Leserbriefe zu „ARD-Sommerinterview mit Alice Weidel – Geschichtsrevisionismus ist offenbar wieder salonfähig“

Ein Artikel von:

Jens Berger diskutiert hier die Aussage der AfD-Co-Bundesvorsitzenden Alice Weidel im ARD-Sommerinterview, nach der der 8. Mai 1945 nicht ein Tag der Befreiung, sondern eine Niederlage gewesen sei. Sie würde anders als ihr Parteifreund Tino Chrupalla „nie die ‚Niederlage des eigenen Landes befeiern’ – schon gar nicht mit den ‚ehemaligen Besatzern’“. So lange es gegen Russland gehe, scheine der Weidel’sche Geschichtsrevisionismus durchaus opportun und salonfähig zu sein. Nicht die AfD sei in der Mitte der Gesellschaft angekommen, sondern der „bellizistische anitrussische Mainstream von Medien und Politik ist bei dem Geschichtsrevisionismus der AfD angekommen“. Zahlreiche Leserinnen und Leser haben uns in interessanten E-Mails ihre Meinung hierzu mitgeteilt. Hier nun eine Auswahl der Leserbriefe, zusammengestellt von Christian Reimann.


1. Leserbrief

Lieber Herr Berger!

Wie wahr Ihre Ausführungen doch sind. Die dem gegenwärtigen Militarismus dienlichen Narrative halten bedauerlicherweise Einzug in den Mainstream. Deshalb ist ja das Dagegenhalten so wichtig.

Danke dafür.

Gestatten Sie mir abschließend einen nicht nur redaktionellen Hinweis: Der Begriff ” Drittes Reich” ist ein Nazibegriff und sollte heutzutage generell in Anführungszeichen geschrieben werden.

Mit herzlichen Grüßen
Jürgen Scherer


2. Leserbrief

Lieber Herr Berger,

“Ist die AfD in der Mitte der Gesellschaft angekommen? Nein. Der bellizistische anitrussische Mainstream von Medien und Politik ist bei dem Geschichtsrevisionismus der AfD angekommen. Und das ist noch schlimmer.”

“Alternative für Deutschland” nennen sie sich. Als die Partei gegründet wurde war mir klar, ein Rechtsableger der CDU kann niemals eine Alternative in einem demokratischen Deutschland sein. In den letzten Jahren konnten einem Zweifel kommen, wenn einzelne AfDler der verheerenden Politik der Mainstreamparteien in einigen Punkten widersprochen haben.

Danke für die Klarstellung, das ist keine Alternative! Das ist der Rettungsanker der Rechten, falls der CDU die Puste ausgeht. Allerdings tut die SPD alles, damit das niemals geschehen wird.

Hatte neulich eine kleine Nachhilfestunde in Geschichte. Wie konnte es mit Deutschland so weit kommen? Mitte des 19ten Jahrhunderts (1848) gab es deutsche Länder mit fortschrittlicher Entwicklung, das rückständigste war Preussen. Da war die Frage, wird in einem vereinigten Staat Preussen “deutsch” (also fortschrittlich) werden oder wird dieses Deutschland preussisch? Leider ist letzteres eingetreten. Und so ist es geblieben, ein im Grunde militaristischer Obrigkeitsstaat. Inzwischen aber wieder offen militaristisch.

Manche warnen vor dem Dritten Weltkrieg. Andere meinen, er habe schon längst begonnen. Wenn ich die Entwicklung seit 1945 Revue passieren lasse, denke ich, der Zweite Weltkrieg hat noch gar nicht aufgehört.

Rolf Henze


3. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,
 
der 8. Mai, nach russischer Sichtweise der 9. Mai, ist beides: Tag der Befreiung und Tag der Niederlage. Während die russische Armee im Jahr 1994 aus Ostdeutschland abzog, sind die USA als westliche Supermacht in Deutschland geblieben und koordinieren von hier aus, wie z.B. beim völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen den Irak 2003, ihre Militäreinsätze. Diese politische Beschränkung der Souveränität Deutschlands ist eine Folge der militärischen Niederlage Deutschlands. Sie muss dringend aufgelöst werden. Dann werden auch willfährige deutsche Regierungen, die durch Sanktionen und Waffenlieferungen die Interessen Deutschlands verletzen, verschwinden. Gleichzeitig ist der 8. Mai aber auch Tag der Befreiung vom Nazi-Regime und seinem Terror. An beides sollten sich die Deutschen erinnern, allerdings – 78 Jahre nach Kriegsende – ohne masochistische oder rituelle Schuldbekenntnisse.
 
Dass Frau Weidel den Besuch des Vorsitzenden Chrupalla (oder des Bundestagsabgeordneten der LINKEN Klaus Ernst) beim russischen Botschafter am 9. Mail als Fehler darstellt, macht deutlich, dass die offizielle, vernünftige Position der AfD der Abschaffung der Russland-Sanktionen innerhalb der Partei umstritten und politische Verhandlungsmasse ist. Im Übrigen ignoriert Weidel die tatsächliche Bedeutung des 9. Mai für Russland. Bereits Stalin erklärte, dass “die Hitler kommen und gehen, aber das deutsche Volk bleibe”, und brachte so zum Ausdruck, dass er die Deutschen keineswegs auf ihre nazistische Vergangenheit festnageln wollte. Allerdings ist der 9. Mai für die Völker der ehemaligen Sowjetunion – unabhängig von den jeweiligen Regierungen! – der Tag des physischen und nationalen Überlebens und insoweit von erheblicher politischer Bedeutung. Das gilt es zu respektieren. Die Gedenkveranstaltung des russischen Botschafters war insoweit eine Gelegenheit, jenseits des Russland-Ukraine-Kriegs im Hinblick auf eine ferne politische Zukunft eine Minimalverbindung zwischen Deutschland und Russland zu wahren. Dank Frau Weidel stellt sich heraus, dass auch die AfD wie alle anderen Parteien dazu nicht in der Lage ist.
 
Mit freundlichen Grüßen
Hae-Joo Chang


4. Leserbrief

Liebe Nachdenkseiten, lieber Jens Berger,

Bravo und vollste Zustimmung zum Artikel „ARD-Sommerinterview mit Alice Weidel – Geschichtsrevisionismus ist offenbar wieder salonfähig“. Auch unsere Außenministerin glänzt ja dadurch, dass sie die schrecklichen Teile der Deutschen Geschichte ausblendet oder auf absurde Weise umdeutet. Vor der Organisation „Atlantic Council“ sagte Frau Baerbock im Mai 2021:

„Und mein eigener Großvater kämpfte dort [1945] an diesem Fluss [Oder], an dieser Grenze. Und ich stand dort 2004 auf dieser Brücke, die offensichtlich wieder aufgebaut war zwischen Polen und Deutschland, als Joschka Fischer als Außenminister, zusammen mit seinem Kollegen von der polnischen Seite, erneut die Wiedervereinigung Europas feierte. Und das war wirklich der Moment, als ich dachte, wow, wir stehen nicht nur auf den Schultern von Joschka Fischer, sondern auch auf denen unserer Großväter, die es möglich machten, dass Länder die Feinde waren erneut nicht nur in Frieden, sondern in Freundschaft zusammen sind. Und auf diesem Grund stehe ich weiterhin, für ein Europa kämpfend, das in Freundschaft lebt, in einem gemeinsamen, integrierten Markt.“

Hitlers Wehrmachtssoldaten waren es nach Annalena Baerbock also, die es möglich machten, dass in Europa Frieden und Freundschaft einzog. Wow, bei diesem verqueren Geschichtsverständnis von Frau Baerbock wundert man sich auch nicht über die Widmung, die sie ihrer neuen Autobiographie voranstellt:

“Das Buch ist meiner Großmutter und all den Generationen gewidmet, die gelitten, gekämpft und so viel getan haben.” Was die Generation im faschistischen Deutschland im Speziellen so alles getan hat und wofür sie gekämpft hat, will Baerbock offensichtlich gar nicht wissen – Hauptsache es ging gegen “den Russen”. Und deshalb hat Frau Baerbock wohl auch nichts gegen ukrainische faschistische Bandera Verehrer. Die sind schließlich auch gegen “den Russen”.

