Leserbriefe zu „Männer Gottes auf dem Weg der Propaganda – Bischöfe unterstützen „Verteidigungsbereitschaft““

Ein Artikel von:


Marcus Klöckner kommentiert hier die Position der katholischen Bischöfe in der Debatte um die Wehrpflicht. In der Erklärung würden sich die „Männer Gottes“ als „traurig-muntere Sekundanten der Politik“ erweisen. Sie würden sich in die Reihen der Politik und all jener, die die Gesellschaft kriegstüchtig machen wollen, stellen. Die Bischöfe würden, wenn es hart auf hart kommen sollte, selbst einen Krieg mittragen. Das einzige Problem, das die Kirchenmänner hier erkennen lassen, sei, dass es noch an Überzeugung in der Gesellschaft für die angestrebten Maßnahmen im Rahmen des politischen Großprojekts Kriegstüchtigkeit fehle. Wir danken für die zahlreichen und interessanten Leserbriefe, die wir dazu erhalten haben. Die nun folgende Auswahl hat Christian Reimann für Sie zusammengestellt.


1. Leserbrief

Hallo Herr Klöckner, vielen Dank für Ihren wichtigen Artikel.

Da sind die „Katholen“ den „EKD-lern“ zuvorgekommen.

Oder ist das nur der erste Streich eines konzertierten „Doppelwumms“ und der EKD-Streich („Friedensdenkschrift“ im November) folgt zugleich?

Liebe Grüße Udo und Ulrike Böttcher


2. Leserbrief

Herr Klöckner, Team der Nachdenkseiten.

Da gibt es nicht viel zu kommentieren. Es gilt der bekannte Leitspruch für das Agieren zwischen Kirche und Staat:

Ihr haltet sie dumm, wir halten sie arm. Gemeint ist das Volk. Gegenwärtig subtiler als zu Zeiten geringerer Informationsdichte und der Möglichkeit sich differenziert zu informieren.

Beste Grüße

Rainer Mrochen


3. Leserbrief

Wer etwas anderes erwartet hat, blendet die Geschichte des Klerus völlig aus.

Alle Soldaten wurden auf allen Seiten immer von Kirchen gesegnet und konnten so fürchterliche Gräuel begehen ohne sich zu sorgen.

MfG
ein fleißiger Leser
Reinhard Michael Martin


4. Leserbrief

Werte NDS,

ich arbeite mich schon lange an dem Thema Kirche ab, vor allem historisch. Mehr als erstaunlich, dass diese Sache ohne einen Gottesbeweis und vielen Unsicherheiten über die wirkliche Existenz eines Jesus, ca. 2000 Jahre lang in so einer Größe noch besteht. Aber weil Kirchen ein sehr wirksames Herrschafts-Instrument von Anfang an waren und sind, ist das der alleinige Grund. Auch, dass immer noch Milliarden Steuergelder, außerhalb der Kirchensteuer, da einfließen.Und weil das alles so ist, muss die Kirche immer weiter auch liefern. Nicht nur Segnungen der Waffen der Wehrmacht durch Papst Pius XII oder die Bekämpfung der Glaubensbewegung in Südamerika “Kirche von unten”, sondern auch heute und morgen. Weil die großen Medien-Konzerne auch Teil dieses Machtapparates sind, wird die Kirche gegen Kritik oder Angriffe geschützt und verteidigt, bis in alle Ewigkeit, Amen!

Mit bestem Gruß
N. Arbeiter


5. Leserbrief

Nichts aus der Geschichte gelernt.

Zitiere:

“Die evangelische und die katholische Kirche standen hinter Hitlers Angriffskrieg. Nur wenige Christen – wie Dietrich Bonhoeffer – äußerten öffentlich eine kritische bis ablehnende Position zum nationalsozialistischen Militarismus. Von dem Geist der Bergpredigt – selig sind die Friedfertigen – war in beiden großen Kirchen wenig zu spüren.

