Leserbriefe zu „Nötige oder unnötige Fremdwörter?“

Ein Artikel von:

In diesem Beitrag wird der Gebrauch von Fremdwörtern hinterfragt. Wir alle müssten wohl hinnehmen, „nicht mehr ohne Narrativ, Check und Fokus leben zu können und auch nicht ohne Security“. Albrecht Müller meint, es dürfe doch wohl noch gefragt werden: „Sind diese Wörter wirklich nötig?“. Die Leserinnen und Leser sind gebeten worden, weitere Fremdwörter mitzuteilen. Es könne eine lustige Leserbriefsammlung werden. Danke für die zahlreichen und interessanten Zuschriften. Christian Reimann hat für Sie eine Auswahl der Leserbriefe zusammengestellt.

1. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller, liebes Nachdenkseiten”team.”

Hoppla, jetzt ist mir im Anschreiben schon passiert, was ich eigentlich vermeiden wollte, nämlich den Inflationären Gebrauch von Anglizismen;-)
Ich stimme Ihnen, Herr Müller zu, dass wir viel zu viele Fremdwörter benutzen, es klingt halt “gehobener” und vermeintlich Intelligenter, was sich all zu oft auch als lustiger Schuß ins Knie erweist. Stil ist die Verlängerung vom Kehrgerät, Niveau ist eine Handcreme, das kann man natürlich nur wissen, wenn man eine Konifere auf diesem Gebiet ist…;-)

Was mich noch viel mehr nervt ist die Tatsache, das man jeden noch so neuen Mist mit einem Anglizismus versehen muss. Wir gucken Fußball beim “public viewing”, ok bei der WM und wegen Corona nicht, wir machen “Selfie’s” mit dem Handy, gehen “Shoppen” im “Summer Sale”, in der “Shopping Mall” oder wahlweise auch im “Winter Sale”, wenn wir genug von unseren sauer verdienten “Bucks” verballert haben, gibts “Cash Back”.

Dieser Tage war im Wochenblattreporter zu lesen, dass viele ältere Menschen durch sogenannte “Shoulder Surfers” am Geldautomaten abgezockt werden, mit solchen Artikeln wird versucht eben diese älteren Menschen zu sensibilisieren am Geldautomaten doch bitte schön aufzupassen. Aha! Menschen die mit der Technik am Geldautomaten schon genug Problme haben, werden mit Artikeln die vor Anglizismen nur so strotzen “sensibilisiert”. Steht zu vermuten, das ältere Menschen bei solchen Artikeln eher mit den genannten “Shoulders” zucken und weiter klicken, sei es drum.
Bei all dem ganzen Unsinn soll es doch tatsächlich Zeitgenossen geben, die vor einer Islamisierung warnen? Das wir seit Jahrzehnten Anglisiert werden stört dahingegen niemand? Auch ein Totalversagen der Deutschen Presse!

Hochachtungsvoll, Ulrich Erich.

PS: “Uschierisch” ist mir ein Begriff für einen unhandhandlichen Gegenstand, der schwer zu packen (“händeln”) ist. Was die Schreibweise betrifft, schreibt man im pälzischen so wie man es babbelt. Dahingehend ist auch der Anglizismus “Handy” mein Favorit für Dämlichkeit, denn er kommt aus dem Pfälzischem und steht für: “Hänn die Käh Kabel?”

Einen schönen “Santa Claus” ;-)

Anmerkung Albrecht Müller: Wunderbar, danke
Ihr Albrecht Müller


2. Leserbrief

Lieber Herr Müller,

zu ihrem Artikel I put put my two cents in, äh, gebe ich auch meinen Senf dazu. Der teilweise inflationäre Gebrauch von Fremdwörtern ist einfach nur noch unfreiwillig komisch, z. B., wenn es Angehörigen der GenZ nicht gut geht, sind sie broke, das ist save. Die unfreiwillige Komik wird noch gesteigert beim gewollten, aber nicht gekonnten Fremdwörtergebrauch. Mittlerweile ein Klassiker: “Coffee to go” (Kaffee zum Davonlaufen), statt “Coffee to takeawey” (Kaffee zum Mitnehmen). Diesen Begriff verdanken wir wohl einem Copywriter, äh, Werbetexter:in (m / w / d), d(i)e(r) in der Schule statt Englisch wohl nur Denglisch hatte. Noch schöner ist die Umdeutung z. B. mathematisch-technischer Begriffe zum Zwecke der politisch korrekten Sprachveränderung: Bei den binären Geschlechtern stellt sich zwangsläufig die Frage, wer die 1 und wer die 0 ist. (Ordne ich als weißer Mann mittleren Alters hier die falsche Zahl dem falschen Geschlecht zu, bin ich natürlich toxisch männlich.) Nervig wird es bei den immer länger werdenden Begriffen der “politisch korrekten Sprache”: Versucht man sich hier in der unfallfreien Aussprache, kann man sich schon mal die Zunge verknoten. Dann hätten die politisch Korrekten immerhin einen Grund, sich diskriminiert (= herabgesetzt) zu fühlen. (Im Journalismus galt einmal: “Political correctness ist ein Denkverbot”- tja, die Zeiten haben sich geändert.) Und hier hört der Spaß auf; Bildungsprotz ist die eine Sache, wenn der Sprachwandel aber gezielt gesteuert wird, um zu manipulieren, muss gegengesteuert werden. Das geht mit den Mitteln der Satire und Parodie recht gut. In diesem Sinne schlage ich vor, eine Süßspeise, die nicht mehr mit dem “bösen” N-Wort benannt werden darf, in “Mitbürgerinnenundmitbürgermithöherempigmenthintergrundküsse” umzubenennen. Das Wort ist lang, unübersichtlich und schwer auszusprechen, damit passt es wunderbar in unser wokes Zeitalter.

Abschließend empfehle ich zwei Bücher, die helfen können das eigene Sprachgefühl zu schärfen: “Deutsch fürs Leben” und “Deutsch für junge Profis” (beide Wolf Schneider). Die Bücher sind nicht nur lehrreich, sondern auch sehr unterhaltsam. Wie der Autor als Negativbeispiele Spiegel-Artikel zerpflückt, ist einfach fabelhaft.

Kind regards xD
Jürgen Meier


3. Leserbrief

Sehr geschätzte Nachdenkseiten- Macher,

diese Flut von Fremdwörtern, die oft auch sinnfrei verwendet werden (z.B.” Handy”) soll meiner Einschätzung nach vor Allem vom beschränkten Horizont des Verwenders ablenken. Kapieren tuts eh nur die Hälfte…

Auch Sachverhalte lassen sich dadurch Orwell-Neusprech-mässig gut verschleiern.
Wenn der wahre Informative Gehalt eines Textes gegen Null geht, machts halt die ” Verpackung”!
Als das erste Mal der Begriff ” Booster” im Zusammenhang mit der als ” Impfung” (in diesem kausalen Zusammenhang auch ein Fremd-Wort) bezeichneten Gentherapie auftauchte, dachte ich nur an mein altes Autoradio, für welches ich mir zwecks besserer Klanggestaltung früher einen ” Booster” gekauft hatte. Vulgo: Verstärker.

Also viel Wind um nichts!

Wem mein Leserbrief jetzt nicht behagt kann ja einen Scheisse-Sturm lostreten! (Zugegeben, da ist das Fremdwort sprachlich eleganter, zumindest phonetisch. )

Liebe Grüsse von einer ” Urban People Transport Executive Senior- Managerin im Ruhestand
( verrentete Linienbusfahrerin)

Christine Reichelt


4. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,
liebes Team der Nachdenkseiten,

als ich heute Morgen meine Laptop gebootet habe und wie gewohnt auf Ihre Seite ging, fiel mein erster Blick auf die Story über die nötigen und unnötigen Fremdwörter. Das war für mich das absolute Highlight des Tages. Daher will ich Ihnen darauf ein kurzes Feedback geben.

