Leserbriefe zu „Ein Held unserer Zeit“

Ein Artikel von:

In diesem Artikel meldet Jens Berger Zweifel am Bild des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj als Helden an. Es wird darauf hingewiesen, dass er „früher einmal Schauspieler war und die Rolle des angeblich von der Welt alleingelassenen, kämpferischen Präsidenten, der sich verzweifelt gegen die Übermacht des Bösen zur Wehr setzt, wohl die Rolle seines Lebens“ sei. Aus „Propagandasicht“ sei er ein „Volltreffer“, aber „echte Helden führen keine Kriege, sie verhindern sie“. Ein „echter ukrainischer Held“ würde das Blutvergießen beenden. Wenn der Preis dafür die Neutralität und der Abbau militärischer Kapazitäten seien, sei das „kein hoher Preis“. Hierzu haben wir zahlreiche, auch hinterfragende Leserbriefe erhalten. Danke dafür. Hier ist eine Auswahl. Zusammengestellt von Christian Reimann.


1. Leserbrief

Lieber Herr Berger,

vielen Dank, dass Sie mir mit jedem Wort, das Sie geschrieben haben, aus der Seele sprechen. Ich kann diese Heldenverehrung von Menschen, die andere Menschen in den Tod schicken, als sei deren Leben nichts wert und als würde es diesen Machthabern persönlich gehören, nicht verstehen. Eigentlich kann ich sie nicht einmal ertragen.

Ich träume von einer Welt voller Kriegs- und Kriegsdienstverweigerer. Helden sind für mich Menschen, die sich weigern die Befehle ihrer Obrigkeit auszuführen und für geopolitische Ziele, Ressourcen oder den anderen Dreck, der ihnen selbst rein gar nichts bedeutet, ihr kostbares zu Leben geben (oder anderes kostbares Leben zu nehmen).

Wie der „heldenhafte Tod“ und der „Mut, sich zu wehren“ hier bei uns in den Medien und in der Gesellschaft gefeiert wird, ist doch einfach nur krank. Und die Folge ist, dass jeden Tag noch mehr Menschen sterben oder für immer traumatisiert werden.

Die Generalmobilmachung in der Ukraine hat mir das Blut in den Adern gefrieren lassen. Ich konnte kaum glauben, dass Selenskij auf intensivste Weise seine Zivilisten in diesen Krieg hineinzieht. Und dann hat weit und breit keiner etwas dagegen gesagt, als sei es eine vollkommene Selbstverständlichkeit, Menschen die Flucht aus einem Kriegsgebiet zu verbieten. Wie grausam. Meine Heldinnen sind in diesem Zusammenhang zwei Mütter, deren Geschichte ich im privaten Umfeld mitbekommen habe: Sie haben, als die Vermutung über die Generalmobilmachung die Runde machte, aber diese noch nicht offiziell angeordnet war, ihre etwa 19jährigen Söhne in einer Nacht- und Nebelaktion nach Ungarn gebracht. Sie haben damit die kostbaren Leben ihrer Kinder gerettet. Wahre Heldinnen.

Ich empfehle Ihnen und allen Lesern das wunderschöne Musikprojekt von Reinhard Mey und vielen anderen deutschen Künstlern: Die Neuaufnahme des alten Mey-Songs „Nein, meine Söhne geb ich nicht“.

Liebe Grüße,
Elsa Stöcker


2. Leserbrief

Hallo,

anstatt tiefgründige Betrachtungen darüber anzustellen, wie toll doch Selenski bei den Menschen ankommt, solltet ihr viel eher auf die Inhalte der Kriegsrede Selenskis eingehen. So relativierte er unter anderem den Holocaust: “Die Kämpfe in der Ukraine sind eine “Wiederholung” des Holocaust. “Sie sagten, der Holocaust könne sich nie wiederholen. Aber wieder einmal wird versucht, ein ganzes Volk in Europa zu vernichten. Warum? Aus welchem Grund?”. ”

Damit gibt er seine rechtsextreme Gesinnung preis. Er ist also nicht besser als ein Björn Höcke. Dass er den Dritten Weltkrieg herbeiführne will, kommt noch hinzu. Insofern verstärkt die Rede von Selenski die von allen Medien geschürten Medien geschürte Kriegsgeilheit und es war extrem verantwortungslos von Scholz, ihn reden zu lassen. Das solltet ihr anprangern.

Angesichts dieser Bedrohung muss alles unterlassen werden, was die Kriegsgefahr weiter schürt. Wer aber von einem “abscheulichen Angriffskrieg” Russlands schwadroniert, so wie Jens Berger in seinem Artikel “Die totale Meinungsmache ist möglich”, gießt selbst Öl ins Feuer anstatt die aufkochenden Emotionen zu beruhigen. Dabei ist es völlig egal, wie zutreffend seine sonstigen Betrachtungen auch sein mögen.

viele Grüße
Jan Müller


3. Leserbrief

Sehr geehrtes Nachdenkseitenteam,

Vielen Dank für diesen Beitrag.In meinem Umfeld spreche ich exakt dieses Thema seit Tagen an.Und wenn ich das Titelbild des aktuellen Stern sehe kann ich nur noch den Kopf schütteln. Wenn es wirklich um Humanität und Menschenleben gehen würde wäre der einzig richtige Weg beim Einmarsch der Russen gewesen : Alle ukrainischen Soldaten bleiben in den Kasernen, niemand greift zu den Waffen,sofortige Kapitulation

So wie es beim Überfall der Wehrmacht auf Dänemark der dänische König getan hat.

Stattdessen Kriegsrethorik,aufruf zur Gegenwehr,forderung nach Waffen und weiterer Unterstützung des Auslands usw.

Unglaublich wie man sein Land wissentlich in solch eine Katastrophe laufen lässt . Soweit ich es überblicken kann sagt jeder Militärexperte das die Ukraine keine Chance hat gegen Russland zu gewinnen, schon gar nicht auf längere Zeit gesehen.

Putin ist grundsätzlich erstmal ein A… dort einzufallen aber Selenskyj ist kein Stück besser.Mir wird schlecht bei dieser Kriegs- und Waffengeilheit überall.Börsenkurs Rheinmetall, 100 Milliarden Kredit Bundeswehr usw.

Wie bekloppt muss man eigentlich sein einen Krieg noch soooo anzufeuern !!!

