Leserbriefe zu “Presseclub und Wehrpflicht: Debatte unerwünscht”
In seinem Beitrag kritisiert Marcus Klöckner die ARD-Sendung „Presseclub“ vom 19. Oktober 2025 zur Wehrpflicht. Obwohl sich der Presseclub laut Eigendarstellung durch Vielfalt an Meinungen und kritische Diskussion auszeichnen soll, klaffen Selbstwahrnehmung und Realität weit auseinander. Statt kontroverser Debatte wurden ausschließlich militaristische Sichtweisen vertreten; Grundannahmen wie die Bedrohung durch Russland oder die Notwendigkeit eines Bundeswehr-Ausbaus blieben unhinterfragt; kritische Stimmen fehlten ebenso wie journalistische Einordnung oder Widerspruch. All das spiegelt sich auch in den Reaktionen der Zuschauer wider, wie die Tweeds zur Sendung belegen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk verfehlt – nicht nur in dieser Sendung sondern auch in zahlreichen anderen – somit seinen Auftrag zur ausgewogenen Meinungsbildung und macht sich zum Sprachrohr der Politik. Unser Autor sieht darin ein ernstes demokratisches Problem. Wir danken unseren Lesern für interessante Zuschriften, die Ala Goldbrunner für Sie zusammengestellt hat.
1. Leserbrief
Sehr verehrte Redaktion,
der Beitrag von Marcus Klöckner zum Presseclub in der ARD hat mir wieder mal bestätigt, dass es nur eine Meinung (Staatsmeinung?) geben darf.
Jeder, der sich zu diesem Thema kritisch äußern könnte, wird gar nicht erst eingeladen. Es sind immer wieder dieselben Medien, die ihre bezahlten Sprechpuppen senden dürfen.
Im Gegensatz dazu habe ich noch einen Presseclub in Erinnerung, bei dem Eric Bonse eingeladen war und nicht so ganz mit der Meinung der anderen geladenen “Qualitäts”-Journalisten übereinstimmte.
Seitdem habe ich Eric Bonse nicht mehr im Presseclub gesehen.😠
Und weil ich alle Ihre Beiträge und Videos so absolut wichtig erachte und möchte, dass Sie auch weiterhin die 4.Gewalt im Staate repräsentieren, habe ich meinen Dauerauftrag nochmals etwas erhöht.
Viele Grüße und weiterhin diese erfolgreiche Berichterstattung, Ihre Leser werden immer….
Ihr treuer Ulrich Schneider
2. Leserbrief
Hallo, werter Herr Klöckner,
als Schüler habe ich im Geschichtsunterricht nie verstanden wie es möglich war, dass in den Dreißigerjahren des vergangenen Jahrhunderts ein missgestalteter, schnauzbärtiger und brüllender Crétin das Gros der Deutschen verhetzen, für sich einnehmen und zu fanatischen, blinden und kriegstüchtigen Dienern totalitärer Herrschaft machen konnte. Und dass dieser dann ebendieses Volk sehenden Auges in die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs zu treiben vermochte – mehr noch, dass er so nebenbei die Vernichtung Russlands propagieren und die Ausrottung der ‚rassisch Minderwertigen‘ verkünden konnte, um den vorgeblich überlegenen deutschen ‚Ariern‘ den ihnen zugedachten ‚Lebensraum im Osten‘ zu verschaffen. Auch dass sich nur wenige fanden, die aus der Reihe tanzten, diesem Wahnsinnigen trotzten und ihm zuriefen: Halte inne!
Nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Debatte um den Ukrainekrieg und die Wiedereinführung der Wehrpflicht habe ich jedoch zu verstehen gelernt, wie selbst im demokratischen Staat die Menschen von stromlinienförmigen Karrieristen (von Politikern, Journalisten – auch jenen des ÖRR) manipuliert werden können; und wie sie durch Einseitigkeit der Berichterstattung, durch Kriegsrhetorik, Propaganda und Ideologie verführt und als Unterstützer für einen Krieg, der nicht der ihre ist und der sich ihnen hinsichtlich seiner geopolitischen Hintergründe und Einflussfaktoren auch nicht erschließt, emotional überwältigt und eingeschworen werden können. Der Presseclub zum Thema Wehrpflicht vom vergangenen Sonntag ist/war hier nur ein Beispiel von vielen.