Ich bin gerade in meinem Job oft genug mit Anglizismen oder unnötigen Fremdwörtern konfrontiert worden. Aber darüber echauffiere ich mich inzwischen nicht mehr, sondern knirsche nur noch hörbar mit den Zähnen. Jede kurze, noch so unwichtige Besprechung wurde gleich zum Meeting aufgebauscht und Dinge, für die wir keine Eigen-Performance (nicht lachen, das Wort habe ich selbst gehört!) hatten, wurden an eine externe Firma outgesourct. Meistens gab es zu einigen Themen ein Brainstorming, zu dem jeder so seine Gedanken beitragen konnte. Voraussetzung dafür war natürlich, dass es sich um einen konstruktiven Vorschlag handelte. Da konnte unser Chef ganz schön pedantisch sein. Es gab natürlich auch einige Vorschläge, die gehörig polarisierten. Dann musste der Head of Meeting (zu Deutsch: Versammlungsleiter) mal resolut werden und mit der Faust auf den Tisch hauen … sinnbildlich natürlich. Und da eine Abteilung nun mal keine homogene Masse ist, klafften manche Meinungen oft diametral auseinander. Besonders important war natürlich immer die Diskussion des aktuellen Budgets. Stimmte der Forecast noch? Musste da noch etwas verifiziert werden oder gab es da am Ende doch noch ein Agreement mit dem Chef?

An dieser Stelle breche ich mein konstruiertes Beispiel lieber ab, bevor sich meine Synapsen noch total ineinander verknoten. Aber man sieht doch sehr deutlich, dass es ohne Anglizismen bzw. Fremdwörter in der Sprache – leider! – kaum noch geht. Ich kann nicht gerade behaupten, dass ich mich daran gewöhnen kann, nur leider läßt es sich nicht immer vermeiden.

Ich wünsche dem ganzen Team der Nachdenkseiten einen schönen Nikolaustag und freue mich auf weitere interessante Beiträge von Ihnen.

Mit freundlichen Grüßen
Anja Voelkel


5. Leserbrief

Lieber Herr Müller

ohne Zweifel machen Sie hier auf ein drängendes Problem aufmerksam. Auch ich sehe eine Tendenz zur Zerstörung und Verdrängung der deutschen Sprache, die eine nicht zu unterschätzende politische und gesellschaftliche Dimension hat. Das Überhandnehmen modischer Fremdworte und besonders von Englischem und Denglischem ist ein Symptom des Sprachverlustes, der sich jedoch darauf nicht reduzieren lässt. Ich komme weiter unten darauf zurück. Da sind sicher die zahllosen Anglizismen wie ›Security‹ und ›Check‹ wie auch die allgegenwärtigen englischen Formeln, die irgendwie weltläufig klingen sollen. Leute, die ihren Kaffee nicht aus dem Pappbecher im Togo, sondern am Tisch aus der Tasse trinken wollen, sind halt irgendwie out. Englisch soll, so eine versteckte Botschaft, kosmopolitisch und damit besser sein als Deutsch. Das ist auch eine der Botschaften, die ein Werbesport der Telekom aussendet, der sich ganz pauschal gegen den im einzelnen völlig unqualifiziert bleibenden ›Hass‹ im Netz richtet: die Hassbotschaften werden darin deutsch gesprochen, während die ›Guten‹ englisch dagegen ansingen.

Sicher kommt dem Englischen in Wissenschaft und Technik heute eine Rolle zu, die das Lateinische im Einflussbereich der Römischen Kirche und auch ihrer protestantischen Konkurrenten bis weit in die Neuzeit hinein innehatte. Wörter wie ›Universität‹, ›Essenz‹ oder das schon im Mittellateinischen als Fremdwort übernommene ›Elixir‹ hatten so Eingang ins Deutsche gefunden. Englisch ist heute auch in deutschen Unternehmen weithin die führende Sprache für die gesamte Dokumentation und in vielen Bereichen gibt es keine Alternative zum Englischen, wenn Publikationen einen ›Impact‹ haben sollen. Aus diesem technisch-wissenschaftlichen Englisch kommt, so wie früher aus dem Lateinischen, auch einiger ›Fallout‹, auf den die Alltagssprache kaum verzichten kann, wie etwa ›Software‹, ›Hardware‹, ›Computer‹ und ›Browser‹. Die Academie Française konnte immerhin mit ›logiciel‹, ›matériel‹, ›ordinateur‹ und ›navigateur‹ dagegen halten, doch wenn es so richtig deutsch werden soll, wird es schwierig. ›Rechner‹ ist manchmal zu vieldeutig und manchmal zu spezifisch — heutige Kinder und auch schon viele Erwachsene sind, auch wenn alle von ›Digitalisierung‹ reden, mit der Vorstellung überfordert, dass in ihrem Smartphone ein Rechner steckt —, während ›Stöberer‹ für ›Browser‹ zu abwegig erscheint. Wenn es am rechten Ort bleibt, leistet das Englische bzw. leisten die daraus entlehnten Worte gute Dienste, doch destruktiv ist ihr gedankenloser und allzu oft gespreizter Gebrauch.

Schwieriger zu durchschauen ist die Zersetzung der deutschen Sprache durch die unmittelbare Übersetzung idiomatischer englischer Formeln ins Deutsche. Derzeit grassiert die Übernahme des englischen ›to make sense‹ in Form von ›Sinn machen‹. Diese Redensart versündigt sich zugleich an beiden Sprachen. Im Englischen steht ›sense‹ immer im Zusammenhang mit den Sinnen der Wahrnehmung bzw. dem sich von diesen herleitenden Verständnis und wenn etwas in diesem Sinne ›sense‹ macht, heißt das, dass man sich ein Bild davon machen kann, dass man seine Bedeutung, seinen Zusammenhang oder seine Funktionsweise versteht, während, wenn im Deutschen ›etwas Sinn hat‹, es dort ›to some purpose‹ ist. Das, anders als sein Name nahelegt, recht umfassende Shorter Oxford English Dictionary (es ist die kürzere und auf das neuere Englisch bechränkte Ausgabe des monumentalen 20-Bändigen Oxford English Dictionary) führt für ›sense‹ keine Bedeutung auf, die den deutschen Bedeutungen ›Ziel‹ oder ›Zweck‹ entspräche, um die es geht, wenn ›etwas Sinn hat‹. Das sinnlose Sinn-Machen ist ein Beispiel für das gedankenlose Sprechen, das der Sprache ihre Schärfe raubt.

Im gedankenlosen Sprechen bzw. Schreiben besteht der wirkliche Fehler in vielen Verwendungsweisen von Fremdworten. Nicht dass das ›Narrativ‹ oder der ›Fokus‹ nicht auch ihren Platz in der deutschen Sprache hätten, doch das geistlose Geplapper, das sich ihrer bedient, raubt ihnen den Sinn. Wenn heute jemand sagt, dass etwas ›im Fokus des neuen Narrativs‹ stehe, dann meint er meist nur, dass davon jetzt besonders viel geredet wird, und geht damit an der Bedeutung beider Fremdworte vorbei. Die Bedeutung von ›Narrativ‹ ergibt sich aus einem geisteswissenschaftlichen Diskurs — schon wieder so ein Fremdwort — der letzten Jahrzehnte, den man sich, was kaum jemand tut, vergegenwärtigen sollte, wenn man das Wort verwendet. ›Fokus‹ und ›fokussieren‹ haben neben ihren fachlichen Bedeutungen auch die Eigenschaft, sich bildlich übertragen zu lassen. Ein optisches System zu fokussieren, heißt die maximale Schärfe der Abbildung in eine bestimmte Ebene des Objektraums zu legen. Analog kann man davon reden, dass man eine Betrachtung oder Analyse auf einen Aspekt bzw. eine Schicht des Gegenstandes fokussiert. Es geht also nicht um die Fremdworte selbst, sondern um ihre treffende Verwendung.