Glocken für Führer und Vaterland

Der Krieg wurde nicht bejubelt, aber als nationale Pflicht und Zeit der Bewährung gepriesen. Als die deutschen Truppen wenige Wochen nach dem Überfall auf Polen siegreich in Warschau einmarschierten, läuteten in Deutschland die Glocken der evangelischen wie katholischen Gotteshäusern. Die Leitungen der Kirchen erteilten der Kriegspolitik der Nationalsozialisten ihren Segen. Selbst als viele Glocken aus den Türmen geholt wurden, um sie als Kriegsgerät einzuschmelzen, gab es in manchen Gotteshäusern „Glockenopferfeiern“.

deutschlandfunk.de/die-kirchen-im-zweiten-weltkrieg-gloeckengelaeut-und-gebete-100.html

Leider sind kritische Töne des Deutschlandfunk, bezüglich Kriegstüchtigkeit und Kriegspropaganda in diesem unserem Lande, verstummt.

Friedestüchtige Grüße
Ute Plass


6. Leserbrief

Hallo liebes Team der nachdenkseiten, hallo lieber Herr Klöckner,

es bleibt einem die Spucke weg, ob dieser schon fast obszönen Anbiederung der Kirchenoberen an den politischen Zeitgeist.

Letztlich ergibt sich hieraus nur die eine, ekelerregende geschichtliche Parallele:

SIE WERDEN WIEDER BOMBEN, KANONEN UND PANZER SEGNEN!!!

Gebetet wird dann zukünftig mit Rosenkränzen, bevorzugt aus Patronenhülsen gefertigt, die vorher gegen russische Soldaten im Ukrainekrieg verschossen wurden….

Die Erben Dietrich Bonhoeffers versagen auf ganzer Linie!

Vielen Dank für Ihre unermüdliche Arbeit!!

Mit freundlichen Grüßen
J. Stwrtetschka


7. Leserbrief

Guten Tag,

selbst gläubiger Christ und Katholik, lehne ich die politische Stellungnahme der Bischöfe in dieser Form entschieden ab.

Die Kirche hat und sollte sich auf ihren eigentlichen Auftrag besinnen und der lautet: Die Verkündigung des Evangeliums und das spenden der Sakramente.

Mit freundlichen Grüßen
Thomas Stöbe


8. Leserbrief

Die Gottesmänner werden meines Wissens aus dem Staatssäckel bezahlt, auch deren Renten. Da stimmt der alte Spruch:

“Wessen Brot ich eß, dessen Lied ich pfeif.”

Die Herren werden sich doch nicht mit der weltlichen Obrigkeit anlegen.

Das könnte ja ihre Privilegien in Gefahr bringen.

Jetzt, wo wir alle den Gürtel enger schnallen müssen für unsere ukrainischen “Freunde”, “unsere kriegstauglichkeit” .

Nicht, dass die Kirchfürsten nur noch Bürgergeld beziehen müssen.

Die Geschichte wiederholt sich scheinbar. Man schaue mal in die dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts. Bis auf wenige Ausnahmen, damals wie heute , waren und sind alle auf Kurs der Regierung, auf Kriegskurs.

Diese Herren haben kein Kreuz !
R. Jahn


9. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Klöckner!

Sie schreiben: „Wie tief will die Kirche noch sinken?“- die Frage müsste lauten: Wie tief KANN die Kirche noch sinken?

Ein inzwischen pensionierter Kardinal in Österreich meinte: „Herr, lass Hirn regnen..“ – Das war damals im Zusammenhang mit der sog. Pandemie.

Die Vertreter der Amtskirche sind nicht unintelligent, aber machtbewusst. Das hat schon Eugen Drewermann erkannt. Jetzt sind wir aber nicht mehr weit entfernt vom Segnen der Kanonen. Oder der Gegenwart angepasst: Segnen der Atombomben. Der Hohe Rat in Rom hat noch immer nicht kundgetan, dass Krieg und alles, was damit zu tun hat, des Teufels ist. Und er hat noch immer nicht erklärt, dass es wichtig ist, MIT den Russen zu reden in Bezug auf ihre Sicherheitsinteressen, als ÜBER Putin zu schimpfen bzw. Vermutungen zu äußern, was er schon wieder im Schild führt.