Danke für eure Arbeit, liebe Grüße
Nicholas Jones


4. Leserbrief

Hallo Nachdenkseiten.

wenn denn nun, wie hier geschrieben steht, Putin ein Verbrecher ist, und kein Held im Sinne des Artikels, eher ein Kriegsheld traditioneller Art, dann könnte man ja auch einmal fragen, was denn nun unser „Regierungs-Triumvirat“ (nebst Parlament) ist, das den „Helden“ Zelensky (und den Helden Melnyk mitsamt Bandera) feiert, und das außer Aufrüstung und Waffenlieferungen an die Ukraine keine Probleme zu haben scheint?

„Heroes in the making“ – Helden im Werden – ?

Mit besten Grüßen,
Johannes Kießling


5. Leserbrief

Danke lieber Herr Berger!

Was ein echter Held ist, wusste sehr gut James Krüss. In seinem herrlichen Buch “Mein Urgroßvater, die Helden und ich” steht alles Relevante zum Thema Heldentum. Demnach wäre z.B. Edward Snowden eindeutig ein Held, denn er hätte auch einfach die Klappe halten können. Selenskyj ist sicher kein Held. Die Wahrscheinlichkeit, daß er den Krieg überlebt, ist jedenfalls wesentlich größer, als bei den jungen Männern, die er jetzt in den “Heldentod” schickt und um die Filmrechte an seiner Autobiogtaphie wird in Hollywood vermutlich schon wild geschachert. Auch Putin ist kein Held. Ob er allerdings ein “Verbrecher” ist, wird erst die (hoffentlich unparteiische) Geschichtsforschung zeigen, denn niemand weiß bis jetzt zur Gänze, was in der Ukraine in den Wochen und Monaten vor dem Einmarsch wirklich passiert ist.

Sie und Julian Assange sind streng genommen auch keine Helden, da Sie sich freiwillig einen Beruf gesucht haben, der Mut erfordert. Davor mein Respekt!

FK


6. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

Ist es denn nötig, in Hinblick auf Präsident Putin die Sprache des Präsidenten Biden und anderer US-Politiker zu benutzen, die zum Teil schon öffentlich zum Mord aufrufen?

So gut, wie ich Ihre Artikel sowie die Nachdenkseiten finde, dies halte ich für eine gefährliche Sprache und nicht nur unter juristischen Gesichtspunkten, sondern grundsätzlich. Wo ziehen Sie die Grenze? Und ist das nicht Aufgabe von Gerichten?

Mit besorgten Grüßen
Ingrid Wenzler

Anmerkung Jens Berger: Liebe Frau Wenzler,

ich kann verstehen, dass sie diesen Satz nicht gutheißen. Vielleicht war er in der kurzen Form auch nicht schlau formuliert. Ich hatte ihn vielmehr im Kontext mit dem Rest des Textes verstanden, der ja eine klar anti-militaristische Ausrichtung hat. Ich sehe da auch keinen großen Widerspruch. Ein Staatschef, der geostrategisch absolut rational agiert, kann dennoch auf humanistischer Ebene ein Verbrecher sein. Das gilt für Caesar ebenso wie für Putin … und selbstverständlich auch für die US-Präsidenten. Sie schreiben, es sei Aufgabe der Gerichte, hier Recht zu sprechen. Ja, so gesehen wären dann aber auch die US-Präsidenten und ihre Hintermänner keine Verbrecher. Oder wurden sie jemals von einem internationalen Gericht angeklagt? Das finde ich wenig befriedigend.

Beste Grüße
Jens Berger


7. Leserbrief

Hallo Jens Berger,

ich schätze Ihre bisweiligen Beiträge, nur dieser ist aus der Art geschlagen und nimmt hinzu noch eine westliche einseitige Position ein.

Dieser Satz ist mir dabei sehr ins Auge gestochen:
*Denn Putin, der ebenfalls ganz sicher kein Held, sondern ein Verbrecher ist*
Hier werten Sie als erstes die Person ab. (Wenn schon, dann bitte Präsident Putin, Herr Putin, Wladimir Putin .)
In den USA Redaktionen wohl so üblich sich nur mit Nachnamen anzureden.

Dann schreiben Sie auch, dass nach es nach UN-Angaben 15.000 Menschen das Leben gekostet hat und zehntausende Menschen zu Kriegsflüchtlingen gemacht wurden.
Dass das wohl mit einer der Gründe ist, dass Herr Putin dem ein Ende setzen wollte wird nicht erwähnt, geschweige die anderen Gründe die den Einmarsch seitens Russland in Gang brachten.
Hierzu empfehle ich Ihnen die Chroniken von Thierry Meyssan auf https://www.voltairenet.org/?lang=de zu lesen.
Eigentlich alles nichts Neues für Sie. Dort ganz gut zusammengefasst und nachvollziehbar geordnet.
Vielleicht gibt Ihnen das nun einen anderen Blickwinkel darauf als Herr Putin nun als Verbrecher darzustellen?
Herrn Putin ist bestimmt kein Heiliger und er hat auch sicherlich einiges nicht immer richtig gemacht.

Gruß
Michael B.


8. Leserbrief

Liebe ND-Redaktion,

ich habe hier selten einen derart naiven Artikel gelesen! Hier der traurige, verhinderte Held Selenskyj, dort der “Verbrecher” Putin! Selenskyi ist keinesfalls ein verhinderter Held; hätte er nach seiner Wahl ernsthaft angefangen, seine Friedensversprechen umzusetzen, wäre er sofort ein toter Mann gewesen. Und das wusste er auch schon, als er zum Politiker aufgebaut wurde. Er kannte den 2. Teil des Drehbuchs, nämlich “Verschärfung des Konflikts im Donbass und mit Russland” bereits, als er noch den 1. Teil, “Korruptionsbekämpfung und Friedensangebote”, auswendig lernte. Selenskyi ist nichts als eine Marionette, oder, wie Scott Ritter es ausdrückte, “Selenskyj wird von CIA und MI6 gemanagt”.

https://corona-transition.org/ehemaliger-us-offizier-selenskyj-wird-von-cia-und-mi6-gemanagt