Zudem bedarf es nicht unbedingt der Fremdworte, um die deutsche Sprache zu zerstören. Eine gleichfalls grassierende Mode mit diesem Effekt besteht in der massenhaften Vergewaltigung der Partizipien. Aus Tauchern werden heute Tauchende, auch wenn sie gerade nicht tauchen, aus Fußgängern Fußgehende, auch wenn sie gerade nicht gehen. Alle Welt hat sich daran gewöhnt, dass eine grammatische Form, die eine differenzierende Beschreibung von Sachverhalten ermöglichte, ihrer Funktion beraubt wird, indem sie konsequent falsch verwendet wird, also etwa aus Studenten Studierende, aus Sprechern Sprechende und aus Forschern Forschende werden.

Derartiges steht im Zusammenhang der Sternchen, Pünktchen und Schluckauf-Manie, die eine sogenannte ›Gendergerechtigkeit‹ herstellen soll, indem sie das weibliche und angeblich existierende ›diverse‹ Geschlechter ›sichtbar‹, z.B. aus Rednern Redner*innen und aus Autoren Autor*innen macht. Mit dieser Aufgabe zerbricht man die Sprache durch Überlastung, denn das kann die ihre nicht sein. Es lohnt es sich, darüber nachzudenken, dass die Motion von grammatischen Maskulina keinesfalls unbedingt die Bedeutung mit sich bringt, die darunter oft vermutet wird: die Schöne Müllerin, um die es in Schuberts Liederzyklus geht, war nicht Müller, sondern Tochter eines solchen, und wenn irgendwelche fahrenden Gesellen von der Meisterin redeten, war damit keine Person gemeint, die Meister war, sondern die Frau des Meisters. Auch Königinnen übten selten Regierungsgewalt aus, sondern waren meist die Gattinnen von denen, die das taten. Warum also nicht eine Frau, die tatsächlich Müller ist, als Müller, eine die Ökonom ist, als Ökonom und eine, die Meister ist, als Meister bezeichnen? Wer mahlt, ist Müller, wer mauert, ist Maurer, wer redet ist Redner, wer forscht ist Forscher und wer ein Gewerk meistert, ist Meister. Die Fragen von Sex und Gender sind dabei, wie auch bei der Verwendung von grammatischen Feminina wie ›Person‹ oder ›Fachkraft‹, völlig unerheblich. Wer glaubt, sie überall zur Sprache bringen zu müssen, hat deren Logik nicht verstanden und tut ihr damit Gewalt an.

Völlig absurd ist die Verwendung movierter Nomina in Zusammenhängen, in denen das biologische Geschlecht keine Rolle spielt oder überhaupt nicht vorhanden ist. Die abgeleitete Form »Partnerin« zu verwenden ist dort angebracht, wo der Verweis auf das biologische Geschlecht funktional ist, also z.B. wenn es um die Partnerschaft in einer Lebensgemeinschaft geht, doch schon in einer Anwaltssozietät oder einem Architekturbüro kann man nur Partner sein und nicht Partnerin, auch wenn die betreffende Person eine Frau ist. Noch weniger angebracht ist ›Partnerin‹, wenn das Subjekt kein biologisches Geschlecht hat, also eine juristische Person ist wie ›die Partei‹, ›die Universität‹ oder ein Abstraktum wie ›die Linke‹. Vielleicht wird bald auch noch Schiller gendergerecht gestylt: ›Freude, schöne Götterfunkin, Tochter aus Elysium …‹. Diese Version der Hymne würde dem neuen europäischen Geist völlig entsprechen.

Wenn Redaktionen, Verlage, Hochschulen, Stadtverwaltungen und sonstige Organisationen Leitfäden zur ›gendergerechten‹ Sprache herausgeben, stellt das eine nicht zu tolerierende Überschreitung ihrer Kompetenz dar, doch letztlich zeigt sich darin nur die Front einer Welle der Infantilisierung und Bevormundung, die über uns hinwegrollt. Die Medien versuchen nicht nur, uns laufend zu den angesagten Haltungen zu erziehen, sondern der Neusprech, dessen sie sich dazu bedienen, soll normativ wirken. Was dabei stattfindet, ist nicht nur, dass die Sprache als Werkzeug stumpf wird, sondern, weil Sprache auch Teil der Lebenswelt und Heimat ist, auch ein Verlust derselben. Als Welt- und Heimatlose greifen die Subjekte zu den modischen Sprachfetzen, die man ihnen andient, und sind dadurch total manipulierbar.

Ich grüße Sie vielmals
Rainer Fischbach

Anmerkung Albrecht Müller: Lieber Herr Fischbach,

Das ist aber ein guter Text. Ich habe ihn gleich gelesen und sehr viel gelernt. Danke vielmals.

Herzliche Grüße
Albrecht Müller


6. Leserbrief

Lieber Herr Müller,

“uschierisch”, kurpfälzischer Dialekt, aus der Mode gekommen? Und ich dachte das sei ganz neu, beschreibend das arrogant-ahnungslose Gehabe einer gewissen Uschi von der Leine, derzeit EU-Kommissionspräsidentin.

Amerikanismen. 77 Jahre US-Amerikanisches Protektorat, das hat Westdeutschland geprägt. Außerdem werden sie offenbar begeistert aufgegriffen von inkompetenten Journalisten, die heutzutage die Medienlandschaft prägen. Mit solchen wichtig klingenden Wörtern verschleiert man den dünnen Gehalt von beliebigen und beliebig schlechten Presseelaboraten. Außerdem kann man sich damit prima wichtig machen.

Ein Fremdwort benutzt man dann, wenn es die Sache besser ausdrückt als ein deutsches Wort. Alles andere ist Wichtigtuerei. Fremdwörter braucht man z.B. in der Wissenschaft, wo immer wieder Dinge auftauchen, die man vorher noch nicht kannte und für die es kein Wort gibt.

Dazu ekeln mich die Untaten, die Angelsachsen in der Weltpolitik anrichten, inzwischen so sehr, dass ich mich bewusst bemühe keine Amerikanismen zu benutzen. “Das hat Sinn” sagt man. Und nicht “das macht Sinn” (“makes sense”).

Unabhängig davon schätze ich die englische Sprache, wenn sie mir hilft mich in Ländern zu verständigen wo meine Sprachkenntnisse nicht hin reichen.

