Der WikiLeaks-Herausgeber Julian Assange hat eine Todsünde begangen. Er hat sich mit den Mächtigen in den USA angelegt, ihnen ein ums andere Mal die Maske vom Gesicht gezogen und ihre Verbrechen offengelegt. Um das zu sühnen, ist ihnen jedes Mittel recht. Schon 2008 legte eine Abteilung des US-Verteidigungsministeriums dar: Es gelte, eine Kampagne zu führen, um das Vertrauen zu zerstören, das WikiLeaks genießt, und Assange selbst in den Schmutz zu ziehen. Als willige Vollstrecker erweisen sich immer wieder die Massenmedien, so auch in dem aktuellen Beispiel, das die US-Journalistin Caitlin Johnstone aufgespießt hat. Übersetzung: Susanne Hofmann.
Anm. Moritz Müller: Bitte beachten Sie aus aktuellem Anlass auch den Leserbrief am Ende des Artikels, der auf Mahnwachen für Julian Assange hinweist.
Ein neuer CNN-Artikel, der Assange diffamiert, ist selbst nach CNN-Maßstäben verblüffend unehrlich
Von Caitlin Johnstone
CNN hat einen unglaublich dreisten und unehrlichen Artikel zur Verleumdung von Julian Assange veröffentlicht. Er ist locker der ungeheuerlichste Artikel dieser Art seit dem notorisch falschen „Guardian“-Bericht über Assange und Manafort im vergangenen Jahr.
Der Text enthält kein einziges der „exklusiven” Dokumente, die angeblich seine Verleumdungen untermauern, verlässt sich vielmehr allein auf vage, unbegründete Behauptungen sowie leicht aufzudeckende Lügen, um den Wikileaks-Gründer in ein schlechtes Licht zu rücken. Um es gleich klarzumachen: Es ist eindeutig ein Diffamierungsbeitrag.
Der Artikel mit dem Titel: „Exklusiv: Sicherheitsberichte enthüllen, wie Assange die Botschaft in einen Kommandoposten für die Einmischung in Wahlen verwandelt hat”, gibt zu, ausschließlich dem Zweck zu dienen, Assanges Ruf zu schädigen. Schließlich heißt es darin völlig beweislos, Assange habe während seines Aufenthaltes in der Botschaft einmal aus Ärger Fäkalien an die Wände geschmiert“. Kein „angeblich”. Kein „behauptet die ecuadorianische Regierung.“
Verleumdung als psychologische Kriegsführung
CNN berichtet davon, als sei es eine Tatsache, ein Ereignis, von dem man weiß, dass es sich zugetragen hat. Das ist ungehöriges journalistisches Verhalten, und es ist kein Versehen. Wann immer Sie „Nachrichten”-Berichte sehen, die diese Behauptung zitieren, sind Sie Zeuge einer Standard-Verleumdungstaktik der plutokratischen Medien.
Wann immer Sie mitbekommen, dass Journalisten diese Behauptung als konkrete, verifizierte Tatsache anführen, sind Sie Zeuge besonders aggressiver und bewusster psychologischer Kriegsführung.
Die ecuadorianische Botschaft war während Assanges Aufenthalt locker das am intensivsten überwachte Gebäude der Welt, und die ecuadorianische Regierung hat Fotos von Assanges Wohnbereich an die Medien geleakt, im Versuch, ihn als schlampigen Gast darzustellen, den man unbedingt loswerden müsse. Wenn also das mit den „Fäkalien an den Wänden“ je geschehen wäre, hätten Sie davon Fotos gesehen, ob Sie nun wollten oder nicht. Das war nie der Fall.
Ein Artikel entwertet sich selber
„Neue Dokumente, die CNN exklusiv erlangt hat, enthüllen, dass der WikiLeaks-Gründer Julian Assange persönlich Lieferungen möglicherweise von gehacktem Material, das im Zusammenhang mit der US-Wahl von 2016 steht, erhalten hat und zwar während einer Reihe verdächtiger Treffen in der ecuadorianischen Botschaft in London“, so beginnt der Artikel.