Vor diesem Hintergrund lohnen sich Spekulationen über Selenskyi verpasste Möglichkeiten absolut nicht, er hat nichts verpasst, er spielt seine Rolle genau so, wie sie ihm vorgegeben wurde. Der Plan der Anglo-Amerikaner, die Ukraine für Russland in ein zweites Afghanistan zu verwandeln, ist ja nicht einmal versteckt worden, die Falken in Washington fabulieren ganz offen darüber. Und nun ist Putin in diese Falle getappt, hoffen zumindest die Nato-Strategen. Er ist ein “Verbrecher”, wie sich Jens Berger ausdrückt. Nun denn, wenn wir allerdings mal die Verantwortlichen für die illegalen und völkerrechtswidrigen US- und Nato-Kriege der letzten Jahrzehnte betrachten, ist Putin da in illustrer Gesellschaft, als da sind: Alle US-Präsidenten ab Clinton und den Bushs und deren Administrationen, alle Regierungen der “Koalition der Willigen” (früher unter diesem Namen auf Wikipedia als Auflistung zu finden, inzwischen gelöscht), die den US-Überfall auf den Irak unterstützten, nicht zu vergessen die Herren Schröder und Fischer, die Deutschland in den verbrecherischen Überfall auf Serbien führten. Diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit…

Insofern ist mit Russlands Bruch des Völkerrechts, welchen der Krieg gegen die Ukraine zweifellos darstellt, schlicht ein Stück Normalität in die Weltpolitik eingezogen. Der Nato-Westen tritt das Völkerrecht schon lange mit Füßen und versucht, es durch seine “regelbasierte Ordnung”, basierend auf den Regeln westlicher Vorherrschaft, zu ersetzen, und Russland beginnt nun, dagegen seine Interessen unter Gewaltanwendung durchzusetzen. Und das nicht ohne Vorankündigung. Allerdings hielten es die USA nicht für nötig, auf Russlands Forderung nach Sicherheitsgarantien, die unter Anderen die Nicht-Natomitgliedschaft der Ukraine beinhalteten, auch nur einzugehen. In der regelbasierten Welt nach US-Vorstellung hat Russland keine Forderungen zu stellen, darf es keine eigenen Interessen vertreten. Nun denn, die Antwort folgte prommt.

Wir erleben gerade eine Zeitenwende, in der die moralische Argumentation mit dem längst verblichenem Völkerrecht nicht weiter hilft. Der Nato-Westen hat es nach 1991 systematisch zerstört und absolut keinen Anspruch, sich darauf zu berufen. Er hat die Zeit seiner globalen Dominanz dazu missbraucht, seine eigenen Regeln gewaltsam durchzusetzen, hat in unzähligen Putschen, Konflikten und Kriegen Millionen Menschen getötet. Vor diesem Hintergrund und an diesem Maßstab gemessen ist Putin allenfalls ein kleiner Taschendieb.

Helmut Ruch


9. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

ich schätze die Nachdenkseiten und lese sie regelmäßig – ganz besonders wegen des Engagements der NDS für Frieden und weil Sie sich bisher nicht einreihen in die aktuellen Narrative der allermeisten anderen Medien, die wir gegenwärtig konsumieren dürfen.
Auch Ihrem Selenskyj-Artikel „Ein Held unserer Zeit“ kann ich fast vollkommen zustimmen.
Fast.

Den Satz über Wladimir Putin hätten Sie – unabhängig davon ob er zutreffen wird oder nicht – gerne weglassen können. Sie machen sich hier das Vokabular des Herrn Biden zu Eigen. Er ist nicht wichtig im Kontext und erst die Zukunft wird zeigen, ob Ihre Einschätzung richtig war.

Unabhängig davon aber beginnt Gewalt bei Gedanken und Worten. Darauf hatte ich schon in mehreren Zusammenhängen hingewiesen. Unsere Kommunikation verroht in rasender Geschwindigkeit und ich bemerke bei mir selbst, um wieviel leichter mir heute Urteile wie „Verbrecher“ oder „verbrecherisch“ von den Lippen gehen, wenn man sie täglich liest und hört. Eine Wohltat, das Albrecht Müller gestern auch eine andere Perspektive vorstellt und heute Rainer Werning betont: „… Anstatt mit Contenance und Besonnenheit bei strikter Abwägung des gesprochenen Wortes unbedingt auf Deeskalation hinzuwirken!“
Deeskalation wäre der angemessene Beitrag all jener, die das Friedensziel nicht ganz aus den Augen verlieren wollen.

Und schließlich, ganz am Rande, noch eine Einordung von „Verbrechern“: Auch wenn es angesichts erlebter Gewalt oft schwierig ist, daran zu glauben: meines Erachtens werden Menschen nicht als Verbrecher geboren. Und ich glaube auch nicht daran, dass Menschen sich in völlig freiem Willen für Verbrechen entscheiden. „Verbrecher“ sind wohl immer auch (ehemalige) Opfer und zwischen dem Weg des „Verbrechers“ und dem eines „rechtschaffenen Menschen“ liegt oft nur ein sehr schmaler Grat.

So traumatisiert wie wir alle sind durch fortwährend wiederholte Kriege auf dieser Erde, durch Kolonialismus, Rassismus, Imperialismus und neoimperialistische Ausbeutung und die daraus resultierenden generationenlangen Folgen kann fast jeder von uns morgen zum „Verbrecher“ werden.

In diesem Sinne, herzliche Grüße
Peter Langhammer


10. Leserbrief

Lieber Herr Berger,

das ist schon etwas besonderes, wenn jemand über die täglichen Scheuklappen weit hinaus denkt. In der Tat, die Helden der Europäischen Geschichte sind Gewaltmenschen. Von Alexander dem Großen, über Cäsar und den Großen Karl bis Napoleon. Als ich zur Schule ging, wurde das Römische Reich ausführlich behandelt. Für alles was nach Bismarck kam, war dann keine Zeit mehr. Ein Schelm wer dahinter eine Absicht vemutet.

Wenn diese Welt überleben will, braucht sie andere Helden, das haben Sie richtig beschrieben. Und das ist keine Kleinigkeit, dazu gehört eine völlig andere Kultur. Optimistisch bin ich nicht. Buddha, Christus, Krishnamurti, Drewermann, und so viele andere, haben die Landkarte auf dem Tisch gelegt, aber keiner nimmt sie ernst.

Eine Kleinigkeit am Rande. Muss das sein:

“Denn Putin, der ebenfalls ganz sicher kein Held, sondern ein Verbrecher ist, …” ?

