Catherine Connolly wird mit eindeutigem Kontrastprogramm neue irische Präsidentin

Catherine Connolly wird mit eindeutigem Kontrastprogramm neue irische Präsidentin

Catherine Connolly wird mit eindeutigem Kontrastprogramm neue irische Präsidentin

Ein Artikel von Moritz Müller

Am vergangenen Freitag hat Irland eine neue Präsidentin gewählt. Schon wenige Minuten nach Beginn der Auszählung am Samstagmorgen war klar, dass die von einem breiten Linksbündnis unterstützte, parteilose Kandidatin Catherine Connolly einen uneinholbaren Vorsprung vor ihrer konservativen Konkurrentin Heather Humphreys haben würde. Von Moritz Müller.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Am vergangenen Donnerstag hatten die NachDenkSeiten vom Rennen um das irische Präsidentenamt berichtet. Das Kandidatenfeld war vor drei Wochen von drei auf zwei zusammengeschrumpft, nachdem der politisch unerfahrene Fußballtrainer und Ex-Militär Jim Gavin das Handtuch geworfen hatte.

Die beiden übrig gebliebenen Kandidatinnen hätten unterschiedlicher nicht sein können. Heather Humphreys, zehn Jahre lang Mitglied konservativer Regierungen, sich selbst als pro-europäisch bezeichnend, ohne dies genau zu definieren, zielte im Wahlkampf mehr auf die Demontage Ihrer Konkurrentin als auf die Beschreibung ihrer eigenen Ziele und Vorstellungen.

Catherine Connolly, seit 2011 Mitglied im irischen Parlament, war hingegen nie an einer Regierung beteiligt. In der letzten Legislaturperiode war sie stellvertretende Parlamentspräsidentin, und selbst ihre Gegner bescheinigten ihr eine ausgeprägte Fairness.

In ihrer politischen Laufbahn hat sie nie ein Blatt vor den Mund genommen. Sie nannte den Krieg in Gaza Genozid, und sie bezichtigte die US-Regierung der Beihilfe daran. Sie kritisierte die massive militärische Aufrüstung der EU und verglich dies mit dem Deutschland der 1930er-Jahre.

Sie besuchte 2018 das vom Bürgerkrieg verwüstete Syrien. Sie kritisierte mit scharfen Worten den Mütter-Baby-Heim-Report, den die irische Regierung in Auftrag gegeben hatte. Darüber berichteten die NachDenkSeiten genauso wie über ihren Einsatz für Julian Assange.

Während des Wahlkampfs stand sie trotz massiver Angriffe zu diesen Aussagen. Sie blieb dabei immer ruhig und konziliant.

Catherine Connolly erhielt dann schlussendlich am Freitag 63,4 Prozent der gültigen Stimmen. Dies ist der höchste Prozentsatz bei einer irischen Präsidentschaftswahl und mit 914.143 Erstpräferenzen auch absolut die höchste Zahl von Stimmen bei einer Wahl in Irland. Heather Humphreys erhielt demgegenüber 29,5 Prozent der Stimmen. Der ausgeschiedene, aber immer noch auf dem Stimmzettel stehende Jim Gavin erhielt 7,2 Prozent. Dies waren wohl teilweise Stammwähler der Partei, die ihn aufgestellt hatte, und zum anderen Teil Protestwähler.

Eine andere Form des Protests war die hohe Anzahl von ungültigen Stimmen, die bei 12,9 Prozent der abgegebenen Stimmen lag, was in dieser Quantität auch ein absolutes Novum darstellt. Die Wahlbeteiligung lag mit 45,8 Prozent leicht höher als bei der letzten Wahl 2018.

Etliche andere Bewerberinnen und Bewerber hatten die Nominierungskriterien nicht erfüllt. Man muss von mindestens 20 Parlamentariern der beiden Kammern oder von vier der 31 lokalen Parlamente nominiert werden. An diesem System war im Vorfeld der Wahl Kritik aufgekommen, die sich auch in Kommentaren, Slogans oder Namen von nicht nominierten Personen auf den Stimmzetteln niederschlug. Eigentlich sollte man auch versuchen, diese Stimmzettel irgendwie auszuwerten, um sich dann Gedanken zu machen, wie man den Anliegen zumindest einiger dieser Personen Rechnung tragen kann.

Insgesamt zeigt der Wahlausgang in diesen verschiedenen Ausformungen die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der derzeitigen konservativen Regierung.

Catherine Connolly bedankte sich nicht nur bei ihren Wählern, sondern bei allen, die zur Wahl gegangen waren. Auch an ihr liegt es nun, das in sie gelegte Vertrauen in den nächsten sieben Jahren auszufüllen. Man darf gespannt sein, ob und wie ihr das in dem ähnlich wie in Deutschland eher repräsentativen Präsidenteninnenamt gelingt.

Heather Humphreys gratulierte der designierten Präsidentin „Catherine“ und zeigte sich überzeugt, dass diese eine Präsidentin für alle Irinnen und Iren und auch sie selbst sein werde. Das klang so, als käme es von Herzen, und es war fast so, als höre man auch Erleichterung in ihrer Stimme.

Am 11. November wird Catherine Connolly ihren Amtseid ablegen. Dann wird sich auch abzeichnen, welches Personal sie zu ihrer Unterstützung mitbringt. Die NachDenkSeiten werden die Leserinnen und Leser weiter auf dem Laufenden halten und auch darüber berichten, wie die Reaktionen auf diesen Wahlsieg ausfallen.

Die Wahl Catherine Connollys zur irischen Präsidentin hat gezeigt, dass es sich für die Parteien des linken Spektrums lohnen kann, an einem Strang zu ziehen.

Titelbild: Brendain Donnelly/shutterstock.com

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