite des Lebens stehen, ist nicht anders zu erwarten; dass aber sein Koalitionspartner SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands) und dessen Minister und Abgeordnete auf diesen Zug aufspringen, um ihre Posten und Pfründe zumindest für diese Legislaturperiode nicht zu gefährden, ist m.E. der eigentliche Skandal. Von der Linkspartei hört man Protest, der diesen Namen nicht verdient, und die AfD hat als seinerzeit von der CDU abgespaltene Partei immer noch große Teile von deren neoliberalem Parteiprogramm auf der Agenda, und für die GRÜNEN ist das Klima wichtiger als das Wohlergehen der Abgehängten.

Alles in allem ein riesiger Skandal auf Kosten der Ärmsten. Das Grundgesetz, wonach Deutschland ein sozialer Rechtsstaat ist, wird hier, wie auf so vielen anderen Gebieten, ausgehöhlt, ohne dass nennenswerter Widerstand in Sicht ist.

Mit besten Grüßen
G. Fernekes


4. Leserbrief

Liebe NDS,

Die Analyse dieses Artikels zu Merz ist hervorragend gelungen. Friedrich Merz oder “Pinnochio-Fritze”, wie ihn einige nennen, unser Bundeskanzler ist eine selbstgefällige, arrogante Person mit einem schäbigen, absolut miesen Charakter. Sein Verhalten gegenüber einem Obdachlosen vor einige Jahren, der ihm einen verlegten Gegenstand zurückbrachte, war eine vollständige Topographie der Persönlichkeit dieses eingebildeten Politikers: ein empathischer Flatliner! Woher soll auch mehr kommen? Aufgewachsen in einem bürgerlichen Haushalt, in dem der Nazi-Faschismus konserviert und verborgen hochgehalten wurde. Wenn Merz an das Pult tritt, sehe ich einen altgewordenen, geltungsbedürftigen und narzistischen Abiturienten – einen Anzug ohne Inhalt – und einen, der heute wieder in die Führungsriege von Hitler’s NSDAP und SS passen würde, wie sein Großvater.

Wir analysieren die Situation immer wieder, besser denn je und wir empören uns immer wieder mit neuen Worten. Aber wir schaffen es nicht, diese asozialen, soziopathisch veranlagten Typen mitsamt ihrem Gefolge aus der politischen Landschaft zu entfernen! Die Deutschen gehen immer von sich aus und verstehen nicht, dass es in den Blockparteien vermehrt Personen mit diesen Charakterprofilen gibt.

Ich lebe heute in der Umgebung von Städten mit einem Anteil von über 90% fremder Mitbürger – Asylanten und Migranten. Die Städte sind heute bereits Ghettos. Es sind aber die Reste der deutschen Bevölkerung, die in diesen Ghettos leben, völlig abgeriegelt von fremden, inkompatiblen Kulturen, die sich den Staat zur Beute gemacht haben. Die Städte sind schmutzig, unaufgeräumt, ungepflegt und auf dem Weg in die Verslummung. Geschäfte und Cafes sind geschlossen. Der Eingang zu Parkhäusern sind verpisste Toiletten, die einem den Atem rauben. In Nischen und Ecken auf Plätzen haben sich zwangsbedingt Obdachlose eingerichtet. Die Qualität, die Deutschland mal ausmachte, gute Organisation, Disziplin, friedlicher Umgang, Verhalten nach Regeln, Sauberkeit sind “ziellosem Gewusel” gewichen. Ich kann Großstädte in meiner Umgebung nicht mehr nutzen und muss auf Großmärkte in der Peripherie ausweichen.

Dieser Bundeskanzler redet von mehr arbeiten. Wo, wenn die deutsche Wirtschaft pleite geht und immer mehr qualifizierte Arbeitsplätze verschwinden. Immer mehr Gutausgebildete wandern mit der Industrie ins Ausland. Deutschland ist heute in Teilen bereits eine “turnbeschuhte Pump- und Turnhosen” gekleidete Gesellschaft, die von Sozialleitungen und Kindergeld lebt. Geschäfte und Kaufhäuser sind Ramschbuden. Gearbeitet wird immer mehr in der “Underground Economy”. Mit denen will dieser geistig eingetrübte Kanzler Deutschland wieder aufbauen. Das ist so etwas von lächerlich.

Von unserem Leser R.O.


5. Leserbrief

Guten Morgen,

Detlef Koch fordert Empathie ein. Doch woher nehmen, wenn die Betreffenden nicht einmal wissen wie “Mitgefühl” geschrieben wird?

Dazu mein Meinungsbeitrag.

