App-App hurra! Endlich kann ich mein persönliches Wetter haben!

App-App hurra! Endlich kann ich mein persönliches Wetter haben!

App-App hurra! Endlich kann ich mein persönliches Wetter haben!

Susanne Bur
Ein Artikel von Susanne Bur

Ich gebe zu, ich bin sehr computeraffin, und ohne mein Smartphone an der Frau fühle ich mich wie ein halber Mensch. Computer sparen enorm viel Zeit! Das merke ich immer dann, wenn ich ganz kurz etwas nachschauen will, wirklich nur ganz kurz, und dann nach einer Stunde den Geruch von verbranntem Essen aus der Küche wahrnehme. Mich durch den großen App-Schilderwald auf meinem Smartphone durchzuschlagen, artet fast schon in Sport aus. Wobei ich für echte Bewegung auch einen Schrittzähler installiert habe. Wenn ich mich wirklich mal draußen bewegen will, ist eine Wetterinfo unumgänglich. Von Susanne Bur.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Grundsätzlich bin ich der Meinung, die Meteorologen sind sich nur bei einer Vorhersage wirklich sicher: Nachts ist es dunkel und tagsüber hell.

Wetter ist immer, deshalb ist es auch ein dankbares Gesprächsthema. Und das Beste ist auch noch: Das Wetter ist an allem schuld, von der Migräne bis hin zur Naturkatastrophe – es kann sich noch nicht einmal gegen diese Anschuldigungen wehren, weshalb auch, es grinst sich eins und tut, was es will.

Auch ich ärgere mich oft über das Wetter. Als moderner Mensch will ich es einfach nicht hinnehmen, dass mein Balkon mir heute einreden will, dass es teilweise regnet. Nein, ich will ihm nicht glauben, ich tue das, was heute gang und gäbe ist, ich frage das Internet, welches Wetter wir haben. Wäre doch gelacht, wenn ich meinen Balkon nicht austricksen kann.

Ich google also „Wettervorhersage“ und freue mich über die Riesenauswahl an Möglichkeiten.

Ich entscheide mich für eine Website, die damit prahlt, dass sie diejenige ist, die über viele Jahre das Prädikat „beliebteste Website in der Kategorie Wetter und Verkehr“ verliehen bekam – so richtig mit Brief und Siegel und einem gläsernen Pokal. Ferner war sie Testsieger bei der Stiftung Warentest für beste Prognose und gute Suchfunktion.

Hier muss ich richtig sein, und anders als auf meinem Balkon finde ich eine immens große Auswahl an Wetter. OK, dass der Balkon mir nicht sagen kann, wie das Wetter in Paris, London oder New York gerade ist, sehe ich ihm nach, aber er bekommt heftige Konkurrenz: Ich suche Saarbrücken und werde fündig!

Stündliche Werte kann ich abrufen, heute 13 bis 14 Grad Celsius, teilweise sonnig, teilweise bedeckt mit leichtem Regen.

Gut, bis jetzt behielt mein Balkon recht und kann noch mithalten. Doch ich gebe nicht auf.

Ich scrolle auf der Website weiter runter und finde unter der Rubrik „Relevante Städte“ eine Auflistung weiterer Orte des Saarlandes wie Neunkirchen, Blieskastel, Lebach, Dillingen usw., und ich werde einen Moment stutzig, denn in der Liste stehen auch London, New York City, Palma de Mallorca. Ich grüble darüber nach, in welcher Relevanz jetzt New York City zu Lebach oder Dillingen steht. Ich komme nicht dahinter, kann daran liegen, dass ich nicht wirklich sicher bin, was Relevanz bedeutet. Aber ich weiß mir zu helfen, ich bin ja im Internet, also schnell mal das Wort „Relevanz“ googeln. Und siehe da, ich werde bei Wikipedia fündig: „Relevanz ist eine Bezeichnung für die Bedeutsamkeit oder Wichtigkeit, die jemand etwas in einem bestimmten Zusammenhang beimisst.“ Ich Dummerchen, wieso bin ich nicht gleich auf den Zusammenhang gekommen: Lebach, Dillingen, St. Ingbert, New York sind halt Großstädte unter sich.