Sie haben in Ihrem Beitrag angemerkt, dass sich die „Männer Gottes“ … als traurig-muntere Sekundanten der Politik“ erweisen. Das tun sie schon seit ca. 1700 Jahren. Ob eine Rückkehr zur eigentlichen Aufgabe möglich ist, weiß ich nicht. In der Verfassung, wie die Amtskirche heute der Christenheit den Weg weisen will, hat sie nicht nur Christus verraten, sondern ist auch überflüssig geworden. Schon lange.

Ich wünsche Ihnen und den Nachdenkseiten ein langes Leben und den Mut, die Wirklichkeit so zur Sprache zu bringen, wie sie ist.

Reinhard Winkler


10. Leserbrief

lieber herr klöckner,

schön, dass sie sich die kirchenmänner wieder einmal zur brust nehmen, aber eigentlich ist es schade um ihre zeit.

die trennung von staat und kirchen in unserem land ist reine fiktion.

die verfassungswirklichkeit ist in der praxis keine trennung, sondern eine innige zusmmenarbeit zwischen staat und den beiden christlichen kirchen.

was also kann man dann erwarten von kirchenfürsten, die auch das brot unseres staates essen ?

seit menschengedenken werden waffen gesegnet und gottes segen erteilt den tapferen kämpfern gegen den “feind”, der dann in nicht wenigen fällen auch noch dem gleichen gott vertraut ?

da sind doch unsere bischöfe noch ganz zahm, dass sie nicht gleich gen ostland reiten lassen…

sie suchen da vernunft und einsichten bei den falschen leuten, zumal diese vernunft sowieso ein rares gut geworden ist.

es ist gut die nachdenkseiten an meiner seite zu haben, sie helfen sehr beim nachdenken. danke !

mit besten wünschen

wolfgang torwalt erler


11. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Klöckner,

als Zeitzeugin des zweiten Weltkrieges hat Ihr Beitrag mein besonderes Interesse geweckt.

Meine Frage im Internet nach Waffensegnung durch die Kirchen auch im zweiten Weltkrieg ergab folgende Antwort:

“Ja, Pfarrer und Priester haben auch im Zweiten Weltkrieg Waffen gesegnet, da die Segnung von Kriegswaffen eine Praxis im Militär war, die von verschiedenen Religionsgemeinschaften unterstützt wurde. Zum Beispiel segneten Pfarrer und Kapläne in Deutschland in der Wehrmacht nicht nur Waffen, sondern auch Fahrzeuge und andere Gegenstände für den Kriegseinsatz.”

Ich fürchte sehr, dass das auch nach 80 Jahren wieder der Fall sein könnte, betrachtet man die Rhetorik der heute amtierenden Kirchenmänner. Ganz offensichtlich reihen auch sie sich in diejenigen ein, die nichts, aber auch gar nichts, dazu gelernt haben.

Mit besten Grüßen
G. Fernekes


12. Leserbrief

Sehr geehrte DAmen und Herren,

der Kommentar übersieht einen wesentlichen Punkt: Eine Wehrpflicht unter Wahrung des Rechts auf Kriegsdienstverweigerung stärkt die demokratische Kontrolle der Streitkräfte. Sie bindet die Gesellschaft an die Armee und zwingt Politik und Militär, sich immer wieder der Zustimmung und den moralischen Überzeugungen der Bürgerinnen und Bürger zu stellen. Genau diese Rückbindung war nach 1945 ein zentrales Prinzip der Bundeswehr als „Parlamentsarmee“.

Die gegenwärtig im Bundestag vertretenen Parteien tendieren hingegen dazu, eine rein professionelle Berufsarmee zu bevorzugen, die von der breiten Bevölkerung weitgehend unabhängig agiert. Damit droht die Gefahr, dass militärische Entscheidungen zunehmend ohne gesellschaftliche Rückkopplung und demokratische Sensibilität getroffen werden – ein Schritt, der das Ideal einer zivilen Kontrolle der Streitkräfte untergräbt.