Herzliche Grüße,
Rolf Henze


7. Leserbrief

Hallo liebe Freunde der Nachdenkseiten,

ich muss jetzt wieder mit meiner DDR-Vergangenheit um die Ecke kommen, denn dieser Artikel erinnert mich an meine Schulzeit! Damals lernte ich doch tatsächlich auch, das Sprache Kulturgut ist und es diesem Gut nicht wirklich gut tut, wenn man es verfremdwörtlicht. Leider ist die bewusste Nichtbenutzung von Fremdwörtern, aus genau diesem Grund, im Westen, recht wenig akzeptiert und leider auch kaum bekannt und dann oft genug schon wieder Gegenstand von Diskriminierung und Verunglimpfung, menschlicher Intelligenz! Was hat der Westen an intellektueller Intelligenz (nicht nur auf materiellen Werten basierender Geisteskraft) eigentlich zu bieten, gerade wenn es um Kultur und Kulturgüter geht?! Dabei sind gerade Intellekt (geistiger Horizont) und Dialekt (regionale Spracheigenheiten) untrennbar miteinander verbunden! Geist und Sprache beim Menschen von einander zu trennen, in dem nicht mehr auf den Inhalt, einer Aussage geachtet wird, sondern nur noch auf Rechtschreibung, Grammatik und Formulierung, verhindert zwischenmenschliche Kommunikation, durch geschriebene Worte und legt längst nur noch Wert auf Unwichtiges, was nicht zur zwischenmenschlichen Kommunikation (Verständigung) beiträgt! Ist es denn nun wichtiger Fremdwörter zu benutzen und zu verstehen oder einer Aussage, einen Kern zu verpassen und ihn zu verstehen? Kann eine Maschine überhaupt ohne irgendeine Energieform, das tun, was sie tun soll, kann das ein Mensch, so z. B.. Womit verzettelt sich der Mensch gerade im Westen daher sehr gern? Etwas zu sagen ohne wirklich eine Aussage zu treffen? Was soll das Menschen eigentlich bringen, außer eigene Ressourcenverschwendung (Energie- und Lebenszeitverschwendung)? Was will der Westen von Menschen eigentlich, was erwartet er, kann er das, von einem natürlichen Wesen, wie einem Menschen, überhaupt alles in der Form noch erwarten, wie er es im Moment tut, ohne die Völker- und Menschenrechte dabei gleichzeitig, völlig zu missachten und zu zertreten? Wer noch nicht einmal wirklich weiß, das Sprache Kulturgut und damit nicht materiell, wertvoll ist, an dem habe ich als Mensch, meine berechtigten Zweifel, Religion und Ideologie, als etwas ebenso kulturell, Wertvolles und Einzigartiges innerhalb einer Gemeinschaft von Lebewesen zu betrachten! Etwas wozu tatsächlich nur Menschen in der Lage sind, es zu betreiben. Zivilisation (Menschlichkeit) eben. Will der Westen all das, was den Menschen, tatsächlich vom Tier unterscheidet, auslöschen, um der Gleichmacherei menschlicher Lebewesen auf diesem Planeten Vorschub zu gewähren und nur noch Schwarz oder Weiß, als Farben auf diesem Planeten, zu akzeptieren und gelten zu lassen? Was bahnt sich hier an? Was soll auf Geheiß des Westens, über die gesamte Menschheit kommen?

Gedanken zur heutigen Zeit, zur Verfremdwörtlichung und freundliche Grüße
Irina-Trappe Hanel


8. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller

Nein, diese Fremdwörter sind unnötig, denn der unerschöpfliche Schatz der deutschen Sprache bietet für (fast) alles den passenden Ausdruck. Aber Sprache gestalten ist mitunter harte Arbeit. Leichter geht es mit nachplappern von (mehrheitlich) Anglizismen, die sich wie Krebsgeschwüre in unserer Alltagssprache ausbreiten. Denkanstösse wie Ihr Beitrag heute sind leider selten zu finden.

Ihr „aus der Mode gekommenes Wort uschierisch“ haben Sie korrekt geschrieben. Dazu habe ich folgenden Beleg von 2002 der Mundart-Dichterin Ute Zimmermann gefunden: „Der Spalter is jo bloss ä Maschin, halt schwer un uschierisch. Awwer so än Mann macht jo a nix anneres, wie das Ding ze packe un ze schiewe.“

Mein Wunsch für die NDS: Packe un schiewe, und wenn’s uschierisch schwer wird, dann erst recht.

Mit besten Grüssen
Werner Fasolin

Anmerkung Albrecht Müller: Sehr schön, vielen Dank das freut mich sehr. Ich hab mir die Schreibweise einfach aus den Fingern gesogen aber offensichtlich richtig geschrieben.

Herzliche Grüße
Albrecht Müller


9. Leserbrief

Moin Nachdenker,

ich wehre mich strikt gegen Anglizismen. Nicht grundsätzlich bin ich gegen Fremdwörter. Ganz im Gegenteil. Sie müssen nur die Sprache bereichern. Bei Anglizismen bemerke ich aber zunehmend den gegenteiligen Trend: Anglizismen verarmen die Sprache und rotten Kultur aus. Sie werden benutzt, um als Abgrenzungsmerkmal zu dienen. Da muss man sich mal “comitten”. Sie wirken inklusiv für die Nutzer des Neusprechs und exklusiv für alle anderen. In sofern trägt die Verwendung von Denglisch faschistoide Züge. Gut, natürlich ist das konsequent, wenn man weiß, wo denn die größten Faschisten und Nazis zu finden sind…und ebenso konsequent ist das Ausrotten der (Sprach-) Kultur von Seiten des Imperiums in seinen Kolonien. Erschwerend kommt hinzu, dass die Nutzung von Sprache Einfluss auf das Denken hat. Wer keinen Begriff für zum Beispiel Freiheit hat, kann auch nicht darüber diskutieren oder auf Demos dafür kämpfen: Was will er denn auf sein Schild schreiben? Wenn man nun bestimmte Begriffe aus dem öffentlichen Diskurs verdrängt, kennen die Menschen das Wort nicht, ergo denken sie auch nicht darüber nach. Weiter kann man mit Denglisch auch so schön verniedlichen. Man denke nur an “lockdown”. Sperrung, Abriegelung oder Schließung, quasi Ausgangssperre klingen da doch negativer.

Die große Aufgabe aller Kolonien für die Zukunft kann nur sein, sich auf seine Kultur und Werte zurück zu besinnen und alle Angriffe des Imperiums auf die eigene Kultur und Sprache zu parieren. Wir unterjochten Völker müssen uns emanzipieren, statt im Stockholm Syndrom zu verharren. Und die Front läuft geradewegs durch unsere Sprache. Die Tage des Imperiums sind gezählt, und wer jetzt noch mit Denglisch modern sein will, zeigt nur, dass er zu den ewig Gestrigen gehört und Faschismus, Kolonialismus und Nazismus unterstützt.

Mit freundlichen Grüßen
Florian App


10. Leserbrief

Sehr geehrte Damen und Herren:

Danke für die interessante Anregung. Ich selber habe in der IT-Branche auch in einer US-Firma (LUCENT) gearbeitet, und so ertappe ich mich auch manchmal solche Begriffe zu verwende. Damit meine ich nicht Begriffe technischer Natur, die aus historischen Gründen aus dem Englischen stammen, sonder auch Begriffe für die es gute deutsche Alternativen gibt. Das Beispiel des “Fokus” ist eventuell etwas unglücklich, weil die Zeitschrift so heisst. Die anderen Begriffe kann man auch durch die deutschen Begriffe problemlos ersetzen.

Ein Beispiel aus meiner Studentenzeit. Mein Diplomvater störte sich an dem Begriff “Scan”, mit dem eine automatisierte Messreihe gemeint war. Ich denke, daß hier das englische Wort wegen seiner Kürze etwas bequemer als dei deutsche Übersetzung ist. Und heute wird von “Scanner” gesprochen und geschrieben und ich denke auch Sie verstehen diesen Begriff. Wenn man dann sagt, daß dieses Gerät das Dokument (auch ein Fremdwort?) digitalisiert, wird ein Fremdwort durch ein anderes ersetzt. Dabei stammen die Begriffe “analog” und “digital” ursprünglich aus der Elektrotechnik. Bei einigen anderen Begriffen bin ich allerdings der Ansicht, daß man auch die deutsche Version verwenden kann.