In seinem allerersten Satz entwertet der Artikel alle darauffolgenden Behauptungen. Denn der Gebrauch des Wortes „möglicherweise“ bedeutet, dass keines der Dokumente, die CNN angeblich hat, tatsächlich Beweise enthält. Es ist an dieser Stelle anzumerken, dass es bis zum heutigen Tag nicht den geringsten öffentlich verfügbaren Hinweis darauf gibt, dass auch nur eine der E-Mails der Demokratischen Partei, die WikiLeaks 2016 veröffentlichte, tatsächlich „gehackt“ wurden. Es ist auch sehr gut möglich, dass sie aufgrund eines Leaks ans Licht gekommen sind. Dies versichert jedenfalls der frühere britische Botschafter Craig Murray, der angibt, über Insider-Informationen darüber zu verfügen.
Die klaffenden Lücken in der Logik des Mueller-Berichts, der behauptet, Russland sei die Quelle der WikiLeaks-Veröffentlichung von 2016, hat der Journalist Aaron Maté bereits weit aufgerissen. Er hat die Zeitleiste des Berichts einer sorgfältigen Analyse unterzogen in einem Artikel, der passenderweise folgenden Titel trägt: „CrowdStrikeOut: Muellers eigener Bericht untergräbt seine Kern-Behauptungen bezüglich Russlands und seiner Einmischung“. Der Verleumdungsbeitrag von CNN, der behauptet, „dem Mueller-Bericht eine neue Dimension hinzuzufügen“, stützt sich vollkommen auf diese lückenhafte Zeitschiene. Zu den Lücken in der Chronologie zählt die Tatsache, dass Mueller behauptet (und CNN wiederholt das), dass die Russen die Mails am 14. Juli oder um dieses Datum herum an WikiLeaks weitergegeben haben. Das ist, so Maté, „ein ganzer Monat, nachdem Assange öffentlich bekannt gegeben hatte, dass er in ihrem Besitz sei.“
Assange, die „Russen“ und die „Hacker“
CNN eröffnet ihren verleumderischen Text mit der aufrührerischen Behauptung, „Assange traf in entscheidenden Augenblicken Russen und Weltklasse-Computerhacker“. Indem sie „Russen“ und „Hacker“ in einem Atemzug erwähnen, versuchen sie den Eindruck zu erwecken, beide hingen zusammen.
Erst in den Absätzen 43 und 46, weit nachdem die meisten zu lesen aufgehört haben, lassen sich die Autoren dazu herab, ihre Leser darüber zu informieren, dass die betreffenden „Hacker“ Deutsche seien und in keinerlei Verbindung zur russischen Regierung stehen.
Die „Russen“, die zu Assanges zahlreichen Besuchern zählen, waren Mitarbeiter von RT, die durchgängig über WikiLeaks berichtet haben, und jemand „von russischer Nationalität“, über den nahezu nichts bekannt ist.
CNN wiederholt längst widerlegte Behauptung
Der Artikel nennt Assange fälschlicherweise einen „Hacker“, eine verunglimpfende Behauptung, die die Massenmedien immer verbreiten, wenn sie Assanges Ruf schädigen wollen. Assange ist natürlich ein Herausgeber. WikiLeaks veröffentlicht Material, das ihm zugespielt wird, es „hackt“ nicht, um an das Material zu gelangen.
CNN wiederholt auch die seit Langem aufgedeckte Lüge, dass RT während der Wahl 2016 „Artikel veröffentlichte, die detaillierte Informationen zu weiteren Mails enthielten, noch ehe WikiLeaks sie offiziell veröffentlicht hat“. Der Sender zitiert jedoch keine Belege dafür, weil sich das nie so zugetragen hat.
