Friedensnobelpreis: Belohnung für Putsch- und Interventions-Propaganda

Friedensnobelpreis: Belohnung für Putsch- und Interventions-Propaganda

Friedensnobelpreis: Belohnung für Putsch- und Interventions-Propaganda

Tobias Riegel
Ein Artikel von: Tobias Riegel

Die Verleihung des Friedensnobelpreises an die venezolanische Politikerin María Corina Machado stellt die Begriffe „Demokratie“ und „Frieden“ auf den Kopf: Machado hat etwa Interventionen ins eigene Land gefordert, ihre Politik ist laut Beobachtern „von Gewalt durchdrungen“. Der Friedensnobelpreis selber wurde schon zuvor durch fragwürdige Auszeichnungen diskreditiert. Die aktuelle Verleihung ist (einmal mehr) ein klarer Fall von Propaganda durch Preisverleihungen. Und die meisten Medien machen mal wieder mit. Von Tobias Riegel.

Die Verleihung des Friedensnobelpreises an María Corina Machado ist geradezu eine Verhöhnung des ihr nun zugeschriebenen „Kampfes für die Demokratie“: Um für ihre vorrangigen politischen Ziele einzutreten (Sturz der Regierung Maduro und Privatisierung der venezolanischen Bodenschätze), ist sie vor klar anti-demokratischen Forderungen nicht zurückgeschreckt, etwa indem sie ausländische Interventionen für Venezuela forderte. Mehr Hintergründe zu Machados konkreten Standpunkten folgen weiter unten im Text.

Zum Friedensnobelpreis selber ist anzumerken, dass die wohlklingende Auszeichnung schon oft genutzt wurde, um geopolitische Propaganda zu stärken – unter anderem in den Fällen, als der Preis an die EU oder US-Präsident Barack Obama verliehen worden war.

Durch die Verleihung an Machado wird auch die aktuelle aggressive imperiale US-Politik gegenüber Venezuela gestützt – zu dieser Politik gehört unter anderem die Versenkung von angeblichen venezolanischen Drogen-Frachtern durch die US-Armee. Auf diese zu verurteilende Praxis sind die NachDenkSeiten kürzlich im Artikel „Trump und die US-Armee begehen schlicht und einfach Mord in der Karibik“ eingegangen.

Das Prinzip, mit wohlklingenden Preisverleihungen harte Propaganda zu betreiben, haben die NachDenkSeiten unter anderem hier oder hier oder hier thematisiert.

„Das lächelnde Gesicht der Washingtoner Regimewechselmaschine“

Michelle Ellner hat beim US-Medium Code Pink geschrieben, Machado habe „ihr ganzes politisches Leben damit verbracht, Menschen zu spalten, die Souveränität Venezuelas zu untergraben und somit der Bevölkerung das Recht zu verweigern, in Würde zu leben“. Ellner fährt in der Übersetzung von Amerika 21 fort:

Sie ist das lächelnde Gesicht der Washingtoner Regimewechselmaschine, die gewandte Sprecherin für Sanktionen, Privatisierung und ausländische Interventionen, präsentiert im Gewand der Demokratie.

Machados Politik ist von Gewalt durchdrungen. Sie hat zu einer ausländischen Intervention aufgerufen und sich sogar direkt an Benjamin Netanjahu, den Kopf hinter der Vernichtung Gazas, gewandt, um unter dem Banner der “Freiheit” mit Bomben zur “Befreiung” Venezuelas beizutragen.

Sie hat Sanktionen gefordert, jene stille Form der Kriegsführung, deren Auswirkungen – wie Studien in The Lancet und anderen Fachzeitschriften gezeigt haben – mehr Menschenleben gefordert haben als bewaffnete Konflikte, indem sie ganze Bevölkerungsgruppen von Medikamenten, Nahrungsmitteln und Energie abgeschnitten haben.“

In dem Artikel finden sich weitere Details zu Machados politischem Wirken, so auch unter diesem Link auf X. Die NachDenkSeiten haben Machado etwa 2024 in dem Artikel „Was die Mainstream-Medien über María Corina Machado verschweigen“ thematisiert. Ihre Verstrickung in Umsturzpläne in Venezuela und ihre Forderungen nach ausländischen Interventionen und Sanktionen hat das Medium Grayzone bereits 2019 in diesem Artikel beschrieben (auf Englisch).

Viele Medien applaudieren

Wie gehen große deutsche Medien mit dieser Preisträgerin um? Erwartungsgemäß unseriös. So werden die hochproblematischen Seiten von Machado etwa in diesem überwiegenden Jubel-Artikel in der „Tagesschau“ nur sehr unangemessen thematisiert – immerhin gibt es dort aber den einen Absatz, in dem Machados Interventions-Forderungen überhaupt erwähnt werden.

Dagegen erfahren die Leser dieses für zahlreiche Texte beispielhaften Artikels in der FAZ von Machados problematischen Seiten überhaupt nichts. Neben den üblichen Phrasen zur „Demokratie“ (in Machados Fall besonders aufreizend) gibt es aber diese Info:

Im Dezember wurden Machado und González mit dem Sacharow-Menschenrechtspreis des Europäischen Parlaments geehrt. Ebenfalls im vergangenen Jahr erhielt Machado den Václav-Havel-Menschenrechtspreis. Machado und González hätten sich immer furchtlos für die Demokratie und den Rechtsstaat in Venezuela eingesetzt, sagte die Vorsitzende des EU-Parlaments, Roberta Metsola, damals zur Begründung. Die Demokratie werde sich durchsetzen in Venezuela.

Was der Aufruf zu Interventionen mit „Demokratie und Rechtsstaat zu tun haben soll, fragen sich die jeweiligen Jurys anscheinend schon gar nicht mehr. Wohl auch nicht, wie die Nähe, die Machado immer wieder zu extrem rechten Kreisen in Venezuela gesucht hat, mit dem hierzulande zelebrierten „Kampf gegen Rechts“ in Einklang zu bringen ist. Aber diese Logik des „Doppeldenk” kennt man ja bereits – unter anderem bezüglich des ukrainischen Asow-Regiments.

Titelbild: Humberto Matheus

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