Doch ich halte mich nicht weiter bei Relevanz auf, weiterscrollen, die Website hat noch viel zu bieten, denn ich sehe in waagerechter Anordnung fünf Überschriften mit vielen weiterführenden Links und spüre in diesem Augenblick Mitleid mit meinem armen kleinen Balkon und seinen beschränkten Möglichkeiten.

Unter der ersten Überschrift „Wetter“ finde ich die Unterpunkte Videovorhersagen, Wetterlexikon, Wetterwarnungen, wetter.com Deutschland, Schweiz, Österreich und Espagna.

Die nächste Überschrift heißt „Wetter Tools“. Sie bietet Homepagewetter, Profiwetter und wetter.com Desktop App. Das mit dem Profiwetter interessiert mich, ich klicke auf den Link, lande auf einer neuen Seite und lese:

„Sie wollen mehr? Dann sind Sie hier genau richtig!

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Sparen ist immer gut, und eigenes Wetter für nur knapp 50 Euro im Jahr, das überlege ich mir noch. Doch jetzt erst mal zurück zu den verbleibenden anderen Überschriften.

Es wird noch spannender, die Nächste lautet „Mobiles Wetter“. Hier gibt’s iPhone Wetter, iPad Wetter, Android Wetter, Windows Mobile Wetter und wetter.com mobil.

Im Augenblick ist es mir zu viel, aber später will ich unbedingt herausfinden, ob das iPad-Wetter mir für heute mehr Sonne bietet als das Android-Wetter.

Erst mal schnell zur nächsten Überschrift „Videos“. Die einzelnen Links führen zu Wetternews, Deutschlandwetter, Schweizwetter, Regionalwetter, Österreichwetter, Reisewetter, Gesundheitswetter, Wetterwissen und Lifestyle. Lifestyle! Wieso Lifestyle? Ich klicke den Link an, eine neue Seite öffnet sich und mir springt folgende Werbung entgegen: „Ärzte und Diätindustrie schockiert, warum? Forscher entdecken eine unglaubliche Methode zur Fettverbrennung, 12 kg in 30 Tagen.“

Mag ja interessant sein, vielleicht gibt es auch eine Relevanz zum Wetter in New York City, aber ich kehre zurück zur Seite mit den Überschriften.

Als Nächstes kommt die Überschrift „Ratgeber“ mit den Unterpunkten Grillwetter, Gartenwetter, Pollenflugwetter, Routenwetter, Biowetter, Sonnenschutz und Zeckenwetter. Ich hoffe doch sehr, dass die Zecken für ihr persönliches Wetter auch nicht mehr als 50 Euro im Jahr zahlen müssen.

Das waren die Überschriften, jetzt muss ich nur noch die vielen, vielen weiterführenden Links anklicken, mir ein paar Stunden Zeit zum Lesen nehmen, damit ich heute alles über das Wetter von Saarbrücken bis New York in Erfahrung bringe – mit stündlichem Update, versteht sich.

Halt nein, ich bin noch nicht mit den Überschriften durch: Ganz unten auf der Seite befindet sich ein dick umrahmtes großes Kästchen mit dem Gefahrstelle-Verkehrsschild – also ein Ausrufezeichen in einem Dreieck. Rechts daneben ist ein Schirmchen abgebildet, und in Großbuchstaben mit einem Hyperlink versehen steht dort: „Regen-Liveticker“.

Ich nehme allen Mut zusammen, klicke drauf und lese: Saarbrücken heute 13 bis 14 Grad Celsius, teilweise sonnig, teilweise bedeckt mit leichtem Regen.
Morgen frage ich wieder meinen Balkon, das geht schneller und er hat sowieso recht. Selbst mein Essen brennt dann nicht an!