RT berichtete im Oktober 2016 über die WikiLeaks-Veröffentlichung, nachdem WikiLeaks damit an die Öffentlichkeit gegangen war, jedoch bevor WikiLeaks von seinem Twitter-Account aus darüber getwittert hatte. Westliche Propagandisten haben die WikiLeaks-Veröffentlichungen absichtlich mit den Tweets vom WikiLeaks-Account in einen Topf geworfen, um den Anschein zu erwecken, RT habe Insiderwissen über die Publikationen gehabt.
De facto hatte RT einfach die WikiLeaks-Seite genau im Blick, um neue Veröffentlichungen möglichst schneller aufspießen zu können als andere Medien und so einen Coup zu landen, weil die Leaks der Podesta-Mails regelmäßig erschienen.
„Sie sollten es mal mit Journalismus probieren“
„Das ist eine LÜGE, die schon x Mal als solche entlarvt wurde“, twitterte RT-America-Redakteur Nebojša Maliv als Antwort auf die Verleumdung. „Wir haben EINEN Artikel über die Emails publiziert, die schon VERÖFFENTLICHT waren, über die bloß noch nicht getwittert worden war. WikiLeaks hat sie regelmäßig wie ein Uhrwerk herausgebracht und wir hatten sie im Auge. Das nennt sich Journalismus, damit sollten die es auch mal probieren.“
„Ja, das ist Fakenews“, twitterte Ivor Crotty von RT. „Ich war Redakteur des Teams, das WikiLeaks beobachtet hat, und seit der sechsten Podesta-Charge wussten wir, dass sie jeden Tag um 9 Uhr Eastern Standard Time (13 Uhr Dublin Time) einen Tweet absetzten – also haben wir die Datengrundlage über die Rückwärtssuche gecheckt und eine neue Datenausgabe entdeckt, darüber getwittert und darauf sind die Verschwörungstheoretiker angesprungen.“
RT hat das schon 2016 angesprochen und es war überzeugend, wenn man die Zeitfolge der Ereignisse ansieht, die sie dargelegt haben: Die Podesta-Mails erschienen auf der WikiLeaks-Website, ehe WikiLeaks darüber getwittert hat.“, twitterte Maté an Marshall Cohen von CNN.
Das Nutzen von Verschwörungstheorien
„Ignoriert man das, lässt das die Verschwörungstheorie zu, die Sie vorschlagen. Es ist lachhaft anzudeuten, dass RT und WikiLeaks ‚sich hinter den Kulissen abgesprochen haben‘ aufgrund der Tatsache, dass RT über die Podesta-Mails getwittert hat, NACHDEM sie auf der WikiLeaks-Seite erschienen waren, aber BEVOR WL darüber getwittert hat. Sie implizieren, RT sei Teil einer Verschwörung… für das Ausüben von Journalismus.“
Es ist unmöglich, zur Verschwörungstheorie „RT hatte Vorab-Kenntnis über die WikiLeaks-Funde” zu recherchieren, ohne auf Artikel zu stoßen, die sie schon damals als Lügen entlarvten. Das heißt, dass die Autoren des Artikels wahrscheinlich entweder wissentlich gelogen haben oder sich von jemandem diktieren haben lassen, der wiederum wissentlich log.
Wie man eine Geschichte auf den Kopf stellt
“Die spanische Zeitung El Pais schrieb am 9. Juli: „Spanische Sicherheitsfirma hat Julian Assanges Treffen mit Anwälten ausspioniert”. Fügen Sie ein wenig Sicherheitspropaganda hinzu und sechs Tage später bekommen Sie Folgendes von CNN: „Wie Julian Assange eine Botschaft in einen Kommandoposten verwandelt hat, um sich in Wahlen einzumischen”, bemerkte Kevin Gosztola, Chefredakteur von „Shadowproof“, als Antwort auf die CNN-Diffamierung und erinnert damit daran, wie man eine Geschichte auf den Kopf stellen kann, indem man sie ein klein wenig frisiert, um die Mächtigen zu unterstützen.