Mit freundlichen Grüßen
Thomas Arnold


5. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger und NDS Redaktion,

wunderbarer kann man doch nicht zeigen, wie verlogen die Kritik an der AFD ist, wenn solche No-Go´s kaum medialen Anklang finden.

Wäre der Kampf gegen Rechts ehrlich, dann müsste die ganze Bundesrepublik im Aufstand sein.

Dabei finde ich aber interessant, dass ich selbst mich auch nicht wirklich über die Aussage aufrege. Das liegt aber nicht daran, dass ich die Aussage harmlos finde, vielmehr ist das eine Abnutzungserscheinung. Man hat selbst schon so viel emotionale Energie in die Verurteilung der AFD investiert, so das es scheint dass diese langsam aufgebraucht ist.

Sollte es noch mehr Menschen geben denen es ähnlich geht, dann haben wir hier eine wirkliche Gefahr für unsere Demokratie, da wir die Rechten also aufgrund von emotionaler Resignation wieder akzeptieren, dauert dann wohl nicht mehr lange bis wir uns auch wieder damit abfinden wenn diese uns Regieren.

mfg
Ronny Dietzsch


6. Leserbrief

Liebes Nachdenkseiten-Team,
 
ich möchte gern meinen Senf zum Artikel “ARD-Sommerinterview mit Alice Weidel – Geschichtsrevisionismus ist offenbar wieder salonfähig” von Jens Berger beitragen, auch wenn ich vielleicht ein bisschen am Thema vorbeischramme, denn Ich habe das Weidel-Interview nicht gesehen und kann deshalb allein anhand dieses Artikels nichts dazu sagen, ohne mir ein vollständiges Bild gemacht zu haben. Mir ist nur etwas ganz anderes in den Sinn gekommen: Wenn der 8. Mai 1945 als Tag der Befreiung gelten soll, wer wurde denn da befreit und von wem? Die Deutschen hatten doch in der Mehrzahl alles mitgemacht oder zumindest geduldet (so sind sie heute noch). Wollten sie überhaupt befreit werden vom Nationalsozialismus? Auch kamen die alten Schergen nach dem Krieg ja wieder auf verantwortungsvolle Posten. Befreit wurden vor allem die Konzentrationslager (perfiderweise wurde und wird der Beitrag der Russen dabei heute total „vergessen“) und damit wurde dem Holocaust ein Ende gemacht, aber der Rest… Der Faschismus wurde nie aufgearbeitet, sondern existiert in den Köpfen selbst der Nachfolgegenerationen weiter oder kann nur allzu leicht wieder erweckt werden, wie man heute nur allzu deutlich sieht. Der zweite Knackpunkt: Man kann den 8. Mai als Tag des Kriegsendes feiern, aber in gewisser Weise kann man ihn auch als Niederlage verstehen, wenn auch vielleicht nicht im Weidelschen Sinne. Denn seitdem ist Deutschland endgültig Vasall der USA, quasi als Dank dafür, dass die westlichen Alliierten England und USA große Städte zerstörten und vor allem die Zivilbevölkerung töteten, während sie das VW-Werk und andere Industrien unbeschadet ließen, sich die Technologie selbst zunutze machten und als großzügige Good-Will-Aktion später ein paar Rosinenbomber schickten.

Ute Wolter


7. Leserbrief

Sehr geehrte Damen und Herren,

…”oder einem Volk, das nach innen wie nach außen gemordet und geschändet hat wie wohl kein anderes Volk in der Menschheitsgeschichte?”….

schön dass diese Aussage mit einem Fragezeichen versehen wurde. Für Deutschland mag dies stimmen. Nicht aber bei weltweiter Betrachtung von Völkermorden, Ausrottung, Versklavung bis hin zur Abhängigmachung von Drogen (China und das durch Engländer verabreichte Opium…) die britischen Untaten in Indien und Südafrika u.a.m… Auch die Spätfolgen des Einsatzes von Chemiewaffen (agent orange) und/oder Uranmunition (DU Munition) oder dem Einsatz von Atomwaffen gegen die Zivilbevölkerung und deren Folgewirkungen  durch unsere Freude des Friedens werden so gut wie gar nicht beachtet. Von den Zuständen in Nahost ganz zu schweigen. Nur in Deutschland wird alles penibel aufgearbeitet.
 
Andere Völker weisen diese Akribie der Vergangenheitsaufarbeitung nicht auf. Im Gegenteil, dort werden Täter mit Friedensnobelpreisen behängt und wir applaudieren dazu noch.
 
Mit freundlichen Grüßen
P. Ehrental


8. Leserbrief

Guten Tag Herr Berger,

ich bin seit ca. 2 Jahren ein interessierter Leser der Nachdenkseiten. Als Freund der Meinungsvielfalt sind mir die Nachdenkseiten ebeson wie z.B. die Weltwoche, TE und Telepolis für meine Meinungsbildung wichtig geworden.

Über Ihren Kommentar habe ich mich aber gerade geärgert. Nachdem ich die lange geplante kleine Spende auf den Weg gebracht habe, möchte ich Ihnen die Gründe für diesen Ärger kurz übermitteln.

Vorbemerkung. Meine Antwort erfolgt ohne Kenntnis des Interviews. Seit drei Jahren verzichten meine Frau und ich auf den ÖRR. Auch, weil z.B. die Sommerinterviews i.d.R sehr einseitig, oft unfair und inhaltlich meistens belanglos sind.

Jetzt zu Ihrem Kommentar:

  1. Sowohl bei Twitter oder in der WELT gibt es doch wieder die übliche Emotionalisierung.
  2. Bei jedem anderen Politiker des politischen Mainstreams hätte es nach meiner Erfahrung keine Resonanz gegeben.
  3. Das Sommerinterview, das Denkmal der Schande oder den Vogelschiss jetzt wieder auszugraben, ist nicht unstatthaft, entspricht aber trotzdem eher BILD oder Welt Niveau.
  4. Wer diese Damen und Herren als Vorläufer des Faschismus betrachtet, relativiert die Nazischrecken und spielt auch noch das Spiel der Mächtigen mit.
  5. Ob die AfD -wie sie selber behauptet- eine wirkliche Alternative ist, wird sich ja erst dann erweisen, wenn sie an den Fleischtöpfen der Macht angekommen ist. Bis dahin ist eine gesunde Skepsis natürlich mehr als berechtigt (siehe die Entwicklung der Grünen).
  6. Wer dagegen eine Gefahr für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und totalitäre Entwicklungen ist, kann spätestens seit Corona ohne Lupe oder akademische Weihen tagtäglich erlebt werden. Es ist die sogenannte Mitte, die sich radikalisiert hat und Bürgerrechte, Meinungsvielfalt oder den Wohlstand der „kleinen Leute“ zu jeder Zeit mit und ohne Anlass zu opfern bereit ist.