Der manipulative Trick besteht heute darin, die regierungsamtlichen Positionen (die ‚richtigen‘ Bilder, garniert mit den ‚richtigen‘ Texten und in der Manier einer Frontberichterstattung) als die unumstößlich wahren darzustellen. Und diese, begleitet von passender Mimik und Gestik seiner Verkünder, sodann trommelfeuergleich und in Endlosschleife (im Staccato) dem ‚Plebs‘ in die Gehirnwindungen einzutrichtern (ihn auf diesem Wege einer Gehirnwäsche zu unterziehen, ohne dass dieser sich deren bewusst wird). Diese Manipulation (man könnte auch von Massenverdummung sprechen) wird tagein und tagaus praktiziert. Der Wahnsinn wird auf diese Weise voll auf Durchzug geschaltet und der eigenen Bevölkerung in der immergleichen Leier verkauft. Immer und immer wieder wird so getan, als wäre das gut für sie und nur sie seien die Guten. Eine alternative Betrachtungsweise? Fehlanzeige!
Vor diesem Hintergrund ist es immer wieder erfrischend, Ihre sachkundigen Beiträge und Stellungnahmen in den Nachdenkseiten zu lesen.
Fritz Kobras
Aschaffenburg
3. Leserbrief
Moin Herr Klöckner,
in Bezug auf das “Losverfahren” beim Wehrzwang schreiben Sie:
“In der Diskussion um die Wehrpflicht hat es nicht darum zu gehen, ob sich junge Menschen als „Verlierer“ oder „Gewinner“ „fühlen“.”
Emotionen sind stets Teil der politischen Debattenkultur in der Bevölkerung. Deshalb halte ich es für wichtig, die Menschen auch auf emotionaler Ebene abzuholen mit dem Versuch, die Diskussionen zu versachlichen. Völlig richtig fühlten sich die meisten Menschen, die ein “Los” zur Einberufung erhielten, als “Verlierer”. Um auf die Sachebene zu kommen, müsste im Anschluß über die Sinnhaftigkeit des Wehrdienstes an sich, der Grundlage für das “Losverfahren” ist, diskutiert werden — was freilich der “Presseclub” auslässt.
Der Ausspruch von Julia Weigelt, “Je schneller wir aufhören, das tote Pferd der Wehrpflicht zu reiten, desto eher können wir anfangen, wirkliche Maßnahmen zu treffen, um mehr Zeit- und Berufssoldaten zu bekommen”, ist ambivalent: Einerseits ist es durchaus korrekt, den Wehrzwang als “totes Pferd” zu bezeichnen, von dem es abzusteigen gilt. Andererseits reitet Frau Weigelt aber genau dieses Pferd weiter, weil der Wehrdienst an sich nicht in Frage gestellt wird, egal, ob freiwillig oder nicht. Denn: es geht ja gerade um diesen einen Fall, wenn es nicht genug Freiwillige gibt. Man kann den Menschen in einem Land aber auch jegliche berufliche Perspektive durch Deindustrialisierung und Schleifung der Sozialsysteme, wie sie gerade Bundeskanzler Merz vorhat, nehmen, um die so verelendeten Menschen mehr oder weniger zu zwingen, einen besser bezahlten Wehrdienst zu leisten, der die staatlichen Lücken der sozialen Sicherungssysteme wie Rente und Krankenversicherung füllt. Auch das schwingt in der Aussage von Frau Weigelt mit, ob freiwillig oder nicht. In den USA herrschen aktuell solche Zustände; jegliche Verbesserung wie “Obamacare” wurden torpediert.
So manch Einer ist da noch “radikaler” in der Friedensfrage: Wenn ein Land überhaupt keine Armee hat, dann erliegt es auch keiner Versuchung, jemals gegen ein anderes Land Krieg zu führen. Umgekehrt erhöht Aufrüstung und Personalaufstockung des eigenen Militärs die Wahrscheinlichkeit für Kriege. Aber auch davon: null, nichts in den Massenmedien irgendwo zu sehen. Stattdessen wird das Vorhaben “Krieg” mit dem Vorwand der “Abschreckung” verkauft.