Info-Point: hier kann man wirklich getrost den deutschen Begriff Auskunft verwenden.

appreciaten: Hier kann man wirklich die deutsche Übersetzung würdigen oder wertschätzen verwenden.

Hotline: Hier kann man auch einfach den Begriff “Hilfetelefon” verwenden.

Updaten: Dies kann man mit dem eher lateinischen Begriff “aktualisieren” oder dem längeren Begriff “auf den neuesten Stand bringen” ersetzen. Aber hier is der englische Begriff wesentlich kürzer.

Gruß
R.K.


11. Leserbrief

Lieber Herr Müller,

was will man mit den zunehmenden englischen Begriffen in unserer Sprache ausdrücken?
Sind wir damit weltoffener? Wie es scheint geht es OHNE die Bgeriffe einfach NICHT oder doch. Ich frage mich immer wieder ob es in England auch so viele deutsche Wörter in der Umgangssprache gibt wie hier mit den englischen Wörtern.

Unser Nachbar Frankreich geht da viel konzequenter vor. Sicher es gibt dort englische Wörter in der Umgangssprache. Bekannt sind mir Football, Weekend etc. Das Institut français wacht penibel über die Förderung der Sprache und Kultur in unserem Nachbarland.

Mit freundlichen Grüßen
Helmut Lang


12. Leserbrief

Hi Herr Müller,

okay – wenn man in einem Start-up für Marketing (auf dem besten Weg zu einem Global Player… oder wenigstens zu einem Hidden Champion) als Key-Account-Manager im Homeoffice arbeitet, dann muss man meistens ein Allrounder sein. Bestenfalls mit Bachelor oder Master Abschluss – ohne Copy & Paste. Man muss ASAP auf E-Mails antworten, obwohl man permanent in Meetings sitzt. So ist eben das Business heutzutage. Wegen der Pandemie und der Energiekrise kann man derzeit leider nicht im Headquarter sein… aber alle Daten sind sowieso in der Cloud. Außer der Facility Manager, der muss natürlich kommen.

Da hat man es als Influencer einfacher, aber den Job kann halt nicht jeder machen. Shit happens.

Zu der Work-Life-Balance gehört es natürlich, dass man Quality time mit der Familie hat oder einfach mal chillen kann, wenn die neue Folge der Lieblingssoap, oder ein Blockbuster gestreamt wird. Fantasy oder Action? Hauptsache kein B-Movie!
Auf dem Handy checken, was in den Social-Media-Apps los ist, ist auch eine Möglichkeit zum Relaxen.

Manchmal ist es auch einfach der Drink in einer Bar mit Freunden und Bekannten. Irgendwo in der City, aber auf jeden Fall während der Happy-Hour. Da kostet der Bitter-Lemon nur 5€. Eventuell gibt es sogar einen kleinen Snack, zum Beispiel ein Sandwich. Und der Babysitter oder die Nanny passt währenddessen auf das Kind auf und hört dabei die aktuellen Charts, einen Remix oder irgendeine Playlist.

Klar dürfen auch Shopping-Events nicht fehlen in der schönen neuen Welt. Egal, ob ein Dress für eine Party (bestenfalls im Sale) oder – wenn das Kleingeld stimmt – auch mal einen coolen Oldtimer. Hatten die damals eigentlich schon Airbags? Egal, es ist auf jeden Fall ein Investment und ein Eyecatcher. Ich bezweifle, dass die aktuellen SUV für eine Geldanlage taugen.

Mindestens 1 Mal pro Jahr geht es in den Urlaub. Außer man hat einen Swimmingpool zu Hause. Die einen buchen frühzeitig ein Ticket für eine Pauschalreise, die anderen fliegen lieber Last-Minute nach Mallorca und wieder andere machen einen Road-Trip. Hin und wieder zerstört in dieser Zeit ein Latin-Lover eine halbwegs glückliche Beziehung. Die anstehende Midlife-Crisis ist unvermeidbar und man ist wieder Single. Und Sie, Herr Müller, machen sich Sorgen um unsere Sprache?

Anyway; the show must go on. Ich wünsche noch viel Spaß bei der Fußball-WM in Katar, auch wenn von Public-Viewing noch nicht viel zu sehen war. Vielleicht kommt das ja zur Champions League.

Schöne Grüße
Marc Rüter


13. Leserbrief

Liebes NDS-Team

statt Handy und Laptop benutze ich mein Taschentelefon und meinen Klapprechner.

Übrigens, Anfang des 20. Jahrhunderts gab es meines Wissens bereits eine Gruppe, die Fremdworte durch deutschsprachige Begriffe ersetzen wollte. So sollte aus einer Pistole oder einem Revolver ein Meuchelpuffer werden.

Gruß
Clemens Broeckmann


14. Leserbrief

einen guten tag, dem nachdenkseiten-team und insbesondere albrecht müller, weil er dieses thema aufgreift. Danke!

ich fasse mich kurz: seit anfeindungen zu “kultureller aneignung” stattfinden und kopfschütteln auslösen, scheint es mir am wichtigsten, mal über die sprachlichen entwicklungen in unserem land nachzudenken.

die verdenglischung der deutschen sprache ist eindeutig uschierisch – wie sie es nennen.
glossen und satire darüber gefallen mir!

ich wünsche mir den gebrauch deutscher wörter – weil’s einfach einfacher ist! in unserem land. und ich mag fremdwörter, die sachverhalte eindeutig auf den punkt bringen.

anna groß-alpers


15. Leserbrief

Ein guter Spruch kürzlich in SWR-3: „Anglizismen sind für mich ein NoGo“

Günter Klepser


16. Leserbrief

Lieber Albrecht Müller,

in Sachen Fremdwörter hat man sich ja schon fast an einigen Unsinn gewöhnt – Facility Manager z. B. und ähnlichen Quatsch. Manchmal sind Fremdwörter ja auch nicht zu vermeiden, oft genug handelt es sich bei ihrer Nutzung allerdings um Klugscheißergeschwätz. Mit zum Allerdümmsten gehört wohl das immer häufiger verwendete Merry Xmas. So gibt es tatsächlich den “Riegelein Merry Xmas Weihnachtsmann”. Der ist allerdings bei einem Test der Zeitschrift Öko-Test durchgefallen, weil er stark mit Mineralöl belastet war. Wen wundert’s? Auf einer Internet-Seite lese ich: “Bei einigen Stars ist die Xmas-Stimmung ebenfalls eingekehrt und die Wohnzimmer wurden fleißig dekoriert.” Gott sei Dank heißt das Hörbuch, welches ich mir aktuell im Auto anhöre, “Weihnacht” und nicht “Xmas” von Karl May. Was bin ich froh, dass bei mir gerade kein Xmas-Stimmung aufkommt, sondern Weihnachtsstimmung und ich allen schon einmal eine “Frohe Weihnacht” wünsche!

Beste Grüße
GR


17. Leserbrief

Lieber Herr Müller,

leider ist dies Thema überhaupt nicht mehr “lustig”, wie Sie schreiben. Das Amerikanische dominiert inzwischen unser Leben. Man stelle nur mal einen der üblichen Radiosender an und amerikanische Pop-Musik dudelt ganztags mit Hinweisen auf Stars, Hits und Charts. Man gehe mal “shopping” und schaue sich die Werbe-“Slogans” an und im Geschäftsleben orientiert man sich an “best-practice” und sieht eine “task-force” im Einsatz. Von Hollywood im Fernsehen ganz zu schweigen. Nein! Es ist nicht mehr lustig! Wenn die Sprache unser Denken bestimmt, dann gute Nacht. Falls Oskar Lafontaine es schaffen sollte, dass der “Ami” tatsächlich “home” geht, dann möge er doch bitte!, bitte! seine Sprache nicht vergessen. In diesem Sinne “merry christmas and a happy new year”

Mit freundlichem Gruß
Eberhard Schwarz


18. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

es sind leider nicht nur einzelne Wörter, sondern ganze Satzteile, die mittlerweile dem Englischen angepasst werden. Zwei Beispiele sind die Anwendungen von Nebensätzen mit dem Wörtchen “weil” und die neue Umschreibung der Worte “sinnvoll” und “sinnlos”.

