Fehlt es in Deutschland an der Bereitschaft, die eigenen Kinder im Kampf gegen Russland zu opfern?

Fehlt es in Deutschland an der Bereitschaft, die eigenen Kinder im Kampf gegen Russland zu opfern?

Fehlt es in Deutschland an der Bereitschaft, die eigenen Kinder im Kampf gegen Russland zu opfern?

Florian Warweg
Ein Artikel von: Florian Warweg

Der französische Generalstabschef Fabien Mandon hat im Kontext der dortigen Debatte um die Rückkehr der Wehrpflicht am 18. November erklärt, dass das Land, um Moskau abzuschrecken, bereit sein müsse, seine Kinder zu verlieren. Doch an dieser Bereitschaft fehle es derzeit noch. Die NachDenkSeiten wollten vor diesem Hintergrund wissen, ob Verteidigungsminister Boris Pistorius diese Einschätzung des engen NATO- und EU-Partners Frankreich teilt und ob es seiner Einschätzung nach derzeit auch in Deutschland noch an der Bereitschaft fehle, seine eigenen Kinder in einem Krieg gegen Russland zu opfern. Von Florian Warweg.

Hintergrund

Am 18. November, anlässlich der jährlichen Zusammenkunft aller französischen Bürgermeister, verkündete der ranghöchste Soldat Frankreichs und militärische Chef-Berater von Präsident Emmanuel Macron im Wortlaut:

„Wenn unser Land schwankt, weil es nicht bereit ist, seine Kinder zu verlieren, dann sind wir in Gefahr. Man muss die Dinge beim Namen nennen. Wir haben unser Wissen und die wirtschaftliche und demografische Stärke, um das Moskauer Regime abzuschrecken. Was uns fehlt, ist die Seelenstärke, Schmerzen in Kauf zu nehmen, um das zu schützen, was wir sind.“

Im Anschluss an diese Äußerungen erklärte der Generalstabschef, er habe bewusst das Forum der Bürgermeister für seinen „Weckruf“ gewählt, weil diese seine Botschaft in die Gemeinden Frankreichs hinaustragen sollten. Weiter führte er aus:

„Einen Krieg hoher Intensität zu erleiden, bedeutet, Verluste zu erleiden. Ein Land, das dies nicht versteht, ist ein schwaches Land.“

Nach anfänglich geäußerter Unterstützung aus dem Regierungslager und der Partei von Präsident Macron für die Äußerung des Generalstabschefs legte Regierungssprecherin Maud Bregeon nach massiver Kritik aus dem Oppositionslager drei Tage später den verbalen Rückwärtsgang ein und versicherte der Bevölkerung, dass „französische Kinder nicht in der Ukraine kämpfen und sterben“ werden.

Auszug aus dem Wortprotokoll der Regierungspressekonferenz vom 26. November 2025

Frage Warweg
Der französische Generalstabschef Fabien Mandon hat im Kontext der dortigen Debatte um die Rückkehr der Wehrpflicht am 18. November erklärt, dass das Land, um Moskau abzuschrecken, bereit sein müsse, seine Kinder zu verlieren, doch an dieser Bereitschaft fehle es derzeit noch. Herr Müller, teilt der Verteidigungsminister diese Besorgnis des engen NATO- und EU-Partners Frankreich? Fehlt es dem Minister zufolge derzeit auch in Deutschland noch an der Bereitschaft, seine eigenen Kinder in einem möglichen Krieg gegen Russland zu opfern?

Müller (BMVg)
Herr Warweg, diesen Ton, diese Fragestellung habe ich nicht direkt zu kommentieren, weil ich auch die Aussagen unserer französischen Verbündeten nicht kommentiere.

Der Verteidigungsminister hat sich ganz klar geäußert, warum Deutschland einen neuen Wehrdienst braucht. Dieser neue Wehrdienst ist im parlamentarischen Verfahren. Dieses Verfahren wird bestenfalls nächsten Monat abgeschlossen werden, und dann wird Deutschland auch einen neuen Wehrdienst bekommen. Mit dem neuen Wehrdienst werden wir den personellen Aufwuchs und die personelle Einsatzbereitschaft der Streitkräfte massiv stärken; denn diese Kräfte brauchen wir, weil Russland eine Bedrohung für Europa darstellt. Wir werden über den neuen Wehrdienst also die aktive Truppe stärken und die Reserve über die nächsten Jahre maßgeblich ausbauen. Das ist das Ziel, und da rede ich nicht über einzelne Personengruppen oder ihre ehrlich gesagt abwegigen Fragestellungen.

Zusatzfrage Warweg
Ich weiß nicht, ob es Ihnen obliegt, Fragestellungen von Journalisten als abwegig zu bezeichnen. Nichtsdestotrotz hätte ich gerne eine Antwort auf diese Frage. Ich habe darauf verwiesen, dass das gerade eine Debatte in Frankreich ist und dass es angeblich an der Bereitschaft fehle, die eigenen Kinder zu opfern bzw. – im Wortlaut – zu verlieren. Die Frage, ob der Verteidigungsminister das ähnlich wie der Generalinspektor in Frankreich sieht, ist ja relativ einfach zu beantworten: „Ja, das sieht er ähnlich“ oder „Nein, er teilt diese Sicht nicht“.

Müller (BMVg)
Sowohl ich als auch der Minister kommentieren unsere Verbündeten nicht, und wir kommentieren nicht, was andere NATO-Partner zu Themen sagen. Dort gibt es eine Meinungsbildung in der Gesellschaft und die unterhalten sich über gewisse Themen, so wie wir uns auch in Deutschland in einem guten, sehr engen parlamentarischen Verfahren, in einem demokratischen Verfahren über den Wehrdienst auseinandersetzen. Genau das passiert in Deutschland. Diese Debatte ist für alle offen, und daran kann sich jeder beteiligen.

Titelbild: Screenshot NachDenkSeiten, Bundespressekonferenz 26.11.2025

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