Stimmen mahnen, daß die Abschaffung des Wehrzwangs in der Bevölkerung eine Billigung von völkerrechtswidrigen Angriffskriegen und widerrechtlichen Auslandseinsätzen der Bundeswehr begünstigt, denn: wer nicht gegen seinen Willen zum Militär geht, der kann sich anschließend auch nicht beschweren, wenn er entsprechend “verwendet” wird. Die USA zogen diese Lehre unter anderem aus dem Vietnamkrieg, denn dort mußten Menschen gegen ihren Willen sterben, weil sie zwangsweise zum Militär geholt wurden, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, daß die Hinterbliebenen aufbegehren. So gesehen könnte eine Wiederauflage des Wehrzwangs zum Gegenteil dessen führen, was die Bundesregierung vor hat: Proteste gegen einen Krieg gegen Russland anstatt Zustimmung, aller Propaganda zum Trotz. Vielleicht sollte die Bundesregierung darüber nachdenken, alle wehrfähigen Menschen einzuberufen? Dann wäre das Protestpotential am größten.
Ansonsten volle Zustimmung:
Das, was der ÖRR mit seinem “Presseclub” abliefert, ist nichts anderes als einseitige “Bericht”-Erstattung im Stile von Lanz et al. — der ÖRR bleibt bei dieser Linie, was der Beweis dafür ist, daß genau das auch so gewollt ist. Ein Versehen ist es ganz bestimmt nicht, denn die Auswahl der Gäste, die Auswahl der Meinungen, die sie haben, und auch die Auswahl der Einzelpersonen wie Wagenknecht, die von mehreren Gleichgesinnten, inklusive des Moderators, “gegrillt” werden: all das ist ganz bewußt so entschieden worden.
Mit freundlichen Grüßen,
Michael Schauberger
4. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Klöckner und NDS-Team,
Kann sich noch jemand erinnern an den Internationalen Frühschoppen der von 1953 bis 1987 Sonntags in der ARD lief?
Qualitätsvergleich mit dem Presseclub?
Die Tweets unter der Lupe.
Frauen in der Armee, da stellen sich Fragen. Sollen die im Kriegsfall voll an die vorderste Frontlinie? Was, wenn eine Frau schwanger wird? Totale Gleichberechtigung? Männer und Frauen gleichberechtigt verheizen für die Belange von Personen weitab der Front im Bunker oder im sicheren Ausland?
260000 Soldaten verlangen die NATO-Bündnispartner oder nur Trump, wer hat diese Zahl festgelegt?
Freiwillig töten lernen und getötet werden, wer?
Die Bundeswehr attraktiver machen? Wie macht man Töten lernen attraktiver?
Soldaten sollen die Würde des Menschen ernst nehmen. Da gibt es ja leuchtende Beispiele: die Armee von Israel ist ja bekannter Weise per Definition die humanste der Welt.
Wie das in Realität abläuft: Rekrutieren tut man dann besonders unter arbeitslosen Jugendlichen der ärmeren Schicht.
Losverfahren: zurück zum Paragraf 13 des Reichsmilitärgesetzes von 1874.
Wehrpflicht ist ja schon ein Euphemismus, müsste sich Kriegsdienstpflicht nennen. Abgeleitet aus der Propaganda, wir verteidigen uns nur, die anderen sind immer die bösen Angreifer.
Ein Tweet mit vollem Wahrheitsgehalt: Wehrpflicht in Deutschland hat massive Signalwirkung auf Russland. Starke Abschreckungswirkung.
Reaktion auf das massive Signal: Deutschland steigt in der Reihenfolge der Zielscheiben bis in die oberen Ränge. Ein Atomblitz und die Wehrpflicht ist manu militare ad acta.
Abschreckung ist eine Form der Drohung, somit nach UN Charta verboten.
6 Monate Wehrpflicht zu kurz? Am besten 3 Jahre = weniger Jugendarbeitslosigkeit, aber dann bitte kein Gejammere über Ausbildungsstellen / Lehrstellen die nicht besetzt werden.