Trotzdem: Danke für Ihre engagierte Arbeit und ihre vielen Artikel mit großem Nutzen für die Leser!

Alles Gute und beste Grüße
Ewald Adams


9. Leserbrief

Guten Tag Herr Berger,

es ist doch interessant, mal über Befreiung und Niederlage nachzudenken. Wie wird es in der Ukraine sein?

Wir wollen ja auch andere Meinungen gelten lassen. Natürlich war es unsere Niederlage.
Wenn man so etwas richtig besieht, kann man darüber nachdenken, was falsch gelaufen ist.
Befreiung bringt zwar erleichtertes Aufatmen aber keine Aufarbeitung.

Heute sind wir ganz erstaunt, wie ein Land so schnell faschistisch werden kann. Wir haben es nicht aufgearbeitet. Das unsere “Befreier” uns nur umgepolt haben, haben wir auch nicht gemerkt. So begeistert waren wir. Damit meine ich die westlichen Befreier.
Die Russen sehe ich nicht als Befreier an. Die haben sich selbst befreit, wir haben sie eigentlich nicht interessiert.

Willy Brandt gegen Hitler zu setzen ist zu kurz und einfach gedacht. Die deutschen Verbrechen sind übel, aber sie sind nicht die einzigen auf der Welt. Wir neigen dazu, uns aus Stolz unsere Verbrechen nicht klein reden zu lassen. Wir haben auch da Großes geleistet, so muss man es wohl sehen. Wir schlagen uns auf die Schulter, wir haben gesühnt, es wird nicht wieder vorkommen. Ab und zu geißeln wir uns ein wenig wohlig.

Die ‘Befreiung’ hat uns garantiert, dass wir gute Menschen sind, die nur von den Nazis missbraucht wurden. Deshalb freuen wir uns so. Und es wird nicht wieder vorkommen …

Mit freundlichen Grüßen
A.Hellmann


10. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger, 
 
in der Tat dürften derartige Äußerungen in Bezug auf die “Niederlage des Deutschen Reichs” vielen sauer aufstoßen, insbesondere denjenigen, die sich politisch links verorten. Zur Kernidentität linker Bewegungen gehört nun mal die Solidarität mit den Schwachen, mit den Opfern. Aber ein kritischer Geist wie Sie dürfte sich dessen bewusst sein, dass die unreflektierte Identifikation mit den Opfern des Nazi-Terrors eine gefährliche Sache ist. Würden sich alle bundesrepublikanischen Bürger mit den Opfern des 3. Reichs identifizieren, wer würde dann Täter-Verantwortung übernehmen? Angenehmer ist es freilich, sich ein bisschen als Opfer zu fühlen ohne einen echten Preis dafür gezahlt zu haben, ohne ein wirkliches Risiko eingegangen zu sein. Wir wissen ja, Täter sind immer die anderen…
 
So beschleicht mich auch manchmal der Verdacht, bei der weit verbreiteten Identifikation mit der Opferperspektive gehe es oft weniger um eine kritische Auseinandersetzung mit auch heute noch bestehenden Abgründen in sich selbst, seiner Familie oder seinem direkten Umfeld, als vielmehr darum, sich nachträglich auf die richtige Seite der Geschichte zu schlagen, um sich damit für zukünftige Moralkonflikte eine moralische Schutzschicht zu erschleichen. Das ist ziemlich billig und birgt die Gefahr, echte und eben auch dezidiert linke Widerstandskämpfer, die Leib und Leben im Kampf gegen die Diktatur riskiert haben, zu trivialisieren.

Niemand von uns kann sagen, ob wir selbst 1945 das Kriegsende als Befreiung oder Niederlage empfunden hätten, ob wir Täter, Opfer oder beides gleichzeitig gewesen wären. Im Nachhinein so zu tun als ob, grenzt an Heuchelei. Ebenso wenig können wir wissen, ob Frau Weidel aufgrund ihres manchmal renitenten Auftretens, ihrer Polemik gegen staatliche Bevormundung, Kriegswirtschaft und antirussische Propaganda ihrerseits nicht selbst zum Opfer der Nazi-Herrschaft geworden wäre und die Befreiung herbeigesehnt hätte, statt sich über die Kriegsniederlage zu grämen  – oder vielleicht beides gleichzeitig.

Das mag denjenigen, die es sich im eindimensionalen politischen Lagerdenken häuslich eingerichtet haben, gefallen oder nicht. Und wollten die Attentäter um Stauffenberg eine Befreiung von Hitler nicht gerade deswegen, weil sie sich erhofften, damit eine Niederlage des Deutschen Reichs abzufedern oder gar zu verhindern? Für die “pöbelhaften” Opfer der Nazi-Ideologie hatten sie zwar recht wenig Mitleid, hätten deren Mitbefreiung aber wohl in Kauf genommen. 

“Ambivalenz aushalten” konnte man zu diesem Thema in der TAZ vom 21.7.2022 lesen. Dort findet sich übrigens auch ein interessanter Verweis auf die gefühlte Opferschaft der Deutschen, die jahrzehntelang eine ehrliche Aufarbeitung der NS-Zeit verhindert hat und es vielleicht immer noch tut. 

Abgesehen davon nehme ich es einem Land, in dem weite Bevölkerungsteile sich durch das Ausscheiden in einer läppischen Fußball-WM kränken lassen, nicht ab, das es einen totalen militärischen Untergang als Befreiung begrüßen würde.  
 
Viele Grüße,
P.K.


11. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

den 8. Mai als Niederlage, gar als Katastrophe zu empfinden ist doch für einen Deutschen völlig normal. Das hat doch mit Geschichtsrevisionismus oder Sympathie für das NationalSOZIALISTISCHE (!) System nichts zu tun.

Wissen Sie wie viel Deutsche NACH der sogenannten Befreiung gestorben sind? Millionen! In Prag wurden deutsche Soldaten als lebende Fackeln an Laternen aufgehängt um Herrn Benes zu begrüßen. In der Pfalz oder in Baden wurde von unseren französischen Freunden massenhaft vergewaltigt! Wenn ich mich recht erinnere hatten die UNS den Krieg erklärt. Von den Rheinwiesenlagern, den Bombardements auf wehrlose Städte, der Vertreibung im Osten usw. brauchen wir erst gar nicht zu reden.

Ich habe als 20 Jähriger (bin jetzt 60) den Playboy gelesen, da war damals ein Interview mit einem bekannten männlichen Schauspieler. Auf die Nachfrage wie er als kleiner Junge den 8. Mai konkret erlebt hat, kam die gleiche Antwort: Niederlage! Ich glaube nicht, dass dieser Herr verdächtig ist irgendwelche Sympathien für die NS-Diktatur zu hegen. Ich übrigens auch nicht. Aber das Gequatsche von der Befreiung ist krank und verlogen.

Ansonsten schätze ich die Nachdenkseiten, gerade wegen ihrer Haltung in Corona und gegenüber Russland bzw. dem Ukraine Krieg.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Henning Lorenz


12. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

sie schreiben zu Recht:“Völkerrechtlich ist es natürlich unstrittig, dass der 8. Mai 1945 der Tag der Niederlage Deutschlands im Zweiten Weltkrieg ist.“

 Warum dann die reißerische Überschrift:“ARD-Sommerinterview mit Alice Weidel – Geschichtsrevisionismus ist offenbar wieder salonfähig“. Sie schreiben weiter:“Ob man diesen Tag für Deutschland als Niederlage oder Befreiung ansieht, ist jedoch keine völkerrechtliche Frage, sondern eine Frage, mit welchem Deutschland man sich identifiziert; mit dem Deutschland Willy Brandts oder mit dem Deutschland Adolf Hitlers?“. Es ist keine Ja-Nein-Frage sondern eine große Grauzone. Ein so komplexes Thema lässt sich nicht zu einer einfachen Bekenntnis Angelegenheit reduzieren.