[Text]

Es gibt Mythen, die nicht auszurotten sind. Drei Beispiele seien dafür genannt.
Mythos 1: Ganz oben in der Hitliste finden wir folgende Aussage: „Die CDU/CSU ist eine christliche Partei“. Wer glaubt denn so etwas? Das Pfarramtdummchen aus Bodenmais im Bayerischen Wald, welches Hochwürden die Kirche putzt, ist davon zutiefst überzeugt. Schließlich hat sie in vier Schuljahren auf der Klippschule gelernt, dass die Obrigkeit von Gott eingesetzt ist und deshalb christlich sein muss.
Der Aufklärer meint: Stellen Sie sich vor, sie haben ein Volk dass zu 50% aus Nazis besteht, die alle nichts gemerkt, gewusst und nur Befehle ausgeführt haben. Wie schaffen Sie es, diese verirrten Lämmer für eine Clique aus Machthungrigen, Großgrundbesitzern, Kriegsgewinnlern, und SS-Schreibtischtätern zu stimmen? Sie geben sich einfach christlich. Denn eine der Voraussetzung ist, dass man als Christ vergeben muss. Darum vergab das westdeutsche Volk dieser Clique und war es zufrieden, dass es für die eigenen Verbrechen nicht zur Verantwortung gezogen wurde. Der Duzfreund Adenauers, Robert Pferdmenges, verkündete in den Fünfziger Jahren öffentlich, dass man es mit dem „christlich“ in der Union nicht so genau nehmen sollte. Er knüpfte an ein ähnliches Zitat des NS-Gauleiters Mutschmann vor sächsischen Industriellen an, wo Mutschmann meinte, das „sozialistisch“ in der NSDAP diene nur dazu, die Stimmen der Arbeiterschaft abzufischen.

Mythos 2: „Wir haben 1948 alle mit demselben Geldbetrag (Kopfgeld) angefangen dieses Land wieder aufzubauen.“ Nun, glauben das tatsächlich die meisten Westbürger. Wer Zeitzeugen befragte, der wurde belehrt, dass das Geld damals nichts wert war, Waren, ertragreicher Grund und Boden und Verbrauchsgüter stellten die Vermögensgrundlage dar. Alles dies gab es nämlich erst nach der Währungsreform für harte D-Mark. Zuvor waren sie gut versteckt in geheimen Lagern. Stattdessen wurde getauscht, auf dem Schwarzmarkt gehandelt und vor allem gehungert. Die CDU/CSU sorgte sich um ihre Klientel, den Eliten, welche die Nazis gefördert hatten und mittels Zwangsarbeitern im Krieg ihre Vermögen vervielfachten und nun in den Genuss der „sozialen Marktwirtschaft“ kamen. Womit wir bei der nächsten Legende angelangt sind.

Mythos 3: Ludwig Erhard und seine „soziale Marktwirtschaft“. Sie wird mit viel Pathos und Rednerspucke von Oberstudienräten im Politikunterricht den Schülern eingebimst. Sie ist heilig. Wer sie „erfunden“ hat wird dadurch „heilig“ gesprochen. Dieser Heilige, der die Bundesbürger als „Pinscher“ beschimpfte, als es mit diesem trojanischen Pferd nicht mehr so gut lief, hatte diese Idee von seinem Lehrer abgekupfert und bereits während der Nazizeit mit „Spitzenkräften des SS-WVHA“ für die Nachkriegszeit diskutiert. Siehe da, nach der erfolgreichen Verdrängung der Ära des 3. Reichs, die ein ehemaliger CDU-Politiker als „Vogelschiss“ beschrieb, entfaltete die „soziale Marktwirtschaft“ ihr wahres Ziel. Die Vermögen der hauchdünnen Oberschicht, die es sich während der Nazizeit gutgehen ließ, durch Arisierungen sich unrechtmäßig und menschenverachtend bereicherte, wurde durch das soziale Gewissen von CDU/CSU vor dem Zugriff des lausigen Pöbels, der sich in seiner Gaunersprache Begriffen wie „Enteignung“, „Allgemeingut“, „Besteuerung“ und anderer stalinistischer Kampfparolen bediente, zuverlässig geschützt. Um dieses Volk ruhig zu stellen, stand man dieser Canaille ein Mindestmaß an Sozialklimbim zu. Unter dem Vorbehalt: „Wir können uns das eigentlich gar nicht leisten. Wir leben über unsere Verhältnisse“, wurden diese Almosen als christliches Verhalten der wertebasierten Union verpackt. Vergessen ist längst, dass es dieser Erhard war, der von den Bundesbürgern forderte nicht mehr weite Urlaubsreisen nach Italien oder Spanien zu unternehmen und stattdessen zugunsten des Staatswohls die leider notwendigen Urlaubstage auf Balkonien zu verbringen.

So bleibt nach der Zerstörung dieser wundersamen Mythen eine Vereinigung zurück, die mit emotionalen Begriffen wie „Empathie, soziale Gerechtigkeit, Gleichheit im Sinne des Grundgesetzes, Wohlfahrt im Sinne des Grundgesetzes, Bildung und Erziehung zu verantwortungsbewussten Staatsbürgern nichts gemein hat. Sämtliche humanen Eigenschaften werden verleugnet. Es handelt sich daher im wahren Sinne des Wortes um „Asoziale“. Im Jahr 1928 schrieb Gottfried Benn in seinem Gedicht „Außenminister“: „…Im Ernst, Charakter haben die Hochgekommenen ganz bestimmt – nicht wegen etwaiger Prozesse – sondern er ist ihr moralische Sex-Appeal!“

Wie muss es dann um diese Politiker, welche die höchsten Ämter bis zum Kanzler bekleiden, bestellt sein, wenn sie noch nicht einmal über die letztgenannte Eigenschaft in Benns Gedicht verfügen?

Von unserem Leser S.E.

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