Gerade in diesem Zusammenhang verdienen die Bischöfe Anerkennung: Sie haben sich nicht für eine militarisierte, abgeschottete Armee ausgesprochen, sondern für eine Form von Verteidigungsbereitschaft, die gesellschaftlich verankert bleibt und ethisch reflektiert ist. Das bedeutet: Verteidigungsfähigkeit ja – Militarismus nein.

Eine Wehrpflicht mit garantiertem Recht auf Verweigerung ist kein Relikt der Vergangenheit, sondern ein demokratisches Korrektiv, das sicherstellt, dass Militärpolitik weiterhin Sache des ganzen Volkes bleibt – und nicht nur eines professionellen Apparats.

Mit freundlichen Grüßen
Paul Koop


13. Leserbrief

Werte NDS,

die Haltung der katholischen Bischöfe ist schockierend. Da kann man ja als evangelischer Christ schon froh sein, daß unsere Bischöfe wenigstens den Mund halten. Vielleicht kommt aber da auch noch eine joviale Geste der Annäherung. Wie weit sich die Kirchen(leitungen) von ihrem Auftrag entfernen konnten, sah man beispielhaft bei Corona. Die Grundlagen des christlichen Auftrages wie Gottesdienste, Seelsorge, Beistand bei Krankheit und Tod u. ä. wurden leichtfertig aufgegeben, ohne sich bei wirklichen! Fachleuten Rat zu holen. Denn die gab es von Anfang an bei der realen Einschätzung des Corona-Virus und der Impfaktion.

Und nun der nächste Akt: Maßlose Aufrüstung, Kriegstüchtigkeit, die Bundeswehr in der Schule (die DDR läßt grüßen), Wehrpflicht (wie auch immer), immer neue Waffenlieferungen, gefährliche Szenarien, die sich hinterher als Lügen entpuppen. Und aus den Kirchen dröhnt Schweigen. Gott sei Dank sieht es an der kirchlichen Basis besser aus. Die Kirchen gehören bei den Friedensdemonstrationen (die vom Mainstream totgeschwiegen werden) mit in die erste Reihe. Aber da könnte man ja womöglich neben den „falschen“ Leuten laufen. Die Abgrenzung zur AfD hat auch in der Kirche z.T. schon Einzug gehalten, auch wenn so etwas biblisch nicht gedeckt ist.

Der Mitgliederrückgang wird beklagt und man arbeitet immer wieder an Strukturanpassungen. Es mag verschiedene Gründe geben, die Kirche zu verlassen, aber ein wichtiger ist m.E. nach auch die oben beschriebene Anbiederung an die Politik, die ja nun wenig zum Wohle des Volkes tut obwohl die Akteure das bei Amtsantritt geloben.

Dank für eure Arbeit und beste Grüße
L. Ritter


14. Leserbrief

Sehr geehrter, lieber Herr Klöckner, Damen und Herren der NDS-Redaktion, lieber Herr Müller,

haben Sie von DIESEN “Würdenträgern” wirklich etwas anderes erwartet? Es ist zum Heulen, zum Verzweifeln. Akademiker, Menschen mit einem GEISTES-WISSENSCHAFTLICHEN Studium und, so möchte man wenigstens annehmen, auch einem bestandenen Examen (im Gegensatz zu manch anderen theologischen MöchtegernInnen und Studienabbrechern im Parteiensold). Männer, Wortarbeiter, die mit Gleichnissen und Sprachbildern umgehen können sollten … Nun, sie haben allesamt keine Söhne und Töchter (jedenfalls nicht offiziell), die sie ggf. an die Front schicken müßten (würden?) und ggf. als Gefallene bestatten müßten… Ach ja – Ministranten? War da was?

