Eine Anregung für Journalistinnen/en und Multiplikatoren – Willy Brandt und seinen 100. Geburtstag betreffend

Albrecht Müller
Ein Artikel von:

Ich möchte Sie auf eine Informationsquelle aufmerksam machen, die Ihnen bei Ihrer Meinungsbildung und ihrer publizistischen Arbeit zum Geburtstag von Willy Brandt am 18. Dezember 2013 helfen könnte. Es ist eine am 10. Dezember 2013 erscheinende Publikation mit dem Titel: „Brandt aktuell. Treibjagd auf einen Hoffnungsträger“. Sie können sich vorab hier informieren und als Journalistin oder Journalist gegebenenfalls mit Fahnen versorgen lassen. – Ich habe das Buch geschrieben, weil ich die Berichterstattung in vielen tonangebenden Werken nicht für fair halte. Sie stecken voll von Vorurteilen und beschädigen so auch Brandts Vermächtnis. Zu lernen wäre von ihm viel. Albrecht Müller.


Im Vorfeld des Jubiläums sind einige Bücher und in letzter Zeit dann in einigen Medien frühe Geburtstagswürdigungen erschienen. Einige Medienprodukte sind informativ und gut aufgemacht, teils mit Schwächen, fast schon mit systematischen Schwächen, die sich daraus ergeben, dass Historiker und andere geschichtsschreibende Personen allzu oft nur in Variation wiedergeben, was vorher von anderen geschrieben worden ist. Das wäre nicht besonders schlimm, wenn die historischen Werke nicht eine Schlagseite hätten, die unter anderem daraus folgt, dass Brandt schon seit 21 Jahren tot ist, während andere damals Beteiligte bei der Geschichtsschreibung in eigener Sache mitwirken können. Brandt kann das nicht.

Willy Brandt hat nur viereinhalb Jahre als Bundeskanzler regiert. Den Aufstieg zum Kanzler habe ich als Redenschreiber von Bundeswirtschaftsminister Karl Schiller und dann als Brandts Wahlkampfmanager miterlebt, den Niedergang dann als Leiter der Planungsabteilung im Bundeskanzleramt. Was heute darüber geschrieben wird, ist in wichtigen Teilen nicht richtig. Als im Spätsommer 2013 erkennbar wurde, dass auch die Geburtstagswürdigungen manche Schlagseite haben werden, habe ich mich aufgemacht, über die „Treibjagd auf den Hoffnungsträger“ Willy Brandt zu schreiben

Brandt war weit früher „erlegt“, als in vielen historischen Werken behauptet wird. Und vieles, was über sein Schaffen und die Art seiner Politik behauptet wird, trifft nicht zu. Ich nenne das üble Nachrede. Willy Brandt sei ein Teilkanzler gewesen, er habe nur die Ostpolitik im Kopf gehabt, ein Zauderer sei er gewesen, eigentlich ohne Leistung im Inneren, er habe seine Partei nach links rutschen und „verludern“ lassen, er sei depressiv gewesen und eigentlich schon deshalb nicht zum Kanzler geeignet. Depressiv – das ist die übelste Nachrede, weil man sich dagegen selbst kaum wehren kann..

Sein Schicksalsjahr war das Jahr 1972. In diesem Jahr hatte er einen furiosen Wahlkampf hingelegt und seine Partei vor der noch zwei Monate vorher drohenden Niederlage gerettet und auf 45,8 % gebracht. Das ist doppelt so viel, wie die SPD 2009 erreichte. Wahltag war übrigens genau vor 41 Jahren, am 19. November 1972. Zum Wahlkampf siehe die Dokumentation und Analyse hier: „Willy wählen’72. Siege kann man machen“.

Der Wahlsieg war unmittelbar nach dem Wahltermin verspielt. Brandt hat gesät, andere haben geerntet, indem sie während eines Krankenhausaufenthaltes von Brandt Koalitionsverhandlungen führten und den Wahlerfolg an den Koalitionspartner verschenkten. Ein rundum absurder Vorgang. Dem voraus ging eine politische Erpressung, die dazu führte, dass Willy Brandt als Bundeskanzler in der zweiten Legislaturperiode nicht mehr voll leistungsfähig sein konnte.

In der Berichterstattung zu diesen Vorgängen wird bisher nicht Klartext geredet. Die Zumutungen und Ungeheuerlichkeiten werden wie normale Ereignisse behandelt. In vieler Hinsicht Ausnahmen von der Regel sind die neuen Bücher von Egon Bahr und Peter Brandt.

Auch über einen anderen Vorgang wird nicht berichtet, nämlich über den Putschversuch des Großen Geldes: Mit einer massiven Werbekampagne versuchten rechtskonservative und finanzstarke Gruppen mit anonymen Anzeigen den Wahlsieg Willy Brandts zu verhindern. Nur seine beherzte Bereitschaft, den Vorgang offen beim Namen zu nennen, hat damals die SPD, Willy Brandt und im Grunde auch die einigermaßen demokratische Willensbildung gerettet. Diesen Putschversuch des Großen Geldes werden wir in der nächsten Zeit auf den NachDenbkSeiten dokumentieren.

Über diese Vorgänge berichte ich in meinem 160-seitigen Buch. Nutzen Sie diese Publikation für eine interessantere, ehrlichere und kritischere Betrachtung der Vorgänge im Umfeld des Geburtstages von Willy Brandt.
Ein bisschen Gegen-den-Strich-bürsten und damit ein bisschen mehr Gerechtigkeit für diesen großartigen Politiker und Menschen schadet dem Jubiläum und schadet Ihrem Medium nicht.
Über Rezensionen würde ich mich natürlich freuen. So weit es meine Zeit und die Arbeit für die NachDenkSeiten zulässt, bin ich selbstverständlich zum Gespräch und weiteren Informationen bereit.

Albrecht Müller: „Brandt aktuell. Treibjagd auf einen Hoffnungsträger“, 160 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen, 12,99 Euro, Westend Verlag, 10. Dezember 2013

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