Das Deutschland Willy Brandts gibt es schon lange nicht mehr, das deutsche „Volk“(Vorsicht, der Begriff wirft Sie heut zu Tage in die rechte Ecke) ist auch schon lange kein guter Nachbar mehr.

Sie schreiben weiter meines Erachtens richtig:“Revisionisten und Altnazis waren im damaligen politisch-gesellschaftlichen Gebräu aus Vertriebenenverbänden, CDU und FDP weitaus einflussreicher, als es uns die heute erzählte Geschichte weismachen will“, als wollten Sie das Gegenargument, „Nazis sind von den Amis in Führungspositionen gebracht worden, weil sonst keiner da war, um das neue Deutschland gegen die Sowjetunion zu positionieren“, von vorn herein entkräften.

Betrachtet man die damalige BRD genau, erkennt man das sie von Alt-Nazis beherrscht wurde.

Personen wie Willy Brandt und Richard von Weizsäcker sind bis heute die absolute positive Ausnahme. Die Deutschen durften durch Willy Brandt und Richard von Weizsäcker kurze Zeit aufatmen und sich nicht mehr schuldig fühlen.

Doch diese Zeit ist spätestens seit Corona endgültig vorbei und wir sind wieder da, wo wir schon einmal waren. Die Impfpflicht konnte gerade noch abgewehrt werden, doch nun entscheidet die WHO. Was passiert mit den Menschen, die sich nicht Impfen lassen wollen, wenn die Impfpflicht von der WHO eingefordert wird. Internierungslager hatten wir schon in Australien.

Möchten Sie Alice Weidel empfehlen eine Befreiung Deutschlands, die es nie gab, denn diese Behauptung ist Geschichtsrevisionismus, bei den West-Alliierten zu feiern? Weder da noch dort. Und das ist auch richtig so, denn Deutschland hat am 8.5.1945 eine Niederlage erlitten und nichts daraus gelernt. Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.

Mit AFD Bashing bekämpft man nur ein Symptom.

MfG
T. H.


13. Leserbrief

Zum Interview mit der Politikerin vom Rechten Rand :

Dass nicht nur die, die Niederlage und Kapitulation des Deutschen Reichs, besser: des Dritten Reichs, besser: der Braunen Diktatur als Niederlage Deutschlands empfindet, sondern viele Deutsche, erklärt m.E. auch das jetzige Verhalten Deutschlands in der Ukraine : gegen die Rrrrrussen.

Genau so wie 1942 mit den Hilfstruppen aus ganz Europa gegen den Feind im Osten, gegen die Bolschewisten! Vom Nordkap bis zum Schwarzen Meer.

Bis sie = wir gewinnen. Und wenn’ s bis 2032 dauert.

Wär’s nicht so tragisch, man könnte von einem Treppenwitz der Geschichte sprechen.

G.C.L.


14. Leserbrief

Guten Tag Herr Berger,

ein kurzer Blick ins Netz verrät mir: Der Sturm der Entrüstung über Frau Weidels Weltkriegsäußerung ist nicht ausgeblieben. Entsprechende Schlagzeilen finden sich in den online-Angeboten von so namhaften Mainstream-Medien wie Spiegel, Merkur, Stern, Welt, Bild, t-online, rnd, usw.  Dazu kommt: „unsere Niederlage“ kann der Ausgang des Zweiten Weltkriegs sowieso nicht gewesen sein, weil die meisten gegenwärtig lebenden Menschen in den Jahren 1939 bis 1945 noch gar nicht auf der Welt waren.

Mit den „Niederlagen“ und „Befreiungen“ ist das so eine Sache. Realistisch betrachtet ist am achten Mai 1945 nur jener Teil der in Deutschland lebenden Menschen „befreit“ worden, der unter der Herrschaft der Nazis gelitten hat. Alle anderen Mitläufer und Nutznießer des Nationalsozialismus haben aus meiner Sicht das Kriegsende zurecht als Niederlage betrachtet. Wenn ich damals gelebt hätte, wären mir hochstehende Begriffe wie „Befreiung“ – von der falschen Seite geäußert – höchst dubios erschienen. Aus manchen Mündern müssen solche Worte wie ein selbstsüchtiges Flehen nach Gnade geklungen haben. Meine Großmutter erzählte mir zu ihren Lebzeiten noch sehr bildhafte Geschichten zu diesem Thema. Auf der Grundlage solcher Berichte und aus den Erfahrungen der letzten drei Jahre würde ich daher annehmen, dass nicht mehr als 20 bis 30 Prozent der Deutschen am achten Mai 1945 tatsächlich befreit worden sind. Alle anderen dürften sich zu Recht als Besiegte gesehen haben.

Als spät Geborener, der niemals den Druck einer echten Diktatur erfahren hat, weiß ich nicht wirklich, ob ich damals zu den „Befreiten“ oder zu den „Besiegten“ gezählt hätte. Deshalb würde ich mich im Zweifel lieber den fiktiv Besiegten zuordnen als zu jenen Mutigen, die damals tatsächlich den Kampf gegen die Diktatur aufgenommen haben. In meiner Familie gab es Vertreter beider Seiten. Aus dieser Masse ragte als besonders schillernde Figur mein Urgroßvater hervor, der sich als SPD Funktionär niemals von den braunen Horden hatte unterkriegen lassen. Mein ganzes Leben ist er mir ein Vorbild gewesen, obwohl er zu jung verstorben ist, als dass ich ihn noch hätte kennenlernen dürfen. Letztlich hat ihm die Geschichte recht gegeben. Deshalb war er im Mai 1945 ein Befreiter, während viele andere Besiegte waren.

Wie Frau Weidel zu ihrem Zitat steht und aus welchen Gründen sie sich so ausgedrückt hat, wie sie sich eben ausgedrückt hat, ist mir nicht bekannt. Doch wenn wir bei den Tatsachen bleiben, steht fest, dass sie sich an den meisten totalitären Tendenzen der letzten Jahre nicht aktiv beteiligt hat. Sie hat weder gegen Ungeimpfte gehetzt, noch hat sie sich als herausragende Kriegstreiberin hervorgetan. Sie verwendet keine Gendersprache, sie bekennt sich nicht zu autoritären Maßnahmen, sie bastelt nicht am Untergang unserer Wirtschaft, sie hetzt nicht gegen die bösen Russen: Ich habe auch noch nie gehört, dass sie uns mit Insekten füttern oder uns mit abstrusen pseudowissenschaftlichem Krimskrams in die Irre führen möchte. Insofern muss ich sagen: Wenn man Alice Weidel an ihren Taten misst, hat sie bis jetzt erstaunlich wenig Schaden angerichtet. Deshalb und aus den anderen beschriebenen Gründen bin ich der Auffassung, dass Frau Weidels Äußerungen zum Ende des Zweiten Weltkriegs (noch) keinen zivilisatorischen Dammbruch darstellen – ganz im Gegensatz zu all den Notstandsgesetzen der Corona-Jahre und zum jüngst verabschiedeten Digital Services Act der EU. Am Ende könnten solche Gesetze das Aus für die Nachdenkseiten und alle zeitkritischen Internetportale bedeuten. Finden Sie nicht, dass das eher einen Bericht wert wäre, als die gedankenlosen – oder auch nicht gedankenlosen – Äußerungen einer Alice Weidel?