Im Deutschen wird der Nebensatz, der mit dem Wörtchen “weil” eingeleitet wird, mit einem Verb beendet. Seit Jahren schon wird dieser Satzbau von den meisten kaum noch angewendet, da die englische Version es leichter macht, nach dem “weil” den Satz noch irgendwie zu formulieren, während im Deutschen der Gedankengang schon beendet sein muss, wenn die Worte gesagt werden. Für die deutsche Sprache braucht man also mehr Denkleistung, während im Englischen die Worte von der Zunge purzeln können.
Laut deutscher Grammatikregeln: “Ich lese die Nachdenkseiten, weil ich die Informationen dort sehr schätze.”
An das Englische gelehnt: “Ich lese die Nachdenkseiten, weil ich schätze die Informationen dort sehr.”

Von meinen Söhnen höre ich nach einer Erklärung über was auch immer oft die Aussage: “Ja, das macht Sinn.” Oder: “Das macht keinen Sinn.” Auf meinen Einwand, dass wir früher dafür die Wörtchen “sinnvoll” und “sinnlos” verwendet haben, kommt dann ein Augenrollen und ein “Ja, früher!” ;-)

Fremdwörter wie “Homeoffice” oder “Homeschooling” vermeide ich, ab und zu rutschen sie mir aber auch heraus. Ebenso kann ich mich mit dem Wort “Narrativ” nicht anfreunden. Meine Jungs amüsieren sich dafür, wenn ich als DDR-Kind ihnen erzähle, dass es früher bei uns keine Models, sondern nur Mannequins gab. Oder wenn ihnen ihre Oma von der früheren Nachbarin vis-à-vis erzählt.

Mein Lieblingsfremdwort ist “genant”, aber nur in der gesprochenen Version, das passt so gut zum Sächsischen: “Nu hab disch ma nisch so schenant!”

Herzliche Grüße
Corinna Etzold


19. Leserbrief

Sehr geehrter Empfänger,

Adjektiv. Bedeutung: bestechlich, dumm, lügnerisch, albern, ungebildet, eingebildet, hochnäsig, kriegstreiberisch etc. Wird vom Vornamen der politiker*_In Ursula von der Laien abgeleitet.

Mit freundlichen Grüßen
Koch


20. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller , in Gotha haben wir jetzt einen pop up store mit einem wedding planer für den wedding day darin. Auch schön. Mit freundlichen Grüßen Jens-Uwe Sommer


21. Leserbrief

das Narrativ hieß früher die Geschichte (vom Pferd).

Probleme gibt es nicht mehr. Es gibt nur noch Herausforderungen. Die sind zwar kein Fremdwort, imitieren aber das im Amerikanischen universelle Wort „challenge“. Man muss sich positiv ausdrücken. Probleme bleiben bestehen, Herausforderungen werden gemeistert – von dem Angeber, der sich so ausdrückt.

Der häufige Gebrauch des Englischen in deutschen Texten ist ein Problem für Leute , die kein oder wenig Englisch können und für alle, die Deutsch lernen, denn sie müssen erst mal erkennen, dass es sich gar nicht im Deutsch handelt und am besten gleichzeitig Englisch lernen, damit sie zurechtkommen.

Es ist einfach Denk- und Formulierungsfaulheit.

Außerdem fallen Leute immer wieder auf die falschen Freunde ( false friends) herein, d.h. Wörter, die ähnlich sind, aber andere Bedeutung haben. „Social“ heißt gesellig, Social Media sind nicht sozial, was manchmal angekreidet wird, sie bringen nur die Leute zusammen.

Viele Grüße
Inki


22. Leserbrief

Sehr geehrter Albrecht Müller,

ein schönes Thema inmitten der weniger frohen Botschaften und absolut lebensnotwendig. Als Neupfälzerin (5 Jahre) mit hamburgischem Migrationshintergrund (30 Jahre) und badischen Wurzeln nutze ich eine heiße Sprachmischung. Das Wort „fake“ ist für mich eines der garstigen englischen Wörter, die ich versuche zu vermeiden. Ich nutze lieber den plattdeutschen Begriff „Tüünkraam“, der so viel bedeutet wie „dummes Zeug“ bzw. „Flunkerei“. Das trifft nicht ganz die Bedeutung von „fake“, ist jedoch wesentlich charmanter und beinhaltet die von mir geliebten Umlaute. Hier der Hamburger Originalton, falls es jemand nachsprechen möchte:

„Issoch Tüünkraam, wassu da sachs!“

Beste Grüße
Michaela Waldenmaier


23. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller, hier mein Beitrag zu Ihrer Sammlung von Fremdwörtern :

Dass “Capri-Sonne” und “Kinder Überraschung” jetzt “Capri Sun” und “Kinder Joy” heissen, hat mich deutlich schockiert, wenn auch nicht wirklich geschockt. Zwei der ältesten Relikte meiner Kindheit im Reich der Marktwirtschaft sind verschütt gegangen. Leise rieselt das Sediment. Früher gab es noch Dichter und Denker, heute haben wir Think-Tanks & Poetry Slam. Die Militarisierung geistig-musischer Elemente. Kultur von der Kanzel. Raider heisst jetzt Tarnkappenbomber und die Erinnerungskultur in Deutschland hat eine 180° Wende gebraucht. Die einstilgen Bürgerrechtler sind in Wirklichkeit illegale Rechtsbürger, und eine Ampel ist nicht mehr ein kleines Licht, das aufgehängt irgendwo herunter baumelt, sondern eine rastafarifarbene Regierungskoalition. Framing, also das Einrahmen, entsteht dort wo es sich im Sprachgebrauch festsetzt. Oder besser: weiterbewegt. Schubsen gildet nicht.

Schrägdenker vs. Schwerdenker – Verfassungsschutz und Amt für Information und Presse – wer ist ganz vorne bei den Mitläufern? Nato-Deutschland kann man als eine aufstrebende Führungsmacht im Europäischen Verein bezeichnen. Weltfrieden ja – aber nicht mit denen! Wehrkraft – nein danke! Einrahmen, aber richtig: “LTI” von Viktor Klemperer kann ich empfehlen, oder gleich auf “neutsch” (Gesellschaft zur Stärkung der Verben, GSV) einen Teilabriss in Angriff nehmen. Ich meine natürlich: Verteidigung! Und schließe mit einem Gruß aus der Grammatik: Wer dem Dativ nicht wehrt, ist des Genitivs nicht wert

freundlich, Ludwig Zeppelin


24. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

besten Dank für diesen Beitrag.

Ich würde die Bandbreite noch erweitern:
– viele Film- bzw. Serientitel mit Ursprung in den USA werden im deutschsprachigen Fernsehen mit Originaltitel angegeben (z.B., was mich besonders empört: Snow White – als wenn Schneewittchen nicht bekannt ist???)
– in der Werbung bzw. wenn man in den Warenhäusern einkaufen geht…

Als wenn sich bestimmte Personen/Personengruppen des Deutschen schämen???
Oder das amerikanische anhimmeln???

