Die schlesischen Weber von Heinrich Heine 1844

Die schlesischen Weber von Heinrich Heine 1844

Die schlesischen Weber von Heinrich Heine 1844

Albrecht Müller
Ein Artikel von: Albrecht Müller

Im düstern Auge keine Träne
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt –
Er hat uns geäfft, gefoppt und genarrt –
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen
Der den letzten Groschen von uns erpreßt
Und uns wie Hunde erschießen lässt –
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt –
Wir weben, wir weben!

Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht –
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch,
Wir weben, wir weben!

1844 kam es zum sogenannten Weber-Aufstand in Schlesien. Die Arbeiter an den Webstühlen protestierten gegen Hungerlöhne. Siehe dazu hier:

Das sogenannte „Weberlied” wurde unter dem Titel „Die armen Weber“ am 10. Juli 1844 im deutschsprachigen Wochenblatt von Karl Marx “Vorwärts!” in Paris erstmals veröffentlicht. Es wurde als Flugblatt in einer Auflage von 50.000 Stück in den Aufstandsgebieten verteilt. Schlesien war damals eine Provinz von Preußen und gehört heute zum größten Teil zu Polen.

Zum Weber-Aufstand ein Gemälde des Malers Carl Wilhelm Hübner (1814-1879):

Düsseldorf, 1846
Öl auf Leinwand
39,2 x 52 cm
© Deutsches Historisches Museum, Berlin

Zum Weber-Aufstand ein Stück des Deutschlandfunks:

Der schlesische Weberaufstand von 1844 ist als Akt des Widerstands gegen die frühkapitalistische Ausbeutung ins kollektive Gedächtnis eingegraben. Es gab Weberromane, Weberdramen und Webergedichte zuhauf. Begonnen hatte alles eher harmlos. …

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