Übrigens: Lassen Sie sich nicht täuschen! Mein Herz schlägt immer noch eher links – schon im Gedenken an meinen Urgroßvater. Doch was mir in den letzten Jahren an “Hass und Hetze” aus linken Mündern zuteil geworden ist, werde ich garantiert nie vergessen! Das war bodenlos! Wie sagte Ignazio Silone doch so treffend: “Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: ‹Ich bin der Faschismus›. Nein, er wird sagen: ‹Ich bin der Antifaschismus›.» Genau so ist es gelaufen. Und genau so läuft es immer noch. 

Sie dürfen diesen Leserbrief, sofern sie das möchten, gerne mit meinem Namen veröffentlichen.

Mit freundlichen Grüßen
Michael Freuding

P.S.: Soweit ich weiß, ist der einzige offizielle Untersuchungsausschuß zur Corona-Politik von der AfD-Fraktion in Brandenburg initiiert worden (aus dem Gedächtnis). Ist das nicht erstaunlich?


15. Leserbrief

Die Frage des Interviewers war, warum sie (Frau Weidel) nicht in der russischen Botschaft im Mai 2023 an der Feier zur Kapitulation Deutschlands teilgenommen hätte. Sie antwortet:

„Ich habe für mich entschieden; es ist eine persönliche Entscheidung gewesen, aus politischen Gründen, … auch aus dem Hintergrund der Fluchtgeschichte meines Vaters … nicht daran teilnehmen.“ Daraus jetzt eine „Identifikation Weidels mit dem Dritten Reich“ abzuleiten, ist doch m. E. sehr weit hergeholt. Dieser Teil des Interviews umfasst mal gerade ungefähr zwei Minuten von über 30 Minuten des Interviews.

Sich daran dann hochzuziehen, und alles andere, – die vielen brennenden politischen Fragen, die Frau Weidel klug und immer sachlich, mit Fakten belegt, geantwortet hat –, einfach wegzulassen, das ist eines guten Journalisten (und ich halte Sie durchaus für einen guten Journalisten, Herr Berger) nicht würdig. Themen wie Altersarmut, Abwanderung von Fachkräften, Schul- und Bildungsmisere, Corona-Politik, Heizungsgesetz, EU-Politik, Ukraine-Krieg – da hat sie nämlich den Interviewer, Herrn Matthias Deiß, ganz schön alt aussehen lassen. Übrigens sind das oft Positionen, die ich auch auf den „Nachdenkseiten“ schon häufiger lesen konnte.

Das immer wieder erneut vorgetragene Narrativ von der „rechtsextremen Partei AfD“ greift doch schon lange nicht mehr. Ich bin da mal dem Vorschlag von Roger Köppel (Weltwoche) gefolgt und habe mir mal das Parteiprogramm der AfD angeschaut: Volksabstimmungen nach Schweizer Vorbild, Gewaltenteilung gewährleisten, Trennung von Amt und Mandat. Das sind Forderungen nach mehr Demokratie! Natürlich gibt es einige Punkte aus diesem Parteiprogramm (z. B. zum Islam), die ich nicht teile, aber rechtsradikal? Zeigen Sie mir doch mal, Herr Berger, wo Sie da rechtsradikale Tendenzen sehen?
 
Dr. Karsten Karad


16. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

ich fühle mich genötigt, Ihnen zu widersprechen. Deutschland wurde nicht am 8.Mai 1945 befreit. Deutschland wurde militärisch besiegt und hat bedingungslos kapituliert.

Befreit wurden in diesen Tagen die Juden und Kommunisten, Kriegsgefangene und sonstige Lagerinsassen.

Von einer Befreiung Deutschlands zu sprechen ist geschichtlich falsch. Als wäre das Land von einigen Nazis in Geiselhaft genommen worden. Nein Herr Berger, die Deutschen waren überwiegend die Nazis, die andere Länder überfallen hatten. Diese Länder wurden befreit.

Die Nazis, das war Deutschland. Und es ist gut, dass es besiegt wurde.

Meine Großeltern waren auch dabei, die fühlten sich nicht befreit, sondern besiegt. Befreit wurde die Generation meiner Eltern, die ohne diese abscheuliche Ideologie aufwachsen durften.

Die Befreiung Deutschland vollzog sich nach dem 8.Mai 1945 in kleinen Schritten. Angefangen mit der Gründung der BRD 1949. Die von der UDSSR gegründete DDR war da noch lange nicht frei.

Von einer echten Befreiung kann man erst seit 1989 sprechen, als die Wiedervereinigung ihren Lauf nahm. Davor war Deutschland besetzt von den Alliierten, und eben nicht frei.

Die militärische Niederlage müssen wir nicht feiern, wir waren nämlich nicht dabei. Was wir feiern sollten, ist die Freiheit, die wir stückweise bekamen. Und diese Freiheit sollten wir uns jetzt nicht mehr nehmen lassen.

Mit freundlichen Grüßen M. M.


17. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,
 
rein sachlich betrachtet war es doch kein Tag der Befreiung, es war der Tag von dem an Deutschland bis jetzt von den Amerikanern/Siegermächten (bis auf Russland) besetzt ist. Und bitte jetzt nicht damit argumentieren, dass das ja NATO-Stützpunkte sind.
 
Wäre Ihnen wohler, wenn Frau Seidel ausdrücklich von der Befreiung vom Nationalsozialismus gesprochen hätte?!
 
Langsam mache ich mir etwas Sorgen, dass auch hier bei den Nachdenkseiten etwas Einzug hält was ich in den letzten Jahren von jeglicher Partei/jeglichem Politikern gewohnt bin: etwas falsch verstehen WOLLEN, damit man sich künstlich aufregen und dagegen zu Felde ziehen kann.
 
Es war keine Befreiung, es wurde nur ein Regime gegen ein anderes getauscht, und dieses neue Regime ist nicht weniger gefährlich als das alte, bringt seit Jahrzehnten Millionen Menschen in aller Welt wegen einer Ideologie und Machtanspruch um (inklusive einem Quasi-Genozid an den amerikanischen Ureinwohnern), steckt Unsummen in die Rüstung um andere Menschen ihrer Länder und Rohstoffe zu berauben, installiert Marionettenregierungen nach Regimechanges,  besitzt Folterlager, ist von Korporatismus durchsetzt, hat ein übersteigertes Sendungsbewusstsein als „god´s own country“, hat sich in unseren deutschen Gesetzen Mitspracherechte (Abhören, etc) einräumen lassen, Rassentrennung bis in die 60´er Jahre (wenn nicht inoffiziell bis heute), Wolfowitz-Doktrin die nichts anderes als die Rechtfertigung von Angriffskriegen ist, PNAC, „Die einzige Weltmacht: Amerikas Strategie der Vorherrschaft“ von Zbigniew Brzeziński und und und… google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwj1hszd86SBAxW4xgIHHWJgB9cQFnoECCoQAQ&url=https%3A%2F%2Fwww.amazon.de%2FDie-einzige-Weltmacht-Zbigniew-Brzezinski%2Fdp%2F386445249X&usg=AOvVaw1mqDRGL4fXgwddb4Y5trOz&opi=89978449
 
Wollen Sie da jetzt ernsthaft von Befreiung sprechen?! Klären Sie mich bitte mal auf, wo da noch ein massiv gravierender Unterschied zu dem alten, abgrundtief bösen Nazi-Regime in Deutschland ist.
Und jetzt kommen Sie mir bitte nicht alleinig mit der Shoa, die in der Tat als widerwärtigst und böse zu bezeichnen ist – andere Ländern haben im Lauf der Geschichte weit mehr (ihrer eigenen) Menschen, prozentual und absolut aufs schlimmste ums Leben gebracht.
Der Ami und seine Lakaien (unter anderem Deutschland und die NATO) sind ganz sicher nicht die Guten, aber so was von sicher nicht.
 