Ich meine, man kann vieles über den russischen Präsidenten sagen. Ein Machtmensch ist er sicherlich, sonst wäre er nicht in dieser Position. Ob man ihn für einen schlechten Politiker hält? Immerhin hat er Russland nach der Elzin-Ära wieder auf die Beine gestellt und das große Land zusammen gehalten (deshalb stehen 70% der Russen hinter ihm, sagte mir in Moskau ein Putin-Kritiker). Er hat Deutschland und der EU mehrfach Kooperation auf der Basis gegenseitigen Respekts angeboten, hat sich die NATO-Expansion in Richtung Russland 20 Jahre lang angeschaut und den Krieg gegen Donbas und Lugansk 8 Jahre. Hat 7 Jahre auf dem Minsker Abkommen zur Friedenssicherung beharrt und schließlich die NATO gewarnt, klare Bedingungen formuliert und eine Rote Linie gezogen. Handelt so ein “Verbrecher” oder nicht doch ein kühl kalkulierender Politiker?

Liegt der Pressekodex in Deutschland inzwischen so schief, dass man nichts mehr veröffentlichen kann, ohne sich wenigstens einmal vor dem Gesslerhut zu verbeugen?

Sicher, jeder Tag Krieg in der Ukraine ist ein Tag zuviel. Aber Deutschland und die EU müssten anderes tun als Waffen liefern und den Krieg anzuheizen.

Herzliche Grüße,
Rolf Henze

Lieber Herr Berger,

“eine Kleinigkeit”, hatte ich ja geschrieben. Ändert nichts an der Wertschätzung Ihrer Artikel, Ihrer Arbeit.

Ja, es ist wahr, der Kontext war die humanistische Ebene, nicht die politische. Nimmt man es streng so, dann mag “Verbrecher” angemessen sein. Aber wo es jetzt von allen Seiten emotional und hetzerisch tönt (gestern Bundestagsdebatte), da lässt sich das schwer von der tagespolitischen trennen.

Im tagespolitischen Kontext muss man in kritischen Zeiten wie diesen darauf achten, sachlich zu bleiben und Formulierungen meiden, die den Anderen ausserhalb der zivilisierten Gesellschaft stellt oder gar entmenschlicht. Das ist jetzt kein Vorwurf an Sie. Aber im Bundestag hat es gerade Hochkonkjunktur. Ihr Kollege Riegel hat im Atrikel “Das unterirdische Niveau der Impfdebatte” gerade beschrieben auf welches Niveau die deutsche Politik entgleist ist.

Es ist ein schwieriges Feld und nichts für Klugscheißer. Was die aktuelle russische Politik in Sachen Ukraine betrifft, da bin ich selbst mit meiner Frau nicht einig. Als gemeinsame Basis bleibt immer wieder die Haltung, die Sie in Ihrem Artikel einnehmen.

In diesem Sinne danke und Beste Grüße,
Rolf Henze


11. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

in vielen Dingen kann ich Ihren Ausführungen folgen, jedoch
im letzten Abschniit Ihres Artikels, zeigen Sie recht deutlich das auch Sie mit zweierlei Maß messen, oder wie sollte man Ihre Aussage gegenüber Präsident Putin verstehen, die da lautet:

“Denn Putin, der ebenfalls ganz sicher kein Held, sondern ein Verbrecher ist, wird dies nicht tun.!”

Es ist verwerflich, zumal man niemals bei Ihnen lesen konnte, Bush, Obama , Merkel, Scholz Röttgen etc etc scheinen für Sie die Verfechter der westlichen Werte zu sein.
Auch deutsche Politiker, die jeden Krieg unterstützen, schicken unsere Soldaten in Kriegsgebiete um Streicheleinheiten zu verteilen.????? Und die deutsche Waffenindustrie feiert jetzt hohe Gewinne…Erbärmlich, aber weil deutsch, alles nicht so schlöimm!In wiev vielen Ländern töten wir, schon einmal daran gedacht?

Und was ich dennoch gern von Ihnen wüsste, welche Vorgehensweise hätten Sie denn
Präsident Putin vorgeschlagen, denn Sie klagen nur an, , Entschuldigung das ist zuv wenig und passet nicht zu den NachDenkSeiten.

Mit entsetzten Grüßen
Anette Schloupt

Das Sie diesen Brief nicht veröffentlichen ist mir klar, !!!!

Anmerkung Jens Berger: Sehr geehrte Frau Schloupt,

ich bezweifele, dass Sie jemals einen Artikel von mir gelesen haben. Sonst könnten sie schwerlich zu diesem Satz kommen …

„Es ist verwerflich, zumal man niemals bei Ihnen lesen konnte, Bush, Obama , Merkel, Scholz Röttgen etc etc scheinen für Sie die Verfechter der westlichen Werte zu sein.“

Ich habe unzählige Male über die Kriege des Westens geschrieben und sie als Verbrechen tituliert. Sie können sich ja mal beispielhaft diese beiden Artikel durchlesen …

https://www.nachdenkseiten.de/?p=75289
https://www.nachdenkseiten.de/?p=37623

Mit besten Grüßen
Jens Berger


12. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

seit vielen Jahren bin ich Leser der NDS. Es gab schon so manchen inneren Applaus von mir bei der Lektüre, nicht mit allen Inhalten und Meinungen stimme ich jedoch zu 100 % überein, oft auch überhaupt nicht – was ja normal ist.

Aber in diesem Fall kann ich nur sagen: In keinem der Artikel und Kommentare zum Krieg in der Ukraine, die ich gelesen habe (und das sind viele), habe ich meine eigenen Gedanken (und Gefühle) so gut widergespiegelt bekommen, wie in Ihrem zugleich analytischen wie bewegenden Text. All die Verzweiflung, Wut und Traurigkeit, die ich (und offenbar auch Sie) seit dem 24. Februar angesichts dieses Krieges, aber auch angesichts der politischen wie medialen Reaktionen darauf, empfinde, haben Sie in wunderbare Worte gefasst. Dafür möchte ich Ihnen – in meinem ersten Leserbrief – von ganzem Herzen danken. Sie haben “Geschichte” verstanden.

Gerne werde ich Ihren Artikel weiterleiten im Freundeskreis. Wie ich es schon zuvor mit Texten der NDS getan habe. Aber wie so oft werde ich vermutlich allzu vertraute Antworten bekommen: linkstendenziös, verschwörungstheoretisch, kein echter Journalismus. Es ist eine Crux…

Beste Grüße
Andreas van Linn

Anmerkung Jens Berger: Schönen Dank für diese mutmachende Zuschrift, lieber Herr van Linn. So was motiviert ungemein.