Sie werden mehrheitlich weitermachen wie eh und je – und sich einen feuchten Kehrricht scheren um diejenigen, die ihnen zu Hunderttausenden die rote Karte zeigen. Wes Brot ich esse …

Gott sei’s geklagt! Und Gott sei gedankt für die Ausnahmen, die es mit Jesus, Luther, Bonhoeffer… sicher auch heute gibt!

Hoffnungsarme Grüße!
Frank Lehmann


15. Leserbrief

Es wäre Ein Wunder, wenn die Katholische Kirche nicht ihren Senf zur Unterstützung der staatlichen Forderung zur Verteidigungsbereitschaft bzw. Kriegstüchtigkeit beitragen würde.

Die Christliche und vor allem die Katholische Kirche hat seit ihrem Beginn fast ausnahmslos der politischen Macht gedient wie auch selbst als politische Macht sehr unchristliche Aktionen unterstützt oder selbst betrieben einschliesslich der Zerstörung der alten Kulturen in Südamerika sowie den verrückten Kreuzzügen. Anstatt die Entwicklung der neuen Kriegsbereitschaft entgegen zu wirken und Diplomatie zur Lösung der Probleme einzufordern, biedert sich die Kirche als Helfer des Staates wieder an. Es ist zum Ko…. und kein Wunder, dass sich immer mehr Menschen von diesen Kirchen abwenden.

Manfred Neven


16. Leserbrief

Hallo, liebes NDS-Team,

an der bellizistischen Haltung deutscher Bischöfe ist nichts neu. Beide Kirchen in Deutschland haben schon den Ersten Weltkrieg lautstark unterstützt. Im dritten Weltkrieg wird folgerichtig der gendergerechte Soldat*:#Innen Tod beweihräuchert werden.

Dabei könnten die Hirten der katholische Kirche durchaus anders und stattdessen mal ihre Obersten Chefs zitieren.

.2022 … ROM—Papst Franziskus sagte, dass das „Bellen der NATO vor den Toren Russlands“ habe zur Invasion der Ukraine ( durch Russland) geführt.

Von Krankheit gezeichnet forderte Franziskus :,die Ukraine sollte den Mut zur „weißen Flagge“ haben und über ein Ende des Krieges verhandeln.“

Papst Leo, ist ganz im Sinne seines Vorgängers wenn es um die Geißelung der Kriege geht.

NBC News:

Papst Leo XIV. sprach auf Englisch, als er die „Logik der Waffen“ anprangerte, die Kriege auf der ganzen Welt schürt.

Der Papst verurteilt die „Waffenpandemie“
Auszug:
31.08.2025 … Leos Vorgänger, Papst Franziskus, hatte lange gegen die Waffen gewettert … Waffen, die Kriege schüren, und Waffenhersteller als „Händler des Todes“ verurteilt.”

BTW, Papst Franziskus nannte immer wieder treffend die Waffenhersteller „„Händler des Todes“!

Ich denke, den deutschen Bischöfen geht es bei ihrer Orwell´schen “Verteidigungs” Propaganda” eher um die Kirchensteuer, ein auf der Welt singulärer Anachronismus, wenn sie entgegen der Bergpredigt und entgegen dem Friedensdiktum ihrer Päpste predigen.

Liebe Grüße,
Katie M.

Quellen:


17. Leserbrief

Sehr geehrte Redaktionsteam der Nachdenksteiten,

mit Interesse habe ich Ihren Kommentar „Männer Gottes auf dem Weg der Propaganda – Bischöfe unterstützen ‚Verteidigungsbereitschaft‘“ vom 15. Oktober 2025 gelesen.

Sie benennen zu Recht die Gefahr, dass kirchliche Stimmen in sicherheitspolitische Rhetorik geraten. Anscheinend wird in der Erklärung der deutschen Bischofskonferenz nur die sicherheitspolitische Logik wahrgenommen und das Werben um die Friedensethik geht unter.