Man muß sich nicht wundern, wenn bei unserer heutigen Jugend der Gebrauch der deutsche Sprache sehr zu wünschen übrig läßt.

Das läßt sich wohl noch weiter ausführen – was ich aber hier beenden möchte.
ABER: ist diese Verherrlichung der amerikanischen Sprache eigentlich in anderen europäischen Staaten auch zu beobachten?

Nochmal besten Dank für Ihren Artikel.

Mit freundlichen Grüßen
E. Backhaus


25. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

…ist auch meine Meinung und Frage – die ausufernden Anglizismen sind mittlerweile wohl zu einem “Anglizismus” geworden. Zur weiteren Inspiration möchte ich Sie auf das folgende Youtube-Video von den Prinzen verweisen (2008 erschienen):

https://www.youtube.com/watch?v=3-w0-lZldWA

Be cool, speak Deutsch with me!

…mit mir bitte auch!

Viele Grüße
W. Raab


26. Leserbrief

Lieber Albrecht Müller, liebe redaktion,

ich könnte dutzende von anglizismen aufzählen, die mich täglich immer wieder aufschrecken lassen: highlight, headline, point of no return, jobcenter, download, ….
Ich kann solche begriffe aber in den meisten fällen akzeptieren, denn sprache ist immer im wandel, und da heutzutage wesentlich mehr menschen die möglichkeit haben, fremdsprachen zu lernen, kommt es auch zu mehr austausch.
So ist die floskel “das macht sinn” eine folge eines guten englischunterrichts an den allgemeinbildenden schulen. Hinzu kommt der einfluss des umgangs mit computern (rechner?) und smartphones (mobiltelefon? – ist nicht das gleiche!).
Dass fremde kulturelle einflüsse schon immer sprache beeinflusst haben, zeigen die vielen romanischen lehnwörter, deren herkunft uns meistens gar nicht bewusst ist: fenster, pforte, antenne, keller, ja sogar käse usw. usw. …
Schlimm wird es für mich, wenn anglizismen benutzt werden von menschen, die damit hervorheben wollen, wie gebildet sie sind und wie bedeutend ihre stellung doch ist.
Man ist heute nicht mehr “geschäftsführer”, sondern “CEO”, man leitet nicht mehr den “vertrieb einer firma”, sondern man ist “marketing manager”, selbst hausmeister werden in stellenangeboten bisweilen als “facility manager” gesucht.
Der ansprechpartner in der Lübecker stadtverwaltung für alle hafenangelegenheiten ist die “Lübeck Port Authority”. Wenn man international auftreten will, wäre “Luebeck” die schreibweise meiner wahl. (Vorsicht, glatteis: Satire!)
Das förderprogramm für begabte schülerinnen und schüler ist das “Enrichment-Programm Schleswig-Holstein”.

“Oh, wie toll sind wir doch, das müsst ihr doch erkennen!”

Ein weiterer stein des anstoßes, der mich immer wieder zusammenzucken lässt, hat nichts mit dem geschriebenen text, sondern mit dem gesprochenen wort zu tun:
Das jahr “zwanzig-fünfundzwanzig ” existiert in der deutschen sprache nicht, ist aber spätesten seit der “Agenda zwanzig-zehn” aus vielen mündern zu hören. Schauderhaft!

Kurze erläuterung:
Ich benutze seit meiner pensionierung als lehrer seit vielen jahren die gemäßigte kleinschreibung, wie sie schon die Grimms in ihrem wörterbuch benutzt haben.
Leider wurde bei der rechtschreibreform die großschreibung der nomen nicht abgeschafft, und hundertausende von schülerinnen und schülern kämpften und kämpfen weiterhin einen vollkommen unnützen kampf, ob “recht haben” oder “Recht haben” korrekt ist.

Mit herzlichen grüßen
und der bitte, trotz aberkennung der gemeinnützigkeit und trotz der angriffe des Zentrums Liberale Moderne unbeirrt weiterzumachen.
Horst Wandersleben


27. Leserbrief

Am meisten kräuseln sich mir die Fußnägel, wenn die Rede von dem “Airport” ist, obwohl es doch ein Flughafen ist.

Hans-Peter Piepho


28. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

Ihr Beitrag mit der Frage, ob man Fremdwörter nutzen sollte oder nicht, spricht mir so richtig aus der Seele. Ich finde es schade, daß vielen die deutsche Sprache nicht mehr genügt.

Zum Beispiel Jens Berger, https://www.nachdenkseiten.de/?p=91241:
Das Timing ..!

Warum ‚das Timing‘; warum nicht ‚die Timing‘? Wie in Zeitwahl.
‚Der Zeitrahmen‘ wäre ein gutes deutsches Wort das vielleicht treffender wäre.

Und auch das Wort ‚initiierte‘; … da schaudert es einen richtig, dafür gibt es bestimmt bessere deutsche Worte.

Für jemand der englisch spricht, da hört es sich schrecklich an, wie englische Wörter verhunzt werden, damit sich ein anderer in einer anderen Sprache schlau anhört.

Schuster, bleib bei Deinen Leisten!

Mit freundlichen Grüßen,
Peter Sprunk


29. Leserbrief

Lieber Herr Müller,

vielen Dank für die Anregung, auch einmal eher Amüsantes und Nebensächliches zu behandeln.
“Uschierisch” habe ich noch nie gehört, obwohl ich etliche Jahre in Heidelberg studiert und gelebt habe. Hier in Bayern ist man den heutigen englischen Modewörtern um ca. 200 Jahre mit französischen Ausdrücken voraus: Schandi (Gendarm), Trottoir, Paraplui, Potschamperl, Schäsn (altes, kaputtes Auto, Karren). Sterben aber leider allmählich aus. Noch früher dran waren die Preußen, man redete beim Alten Fritz ja gern französisch. Das ergab dann eine nationalistisch gefärbte Gegenbewegung zur “Säuberung” der deutschen Sprache. Es gab den “Allgemeinen deutschen Sprachverein”, der Ende des 19. Jahrhunderts versuchte, die deutsche Sprache reinzuwaschen. Das kann man in einem netten Buch “Die Sprachreiniger” von Karl-Heinz Göttert (2019 bei Propyläen) nachlesen.

Manches englische Wörtchen wie z.B. easy klingt im Bayerischen inzwischen vertraut, sagt jeder, auch wenn er Dialekt spricht. “Ois Easy” ist hier in Dachau der Name einer Pop-Band, kennt jeder, mir gefällt’s. Der Rest ist seit Jahrzehnten Wichtigtuerei auf englisch von Marketing- und BWL-Yuppies (oder so ähnlich). Grausam wird’s, wenn heute das englisch korrekte Genitiv-s mit Apostroph auch auf deutsch erscheint: Laura’s Cafe, Harald’s Coiffeur-Bude und dergleichen mehr.

Herzliche Grüße
Emmo Frey


30. Leserbrief

Sehr geehrte Herr Müller,

Sie haben völlig recht, es gibt zu viele Fremdwörter. In der Universität Hamburg z.b. werden viele Sachen, die vorher auch gemacht wurden, mit sowieso Management bezeichnet, als wenn dadurch alles besser als früher gemacht wird.

Es werden auch immer wieder Stellen geschaffen, natürlich hochbezahlte, andere werden gestrichen, die so hochtrabende Bezeichnungen wie die neugeschaffenen Rolle und Einsetzung einer Chief Sustainability Officer (CSO), haben.

Mit freundlichen Grüßen
A.H.


31. Leserbrief

Moin Herr Müller,
liebes NDS-Team,

das ist ein faszinierender Beitrag, den Sie da verfaßt haben, da Sie mit wenigen Worten zahlreiche Facetten angesprochen haben.

