An die 1.000 US-Militärbasen gibt es weltweit. Russland hat 20. Russland wird als „bedrohlich“ bezeichnet. Die USA nicht.

Ein Artikel von Frank Blenz

Es sind Gedanken um das Feindbild “Russland”, welches medial und im politischen Geschäft der Eliten tagtäglich gepflegt wird. Ein Zwischenruf von Frank Blenz. Albrecht Müller.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Manchmal lassen einem wenig aufwändige Recherchen im Internet zu Informationen kommen, die nahe legen, dass es sich vielleicht doch anders verhält, als einem erzählt wird wie in Bezug auf das „Feindbild Russland“ und die „Bedrohung aus dem Osten“, dem Mediennutzer durch hiesige Medien und Politiker als Bestandteil eines neuen „Kalten Krieges“ offeriert. Ein Blick auf die Internetseite Wikipedia zum Stichwort „Militärbasen im Ausland“ brachte Erstaunliches hervor.

Es setzt sich nach einer Medien-Pause fort: das Russland-Bashing vom Mainstream und von Politikern hierzulande. Es war kurz unterbrochen, wegen der Hysterie um die USA-Präsidenten-Amtseinführung gar in die Schlagzeilen-Warteschleife geraten: das Land der Bedrohung: Russland. Dem Mediennutzer, dem Bürger, wird eingehämmert, dass nix Gutes aus dem Putinschen Osten kommt, dass es einen Kalten Krieg gibt, verursacht von Putin und Co.. Ob bei ARD, beim ZDF, im Deutschlandfunk, bei 3 Sat ist davon zu sehen, zu hören, in deren Mediatheken nachzuverfolgen. Quellen braucht es nicht anzugeben, einfach die Sender ansehen und anklicken. Den einfachen Bürger, ich bin einer, ärgert das, er macht sich Gedanken, weil er auf diesen Feindbildschnellzug nicht aufspringen will. Ich unternehme eine Nachforschung aus Neugier und frage mich in Bezug auf den Aspekt „Bedrohung“: Was machen eigentlich die Amerikaner militärisch in Europa? Und als Gegenfrage: Wo sind die Russen in Europa, militärisch gesehen? Ich klicke im Internet herum, ich „google“…
 
Ich finde bei der Internetseiten-Suche nach dem Stichwort „Militärbasis im Ausland“ Aussagen zu den USA und zu Russland. So heißt es bei der Plattform „Wikipedia“ (zugegeben ein auch kritisch zu betrachtendes Medium): „Die Vereinigten Staaten unterhielten nach eigenen Angaben im Jahr 2008 761 militärische Einrichtungen aller Teilstreitkräfte (Army, Air Force, Navy, Marine Corps) im Ausland. Dies sind 14 % von 5.429 Einrichtungen insgesamt. Die Gesamtzahl der Stützpunkte, auf die die USA jederzeit zurückgreifen können, ist jedoch höher, da Basen, für die lediglich Nutzungsrechte vereinbart wurden, auf denen aber derzeit keine amerikanischen Soldaten stationiert sind, sowie etliche Militärbasen, etwa in Afghanistan und im Irak, in dieser Statistik nicht enthalten sind. Experten schätzten im Jahr 2004 die Gesamtzahl der Stützpunkte, auf die die USA jederzeit zurückgreifen können, auf ungefähr 1.000.“  
 
Nun schaue ich nach, für Russland heißt es ebenfalls bei Wikipedia: „Heute befinden sich schätzungsweise 25 russische Militärstützpunkte in neun ehemaligen Sowjetrepubliken.“ So sieht also das „weltweite“ militärische Engagement Russlands aus. Ich denke mir, dass „Wikipedia“ nicht zu den Quellen „alternativer Fakten“ zählt, wie das neuerdings heißt. Selbst bei einigen Abweichungen könnte davon ausgegangen werden, dass der Zahlenvergleich von etwa 1.000 zu 25 ziemlich deutlich macht, wie groß „eine russische, aggressive Bedrohung“ von 25 Basen ausgehend ist. Ich will es genauer wissen, vor allem die russische Seite interessiert mich, die ist ja die Bedrohungsseite, wie mir ständig erzählt wird.

Ich mache mir die Mühe und schreibe der Botschaft Russlands, ich will wissen, wie sich das mit den Basen der Russen verhält. Und siehe da, nach einem Tag erhalte ich Antwort: „Sehr geehrter Herr Blenz, derzeit ist Russland in 10 Ländern militärisch präsent, klassische Militärbasen sind darunter nur 3 – in Vietnam und 2 in Syrien. In allen anderen Ländern ist Russland nach Verträgen und in verschiedensten Formen präsent. Insgesamt gibt es etwa 20 Stützpunkte verschiedener Formate. Für welche Zeitung bereiten Sie Ihren Beitrag vor? Mit freundlichen Grüßen Botschaft der Russischen Föderation.“ Ich recherchierte für mich und für den Artikel hier bei Nachdenkseiten, antwortete ich noch.
 
Es kommt mir ein Bild in den Sinn. Ein zunächst lustig wirkendes Foto, welches im Internet kursiert, auf dem eine Weihnachtsbaumkugel abgebildet ist, sie ist zerbrochen, auf dem Boden liegend. Unter dem Foto steht: „Wer hat´s verbrochen? Der Russe.“ Wäre dieses Bild nicht einfach ein Gag, es könnte gelacht werden. Allein wirkt das Foto, die Aussage wie ein sehr, sehr nachdenklich machendes Anstupsen, sich zu überlegen, wer wie und warum unserem europäisch-asiatischen Nachbarn Russland (wie in der Geschichte schon mehrfach geschehen) so intensiv den Stempel „böser Russe“ aufdrückt.
 
Ich sage mir beim Anblick des Fotos der Weihnachtskugel und dem Gedanken an die Kriege der Welt und der Frage „Wer hat´s verbrochen?“: Die Russen waren und sind es nicht!
 
f.blenz

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