Wir/unsere Politiker wissen das alles und machen dennoch mit. Das nennt man Beihilfe! Gegen angebliche KZs im ehemaligen Jugoslawien zu Felde ziehen, aber bei Guantanamo die Augen verschließen! Unsere westlichen, ach was sage ich – fast alle Politiker sind Verbrecher oder zumindest hochgradig amoralisch!
 
Mit freundlichen Grüßen
Jörg Poggemeyer


18. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger!

Ihr profundes Wissen in den technischen, finanziellen Belangen schätze ich sehr. Beim Thema AfD kommen Sie leider irgendwie nicht weiter und suchen dann immer jeden noch so kleinen, Ihrer Meinung nach, Widerspruch. Frau Weidels Aussage kann ich nur vollumfänglich zustimmen. Ich würde auch nicht auf einer Feier der Besatzer die Niederlage meiner eigenen Großväter beiwohnen. Schon aus Respekt ihnen gegenüber. Einer zwei Jahre in russischer Gefangenschaft, der andere nur mit einem Arm heimgekehrt. Beide waren trotzdem liebe Großväter und haben nie über die Russen auch nur ein schlechtes Wort verloren. Deswegen ist es mir völlig egal, ob Sie es Kapitulation oder Niederlage nennen und damit moralisch sich positionieren. Ihre Behauptung, gemordet wie kein anderes Volk in der Geschichte, ist ebenfalls nicht haltbar. Fragen Sie mal alle über 150 Länder die Großbritannien mit Krieg überzogen hat und wahlweise kolonialisierte, wie freundlich das über die Bühne ging. Und zwar über Jahrhunderte!

Da Sie sich ja selbst immer als Linker bezeichnen, weiß ich, dass wir in dieser Frage eher nicht zusammenkommen. Ist aber nicht schlimm. Was mich nur wirklich interessieren würde, haben Sie keine Großväter die für ihr Land gekämpft haben?

Beste Grüße, L. Bauer


19. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

nein, ich kann Ihrem Artikel nicht zustimmen. Zumal das Recht, persönliche Entscheidungen zu treffen auch für Frau Weidel gilt.

Frau Weidel sagte:

„das ist eine persönliche Entscheidung gewesen wo ich für mich persönlich entschieden habe, auch mit der Fluchtgeschichte meines Vaters, daran nicht teilzunehmen.“

„Ob man diesen Tag für Deutschland als Niederlage oder Befreiung ansieht, ist jedoch keine völkerrechtliche Frage, sondern eine Frage, mit welchem Deutschland man sich identifiziert“ Nein, nicht nur. Es spielen auch persönliche Hintergründe eine wesentliche Rolle. Es macht einen Unterschied, ob man den 8.Mai als Tag der Niederlage betrachtet, weil der „geliebte Führer“ ins Jenseits entwich, die „herrliche“ nationalsozialistische Zukunft brutal beendet wurde, oder man diesen Tag als Tag der Niederlage empfindet, weil man seine Heimat in Ostpreußen, seine Fabrik in Schlesien oder sein Hotel in Pommern verlor. Das wären dann persönliche Gründe. Genauso kann man die sowjetische Besatzungsmacht als Besatzer empfunden haben, wenn man nach Kriegsende zur Zwangsarbeit nach Sibirien oder auch in ein umfunktioniertes KZ gewandert ist. Ich selbst, Jahrgang 1959 und in der DDR aufgewachsen, habe die sowjetischen Soldaten nie als Besatzer empfunden. Sie haben sich in den 60er und 70er Jahren auch nicht so benommen. Aber ich kann verstehen, wenn andere das anders sehen. Mit „Geschichtsrevisionismus“ hat das nicht das Geringste zu tun. Ich identifiziere mich weis Gott nicht mit dem Volk Adolf Hitlers, nur weil ich dem Rittergut in Westpreußen nachtrauere oder dem Onkel, der 1953 von einem, sowjetischen Panzer überfahren wurde.

Nun Gut, den „Vogelschiss“ vom Herrn Gauland, wie lange wollen Sie da noch drauf rumreiten? Er hatte sich schon mehrfach dafür entschuldigt, nun ist es doch mal langsam gut.

Für mich ist es Geschichtsrevisionismus, wenn die Altparteien und die gleichgeschalteten Medien aus Stalin einen „Kumpel“ Hitlers machen. Frei nach dem Motto: Der Hitler- Stalin Packt war der Beginn des 2. Weltkrieges den Deutschland gemeinsam mit Russland (da wird mal gerne nicht von der Sowjetunion gesprochen) entfachte. Erst durch die Landung der Amerikaner wurde das Nazireich niedergerungen. Solche Worte sind heute wieder zu hören.

Aber egal, wie. Es ließe in normalen Zeiten sich trefflich darüber diskutieren. Nur leben wir nicht in normalen Zeiten. Ich warte auf den Tag, an dem der langhaarige Grüne Hofreiter in Berlin brüllt:“Wollt ihr den totalen Krieg“ Wenn das so weiter geht, wird es nicht mehr lange dauern. Bis dahin gilt für mich:
Danke AfD, Ihr seit die Einzigen, die es geschafft haben, das Coronaunrecht vor einen Untersuchungsausschuss zu bringen

multipolar-magazin.de/artikel/pandemiemanager-ausschuss

Danke AfD, Ihr habt den Skandal der „Scheingehälter“ welche ÖRR Journalisten von Regierungspolitikern erhielten aufgedeckt:

jungefreiheit.de/kultur/medien/2023/journalisten-regierung-gez/

Und vor allen Dingen: Danke AfD, Ihr seit die einzige Partei im Bundestag, die gegen Waffenlieferungen in die Ukraine stimmen.

Zur Zeit ist für mich die AfD die einzige wählbare Partei im Bundestag. Ich würde begrüßen, wenn Frau Wagenknecht eine linke Alternative gründet und mit diese Alternative nicht der „Brandmauer“ gegen die AfD beitritt sondern versucht, Gemeinsamkeiten zu finden und in einer Koalition mit der AfD gerne mäßigenden Einfluß auf manch völkische Redner ausübt. Dies ist allerdings nur Wunschgedanke. Andernfalls müssen wir Wähler diese undemokratische, Wähler verachtende „Brandmauer“ einreißen. Das erreicht man nur, indem man der AfD soviel Stimmen gibt, das eine Regierung ohne sie nicht mehr möglich ist. Es ist „Gefahr im Verzug“ und diese Gefahr kommt nicht von Rechts.


Mit freundlichen Grüssen
Ralf Binde


20. Leserbrief

Lieber Hr. Jens Berger,

habe als gut Sechsjährige in Soldin ( weiß gar nicht, ob das Ostpommern oder Westpreußen war) den Einmarsch der Russen und die Ängste der Frauen um mich herum miterlebt.

Panzer in den engen Kleinstadtstraßen, die alles zerdepperten, russische Soldaten, die Frauen verfolgten …

Das waren reale Erlebnisse eines Kindes.

