Leserbriefe zu „31 getötete Journalisten – wo bleibt der Protest gegen Israels Kriegsführung?“

Ein Artikel von:

In diesem Beitrag weist Jens Berger darauf hin, dass seit Beginn der Kampfhandlungen zwischen der Hamas und der israelischen Armee bereits mehr als doppelt so viele Journalisten im Einsatz getötet worden seien wie in jedem kompletten Jahr zuvor seit Beginn der Dokumentation durch das in New York ansässige Komitee zum Schutz von Journalisten. Aktuell seien es 31. Teilweise handele es sich um gezielte Angriffe auf Journalisten, wie die NGO Reporter ohne Grenzen anklage. Wir haben hierzu interessante E-Mails bekommen. Danke dafür. Hier nun eine Auswahl der Leserbriefe. Christian Reimann hat sie für Sie zusammengestellt.


1. Leserbrief

Das ist schon immer wichtiges Ziel solcher Angriffe gewesen, ganz gezielt Journalisten als Zeugen auszuschalten und einzuschüchtern.

Wer das jetzt immer noch nicht gemerkt hat…muss von Dummheit geschlagen sein.

Niemand im „Westen” wird aufmucken…denn alles ist lange geplant…und zu viele haben ihre Seele dafür verkauft und sich unterstützend angedient.

Damit machen sie sich an diesen unglaublichen Verbrechen mitschuldig. Deshalb ist es übrigens sinnvoller anstatt ARD RTE.ie (Irisches TV) zu sehen, dort wird sehr viel genauer über diese Verbrechen berichtet.

Helmut Langer


2. Leserbrief

Sehr geehrte Damen und Herren,
 
die Unterstützung Israels gehört laut Frau Dr. Merkel zu unserer Staatsräson (was immer auch dies ist).  Israel verteidigt sich doch nur. Die anderen sind immer die Terroristen. Irgun und Haganah habe sich auch nur verteidigt in dem sie Terrorakte gegen die damaligen Besatzer verübt hatten. Wenn die Dinge so fest gezurrt sind kann es keinen Protest geben. Ich finde, jeder Terrorakt ist ein Verbrechen und kann nicht schön geredet werden. Fairerweise sollte man Ursache und Wirkung auch nennen dürfen. Vielleicht sind es ganz andere Gründe die Israel zu diesem harten Vorgehen gegen die Leute im Gazastreifen antreibt. Kann es nicht der angedachte Kanalbau vom Golf von Akaba (Golf von Eilat) nach Jerusalem, und damit durch den Gazastreifen sein. Die Einnahmen aus den dann fällig werdenden Kanalgebühren sind doch Anreiz genug. Vielleicht orientiert man sich an den Einnahmen aus den Kanalgebühren Ägyptens. Stabilisierung der Staatseinnahmen Israels wären doch ein lohnendes Ziel welches zu erreichen angestrebt werden könnte. Dazu müssen aber die Palästinenser aus dem Gazastreifen verschwinden. Die spätere Entsorgung nach dem Sinai wäre möglich. Die ethnische Säuberung wurde ja schon mal vollzogen (Ilan Pappe).
 
Mit freundlichen Grüßen
P. Ehrental.


3. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,
 
Ihr o.g. Bericht irritiert mich aus zwei Gründen: Warum beschuldigen Sie nur die Israeli und was erwarten Sie von einem Journalisten der sich in Kriegsgebieten aufhält? Begonnen mit der Kriegshandlung haben bei dieser Auseinandersetzung die Hamas, also Palästinenser. Dass es schon immer Journalisten gab, welche sich in Kriegsgebiete begaben um zu berichten ist nicht neu und wer sich in Gefahr begibt kann darin umkommen. Sicherlich ist es aber jedem selbst überlassen für seine Sicherheit zu sorgen, das kann darin bestehen sich erst gar nicht in dieses Gebiet zu begeben oder sich bestmöglich in Deckung zu halten. Glauben Sie, dass die Israeli bewusst Journalisten töten? Sicherlich weiß kein Soldat wo genau die abgefeuerte Rakete letztlich einschlägt und wer dabei zu Tode kommt, das hat jeder Krieg so an sich. Erscheint Ihnen die Strategie, die eigene Bevölkerung (und Journalisten?) als Schutzschild zu benutzen moralisch richtig? Krieg ist immer eine menschenverachtende Handlung, weshalb es fraglich ist, ob man überhaupt davon berichten sollte, zumal die Schuldzuweisungen nahezu immer sehr diffus und subjektiv geprägt sind. Es ist wie bei den Narrativen der letzten Jahre, hätte man weniger berichtet, hätten viele Menschen rationaler reagiert und nicht so panisch. Im Moment sind wir ja wieder in Aufrüstungslaune, vermutlich zu viele Menschen auf der Welt oder wie kann man das erklären, denn eine äußere Bedrohung sehe ich nicht, zumal uns die NATO ja „beschützt“? Würde man alle „berufenen Kriegstreiber“ dazu bringen, selbst in vorderster Front zu stehen, alle Kriege wären beendet bzw. erst gar nicht begonnen worden, aber die bleiben immer in sicherer Entfernung, weit vom „Schuss“. Früher, zu Zeiten Alexander des Großen oder Isabella von Spanien und Kastilien (Frau!!) war das eher üblich und „ehrenwert“, sie führten das Heer an. So lange sich das nicht ändert wird es Kriege geben und viele zumeist unschuldige Menschen Opfer fordern, die „Richtigen“ trifft es leider selten. Meine Oma und Tante durfte ich nie kennenlernen, weil die Bombardements der Alliierten das verhinderten, indem beide zu Tode kamen. Kollateralschaden oder bewusste Handlung? Wer weiß das, wen interessiert das? Die Menschen, Bürger, Wähler hätten es in Händen, indem sie richtig wählen oder bei Abweichung vom Ziel, abwählen. Kein für eine Legislaturperiode gewählter Abgeordneter/Minister dürfte das Recht haben, im Namen der Bürger Kriege anzuzetteln und Tote in Kauf zu nehmen, es sei denn es war erklärtes Ziel bei der Wahl, dann hätte die Bevölkerung selbst mitgewirkt!
 
Mit freundlichen Grüßen
E. Bauer

Anmerkung Jens Berger: Sehr geehrter Herr Bauer,

haben Sie den Artikel samt der Verlinkungen gelesen? Der CPJ und Reporter ohne Grenzen stehen sicher nicht in Verdacht, anti-israelisch zu sein.

Beste Grüße
Jens Berger


4. Leserbrief

Einen schönen Tag Herr Berger,

wo bleibt Be…nein, nicht Behle sondern… der Protest gegen Israels Kriegsführung? Es ehrt Sie ja, dass Sie sich in ihrem Traktat auf den Rahmen (neudeutsch: fräihm) ihres Berufsstandes beschränken, sowohl hinsichtlich dieser (up to date) 31 „deplorables“ als auch hinsichtlich Ihrer Kollegen im Home-Office. Frei nach dem Motto: „Wie schlage ich dem renitierenden Wahrheitsministerium ein Schnippchen?“ schaffen Sie es tatsächlich – zwei wenn nicht drei auf einen Streich gehörig heimzuleuchten. Dass das von allerlei gutmeinenden Menschen unermüdlich zugesprochene Recht auf Selbstverteidigung muß wohl (vom Google-Translator?) falsch übermittelt worden sein – anders ist das nicht denkbar – statt Selbstverteidigung eben Selbstjustiz. Wie anders ist die mehrfach geäußerte Ankündigung des „mowing the lawn“ auch zu verstehen? Also ehrlich, mit der Digitalisierung scheint es bei den wertewestlichen Medien nicht all zu weit her sein. Selbst Google weiß – schon ab 2014 – zu berichten, dass das Rasenmähen in Gebieten vom „nichtexistierenden Volk“ jetzt doch als „final solution“ also Endlösung angesagt sei. Schon Ende August vor neun Jahren hieß es nämlich schon – eine website namens „Foreign Policy“ verlautbart es stolz – „Mowing the Grass and Taking Out the Trash“.  Das muß ich jetzt nicht übersetzen, oder?

