Journalist Craig Murray nach vier Monaten aus britischer Haft entlassen

Ein Artikel von Moritz Müller

Der schottische Journalist, Historiker und Blogger Craig Murray wurde am Dienstag von seiner Familie und zahlreichen Unterstützern und Freunden vor dem Gefängnis Ihrer Majestät in Edinburgh in der (relativen; Stichwort Impfpflicht) Freiheit empfangen. Von Moritz Müller.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Murray war zu acht Monaten Haft verurteilt worden, weil seine Berichterstattung über den Prozess gegen den früheren schottischen Regierungschef Alexander Salmond wegen sexuellen Missbrauchsvorwürfen angeblich eine „Puzzleteil-Identifizierung“ von Zeugen möglich gemacht habe. Die Richterin hatte in ihrem Urteil explizit gesagt, dass für einen Blogger wie ihn andere Maßstäbe gälten als für „richtige“ Journalisten. Nun wurde er, wie bei guter Führung im Vereinigten Königreich üblich, nach der Hälfte der Haftzeit entlassen.

In den vier Monaten im Gefängnis hat sich Craig Murray einen Bart stehen lassen und in der Rede, die er vor dem Gefängnis hielt, wirkte er kraftvoll und konzentriert.

Als Erstes sagte er, dass dies der schönste St.-Andrews-Tag in seinem Leben sei. Dann beglückwünschte er die Republik Barbados dazu, die britische Monarchie abgeschüttelt zu haben.

Er habe viel gelernt im Gefängnis, vor allem, dass menschliche Würde von innen komme und dass diejenigen im schottischen Establishment, die versucht hätten, ihm seine Würde zu nehmen, dabei nur die ihrige verloren hätten. Es sei schrecklich gewesen im Gefängnis und Gefängnisse seien ein schrecklicher Ort und es sei eine Schande für Schottland, die höchste Gefangenenrate pro Einwohner in Westeuropa zu haben.

Craig Murray sagte, er freue sich über seine Freiheit, aber dass er sich nicht wirklich frei fühle, bevor sein Freund und Kollege Julian Assange in Freiheit sei.

Er sprach dann eine ganze Weile über die, die mit ihm im Gefängnis saßen und die er dort zurückgelassen habe. Viele säßen zu Unrecht dort, ein Drittel seien Untersuchungshäftlinge, die bis zu 18 Monaten und im Durchschnitt 9 Monate dort einsäßen. Oftmals würden diese Menschen dann freigesprochen oder deren Haftstrafen fielen kürzer aus als die Zeit in Untersuchungshaft.

Generell stamme der allergrößte Teil der Häftlinge aus den ärmsten Bevölkerungsschichten und es sei wiederum eine Schande für Schottland, an diesem antiquierten Strafvollzug festzuhalten.

Andererseits dankte Murray seinen Wärtern, und dass diese ausnahmslos zuvorkommend und freundlich gewesen seien und dass viele von ihnen der Ansicht seien, er sei zu Unrecht im Gefängnis gewesen.

Gegen Ende seine Rede nannte Craig Murray die Cop26-Konferenz eine globale „Grünwaschungsveranstaltung“ und dass die multinationalen Konzerne nun die Sorge um das Klima als Profitquelle entdeckt hätten.

Dann kam er auf die derzeitigen Flüchtlingsbewegungen zu sprechen, und dass der Westen verantwortlich sei für diese Flüchtlinge, weil wir ihre Länder in die Steinzeit zurückgebombt hätten und die nun flüchtenden Menschen als Wirtschaftsmigranten diffamieren würden.

Zum Schluss dankte Craig Murray allen Unterstützern, die ihm, wie er vorher erwähnt hatte, tausende von Briefen geschrieben hätten. Obwohl er sich aufs Schreiben und Bloggen freue, würde er nun einige Tage mit seiner Familie verbringen und sich erst einmal erholen.

Dies ist eine sehr hörenswerte und inspirierende Rede und man darf gespannt sein auf Craig Murrays Blog, wenn er wieder anfängt zu schreiben.

Außerdem kündigte er an, durch die Instanzen bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg zu gehen, um das Urteil gegen ihn anzufechten. Er sagte, es ginge nicht an, dass dieser Präzedenzfall, der zwischen Bloggern und Mainstream-Journalisten unterscheidet, Bestand hat.

Die englische Times berichtete zwar über Craig Murrays Freilassung und dabei auch über die Puzzleteil-Identifizierung, vermied es dabei aber, auf den von der Richterin gemachten Unterschied zwischen ihm und in diesem Fall der Times hinzuweisen.

In den Mainstream-Medien findet sich auch kaum etwas über Murrays Inhaftierung und die Hintergründe. Auch deshalb dankte Craig Murray allen Bloggern und unabhängigen Journalisten, die über ihn berichtet hatten und Solidarität mit ihm übten.