Leserbriefe zu den aktuellen Vorgängen um die Petitionsplattform Campact

Ein Artikel von:

Der Artikel “Mit Campact: Vorwärts in die politische Beliebigkeit” beschäftigte sich mit den fragwürdigen Zielen und Methoden von Campact, während “Campact ist nicht mehr gemeinnützig: Ein schlechtes Signal” sich mit dem einige Tage später erfolgten Entzug der Gemeinnützigkeit befasst und eine Solidarisierung mit Campact darstellen sollte. In den folgenden Leserzuschriften spiegeln sich recht gegensätzliche Meinungen wider. Zusammengestellt von Moritz Müller.

1. Leserbrief

Sehr geehrte Damen und Herren,

leider muss man sich heutzutage immer erst fragen “wem bezahlt diese NGO”.

Es sind nur noch wenige unabhängige, die meiste von irgendwelche Investor finanziert die sich so (billig) Einfluss “einkauft”.

Dazu rechne ich Campact, Avaaz und Change.org, nur Soros betreibt sicher 150 solche NGO’s.

MfG
Jan van Leeuwen


2. Leserbrief

Liebe Nachdenker, lieber Herr Riegel,

Ihre Kritik an dem Aufruf von Campact finde ich nicht gut. In einigen Punkten kann ich folgen, andere verwenden aber ein unfaires Muster, das Sie sonst den anderen Medien vorwerfen. Da würde eine Koalitionskombination nur pro forma genannt, und an anderer Stelle wird “implizit” etwas falsch gesagt.

Habt Ihr sonst kein Thema? Ja, es gibt andere Organisationen außerhalb der Nachdenkseiten und der SPD, die zwar für soziale und Umweltschutzbelange sich einsetzen, ohne die der Aufstand gegen TTIP und CETA nie so stark geworden wäre, und diese Organisationen vertreten auch Positionen, die man nicht gut finden muss. Oder aus der sozial betonten Sicht nicht gut finden muss. Aber muss das in dem Beitrag mit “fragwürdigen Tendenzen bei Campact” enden? Da schlägt dann die in meinen Augen teilweise berechtigte Kritik um in die einfache Ablehnung, ohne Not. Aber den von der eigenen Meinung in manchen Punkten abweichenden möglichen Bundesgenossen erst mal wegblaffen, das ist alte linke Tradition.

Die meiner Meinung viel wichtigere Kritik an der Aktion, ohne Campact schlecht machen zu wollen, ist, dass eine solche Kampagnen-Organisation sich durch Einmischung in Parteilogik schwächt. Statt die Mitmacher durch eine klare sachliche Position zu einen und mit allen zusammen Druck aus der Bevölkerung aufzubauen, wird durch die Einwürfe zu möglichen Koalitionen diese Gemeinsamkeit gefährdet. (Und die Reaktion der Nachdenkseiten sind ein Beleg dafür.)

Campact hat offenbar, das ist meine Bewertung aufgrund langer Beobachtung, an Kraft und Einfluss stark verloren, als CETA mit Pseudoänderungen vom Bundestag akzeptiert wurde. Der große Einsatz, die großen Demos, Einzelaktionen allenthalben, die Ansprache der Abgeordneten in Bundestag und EU-Parlament, es hat nichts gefruchtet gegen die Lobbykratie. Seitdem hört und liest man nicht mehr viel von der Organisation. Und für die Bildung einer gemeinsamen Bewegung, etwa mit attac und Fridays for Future, sind die Campacter zusehr mit ihrem Selbstmarketing beschäftigt.

Deshalb kommt bei mir noch ein zweites Motiv dazu, Ihnen Nachsicht abzubitten: Am Boden liegende tritt man nicht.

Es wäre doch auch für die Leser der Nachdenkseiten viel spannender zu erfahren, wo sich etwas Positives tut und wo sie sich einbringen können.

Beste Grüße
Thomas Teichmann


3. Leserbrief

Campact hat bei mir schon lange verloren. Als ich auf einer Demo in Koeln gegen Tipp war,war es verboten die Verursacher fuer die schlechte Weltwirtschaft zu benennen. Es durfte nichts gegen die USA gesagt werden. Ich habe sofort den Newsletter abbestellt und keine Kampagne mehr unterstuetzt. Ich lasse mir den Mund nicht verbitten.