Wir sprechen hier von dem nämlichen Sender CNN, der seinen Zuschauern sagte, es verstoße gegen das Gesetz, WikiLeaks zu lesen. Demokraten-Sprössling Chris Cuomo log: “Denken Sie daran, es ist illegal, diese gestohlenen Dokumente zu besitzen. Bei den Medien verhält es sich anders, deshalb erfahren Sie alles darüber von uns.“ Das nämliche CNN, das fälschlicherweise berichtet hat – und nicht nur einmal, sondern zwei Mal – , dass Assange pädophil sei. Das nämliche CNN, das dabei erwischt wurde, wie es in seiner Berichterstattung über Russiagate dreist log, das Journalisten entlassen musste, weil sie über Russiagate falsch berichtet haben, und das in einem Medienumfeld , in dem das mit Russland-Storys so gut wie nie passiert, und die Beweise für ihr journalistisches Fehlverhalten in Bezug auf Russiagate im Netz gelöscht haben, ohne die Falschbehauptungen zurückzunehmen oder sich zu entschuldigen.
Unterstellungen, Behauptungen und „unsichtbare Beweise“
Daher kommt dieser jüngste Versuch von CNN, Julian Assanges Ruf zu schädigen, nicht überraschend. Es ist auch nicht verwunderlich, dass der Artikel genau keines der „exklusiven Dokumente“ enthält, die angeblich seine Behauptungen und Unterstellungen bestätigen. Es ist auch nicht verwunderlich, dass CNN unsichtbare Beweise benutzt, die mit ziemlicher Sicherheit über eine Regierungsbehörde in die Hände von CNN gelangt sind, um seiner Diffamierung Gewicht zu verleihen.
Aber die schiere Menge an Desinformation und Täuschung, die sie dieses Mal in einen einzigen Artikel packen konnten, macht einfach sprachlos. Selbst nach CNN-Maßstäben.
Leserbrief mit Infos über aktuelle Mahnwachen für Julian Assange:
Liebe Frau Hofmann, liebe Redaktion,
herzlichen Dank, dass die NDS wieder einen Artikel von Caitlin Johnstone übersetzt und veröffentlicht hat!
Wäre es möglich, diesen Anlass zu nutzen, um die bevorstehen Mahnwachen für Julian Assange in Berlin, Düsseldorf und Frankfurt a.M. bekannt zu machen? (s. Übersicht unten)
Zwei davon finden morgen am 24. Juli, in Berlin und Frankfurt statt.
Ich habe gestern von Thilo Haase (NDS-Gesprächskreis Berlin-Charlottenburg) erfahren, dass von den sieben Personen, die bei der letzten Berliner Mahnwache waren, fünf Teilnehmende von NachDenkSeiten-Gesprächskreisen in Berlin sind.
Es wäre sicher eine nette Ermutigung für Ihre engagierten Leser*innen, wenn die NDS sie mit einer Bekanntmachung unterstützen könnten und hoffe, Sie können meiner Bitte entgegenkommen.
Mit Dank für Ihre Aufmerksamkeit und mit freundlichen Grüßen
Nathalie Parent
Übersicht Mahnwachen
Berlin
Jeden Mittwoch, Candles4Assange, zwischen 18.00 und 22:00 Uhr, nächste Termine: 24.07.. 31.07., 7.08. …
Am Pariser Platz, vor der US-Botschaft.
Düsseldorf
Jeden zweiten Mittwoch, Candles4Assange, ab 17:00 Uhr, nächste Termine: 31.07., 14.08., 28.08. …
Vor dem US Konsulat
Treffpunkt : Bertha-von-Suttner-Platz, direkt am Hbf.
Frankfurt am Main
Mittwoch, 24. Juli 2019 von 17:00 bis 20:00
gegenüber vom US Konsulat in Frankfurt am Main, Gießener Str. 30
Brüssel
Auch da gibt es regelmäßig montags Proteste am Place de la Monnaie.
Leider habe ich keine präzisen Informationen dazu.
Bei Interesse bitte hier versuchen.