Kommunalwahlen in Thüringen: „CDU räumt ab“. Selbstbetrug in anderer Form.

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In Zeiten der DDR holte die SED beim „Knicken“ überwältigende Mehrheiten. Heute „räumt“ die CDU mit 41,4% ab. Kaum einer erwähnt dass die CDU 5,5% verloren hat und schon gar keine Rolle spielt, dass die CDU bei einer Wahlbeteiligung von nur 42,3 gerade einmal 17,5% der Wählerstimmen bekommen hat.

In Thüringen waren am Sonntag Kommunalwahlen. Genauer gesagt: Es wurden die Ländräte, Oberbürgermeister und Bürgermeister neu gewählt. Nichts Sensationelles, aber das Ergebnis könnte als Ausdruck der Stimmungslage in der Mitte Deutschlands gewertet werden.
Wer sich im Internet auf die Schnelle informieren wollte, erfuhr folgendes: “CDU gewinnt Kommunalwahlen” (Stern), ebenso schlagzeilte die Berliner Morgenpost, der Reutlinger Generalanzeiger, Badenonline und andere.
Focus Online wusste sogar zu berichten: “CDU räumt in Thüringen ab”.
Und die Financial Times Deutschland meldete: “CDU bleibt stärkste Partei in Thüringen” ebenso wie die Welt, die – Ausdruck journalistischer Vielfalt – als Überschrift wählte: “CDU bei Kommunalwahlen in Thüringen am stärksten” Wer hier aufhörte zu lesen, war also bestens informiert.
Oder doch nicht?
Denn so sah das “Abräumen der CDU” (Focus) und der Sieg der Konservativen wirklich aus:
Die Christdemokraten erzielten 41,4 Prozent und verloren damit gegenüber der vergangenen Kommunalwahl 5,5 Prozent. Sie erlitten die stärksten Verluste aller Parteien und waren damit eindeutig der Verlierer dieser Wahl.
Dass sie dennoch ihre Spitzenstellung behaupteten war vor allem der Tatsache geschuldet, dass sich die Stimmen der beiden anderen Volksparteien auf SPD und Linkspartei verteilen. Die SPD erreichte 25,7 Prozent (minus 2,6), während die Linkspartei sich deutlich um 5,1 Prozent auf 17,8 Prozent verbessern konnte.

Minus 5,5 für die CDU, plus 5,1 für die Linkspartei – klar dass die CDU der Sieger ist und “abgeräumt” hat.
Und bei wem hat sie eigentlich abgeräumt: bei gerade noch etwas über 40% der Wahlberechtigten. Die CDU hat also in Thüringen gerade mal noch 17,5% der wahlberechtigten Bevölkerung hinter sich.

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