Gleichgeschaltete Gaza-Berichterstattung. Und Deutschlands Medien schämen sich nicht mal

Gleichgeschaltete Gaza-Berichterstattung. Und Deutschlands Medien schämen sich nicht mal

Gleichgeschaltete Gaza-Berichterstattung. Und Deutschlands Medien schämen sich nicht mal

Albrecht Müller
Ein Artikel von: Albrecht Müller

Nahezu durchgehend glauben unsere Medien – jedenfalls schreiben sie und senden sie, Israel sei überrascht worden. Sie verbreiten diese Version, obwohl sie ansonsten verinnerlicht haben und bei anderer passender Gelegenheit bewundern, wie effizient Israels Geheimdienste und Militärs sind. Sie glauben, Israel hätte nichts von der Vorbereitung der Raketen- und Militärangriffe der Palästinenser mitbekommen. Und sie glauben und erzählen weiter, die Grenze sei so schwach gesichert gewesen, dass Palästinenser israelische Dörfer und Städte und ein Festival überrennen und teilweise besetzen konnten. Eine bitter traurige Lachnummer. Albrecht Müller.

2.200 Raketen, nach anderen Quellen noch sehr viel mehr, sollen unbemerkt gefertigt oder importiert und in Stellung gebracht worden sein. Mit Gleitflügen sollen Palästinenser die Grenzzäune überwunden haben – auch die Vorbereitung darauf ohne Kenntnis der israelischen Geheimdienste und des israelischen Militärs. Gleitflüge üben kann man offenbar im stillen Kämmerlein.

Unsere Medien glauben und verbreiten mehrheitlich das Märchen von der Überraschung Israels durch die Angriffe der Palästinenser. Sie verbreiten dieses Märchen im Zusammenspiel mit verantwortlichen Politikern, an der Spitze der Bundespräsident. Er will deshalb die „Jubelfeier der Palästinenser in Deutschland nicht dulden“. Auch der Bundeskanzler glaubt den Nachrichten und erklärt, Deutschland stehe auf Israels Seite.

Man kann davon ausgehen, dass Israel die Vorbereitung auf die Angriffe aus dem Gazastreifen wahrgenommen hat. Israel hat diese Vorbereitungen und dann auch die palästinensische Militäraktion vermutlich hingenommen, um nach den Angriffen einen weltweit publizierten und akzeptierten Grund dafür zu haben, im Gazastreifen aufzuräumen. Die daraufhin folgenden massiven Militärschläge auf den Gazastreifen und die vom israelischen Verteidigungsminister Gallant erklärte Blockade der Versorgung der im Gazastreifen lebenden Menschen mit Wasser, Lebensmitteln und Energie spricht dafür, dass die ethnische Säuberung eingeleitet worden ist. Sie wird vermutlich auch gelingen. Siehe dazu den Bericht der Berliner Zeitung: „Gallant sagte laut Bloomberg: „Ich habe einen Befehl gegeben – Gaza wird vollständig abgeriegelt. Es wird keinen Strom, keine Lebensmittel und keinen Treibstoff geben. Wir kämpfen gegen Barbaren und reagieren entsprechend.“ Energieminister Israel Katz gab in einer Erklärung eine weitere Maßnahme bekannt: „Ich habe angeordnet, dass die Wasserversorgung von Israel nach Gaza sofort unterbrochen wird.“

Der Angriff der Palästinenser auf Israel hat noch eine andere vorteilhafte Begleiterscheinung für die israelische Regierung. Die harte innenpolitische Auseinandersetzung um die Justizreform wird von der Bedrohung durch die Palästinenser überlagert. (Zum jetzt überlagerten Streit siehe einen Bericht der Deutschen Welle.)

Einige Kenner der Lage im Nahen Osten sehen die Gefahr, dass der Überfall der Palästinenser vom 7. Oktober auch als Vorwand für eine Intervention westlicher und israelischer Militärs im Iran genutzt werden könnte. Ich erwähne das nur. Ich möchte mir diese Spekulation jetzt nicht zu eigen machen.

Übrigens: Eine andere, die übliche Sicht der Vorgänge finden Sie hier.

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Titelbild: Screenshot – Neue Zürcher Zeitung

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