ARD zu Odessa: Ohne Rückgrat und im Zweifel Russland-feindlich

ARD zu Odessa: Ohne Rückgrat und im Zweifel Russland-feindlich

ARD zu Odessa: Ohne Rückgrat und im Zweifel Russland-feindlich

Ulrich Heyden
Ein Artikel von Ulrich Heyden

Wenn Propaganda verbreitet wird, fließt kein Blut, aber es ist hoch gefährlich. Denn diese Meinungsmache führt irgendwann zu Gewalt und Krieg. Eine Bemerkung zur ARD-Berichterstattung während des ukrainischen Nationalfeiertages aus Odessa von Ulrich Heyden (Moskau).

Die ARD propagiert in ihrem Bericht über den ukrainischen Unabhängigkeitstag ganz ungeniert ukrainischen Nationalismus. Die Sendeanstalt behauptet, die Menschen in Odessa würden jetzt aus Abneigung gegenüber dem „Aggressor Russland“ verstärkt Ukrainisch sprechen. Verschwiegen wird, dass die russische Sprache in der Ukraine schon seit dem Staatsstreich 2014 kriminalisiert wurde und dass Restaurants mit russisch-sprachigen Speisekarten bestraft wurden. Wer in Odessa in der Öffentlichkeit jetzt kein Russisch mehr spricht, tut dies in erster Linie, weil er Angst hat vor Diskriminierung und Verfolgung.

Die ARD behauptet, die Ukraine sei eine Kolonie Russlands gewesen. Die Sendeanstalt verschweigt, dass die Stadt Odessa 1794 von der russischen Zarin Katharina der Großen gegründet wurde. Das Denkmal der Zarin wurde im Dezember 2022 abgerissen, ohne die Einwohner der Stadt zu fragen.

Die ARD verschweigt, dass in der multinationalen Stadt Odessa Russisch bisher die Sprache im Alltag war, die aus freien Stücken gesprochen wurde.

Die aus Gebühren finanzierte Sendeanstalt lässt unerwähnt, dass die Menschen, die nach dem Staatsstreich in Kiew 2014 eine Föderalisierung der Ukraine forderten, mit dem Brand-Anschlag auf das Gewerkschaftshaus im Mai 2014 bestraft wurden. 42 Menschen starben bei diesem Massaker. Seit dem Mai 2014 leben die Menschen in Odessa, die für ein gutes Verhältnis zu Russland sind, in Angst.

Hier ein Ausschnitt aus dem Gespräch zwischen dem ARD-Moderator und dem ARD-Korrespondenten Niels Bula in Odessa:

Moderator: „Wie wichtig ist der Unabhängigkeitstag für die Ukrainer?“

Niels Bula: „Für viele Menschen war das früher ein Tag, wo man Spaß haben konnte, wo man zu Konzerten und anderen Veranstaltungen gehen konnte. Seit dem Überfall Russlands hat der Tag deutlich nochmal an Bedeutung gewonnen. Er wird viel ernster genommen (…) und es ist ein Tag des Gedenkens für die vielen Opfer, die der Krieg schon gefordert hat.“

Moderator: „Ist das Nationalbewusstsein durch den Angriffskrieg Russlands größer geworden, vielleicht ja etwa auch die Ablehnung der russischen Sprache? Für viele Ukrainer war das ja bis zur Invasion der gesamten Ukraine durch Russland seit dreieinhalb Jahren Ihre Hauptsprache. Wie hat sich das so entwickelt?“

Niels Bula: „Na, das Nationalbewusstsein ist bei vielen Menschen nochmal deutlich gestiegen seit dieser Zeit 2022, auch in den östlichen Gebieten, wo es früher noch mehr Menschen gab, die so’n bisschen gefremdelt hatten mit dem Ukrainischen, mit der ukrainischen Sprache und das hat sich komplett verändert. Immer mehr Menschen sehen die russische Sprache als eine Art koloniales Erbe aus der Zeit, als die Ukraine noch zum Zarenreich und später noch zur Sowjetunion gehört hat und man sie russifizieren wollte und im Angesicht dieses Krieges wollen das jetzt immer mehr Menschen ablegen, vor allem junge Menschen betrifft das.“

Meine Fragen:

Niels Bula hat zu Beginn seiner Karriere noch keine tumbe Russland-Feindlichkeit gezeigt. Warum betet er nun trotz seiner guten Kenntnis von Russland die Aussagen der ukrainischen Nationalisten nach? Wo ist die abwägende Position eines Beobachters und Erklärers? Wäre eine abwägende Position nicht gerade in einer multinationalen Stadt wie Odessa angemessen?

Warum meint er, dass Nationalbewusstsein in der Ukraine unbedingt auch bedeutet, dass man kein Russisch spricht?

Was wäre denn Nationalbewusstsein in Deutschland? Dass in Berliner Cafes kein Englisch mehr gesprochen wird? Nun ja … immerhin haben die USA zahlreiche Länder überfallen, Jugoslawien, Irak, Libyen, Syrien, Iran, Vietnam …

Warum verschenkt Herr Bula sein Talent an Kriegstreiber, denen die ukrainische Kultur und tote Ukrainer völlig egal sind, denen es nur darum geht, Russland zu schwächen?

Titelbild: Thomas Nuehnen / Shutterstock

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