LG Monika Sauer


4. Leserbrief

Hallo Herr Riegel,

gut,dass Sie die Vorstellung vom atomisierten, unverbundenen und konkurrierenden Nebeneinander der Problemfelder unserer Zeit aufbrechen und auf Zusammenhänge aufmerksam machen.

Warum aber nicht noch einen Schritt weitergehen?

„Vom Faschismus reden, heißt vom Kapitalismus reden“ (M.Horkheimer)

Weitergedacht heißt dies für mich: Von den schlimmen Problemen der Ökologie, des Klimas, der sozialen Situation ( Wohnen,Arbeit,Krankheit,Alter,Bildung,Infrastruktur), der Energiewirtschaft und der Landwirtschaft reden, heißt von der herrschenden neoliberalen – „allweisen und alles zum Guten führenden“ – Ideologie, vom freien Markt, reden.

Nicht nur horizontal sind unsere Problemfelder miteinander verbunden, sondern vertikal -hierarchisch- funktional ( nicht monokausal!): direkt und indirekt von der Ideologie des allheilsamen Marktes abhängig.

Verbesserung wird da möglich, wo der Markt seine Rolle als Herrschaftsinstrument für die Wenigen, die absahnen und gut leben, verliert und in seine dienende Rolle für die Vielen zurückgeführt wird und dort zu einem Instrument für den pfleglich,-fürsorglich,- kreativen Umgang mit Mitmensch und Mitwelt ( für Kultur und das Gute Leben für alle) wird.

Politisch bedeutet dies die Umformung einer „ marktkonformen Fassaden-Demokratie“ in eine „demokratiekonforme Ökonomie“.

Liebe Grüße Udo Böttcher, Meißenheim


Leserbriefe zu “Campact ist nicht mehr gemeinnützig: Ein schlechtes Signal

5. Leserbrief

Wen wundert es ? Die Finanzbehörden haben ihren Klassenauftrag und da nutzen auch Apelle an O. Scholz recht wenig.
 
Armin Christ


6. Leserbrief

Sehr geehrter Tobias Riegel,

basierend auf persönlicher Erfahrung und aufgrund z.Z. nicht öffentlich belegter Basisfinanzierung sind wir zur einer distanzierten Haltung gegenüber Campact gekommen. Um sich und die Leserschaft vor Enttäuschungen zu bewahren sollte die NDS-Redaktion die Transparenz und detaillierte Einsicht in das Finanzgebaren von Campact einfordern; uns, der Attac-Gruppe Euskirchen, wurde all dies 2014, und auch später, nicht gewährt.

Anders gefragt: Was werden Sie tun, wenn Ihnen keine Einsicht gewährt wird und wenn Campact weiterhin die Basisfinanzierung geheim hält und auch keine kaufmännisch korrekte Geschäftsführung nachweist? Werden Sie den Spender/innen die ggfs. fehlgeleiteten Spenden ersetzen?

Ernsthaft:

Bitte schauen Sie genau hin für wen oder was Sie da zur Solidarität aufrufen.

Bevor man sich ins Bett legt, sollte man sehen, was sich da sonst noch herum tummelt.

Hans-Ludwig  Hausen


7. Leserbrief

Liebe Nachdenkaseitenmacher,

zum heutigen Artikel: Präzedenzfall attac – Campact…. :

Der von Ihnen zu Recht hervorgehobene, unterwürfige Einsatz von Campact u.a. für eine schwarz-gelb-grüne Koalition (statt der “umweltpolitisch ineffektiven” GroKo) scheint seinen tieferen Grund in der bedrohten Gemeinnützigkeit gehabt zu haben.

Nur gibt es in diesem Land zu viele Parteien und Institutionen, denen diese Unterwürfigkeit kaum jemals zu weit gehen kann, insofern sind diese Parte4ien durch devote Gesten auch nicht zu überzeugen…
 
Christian Mann, BS


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