Liebe Grüße
Jens Berger


13. Leserbrief

Wie nennt man einen Politiker der:

– verurteilte Kriminelle (Verbrecher) aus dem Gefängnis entlässt und bewaffnet.

– an Zivilisten (Volkssturm?) per Gesetz Waffen verteilen lässt und auffordert, mutmaßliche Feinde zu erschießen.

– Kinder durch Kriminelle ausbilden lässt.

– Legionäre (aller Couleur, Extremisten) einstellt.

– jedem “Verräter” (Unterstützer) mit dem Tod droht.
(Videobotschaft vom 13.03.22):
“Das Urteil lautet, mehr als 12.000
Besatzer zu folgen, die nicht rechtzeitig
verstehen konnten, warum die Ukraine
nicht angegriffen werden sollte.”

– per Gesetz strafrechtlich verfolgen lässt, der das Vorgehen Russlands rechtfertigt.

– Zwangs-Beschlagnahmung per Gesetz von russischem Eigentum in der Ukraine
– von Privatpersonen – anordnet.

– Atombomben fordert

– und somit keine Hemmungen hat einen dritten Weltkrieg zu provozieren? ????????

Schauspieler und Held garantiert nicht !!!!

Mir fallen da ein paar andere Bezeichnungen ein.

Jetzt gibt es sogar Aktionen für den Friedensnobelpreis!!

Aber gut, den haben Obama und die EU ja auch schon bekommen.

Soviel zu den “Werten” in der heutigen Zeit.

Und ca. 75% der Deutschen finden das gut!!!!
Zumindest gibt es bei der schweigenden Mehrheit keinen Widerspruch oder Widerstand.

Fehlen nur noch die Pickelhaube mit Blümchen.

Orwell ist dagegen eine Lachnummer.

Da haben die Medien und die Politik ganze Arbeit geleistet.
Die Politik zeigt nicht einmal mehr die geringsten Hemmungen für ihre Hetztriaden oder andere sinnlose Entscheidungen.
Von den Medien ganz zu Schweigen.
Es sind eben alles “dienende Untertanen”

Der Verlust von Vernunft und Logik scheint heutzutage oberste Priorität für einen Spitzenposten in der Politik zu sein.
Berufserfahrung braucht Mann oder Frau erst recht nicht.
Da müsste man für sein Geld ja arbeiten.
Die Aufgabe ist eben nur eine:
“eine dienende -Untertanen-rolle auszuüben”

Und alle machen mit.

Ich kann garnicht so viel kotz….. wie man müsste.

Was ist nur aus dieser Welt geworden?
Die braucht keine Umweltverschmutzung mehr.
Die vernichtet sich schon Jahre vorher.

Klaus Korcz


14. Leserbrief

Lieber Jens Berger,

in Ihrem wichtigen und unterstützenswerten Artikel “Ein Held unserer Zeit” finde ich pessimistisches Ende “So war es schon immer und so wird es wohl leider auch künftig sein” etwas schade.

Ich würde mich manchmal freuen, wenn gerade auch in linken und zugleich kritisch bleibenden Artikeln ein solcher Pessimismus und negatives Weltbild, so schwer es manchmal fällt, weniger stark zur Geltung käme. Das macht etwas mit uns allen. Auch ich habe momentan große Angst und lehne die gegenwärtige Kriegstreiberei auf allen(!) Seiten kategorisch ab.

Ich kann verstehen, dass Sie allmählich auch etwas verzweifelt sind. Und leider sieht das kaum wie eine Glosse aus und auch die Ironie kommt nur bedingt rüber, viel mehr leider der Pessimismus. Ich schätze Ihre oft außerordentlich scharfsinnigen Beiträge, die Verve, die oft untrügliche Zahlen-Belegung und m.e. die Richtigkeit seit kurz vor Beginn von “Corona”™ bis heute. Zugleich würde ich mir bei aller Verve, die Sie gern bitte beibehalten mögen, etwas mehr von der Form von “Berufsoptimismus” und das zumindest Grund legend positive Menschenbild wünschen, das Ihr eben so geschätzter Kollege Albrecht Müller an den Tag legt. Wir brauchen dieses positive Menschenbild – jetzt mehr denn je!

Noch ein Mal: Ich unterstütze Ihren Aufruf hier. Ich schätze mit wenigen Ausnahmen sehr Ihre Artikel. Ich gehöre seit den 2000ern zu den Unterstützenden der Nachdenkseiten. Ich weiß, es ist schwer. Bitte versuchen Sie irgend Ihren Optimismus zu behalten.

Vielen Dank und herzliche Grüße
May


15. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

ich finde Ihre Artikel jedes Mal hervorragend und Sie sprechen mir aus der Seele. Eine Aussage in Ihrem letzten Artikel „Ein Held unserer Zeit“ hat mich ein wenig irritiert. Sie sagen da, Putin wäre ebenfalls ein Verbrecher.

Zum einen finde ich im Bereich der Politik bisher keine Anzeichen, dass Ethik oder Moral jemals Entscheidungen beeinflusst haben, diese Werte taugten in der Regel als Feigenblatt für die Bevölkerung, die letztlich Kriegen zustimmen sollte.

Zum anderen kann man dann getrost sämtliche US-Regierungen der letzten Jahrzehnte als Verbrecher oder Killerbanden bezeichnen. Vietnam, auf Tricks und Lügen aufgebaut, IRAK – eine der größten Lügen der Geschichte mit hundert Tausenden Toten, Drohnenmorde von Obama, Ermordung von missliebigen Regierungschefs in Lateinamerika, die Liste ließe sich fortsetzen.

Ich glaube, bei genauerer Betrachtung der Vorgeschichte blieb Putin keine andere Wahl. So schrecklich Krieg und genauso der gegenwärtige ist, eine in dieser Form einseitige Wertung würde ich nicht vornehmen.

Diese Kritik hat allerdings nichts mit den Kernaussagen Ihres Artikels zu tun.

Sie und das Team der NDS sind unersetzlich.

Herzliche Grüße
Gunnar Binda


16. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

es ist ja schön und richtig, dass Sie die Rolle Selewskys richtig einordnen, aber muss man im gleichen Atemzug Putin einen Verbrechter nennen? Jemand der aus Notwehr handelt ist kein Verbrecher. Und wie anders soll man es bezeichnen, wenn die Alternative hieß, warten bis die Ukraine in der Nato und so hochgerüstet ist, dass sie die Russen im Donbass und in der Krim locker massakrieren kann. Und das wäre doch nicht das Ende. Die USA würden erst dann Ruhe geben, wenn Russland, wirtschaftlich in die Knie gezwungen, von den westlichen Konzernen beliebig ausgebeutet werden kann.

