Die NachDenkSeiten haben Steinbrück auf dem Gewissen …

Albrecht Müller
Ein Artikel von:

meinte jetzt ein eher rechter Sozialdemokrat im Gespräch mit mir. Er überschätzt uns. Wir haben nur zweierlei getan: Erstens haben wir von Beginn an auf die mangelhaften Qualitäten des Kandidaten und seine Unfähigkeit, Wahlen zu gewinnen und die Grünen einzubinden, hingewiesen. Und wir haben zweitens rechtzeitig, nämlich schon Ende Oktober letzten Jahres, die SPD Führung aufgefordert, diesen Kandidaten nicht zu nominieren. Dann am 1. Januar haben wir quasi darum gebettelt, ihn zurückzuziehen. Wäre die Führung nicht so verstockt, dann säße die SPD und mit ihr das gesamte fortschrittliche Lager nicht so total in der Patsche. Von Albrecht Müller

Die neuesten Umfragen zeigen in Umrissen schon das Desaster:

  • Steinbrücks Ansehen rutscht bedrohlich ab. Siehe hier die Nachricht: „Steinbrück schon unbeliebter als Westerwelle“. Das muss man erstmal schaffen, Steinbrück hat das selbst zu verantworten und nicht die NachDenkSeiten. Wir sind nur der Bote des Unheils.
  • Bei der Sonntagsfrage steigt die Union, die SPD stagniert bzw. nimmt ab. (Sie müssen von rechts nach links lesen, um den zeitlichen Ablauf zu erfassen.)

Übrigens: Eine kleine Auswahl unserer frühen, rechtzeitigen Analysen zu Steinbrücks mangelhaften Qualitäten finden Sie hier in den NachDenkSeiten oder hier direkt beim „Freitag“ und hier und hier.

Unsere Warnungen sind von manchen Lesern möglicherweise als übermütig oder spielerisch betrachtet worden. Das ist eine Fehleinschätzung. Unsere Warnungen und auch unsere Empfehlung, den Kandidaten zurückzuziehen, gründeten in besonders guter Kenntnis der Person und der politischen Vorstellungen des Kandidaten. Wolfgang Lieb kennt ihn aus gemeinsamer Zeit in Nordrhein-Westfalen; ich habe als Ökonom seit langem beobachtet, wie wenig zutrifft, dass dieser Politiker ein kompetenter Ökonom sei.

Wo bleibt Sigmar Gabriel? Wann endlich wird der SPD-Vorsitzende seiner Verantwortung gerecht? Durchwurschteln hilft nicht mehr.
In unserem Beitrag vom 1. Januar haben wir Ersatz-Vorschläge zur Kandidatenfrage gemacht. Der Vorsitzende einer großen Partei wie der SPD muss doch Persönlichkeiten in Deutschland kennen, die in einer solchen Notsituation für eine Koalition aus Sachverstand und fortschrittlichem Lager zur Verfügung stehen – für den Fall, dass er, Gabriel, oder die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft nicht können oder nicht wollen.

Nachtrag zur Niedersachsen-Wahl am 20.1.:
Angesichts des Versagens der SPD-Führung bleibt vielen Sozialdemokraten in Niedersachsen am übernächsten Sonntag (20. Januar) nur noch die Alternative, die Linkspartei zu wählen. Damit wenigstens von daher Druck auf die Parteiführung entsteht.

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