Natürlich habe ich später gelernt, wer, wie was, wieso —

War glühende Verehrerin Willi Brandts, überwarf mich deshalb mit meinem Vater …

Musste mich erst mal schlau machen zum Thema “Geschichtsrevisionismus” …

Den Vorwurf an Frau Weidel in Ihrem Artikel verstehe ich trotzdem nicht. Bin über SPD-Grüne-Linke  Wählerin inzwischen soweit, die AFD wählen zu wollen, weil selbst eine kommende Wagenknecht-Partei mir zu viel Staatseinfluss suggeriert.

Freundlichst Gudrun Harms


21. Leserbrief

Sehr geehrtes Nachdenkseitenteam,
sehr geehrter Herr Berger,

ich möchte Ihnen und den Lesern von Nachdenkseiten eine andere Sicht des 8. Mai, dem „Tag der Befreiung“ aufzeigen, als Sie, Herr Berger, in Ihrem Artikel verdeutlichen und mit „Geschichtsrevision“ bezeichnen, gegen die man vorgehen müsste.

Diese andere Sichtweise kommt aus meiner Erfahrung in der DDR.

Am einfachsten für mich und vielleicht auch verständlichsten für Sie und die Leser ist es, wenn ich Ihnen den gekürzten Brief an meine Tochter zu ihrem Geburtstag am 7. Mai schicke. Dieser Brief ist vom 07.05.2021:

Liebe …, ich freue mich, dass du da bist, auf dieser Welt lebst, atmest, lachst, weinst, wütend bist oder ängstlich – das und so vieles mehr macht das Leben aus. Zu deinem Geburtstag vor 36 Jahren will ich dir von vor deiner Geburt erzählen. Die Ärzte haben deinen Geburtstermin um den 1. Mai herum datiert. Ich hoffte, es würde nicht der 1. Mai. Denn der wurde mit roten Fahnen und DDR-Fahnen als Tag der Arbeiterklasse gefeiert. Ich habe überhaupt nichts gegen Arbeiter, aber ich hatte etwas dagegen, dass da alle hin mussten, sie wurden dazu gezwungen in Reihen zu marschieren und ein HOCH auf den Arbeiter- und Bauernstaat zu rufen. Wer nicht zu diesen verordneten Demos ging, war ein Feind des Staates und der Arbeiterklasse. Freie Meinungsäußerung, Gewissensbisse, die man vielleicht hatte, zählten da nicht. Wer sich nicht einreihte, war Feind. Ich hatte es gut, ich arbeitete in der Kirche, da musste ich das nicht mitmachen. Aber ich erinnere mich an die Zeit, als ich noch im Kindergarten arbeitete; da sollte ich zu solchen Demos – und ich weigerte mich. Es war nicht mein Staat, der da bejubelt wurde. Konsequenzen blieben nicht aus: Einzelgespräche mit den Vorgesetzten, große Runde in der Volksbildung mit mir, in der ich vorgeführt wurde, Gesinnungsschnüffelei, Verbote, Androhung von Versetzung oder Entlassung. Der 1. Mai, ein rotes Tuch für mich, da solltest du nicht geboren werden. Man drohte mir, dass sie dich nach 7 Tagen „Überfälligkeit“ holen würden. Am 6. Mai wurde ich dafür schon mal „vorbereitet“ – gegen meinen Willen. Der interessierte niemanden; was ist schon der Wille einer einzelnen Person! Man machte mit mir, was Ärzte für richtig hielten. Ich wurde rasiert, damit du geholt werden konntest ohne langes Tamtam. Vor lauter Angst, dass mit Spritzen und Tabletten die Geburt eingeleitet wird, und vor lauter Ekel, dass du am 8. Mai geboren werden könntest, war Gott mir gnädig: du bist am 7. Mai, 23:05 Uhr geboren – ganz normal. Bis heute bin ich dankbar, dass ich dir am 7. Mai zum Geburtstag gratulieren kann. Denn am 8. Mai wurde in der DDR der „Tag der Befreiung durch die ruhmreiche Sowjetarmee“ gefeiert. „Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen“, so der Slogan. Von massenweisen Hinrichtungen keine Rede, und von Gulags nicht, auch nicht vom sowjetischen Einmarschieren in Ungarn, DDR, CSSR oder Polen, auch nicht von der Angst meiner Mutter und der Frauen 1945, von den sowjetischen Soldaten vergewaltigt zu werden. „Tag der Befreiung durch die ruhmreiche Sowjetarmee“ – Was für eine Farce. Befreit von was? Zu was? Gulag war in der Sowjetunion für all die angesagt, die es wagten auch nur anderes zu denken oder sich anders anzuziehen oder sich anderes zu bewegen als es das System vorschrieb. Stalin griff da mit harter Hand durch. Und so sollte es in der DDR auch gemacht werden. Von wegen Freiheit. Der Aufstände dagegen – alle nieder gemetzelt. So sieht die Befreiung aus. Von einer Diktatur und totalitären Regime, das Menschen mordet und einsperrt, die ihn nicht in den Kram passen, in die andere Diktatur und das andere totalitäre Regime.

Alle mussten in der DDR in die Deutsch-sowjetische Freundschaft (DSF) einzahlen und natürlich dazu gehören. Und wehe nicht: Dann warst du ein Feind des Volkes. Die Befreiung vom Nationalsozialismus wurde instrumentalisiert für Zwecke des Eingesperrt seins, der Freiheitsberaubung und des Denkverbotes. Der 8. Mai stand unter dem Vorzeichen „Denke, was der Staat denkt“ und „Glaube an den antifaschistischen Schutzwall und die ruhmreiche Sowjetunion. Beide wollen dein Bestes“. Du glaubst nicht, wie ich darunter gelitten habe. Ich war über sechs Jahre in der Volksbildung der DDR tätig,

und weiß daher, von was ich rede. Ich habe damals gekämpft, damit ich wenigstens ein Stück meiner Freiheit und Ehrlichkeit behalten kann, bin auch der DSF ausgetreten bzw. habe nicht mehr bezahlt – was für ein Theater und eine Angstmache danach. Du bist am 7. Mai geboren – und ich hatte immer die Hoffnung, dass du ein Kind der Freiheit bist. Ein Kind, das Unterwürfigkeit ablehnt und auf ein gesundes, aufrichtiges, gewaltfreies Menschsein setzt. Du bist jetzt … Jahre auf diesem schönen Erdenstern. Da hast du schon viel erlebt. Ich bin … Jahre älter und spüre meine Sensibilität gegenüber allem, was meine Freiheit, meine Eigenverantwortlichkeit einschränkt und meine Identität bedroht. Zurzeit fühle ich mich völlig verarscht von einer Regierung und ihren Helferlein, die nichts anderes macht, als mir zu verordnen, was ich zu tun und zu lassen habe. Ich befürchte, das wird sich auch ohne Corona fortentwickeln. Das nächste Szenario wird die Klimakrise sein; da wird wieder verboten, verordnet und eingeschränkt. Ich will und werde aber keine Untertanin sein. Das war ich zu DDR-Zeiten nicht und auch nicht in der BRD. Du bist am 7. Mai geboren, um Fesseln der Unfreiheit zu sprengen, freie Bürgerin zu sein und im aufrechten Gang den Frieden und die Gerechtigkeit zu leben – und dazu gratuliere ich dir. Deine Mutti

von unserer Leserin K.E.


22. Leserbrief

Ich schätze die Beiträge von Jens Berger sowie der ganzen Nachrichtenseiten-Redaktion sehr und bedanke mich für das Engagement.