Wurden die Israelis aufgrund des präventiv begonnenen 6-Tage Krieges als Verbrecher bezeichnet, der französische Präsident , Joschka Fischer, die amerikanischen Präsidenten etc. etc. ? Wenn die Linke dabei mittut weiterhin verbal auf Putin einzudreschen bleiben wir in der Defensive und überlassen das Feld der Russophobie.

Gleichwohl in Verbundenheit
Eberhard Schwarz


17. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

ich sehe das ganz genauso wie Sie. Ich führe seit einiger Zeit eine Korrespondenz mit einem Freund über den Ukraine Krieg. Da wir in mehreren Punkten unterschiedlicher Meinung sind, hat sich die schriftliche Form bewährt. Wir haben beide davon profitiert und die Freundschaft bleibt erhalten.

Vor drei Tagen habe ich folgendes geschrieben:

Ich habe ja so meine ganz eigenen Vorstellungen zum Krieg. “Frieden schaffen ohne Waffen” gilt für mich weiterhin. Selenskyj wird ja bei uns als Held gepriesen. Für mich wäre er ein viel größerer Held, wenn er folgendes getan hätte. Er hätte die bösartige, aggressive, gewaltsame Invasion Russlands geißeln und gleichzeitig erklären können, das friedliebende Volk der Ukrainer wird keinen einzigen Schuss abgeben; denn Ukrainer und Russen sind ja eigentlich Brüder. Die Ukrainer werden zivilen Widerstand leisten und auf die gewaltigen Sanktionen des Westens vertrauen. Viel weniger Tote, weniger Zerstörung, kaum Flüchtlinge, absoluter moralischer Sieger und in dem zwangsläufigen Kompromiss bei Friedensverhandlungen hätte er dann wahrscheinlich noch mehr durchsetzen können als jetzt. Mit den Asow-Batallionen und dem rechten Sektor war das wohl nicht zu machen. Ich träume immer noch manchmal von einer besseren Welt.

Realistisch ist die Situation ja eher wie vor dem Ersten Weltkrieg. Kapitalistische Imperien Ringen um Einfluss und Macht. Viele vergessen ja heute, Russland ist nicht mehr die UdSSR, also kein sozialistischer Staat mehr. Russland ist ein imperialistischer, kapitalistischer Staat, wie die USA auch. Es wird um Rohstoffe, Einfluss und Macht gerungen. Der Stern des US Imperiums sinkt und die anderen Imperien lassen sich nicht mehr alles gefallen. Vor dem Ersten Weltkrieg war das ähnlich. Das aufstrebende Imperium Deutsches Reich wollte seinen Teil vom Kuchen. Aber auch da hätte der Krieg durch kompromissbereites Verhandeln vermieden werden können. Auch da war Deutschland nicht der allein Schuldige, so wie jetzt Russland nicht der allein Schuldige ist. Wer nicht aus der Geschichte lernen will, muss leiden. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Vielleicht geht es ja diesmal besser aus. Interessantes Randdetail: Die Zustimmung der Sozialdemokratie zu den Kriegskrediten damals, heute die Zustimmung zu einer gigantischen Aufrüstung.

Mit freundlichen Grüßen
Heinz Rudnick


18. Leserbrief

Liebes NDS-Team,

Es geht noch absurder. Bereits am 11.03.22 wurde Selenskyj von den sogenannten Liberalen in der EU für den Friedensnobelpreis nominiert.

Eben dieser Selenskyj, der aus dem Ausland (vermutlich Rumänien) den aussichtslosen Kampf anheizt und seine Landsleute in einen Fleischwolf schickt.

Wer so etwas sagt verdient für die heuchlerische EU-Elite anscheinend den Friedensnobelpreis:
The militaries are in positions. The territorial defense soldiers are on the ground. Doctors, rescuers, transport workers, diplomats, journalists… Everyone. We are all at war. We all contribute to our victory.
Selenskyj am 18.03.22

Jemand der für Frieden ist, spricht nicht so.

BG
E


19. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

Danke für Ihren Artikel über die Helden. Ich stimme Ihnen komplett zu. Dieser Tage habe ich die folgend zitierten Worte von Gandhi gelesen, die mich sehr bewegt haben. Gandhi war für mich ein echter Held, auch wenn er nicht in allem perfekt war, er hat es wenigstens versucht:

„Ich habe festgestellt, das das Leben sich behauptet inmitten von Zerstörung. Darum muss es ein höheres Gesetz geben als das der Zerstörung. Nur wenn sie einem solchen Gesetz folgt, kann eine gut geordnete Gesellschaft als solche verstanden werden und das Leben lebenswert sein.

Wenn dieses Gesetz das Gesetz unseres Lebens ist, dann müssen wir in unserer täglichen Existenz damit klarkommen. Wo immer Kriege stattfinden, wo immer wir mit einem Gegner konfrontiert sind, müssen mit Liebe diesen überwinden. Ich habe festgestellt, dass das sichere Gesetz der Liebe in meinem Leben Antworten gegeben hat, wie sie das Gesetz der Zerstörung niemals geben konnte.

In Indien haben wir eine sichtbare Demonstration gegeben, wie dieses Gesetz funktioniert, im größtmöglichen Maßstab. Ich behaupte nicht, dass die Gewaltlosigkeit alle 360 Millionen Menschen in Indien durchdrungen hat, aber ich behaupte, dass die Gewaltlosigkeit in unglaublich kurzer Zeit tiefer eingedrungen ist als jegliche andere Lehre.

Es benötigt sehr anstrengende Übung, einen mentalen Zustand der Gewaltlosigkeit zu erreichen. Es ist ein diszipliniertes Leben, wie das eines Soldaten. Der perfekte Zustand kann nur durch die richtige Koordinierung von Geist, Körper und Sprache erreicht werden. Jedes Problem wird sich von selbst lösen, wenn wir entschlossen sind, das Gesetz der Wahrheit und der Gewaltlosigkeit zum Gesetz des Lebens machen.