Ach ja, soviel Zeit muß sein. Nicht nur Journalisten soll es ja gekostet haben und „wohl“ auch weiterhin reichlich kosten. Die uns anderweitig in mitleiderregender Weise immer wieder gerne präsentierten Opfer eines speziellen Oberschurken – „darunter auch Frauen und Kinder“ – müssen jetzt im aktuellen Falle leider als „bedauerlicher“ Kollateralschaden – als Restwert sozusagen – abgebucht werden. Die „Strecke“ (Waidmannsheil!) gerade noch mit vierstelligen Zahlen abbildbar, alsbald wohl eher mit fünf Stellen, wenn der „Rasenmäher“ nicht schrotten sollte. Verständlich, dass da unsere an stringente Sprachregelungen der „rule-based-order“ gebundenen Schreiberlinge das Thema nicht aufgreifen, das immerhin overseas dann doch noch so lauten und auch verkündet werden darf: 

„Schreiben Sie den Namen Ihres Kindes auf sein Bein oder seinen Bauch, damit das Kind identifiziert werden kann, wenn Ihr Haus bombardiert wird und es aus den Trümmern geborgen wird“. Offenbar tun Mütter im südlichen Gazastreifen dies jetzt, da die Bombardierung zunimmt. Bislang wurden mindestens 2.000 Kinder getötet – oh mein Gott, solche Zahlen sind fast unerträglich – und weitere 5.000 verletzt. Und, was vielleicht am schmerzlichsten ist, etwa 800 Kinder werden … vermisst.“

Hierzulande ginge das gar nicht. Deshalb bedarf es schließlich auch der Krokodilstränen des Kanzlers für das Leiden einer einzigen Partygängerin direkt vor dem dann doch nicht ganz so sicheren Gaza-Hochsicherheitstrakt. Die „paar wenigen“ Kinder, die bald innerhalb des Zauns liegen würden, erschlagen unterm Beton tausender Gebaulichkeiten, von denen dürften natürlich keinerlei Fotos habhaft sein, schon gar keine Vor- und Nachnamen, wie sonst üblich in deutschen  TV-Info-Kanälen. Glück gehabt! Schließlich ist es auch „gar  nicht“ sicher, ob die Zahlen so stimmen, selbst der Enddemente im ovalen Office soll das bezweifeln. Na ja, wenn ihm das Freund Bibi bei der Umarmung auch so einflüstert. muss es ja auch so sein. 

Gott sei’s gedankt, es gibt zu dem ganzen Bohai schließlich einen Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag. Da muß doch Hoffnung aufkeimen. Die Tagesschau berichtet am 17.7.23 : 25 Jahre Römisches Statut “IStGH muss sich am Krieg gegen die Ukraine beweisen“. Hat er, hat er tatsächlich! Wiki vermeldet:

„Laut einer Pressemitteilung des Gerichts wird dem Präsidenten Russlands vorgeworfen, „für das Kriegsverbrechen der unrechtmäßigen Vertreibung der Bevölkerung (Kinder) und das der unrechtmäßigen Überführung der Bevölkerung (Kinder) aus den [von Russland] besetzten Gebieten der Ukraine in die Russische Föderation“ verantwortlich zu sein.
Diese Kriegsverbrechen, die in Artikel 8 des Römischen Statuts definiert werden und deren Betroffene (Kinder) durch die Genfer Konventionen besonders geschützt sind, „wurden mutmaßlich [während des russischen Überfalls auf die Ukraine] begangen“ („were allegedly committed“). Für eine persönliche Verantwortlichkeit und Vorgesetztenverantwortlichkeit Putins sah die Vorverfahrenskammer II des IStGH einen begründeten Verdacht.“

Vermute mal, dass der für den Haftbefehl verantwortliche Richter – seit 2021 im Amte – derzeit gerade sein verlängertes „sabatical“ in Anspruch nimmt und derzeit nicht verfügbar ist, um wieder seiner Tätigkeit nachgehen zu können. Schade eigentlich. Gehe aber davon aus, dass die Gaza-Kinder – entleibt oder versehrt von sich selbst verteidigenden Sondereinsatzkommandos – dann doch lieber ersatzweise vom Kreml-Zerberus unrechtmäßig in dessen Reich überführt worden wären. Wenn sie denn die Wahl (gehabt) hätten.

With no further comments!

Michael Kohle


Anmerkung zur Korrespondenz mit den NachDenkSeiten

Die NachDenkSeiten freuen sich über Ihre Zuschriften, am besten in einer angemessenen Länge und mit einem eindeutigen Betreff.

Es gibt die folgenden E-Mail-Adressen:

Weitere Details zu diesem Thema finden Sie in unserer „Gebrauchsanleitung“.

Rubriken:

Leserbriefe

Schlagwörter:

Die NachDenkSeiten sind für eine kritische Meinungsbildung wichtig, das sagen uns sehr, sehr viele - aber sie kosten auch Geld und deshalb bitten wir Sie, liebe Leser, um Ihre Unterstützung.
Herzlichen Dank!