Zunächst einmal mußte ich das Wort “uschierisch” mit einer Suchmaschine ergründen (welche nicht viele Treffer ergab), da es mein Wörterbuch nicht kennt und es aus dem Pfälzer Dialekt zu stammen scheint. Sodann fand ich eine passende Bedeutungsangabe: uschierisch = hölzern, ungelenk

Was das Wort “Fokus” betrifft, so muß ich Ihnen widersprechen. Dieses stammt aus dem lateinischen, was aber tatsächlich mit dem heute englischen “focus” gleichbedeutend ist. Es finden sich in der deutschen Sprache aber nicht nur englische Worte, sondern auch griechische und französische, um die bedeutsamsten zu nennen.

Ich bin voll bei Ihnen, was das sogenannte “denglish” angeht. Gerade Funk & Fernsehen verwenden fast ausschließlich das Wort “Song” anstatt der deutschen Bedeutung “Lied”. Wenn man in seinem Umfeld auf diesen Umstand anspricht, so schauen sie einen verwundert an, weil es für sie normal ist.

Den endgültigen Niedergang der deutschen Sprache hat der “Kaffee aus Togo” eingeläutet, was aber auch mit daran liegt, daß britisches und amerikanisches Englisch unterschiedlich sind. So sagt selbst mein etwas älteres Wörterbuch, daß “coffee to go” im US-amerikanischen Englisch durchaus korrekt sei, während es bei den Briten “coffee to take-away” heißt. Eine amüsante Illustration sind folgende Bilder:

https://www.csectioncomics.com/csectioncomics/wp-content/uploads/2017/08/scottish-english-incomprehensible-F-650x.jpg

https://jakubmarian.com/wp-content/uploads/2015/10/english-traditional-simplified.jpg

Ein Hausmeister wird in der modernen Zeit “Facility manager” genannt, weil durch sprachlich weniger anrüchige wie auch gezielt aufwertende Worte aus einem einfachen Beruf etwas Modernes, Wichtig(er)es gemacht werden soll. Genauso verhält sich das mit einem “Manager”, der im Alltagsgebrauch als ein einflußreiches Tier in der Arbeitswelt mit gehobenem bis hohem Gehalt gesehen wird (so ähnlich steht es in der deutschen Übersetzung), in der tatsächlichen Bedeutung aber nichts anderes als ein “Verwalter” ist, mal mit, mal ohne Prokura.

In meiner Firma gibt’s auch eine IT-Abteilung, deren Mitarbeiter sich vereinzelt mit “IT Operations” melden. Diese haben dann so lustige Bezeichnungen für Problemfälle mit den Namen “Incident”, was mich eher an einen “Accident”, also an einen Unfall, erinnert.

Falls Sie mal zu einem “Meeting”, gerne auch als “Briefing” bezeichnet (hat aber mit Briefen nix zu tun), geladen werden, dann nehmen Sie doch ein “Bullshit Bingo” mit:

https://www.humor.ch/hotpics/Bullshit-Bingo.pdf

https://www.wirtschaftsforum.de/fileadmin/wirtschaftsforum/news/bullshit-bingo.pdf

Während sich alle hochkonzentriert über die existentiellen Themen des Unternehmens den Kopf zerbrechen, so kann ein laut gerufenes “BINGO!” die Stimmung sicherlich gut auflockern — oder so manche Karriere beenden. Selbstredend, daß niemand reflektiert, warum man sich in dieser Form über den denglischen Sprachgebrauch lustig macht…

Gibt’s auch als “ÄPP”, noch so ein gruseliges Wort, bei dem sich mir die Zehennägel hochrollen. Es ist eine Kurzform von “application”, zu deutsch: “Anwendung, Programm” (einfach alles, was auf irgend einem Computer läuft, ist de facto ein Programm). Einfach mal dort danach suchen, wo man auch sonst üblicherweise seine Anwendungen herkriegt, wie etwa “Google Play” oder “Apple App Store”.

Microsoft hat den deutschen Sprachgebrauch in der IT maßgeblich (versauend) mitgeprägt. Gab es zu DOS-Zeiten noch ein Verzeichnis (“Directory”), so heißen sie heute in Windows Ordner (“Folder”) – Ordner stehen bei mir im Regal und nicht als Datenform auf meiner Festplatte. Kein Wunder, daß sie nicht “Hängeregister” genommen haben, was beim manuellen Suchen schneller ist: das hat den sperrigen Begriff “suspension filing system”.

Übrigens scheint es in der IT um Einiges schwieriger zu sein, die englischen (Stör-)Einflüsse zugunsten deutscher Sprachkultur beiseite zu schieben. Vor nicht allzu langer Zeit erschien im Computermagazin c’t ein Artikel, welcher anstatt des deutschen Begriffes “DNS” (“Desoxyribonukleinsäure”) das englischsprachiges Pendant “DNA” (“Deoxyribonucleic Acid”) verwandte. Als ich den verantwortlichen Redakteur anschrieb, meinte dieser, daß “DNA” ja üblich sei und man das deutsche “DNS” mit dem “Domain Name System” (ebenfalls DNS) verwechseln könnte (das ist quasi das Telephonbuch im Internet, was aus www.nachdenkseiten.de eine IP-Adresse macht, die Computer verstehen).
Daß Begriffe wie auch Abkürzungen, gerade gängige, stets kontextbezogen einzuordnen sind, ist dem werten Autor scheinbar nicht in den Sinn gekommen. So verwundert es auch nicht, daß mRNS-Gen-Präparate fast ausschließlich mit dem englischen “mRNA” bezeichnet werden.

Der “Verein Deutsche Sprache” kührt jedes Jahr den “Sprachpanscher des Jahres”:

https://vds-ev.de/sprachpanscher/

Weiterführende Links mit Fehlern, die im täglichen Sprachgebrauch zu finden sind (die Inhalte der jeweiligen Seiten spiegeln nicht unbedingt meine Meinung wider):

https://www.seidseit.de
https://www.einzigste.de
https://www.deppenleerzeichen.de
https://www.wortbedeutung.info/plenken
https://krank.de/apostrophitis

Insbesondere Dinge wie das Setzen eines Hochkommas für den Plural sind eine sprachliche Krankheit, die aus dem Englischen herrührt. Auch das Vertauschen der Tausendertrennzeichen mit dem Dezimaltrennzeichen stammt aus den englischen Regionen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Dezimaltrennzeichen

Interessanterweise ist laut Übersichtskarte die deutsche Schreibweise weiter verbreitet. Warum sich eine Minderheit in der Mehrheit festsetzt, das wäre sicherlich eine interessante Diplomarbeit für einen Soziologiestudenten.

Wer sich für die Bedeutung der Wörter, gleich welcher Sprache, interessiert, dem werden heutzutage gute, kostenlose Wörterbücher angeboten, für die man vor rund 20 Jahren noch viel Geld investieren mußte. Das Smartphone kann man auch für etwas Anderes als Spiele und soziale Netzwerke verwenden. In F-Droid für Android gibt’s Solche kostenlos und als Offline-Version.

Zum Abschluß habe ich noch etwas Humor für Sie:

http://ithinkispider.com/

Sprachliche Grüße sendet
Michael Schauberger

Rubriken:

Leserbriefe

Schlagwörter:

Die NachDenkSeiten sind für eine kritische Meinungsbildung wichtig, das sagen uns sehr, sehr viele - aber sie kosten auch Geld und deshalb bitten wir Sie, liebe Leser, um Ihre Unterstützung.
Herzlichen Dank!