Daher möchte ich das ehrliche Bemühen der Deutschen Bischofskonferenz würdigen, den Schutz menschlichen Lebens und die Verantwortung für das Gemeinwohl in einer Zeit wachsender Unsicherheit ernst zu nehmen. Dieses Ringen verdient auch Respekt. Die Bergpredigt ruft zur Gewaltfreiheit, Papst Franziskus erinnert in Fratelli tutti, dass Friede aus Geschwisterlichkeit wächst – nicht aus Abschreckung. In Gottesdiensten, Predigten und weiteren Stellungnahmen der Kirche erlebe ich sehr wohl den Geist des Evangelium des Friedens.

Quellen:

Herzliche Grüße
Xaver Halbig


18. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Klöckner,

Ihrer Empörung über die Katholische Kirche können Sie getrost noch die meine über die Evangelische anfügen, denn: Ich verzweifle an meiner Kirche!

Noch nie seit der Kuba-Krise war die Gefahr eines Dritten Weltkrieges so groß und so real wie in unserer Gegenwart. Und was macht meine Kirche? Sie schweigt! Das aber dröhnend.

Die Friedensfrage war mal ein Thema dieser Kirche. Lang ist’s her – aber der Zeitgeist gebot es. Und meine Kirche ließ sich da nicht lumpen. Lila Tücher allüberall.

Aber der Wind hat sich gedreht. Und es zeigt sich, dass die frühere Friedensrhetorik ebenso haltbar verwurzelt war wie bei den Grünen: nämlich gar nicht.

Dem aktuellen Zeitgeist folgend mag meine Kirche nicht hintan stehen. Darum erntet niemand Widerspruch: nicht Pistolius noch Flak-Rheinmetall oder Hofreiter.

Und so kann der Militärbischof schwadronieren wie folgt: „Angesichts des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine sieht der Militärbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bernhard Felmberg, die Militärseelsorge vor neuen Herausforderungen. Man müsse sich dem “Stresstest Militärseelsorge” stellen, sagte Felmberg in Berlin. Es gehe um die Frage, was die Kirche im Verteidigungsfall mache.‟

Und in der Ev. Akademie Loccum findet folgende Veranstaltung statt: „Aufrüstung als ethische Verantwortung oder Verfehlung?

Studientag der Konferenz für Friedensarbeit im Raum der EKD‟

Teilnehmer unter anderen Dr. Thomas Müller-Färber, Studienleiter (als Doktorand bei der SWP), Hans Christoph Atzpodien, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie, Berlin; Elisabeth Hauschild, Generalbevollmächtigte, Außenbeziehungen und Politik, Diehl Stiftung & Co. KG, Berlin und Claudia Oeking, Vorstandsbeauftragte für Politik und Regierungsangelegenheiten Deutschland, Airbus, Berlin.

Wem bis hierhin noch nicht schlecht geworden ist, dem kann geholfen werden.

Folgende „Analyse‟ soll Sie dabei weiterbringen: „Die oft zitierte „Zeitenwende“ ist für die deutsche Verwaltung tägliche Realität: Bedrohungsszenarien mit Russland, China, Iran und Nordkorea bestimmen dabei das (sicherheitspolitische) Handeln. Als Reaktion darauf wird nicht nur die Ausstattung der Bundeswehr verbessert, sondern auch die industriepolitischen Fähigkeiten im Verteidigungssektor gestärkt.‟

Das hier ist auch nicht schlecht: „Bischof Friedrich Kramer, der Friedensbeauftragte des Rates der EKD, sprach auf dem Podium von der Bedeutung der europäischen Einheit als stärkste Verteidigungskraft. Russland versuche, diese Einheit zu untergraben, was im Umkehrschluss bedeute, dass wir zu dieser Einheit und unseren demokratischen Werten stehen und diese verteidigen müssten. Doch die zentrale Herausforderung und Fragestellung bleibt: Wie finden wir das richtige Maß an Verteidigung? Sicherheit kann nicht allein militärisch gedacht werden.‟ (Unterstreichung von mir)

Und noch eine „Analyse‟: „Die imperialen Ansprüche und Großmachtfantasien Russlands sind gut belegt und nicht von der Hand zu weisen – man denke nur an die Ideologie der „Russischen Welt“ (Russki Mir), die als prägende politreligiöse Figur zu verstehen ist.1 Die Tyrannei Russlands ist real und Verniedlichungen sind unangebracht.‟

Ich geb’s auf. Wenigstens haben sie es mir erspart, den Name Jesu Christi in diesem Kontext lesen zu müssen.