3 Jahre Wehrpflicht braucht es bestimmt: effizient Töten lernen ist ja eine nicht zu unterschätzende Fachausbildung. Chirurgische Präzision lernen beim Töten von Menschen von heute auf morgen geht nicht. “Gut Ding” braucht Zeit.
Mit freundlichem Gruß
Patrick Janssens
Belgien
5. Leserbrief
Guten Tag,
Wehrpflichtlotto gegen Putin. Der Aufmacher gleich eine Hetzparole.
Damit ist eigentlich schon alles zum Format der genannten Sendung gesagt; ,,Debatte unerwünscht“.
Auch die Zusammensetzung der Akteure, eher fragwürdig. Woher die sogenannten Experten, zwei Damen und zwei Herren, nebst der unkritischen Moderatorin ihre Weisheiten und Erkenntnisse haben wollten, erschließt sich mir nicht.
Wieder einmal eine mehr oder weniger einheitliche Meinungsdarstellung ohne kritisches Hinterfragen der Thematik. Welche eigenen, fachlichen und gesellschaftlichen Recherchen haben die Akteure denn durchgeführt? Einordnen kann man das Ganze dann – außer Geschwätz und Spesen nichts gewesen.
Allerdings war es ein weiterer Propagandabaustein in Richtung Feindbilddarstellung Russlands und einer Aktivierung der Wehrpflicht, möglichst unter Einbeziehung der Frauen. Federführend und verantwortlich der öffentlich-rechtliche Rundfunk, in weiter Ferne seines eigentlichen Auftrags.
Mit freundlichen Grüße
Thomas Stöbe
6. Leserbrief
Skurril diese Veranstaltung, skurril in Zusammensetzung und Inhalt. Besonders skurril wenn eine “LisaMissLittle” über die Notwendigkeit einer Wehrpflicht schwadroniert.
A.R.
7. Leserbrief
Liebe NDS-Redaktion,
im Presseclub werden Statements von Nachrichtendiensten nachgeplappert, statt kritisch zu hinterfragen. Per Definition ist ein “hybrider Krieg” eine Mischform zwischen militärischen und nicht-militärischen Mitteln. Mit anderen Worten – wo kein echter Krieg, da ist auch kein hybrider. Die Bundeswehr braucht zur Landesverteidigung auch kein Feindbild, sondern eine Sicherheitsstrategie. Welche Kommission wählt eigentlich anhand welcher Kriterien die zukünftigen Soldaten aus? Wer soll die ausbilden? Wo kann man Ersatzdienst leisten? Wo werden die Soldaten untergebracht? Glaubt man wirklich, Russland würde mit Panzern und Haubitzen durch ganz Polen bis zum Brandenburger Tor fahren?
Viele Grüße
Michael Wrazidlo
8. Leserbrief
Sehr geehrte Damen und Herren der NDS,
beim Lesen des Artikels fiel mir auf, dass eine Moderatorin des Frühstücksfernsehens diesen hier besprochenen Presseclub geleitet hat. Daraufhin habe ich mir ma die Informationen zu dieser “Reichsrundfunksendung” besorgt. Daß der ÖRR eine reine Propagandasendung geworden ist, wo bei jeder Gelegenheit und in jeder Sendung Stimmung gemacht wird, ist ja bekannt.Fehlt eigentlich nur noch die Russlandfanfare bei jeder Sendung dieser Art. Der WDR, aus dessen Haus der Presseclub kommt, hat mit dem Moderator und Programmdirektor Jörg Schönenborn einen Mann an der Spitze des Presseclubs, der als Programmdirektor für Information, Fiktion und Unterhaltung zuständig ist. In dem Kontext ist der Presseclub natürlich goldrichtig. Soll ein bißchen informieren, enthält viel Fiktives und soll unterhalten. In diesem Kontext sieht man den Presseclub gleich mit anderen Augen und macht das, was man Sonntags mittags mit der Zeit besser anfangen kann: man macht ein Mittagsschläfchen. Kann ja im Hintergrund als Märchensendung der Presseclub laufen.
Vielen Dank für die erhellenden Artikel
Claus Hansen
Großenaspe
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