Ich bin auch kein (noch) AfD-Wähler, aber Ihr Beitrag ist schon sehr tendenziös: natürlich hatte die Niederlage Deutschlands furchtbare Auswirkungen auf sehr viele Menschen, nicht zu vergessen für Passagiere auf der Wilhelm Gussloff. Ich finde es absolut verständlich, dass jemand diese Tragödie nicht feiern will (insbesondere wenn man damit eine persönliche Erfahrung dazu hat). Das heißt aber sicherlich nicht automatisch, dass die, die es sagen, nicht froh sind, dass das Nazi-Regime nicht gestoppt wurde. Bitte bleiben Sie objektiv. Es geht gerade um viel, ob links oder rechts …

von unserem Leser O.S.


23. Leserbrief

Hallo Herr Berger,

ernsthaft? Aus der von Frau Weidel ausdrücklich aus privaten Gründen und wegen der Fluchtgeschichte ihres Vaters erfolgten Nicht-Teilnahme an einem Empfang anläßlich des Tags der Befreiung konstruieren sie so einen Aufreger?

Sind wir denn noch im Sommerloch?

Gibt es denn keine wirklichen Probleme mehr in diesem Lande, die man ansprechen könnte oder war es einfach mal wieder Zeit, etwas gegen die AfD zu schreiben, um bei einer gewissen Klientel zu punkten?

Wissen Sie, ich bin alles andere als ein Geschichtsrevisionist und ich persönlich bin sehr froh, daß Deutschland den Krieg nicht gewonnen hat. Aber den Tag zu feiern, als ein großer Teil Deutschland unter die Herrschaft der USA gefallen ist, die bis heute anhält und für die wir alle – und nicht nur wir – gerade einen hohen Preis zahlen?

Kann man machen, wenn man möchte; wenn man es nicht tut ist man aus meiner Sicht aber nicht automatisch ein Geschichtsrevisionist.

Auch dann nicht, wenn man aus persönlichen Gründen nicht auf einen russischen Empfang zum gleichen Thema gehen möchte.

So sehr ich viele ihrer Artikel bei den NDS schätze, hier kommt es mir gerade vor, als würden Sie auf eine fast “woke” Art einen Skandal zu erzeugen versuchen, der schlicht und einfach keiner ist. Auch und gerade, weil auch Frau Weidel sich immer wieder gegen den Krieg gegen Russland ausspricht.
In dem Zusammenhang lohnt die Suche nach Revisionismus vermutlich (wieder mal) eher in Richtung Frau Baerbock, die gerade eine (jetzt schon?) Biographie vorbereitet…

Viele Grüße
Robert Dettmering


24. Leserbrief

Lieber Jens Berger,
 
Zu Ihrem Artikel  fiel mir spontan ein Zitat von Walter Lippmann ein:

 
„Erst wenn die Kriegspropaganda der Sieger Einzug gefunden hat in die Geschichtsbücher der Besiegten und von der nachfolgenden Generation geglaubt wird, kann die Umerziehung als wirklich gelungen angesehen werden.“

Bei der Lektüre Ihres o.g. Artikels kam mir der Gedanke, daß das alliierte  Ziel vollständig erreicht wurde.
 
Ihre ebenso argumentationslose wie diffamierende Feststellung, daß Frau Weidel sich mit dem 3. Reich identifiziert, wenn sie vom 8. Mai 45 statt von Befreiung von Niederlage spricht, macht mich sprachlos und ist Ihrer unwürdig.
 
Warum sollte der 8. Mai 1945 ein Tag der Befreiung sein? Die Alliierten selbst haben es anders gesehen. In der alliierten Direktive JCS 1067  heisst es: Deutschland wird nicht besetzt zum Zwecke seiner Befreiung, sondern als ein besiegter Feindstaat.
 
Was ist Revisionismus in der Geschichtswissenschaft? Das infrage-Stellen des Alten, das Neu-bewerten alter und die Erforschung neuer Fakten. Insoweit ist Revisionismus das, was in jeder wissenschaftlichen Disziplin tagtäglich stattfinden sollte. Warum ausgerechnet in der Geschichtswissenschaft nicht? Warum müssen hier die Inhalte festzementiert sein für die Ewigkeit? Vielleicht, weil das speziellen Interessen dient?
 
Die Abkehr von der Alleinschuld Deutschlands am WK I war ein zäher Prozess, er ist bis heute nicht abgeschlossen. Es wird noch 50 Jahre dauern, bis man den Kriegsbeginn 1939 nicht mehr simplifizierend, aber erziehend, einen Überfall auf Polen nennen wird.
 
Aber zurück zur „Befreiung“: Sind Sie der Ansicht, daß die 17 Mio Deutschen, die nach dem 8. Mai in die Stalinsche Knechtschaft überführt wurden, dies als Tag der Befreiung sehen? Oder die 12 Millionen Vertriebenen, von denen weit über 2 Millionen auf ihrer „unfreiwilligen Wanderschaft“ erschlagen, bestenfalls erschossen wurden, oder einfach verhungert und erfroren sind?
Meinen Sie die Sudetendeutschen, die in Prag auf dem Wenzelsplatz an Laternenmasten aufgehängt, mit Benzin übergossen und angezündet wurden?
Meinen Sie die über eine Million Kriegsgefangen in amerikanischer „Verwahrung“ auf den Rheinwiesen, die man elendiglich krepieren ließ?
Meinen Sie die 2 Millionen vergewaltigten Frauen, Mädchen, Kinder? Oder die in den Wintern 1946 und 1947 aufgrund alliierter Nahrunsmittelkarenz Verhungerten?
 
Es gibt wohl kein Volk, das seinen Peinigern auch noch vor Dankbarkeit die Füße küsst, ausser dem Deutschen.
 
Welche Freiheit hat das Deutsche Volk nach 1945 oder in seiner Gesamtheit nach 1990  gewonnen?  Daß wir einen Kanzler stellen dürfen, der debil grinsend dabei steht, wenn der amerikanische Präsident einen freundschaftlichen Anschlag auf unsere Energieversorgung ankündigt?
 
Nein Herr Berger, Befreiung stelle ich mir irgendwie anders vor.Wir sind kein befreites Land, wir sind ein besiegtes Land.
 
Mit freundlichem Gruß
Dr. Meinhard Maurer


25. Leserbrief

Jens Berger schreibt:

“Ob man diesen Tag für Deutschland als Niederlage oder Befreiung ansieht, ist jedoch keine völkerrechtliche Frage, sondern eine Frage, mit welchem Deutschland man sich identifiziert; mit dem Deutschland Willy Brandts oder mit dem Deutschland Adolf Hitlers?“

Hier wird leider ein wichtiger Aspekt uebersehen, Herr Berger, denn das Land (und seine Unterstuetzer) , das eine Nazikultur hervorgebracht hatte, wurde auch zum Unterdruecker des demokratischen meist linken Teils der Bevölkerung. Neben all den Juden sind nämlich auch Kommunisten und Sozialisten in Gefängnisse, Zuchthäuser und Konzentrationslager geschickt worden. 

Und dieser Teil Deutschlands wurde mit Weidels Äusserung als Gegenstandslos erklärt. Fuer sie gibt es nur EIN Deutschland, und das wurde besiegt und dann auch noch von der Sovietunion.

Fuer Menschen, die nach einer Alternative fuer Deutschland suchen, sind solche Figuren hoffentlich nicht anziehungswuerdig.
 
Nebenbei bemerkt ist auch die Analogie entscheidend, Hitlerzeit mit Brandtzeit zu vergleichen ist nicht zwingend logisch. 

mit freundlichen Gruessen
Horst Grun


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