Mehr noch als ein Wissenschaftler, der es versteht die Naturgesetze in verschiedenen Anwendungen umzusetzen, so kann ein Mensch, der die Gesetze der Liebe mit wissenschaftlicher Präzision anwendet ungleich größere Wunder wirken. Gewaltlosigkeit ist unendlich großartiger und subtiler als gewisse Naturgesetze wie etwa Elektrizität. Das Gesetz der Liebe ist bei weitem bessere Wissenschaft als alle moderne Wissenschaft.”

(übersetzt aus dem englischen Text des Buches “Autobiography of a Yogi”, Kapitel 44)

Ach, würden unsere sogenannten Führungskräfte nur zumindest so viel Weisheit besitzen!

Herzliche Grüße
Christoph Stahl


20. Leserbrief

Sehr geehrtes Nachdenkseiten-Team,

gestatten Sie mir einige Bemerkungen zum Artikel von Jens Berger “Ein Held unserer Zeit”, dessen Artikel ich im allgemeinen, auch auf Telepolis, sehr gerne zur Kenntnis nehme. In einer Zeit, in der nach US-Amerikanischem Vorbild, eigentlich nur noch “Personenwahlen” stattfinden, sprich, ein “Wahl- oder Parteiprogramm” in diesem Sinne gibt es nicht mehr oder ist sekundär und wird von der Allgemeinheit auch kaum zur Kenntnis genommen, ist die Zeit der Selbstdarsteller (Schauspieler) gekommen. In Europa sicher noch nicht so extrem wie in den USA, wo auch der finanzielle Kontext eine entscheidende Rolle für die Erlangung von Regierungsämtern spielt. Es nähert sich aber über viele Jahre an, nur mit dem Unterschied, dass, nicht nur in Europa, ganz konkret Kandidaten dieser “Finanzelite” installiert werden. Insofern verwundert es auch nicht, einen Wolodymyr Selenskyj als Präsidenten der Ukraine und von der EU hoffiert zu sehen. Dieser Mensch hat seine Wahlsieg auch nur der offensiven Förderung durch einen (oder mehrerer Oligarchen, Namen gerade entfallen) zu verdanken. Seinen Wahlerfolg verdankte er ja wohl per Programm hauptsächlich dem “Versprechen”, den innerukrainischen Konflikt in der Ostukraine zügig zu beenden. Was kam, wie wohl auch ein bundesdeutscher Politiker in den ’60ern nach der Wahl mal sagte “Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern”, das genaue Gegenteil. Ohne jetzt auf Details der Unterdrückung nationaler Bevölkerungsgruppen einzugehen, er erwies sich (abgesehen von einigen Irritationen) als treuer Vertreter seiner Herren. Die Ausplünderung des Landes, z.B. über demnächst gesetzlich möglichen ausländischen Aufkauf von Ackerflächen wurde forciert etc. p.p.. Frage: Warum sollte man in einem solchen willigen Helfer des Verkaufes eines Landes (Profitinteressen) an die westliche Hemisphäre keinen Helden sehen (zumindest in der Selben)? Konkret: “Das Setting stimmt und die Medienarbeit der ukrainischen Regierung ist wirklich fantastisch. Man muss den PR-Profis, die Selenskyj so wirkungsvoll in Szene setzen, Respekt zollen. Das würde Hollywood nicht besser hinbekommen.”? Ja, verflixt noch mal, das ist “Hollywood” und der geballte Propagandaapperat der westlichen Welt. Weiter: “Julius Caesar war einer dieser Helden.” – nee, ohne irgendwelche Symphatie für Caesar, aber nicht in einem Artikel über Selenskyi. Auch nicht im Vergleich der Beurteilung. Ich denke Caesar brauchte den Senat, Selenskyj erhält seine Anweisungen von weiter weg. Im Sinne der Vereinfachung braucht es immer den “Bösen” oder eben auch “Guten”. Ein östereichischer Gefreite hat den 2. WK befohlen, Putin hat den 3.WK angefangen? Wieder wie bei den “Personenwahlen”. Kann eigentlich keiner was für, ausser die “Bösen Diktatoren”. Gab es von John Heartfield mal eine schöne Karikatur – ” Kleiner Mann bittet um große Gaben”. Nun ja, ab hier wird es richtig kompliziert. “Dabei hat es immer schon auch echte Helden gegeben. […]

Auch heute ist es noch süß und ehrenvoll, für das Vaterland zu sterben.”. Kann die Zivilbevölkerung sich einfach mal “Raushalten”. Was ist mit der Resistance in Frankreich in 2.WK, mit den Partisanen im Osten, die ja eben auf beiden Seiten tätig waren und insbesondere in der Ukraine oder in den Baltischen Staaten auch Kollobarateure waren und massive Verbrechen begingen? Gut, jetzt kann man sagen RF ist der “Agressor”, nur so einfach ist es eben nicht. Am Computer beim Artikelscheiben kann man da gut schwätzen (zum Heldentum neige ich auch nicht), aber in der konkreten Situation vermute ich, das es der Masse der Ukrainer in einem neutralen Staat, ohne Ausplünderung durch den Westen, besser ginge und sie sich für einen solchen einsetzen sollten (mir ist bewusst, das die Bevölkerung darauf wenig Einfluss hat).”Spielt es für den Bauern in der Bukowina eine Rolle, ob sein Land neutral oder in der NATO ist?” – sehr wohl, insofern das Landeigentum demnächst den Besitzer wechselt (Tipp am Rande – Land-Grabbing Afrika, USA, Ukraine, ganz voran einer der über Stiftung mit einem Computer-BS zu tun hat und die WHO massiv unterstützt, mal belesen).Und weiter: “Die Menschen wollen lieben, leben und ihrem Glück hinterherjagen. Sie wollen nicht für die großen Pläne einer kleinen Minderheit sterben. Und das gilt nicht nur in der Ukraine, sondern überall auf der Welt.” Genau so ist es, und das gewährleistet der “Wertewesten”. Jeder ist seines Glückes Schmied. Ich möchte da jetzt nicht näher drauf eingehen, würde den Rahmen sprengen, aber die werktätige Bevölkerung hatte ganz selten etwas was ihre Freiheiten und Möglichkeiten erweitert hätte und vor allem ihre soziale Sicherheit gefestigt hätte, in den letzten 30 a – weltweit (GB und USA schon länger – Thatcher und Reagen). Na gut: “Doch was ist so heldenhaft daran, nun immer mehr und immer tödlichere Waffen zu fordern?