Bernd Wegerhoff


19. Leserbrief

Sehr geehrte Redaktion, sehr geehrter Herr Klöckner,

täglich schreiben Sie kenntnisreich darüber, wie unsere Politiker und Medien von transatlantischen Netzwerken unterwandert sind, aber bei der Institution Kirche wundern Sie sich, dass die Bischöfe nicht über den Rand der Tagesschau-Realität hinausschauen können bzw. wollen.

Die Zeitenwende, bei der aus der pazifistischen Lehre Jesu und einer entsprechend pazifistischen urchristlichen Bewegung eine militaristische Kirche entstanden ist, liegt schon etwas länger zurück.
Die ersten Christen lebten tatsächlich streng pazifistisch und waren sich trotz unterschiedlicher Glaubensauffassungen in anderen Dingen darin einig. Sage und schreibe drei Jahrhunderte dauerte das pazifistische Urchristentum an, bis sich mit Kaiser Konstantin alles änderte. Der Legende nach hatte Konstantin einen Traum, in dem angeblich Christus zu ihm sprach: “In diesem Zeichen wirst du siegen.” Daraufhin habe Konstantin befohlen, das sogenannte Labarum als Feldzeichen zu verwenden, worauf er aus der Schlacht bei der Milvischen Brücke gegen seinen Rivalen Maxentius im Jahr 312 als Sieger hervorging.

Ist das glaubhaft – Christus als Kriegsgott? Und wem eigentlich soll hier der Friedefürst zu einem militärischen Sieg verholfen haben? Konstantin war ein brutaler Machtpolitiker, der seine Feinde in der Arena den Tieren zum Fraß vorwarf und auch vor Verwandtenmord nicht zurückschreckte.
Die nun entstehende katholische Kirche war von Anfang an durch staatliche Macht und Privilegien korrumpiert und eine der Hauptaufgaben der jetzt quasi schon staatskirchlichen Theologen war es, die Kriege der Obrigkeit zu legitimieren. Und so hat der bis heute hochverehrte Augustinus die Lehre vom “gerechten Krieg” erfunden.

“Glaube nicht, dass jemand, der mit den Waffen Kriegsdienst verrichten will, Gott nicht gefallen könnte”, belehrt uns Augustinus oder auch in unüberbietbarem Zynismus: “Was hat man denn gegen den Krieg? Etwa dass Menschen, die doch einmal sterben müssen, dabei umkommen?”
Einen friedvollen, barmherzigen Gott der Liebe konnten die römischen Kaiser nicht gebrauchen. Konstantin benötigte zuallererst einen Kriegsgott – so wie später auch der Frankenkönig Chlodwig, als er sich zum katholischen Glauben bekehrte. Die Theologen der Kirchen haben der jeweiligen Obrigkeit immer den passenden Gott bzw. die passenden Rechtfertigungsmöglichkeiten geliefert. Diese zur Lehre Jesu in krassem Widerspruch stehende Rechtfertigungslehre des Krieges war es, die unsere Geschichte bis heute geprägt hat, und nicht das Christentum wie es Jesus lehrte.
Martin Luther, der als Augustiner-Mönch die Lehren Augustinus verinnerlicht hatte, knüpfte an diese an, als er 1526 in seiner Schrift “Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können” u.a. folgendes postulierte:

“Diesem allgemeinen Unfrieden auf der ganzen Welt, der keinen Menschen verschont, muss der kleine Unfriede, der Krieg oder Schwert heißt, wehren. Darum ehrt auch Gott das Schwert mit so hohen Worten, dass er es seine eigene Ordnung nennt (Römer 13, 1) und nicht will, dass man sage oder denke, die Menschen hatten [vermutlich: hätten] es erfunden und eingesetzt. Denn die Hand, die das Schwert führt und tötet, ist dann auch nicht mehr eines Menschen Hand, sondern Gottes Hand, und nicht der Mensch, sondern Gott henkt, rädert, enthauptet, tötet und führt den Krieg. Das alles sind seine Werke und sein Gericht.”
glaubensstimme.de/doku.php?id=autoren:l:luther:o:ob_kriegsleute_in_seligem_stande_sein_koennen

Wenn man sich die üppige Subventionierung der Kirchen durch den Staat anschaut (siehe z.B. stop-kirchensubventionen.de), muss man feststellen, dass sich seit Kaiser Konstantins Zeiten kaum etwas geändert hat. Man stelle sich einmal vor, die Kirchen würden aus der Militärseelsorge aussteigen und öffentlich verkünden, dass der Kriegsdienst nicht mit dem christlichen Glauben vereinbar ist. Man bräuchte wohl nicht lange warten, bis nach diesem Schritt – den effektivsten, den die Kirchen für den Frieden tun könnten – der Staat den Geldfluss an die Kirchen stoppen würde.
Der Glaube bzw. die Behauptung, dass der Kriegsdienst mit dem christlichen Glauben vereinbar wäre, ist die Ur-Lüge schlechthin und seit 1700 Jahren für alle Kriege des angeblich christlichen Westens verantwortlich. Seit 1700 Jahren wird der sogenannten Christenheit von den Kirchen eine Lehre verabreicht, die in wesentlichen Punkten der Lehre Jesu um 180 Grad entgegengesetzt ist.

Dass auch noch viele Journalisten der Alternativen Medien immer noch fälschlicherweise zu glauben geneigt sind, die katholische Kirche wäre eine Macht für den Frieden, liegt an einer perfiden Doppelzüngigkeit, sprich einer geschickten Arbeitsteilung zwischen dem Papst und den Bischöfen. Der Papst ist für die schönen Worte zuständig, die die Gläubigen hören möchten, für Symbolpolitik, die der katholischen Kirche nichts kosten und für deren praktische Umsetzung der Papst von unseren Medien kaum zur Rechenschaft gezogen wird. Die Bischöfe dagegen machen die praktische Politik vor Ort, oft im Zusammenspiel mit katholischen Politikern der jeweiligen Regierungen. Zu dieser Politik gehört es, sich mit den Regierungen der jeweiligen Länder gutzustellen, wozu es wiederum gehört, dem Militärischen nicht allzu vehement zu widersprechen, weil sich das wie gesagt negativ auf die staatliche Subventionierung der Kirche auswirken könnte.

Da die Bischöfe in Deutschland indirekt vom Staat bezahlt werden (siehe z.B. stop-kirchensubventionen.de/bischoefe/) könnte man Herrn Klöckners Frage nach ihrem mangelnden geostrategischen Hintergrundwissen auch mit einem Zitat von Upton Beall Sinclair beantworten:
“Es ist schwierig, einen Menschen dazu zu bringen, eine Sache zu verstehen, wenn sein Gehalt davon abhängt, dass er sie nicht versteht.”

Mit freundlichen Grüßen
Ralf Böhm

Weitere Informationen:

„Wenn aber Christus, der gesagt hat: »Du sollst nicht töten!«,
an seinem Kreuz sehen muss, wie sich die Felder blutig röten;
wenn die Pfaffen Kanonen und Flugzeuge segnen
und in den Feldgottesdiensten beten, dass es Blut möge regnen;
und wenn die Vertreter Gottes auf Erden
Soldaten-Hämmel treiben, auf dass sie geschlachtet werden;
und wenn die Glocken läuten: »Mord!« und die Choräle hallen:
»Mord! Ihr sollt eure Feinde niederknallen!«
Und wenn jemand so verrät den Gottessohn –:
Das ist keine Schande. Das ist Religion.“
Kurt Tucholsky (1890 – 1935)


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