Waffen, die einen blutigen Krieg verlängern und die Zahl der Opfer ins Unermessliche steigern? Und was ist so heldenhaft daran, ständig an den Westen zu appellieren, sich in den Krieg auf ukrainischer Seite einzumischen? Man muss kein großer Militärstratege sein, um dies als den wahrscheinlichen Beginn eines Weltkriegs zu verstehen. Eines Weltkriegs zwischen Atommächten, die jeweils über ein Arsenal an Massenvernichtungswaffen verfügen, die ausreichen, um die gesamte Welt, wie wir sie kennen, zu vernichten. Ist das etwa heldenhaft?” Die Frage steht nicht, was geliefert wird ist schon lange ausgemusterte Ware die durch den MIC mit Maximalprofiten ersetzt wird (wie war das mit den Haubitzen aus NVA-Beständen in Litauen, MIG aus Polen u. u. u.). Auch NATO-Gerümpel wird reichlich geliefert, man spart an der “Entsorgung”. Ein “Sieg ” in der Ukraine ist gar nicht vorgesehen, die Kosten für die RF sollen erhöht werden. Die strategischen Pläne aus den USA sind bekannt und auch im Internet zu finden (Stichwort “Chessboard”). Ja, und abschließend, “Denn Putin, der ebenfalls ganz sicher kein Held, sondern ein Verbrecher ist, wird dies nicht tun.”, dann bin ich entäuscht und verabschiede mich mit “Alles Gute Herr Biden – ä -Herr Berger, es gibt Farbnuancen zwischen Schwarz und Weiß, ich habe Sie schon weitaus besser erlebt.

Mit freundlichen Grüßen
Frank Ulbrich


21. Leserbrief

Lieber Herr Berger

Sie schreiben
– echte Helden führen keine Kriege, sie verhindern sie
– echte Helden sorgen sich um die, die ihnen lieb sind, und bringen sie nicht in Gefahr.
– nur wer über Leichen geht, wird in unserer Kultur ein anerkannter Held
– ein echter ukrainischer Held würde nun dafür sorgen, das Blutvergießen zu beenden

Bei allem Verständnis für die grundsätzliche inhaltliche Botschaft (Ziel muss eine diplomatische Lösung sein, nicht ein blutiger Kampf auf Leben und Tod), die sie mit ihrem Artikel transportieren wollen – diese Formulierungen, allesamt konkret auf W. Selenskyj bezogen, halte ich angesichts der aktuellen Situation für blanken Zynismus! Mit ihrer Forderung „die Ukraine braucht jetzt einen Helden. Einen Helden, der diesem grausamen Krieg ein Ende setzt“ suggerieren Sie, dass es allein einer – zumal viele Menschenleben das eigenen Volk opfernden – (je welcher denn: ideologischen? politischen? narzisstischen? naiven?) Sturheit und Unflexibilität des aktuellen ukrainischen Präsidenten geschuldet ist, dass der Krieg nicht sofort endet. Als wäre es selbstverständlich, dass allein das Zugeständnis von „Neutralität“ und eines “Abbaus militärischer Kapazitäten“ als Pfand gegenüber Putin ausreichen würde, umgehend zu einem Waffenstillstand zu gelangen und obendrein eine kulturell und politisch selbstbestimmte, demokratische Ukraine zu erhalten bzw. deren bestrittenen Weg dorthin weiter zu ebnen.

Ein echter journalistischer Held würde das dramatische Dilemma anerkennen, in dem sich Selenskyj, die Ukraine und alle, die sich um die künftige Freiheit und Selbstbestimmtheit des ukrainischen Volkes Sorgen machen befinden – weil sie gerade nicht wollen, dass sich der blutige Krieg verlängert (und gar ausdehnt) und die Zahl der Opfer ins Unermessliche steigt!

Sie beginnen Ihren Text mit der vermeintlichen Selbstoffenbarung “Wenn man den verzweifelt wirkenden Mann mit seinem Fünf-Tage-Bart und seiner Militärkluft so reden hört, dann bewegt das einen“. Sorry, aber von dieser Bewegtheit ist in Ihrem Text nichts zu spüren. Und Selenskyj scheint für Sie ja tatsächlich auch nur verzweifelt zu „wirken“ (also nicht verzweifelt zu sein, sondern dies nur zu inszenieren: “Aber schnell erinnert man sich auch daran, dass dieser Mann früher einmal Schauspieler war“).

Mit freundlichen Grüssen
Florian Leihener


22. Leserbrief

Guten Tag Herr Berger,

in Ihrem Beitrag “Ein Held unserer Zeit” vom 18. März haben Sie Präsident Putin als Verbrecher bezeichnet. Das müssen Sie mir erklären. Warum ist Putin ein Verbrecher?

Sagen Sie nicht, er habe einen Angriffskrieg geführt. Er hat in der Ukraine eine “militärische Aktion” durchgeführt, um die Vorbereitungen der USA zum Aufbau von Angriffswaffen auf dem Territorium der Ukraine rechtzeitig zu stoppen. Ich als Mediziner vergleiche das mit der Situation eines Patienten, der an hohem Blutdruck oder Diabetes leidet und deshalb schwerwiegende Komplikationen zu erwarten hat, z.B. ein tödlicher Schlaganfall oder Herzinfarkt. Wenn allgemeine Maßnahmen (Gewichtsreduktion, Diät, Bewegung) nichts helfen, dann greife ich zu Medikamenten, auch wenn mögliche Nebenwirkungen zu erwarten sind, die ich aber im Vergleich zu den drohenden schweren Schäden akzeptieren muss. Ich warte also nicht bis der Schlaganfall eingetreten ist, sondern handele vorausschauend. Einen Menschen, der mit dem Messer auf mich zurennt (geschehen vor einiger Zeit in Würzburg gegenüber einem Polizisten), dann warte ich mit der Gegenwehr nicht, bis er mir das Messer in die Brust gerammt hat, sondern versuche, es ihm vorher wegzunehmen und schieße notfalls. Renat Künast hat damals gemeint, dieser Polizist habe damals nicht korrekt gehandelt!! Es gibt auch den sicher nicht dummen Spruch: Angriff ist die beste Verteidigung.

Im Fall der Ukraine waren die oben erwähnten allgemeinen Maßnahmen die Forderungen Russlands nach Sicherheitsgarantien durch die USA, die aber ignoriert wurden, also musste man Medikamente (Militär) einsetzen.

Dr. Wilfried Kurz

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