Schlagwort:
Konformitätsdruck

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Vom späten Coronatod einer Autorenlaufbahn

Ich habe einen Roman geschrieben. So weit, so unspektakulär, zumal es sich um den vierten Band meiner aktuellen, in bescheidenem Ausmaß durchaus erfolgreichen Krimireihe handelt, sowie um mein elftes Buch insgesamt, alle veröffentlicht bei einem mittelgroßen, namhaften Kölner Verlag. Und doch ist dieses Mal alles anders. Der Roman wird nicht erscheinen, zumindest nicht bei diesem Verlag, der ihn wegen seines offensichtlich brisanten Inhalts nach Manuskriptabgabe abgelehnt hat. Von Sonja Silberhorn.

Wertegeplapper und die Entwertung von Werten

Wertegeplapper und die Entwertung von Werten

Vor dreizehneinhalb Jahren überschrieb der Autor dieses Beitrags einen in der Koblenzer Rhein-Zeitung erschienenen Artikel „Elite im Raumschiff entrückt?“ noch mit einem Fragezeichen. Anlass für die Sorge, dass die Führungselite in unserem Land die Bodenhaftung verloren hat, war das drastisch schwindende Vertrauen der Bürger in die Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft, belegt in einer damaligen Studie der Bertelsmann-Stiftung. „Raus aus dem Raumschiff und rein in die ergebnisoffene Diskussion mit den Bürgern. Diesen Mut dürfen wir Bürger von den Politikern erwarten.“ Das war die Empfehlung des damaligen Artikels. Von Rüdiger H. Jung.

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Haltet den Dieb – er hat mein Messer im Rücken! Forscher Michael Klundt zur Corona-Aufarbeitung

Haltet den Dieb – er hat mein Messer im Rücken! Forscher Michael Klundt zur Corona-Aufarbeitung

„Aus meiner Sicht kamen die exzessiven Praxen stundenlanger Maskenpflicht – verbunden mit anderen rigiden Maßnahmen – einer nachhaltigen Kindeswohlgefährdung gleich.“ Das sagt der Kindheitsforscher Professor Michael Klundt im Interview mit den NachDenkSeiten. Anlass des Interviews ist ein Urteil gegen einen Weimarer Richter. Das Landgericht Erfurt verurteilte im August den Familienrichter Christian Dettmar wegen Rechtsbeugung zu 2 Jahren Haft auf Bewährung. Er wurde bekannt, als er in der Pandemie die Maskenpflicht an zwei Schulen aufgehoben hatte. Es ging um die Kindeswohlgefährdung. Zwei Jura-Professorinnen haben nach dem Urteil in der WELT gefordert, dass das Urteil gegen den Richter aufgehoben werden muss. Im Interview kritisiert Klundt das Urteil und macht darauf aufmerksam, dass gegen Richter Dettmar von Seiten des Staates konsequent vorgegangen worden sei, während die juristische Aufarbeitung im Hinblick auf die Verantwortlichen der Maßnahmenpolitik „niemanden vor Gericht“ stellt, „keiner versagt ihnen das Recht auf ihre Rente oder sonstiges.“ Von Marcus Klöckner.

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Die Renaissance des Freund-Feind-Denkens – Indikator für einen neuen Totalitarismus?

Die Renaissance des Freund-Feind-Denkens – Indikator für einen neuen Totalitarismus?

Immer häufiger werden in politischen Debatten Andersdenkende massiv ausgegrenzt. Ganz zu schweigen von der seit Jahren immer schlimmer werdenden „Cancel-Culture“, die auf die berufliche und soziale Vernichtung Andersdenkender aus ist. Solchen Vorgängen gemeinsam ist ein Denken, das dem „Anderen“ kein Recht mehr auf eine Meinung zugesteht, die von der Mehrheitsmeinung oder der Meinung der Eliten abweicht. Es wird nicht mehr argumentiert, sondern radikal ausgrenzt. Dies alles erinnert an den berühmten Aufsatz „Der Begriff des Politischen“ des Staatsrechtlers und politischen Philosophen Carl Schmitt. Für diesen bestand das Politische in der Unterscheidung zwischen Freund und Feind. Er lieferte damit dem nationalsozialistischen Staat eine geradezu perfekte Legitimation für Terror und Krieg. Von Udo Brandes.

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US-Medien: „Der Klassen-Faktor im Journalismus wird übersehen“

US-Medien: „Der Klassen-Faktor im Journalismus wird übersehen“

Es sind nicht nur die obszön reichen Eigentümer der Massenmedien, die ihre Klasseninteressen schützen – sondern ebenso die Reporter, Redakteure und Mediengurus. Diese Ansicht vertritt die australische Journalistin Caitlin Johnstone in ihrem zugespitzten Kommentar zum sozio-ökonomischen Hintergrund der US-Medienlandschaft. Übersetzung von Susanne Hofmann.

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Festival: Es gibt sie noch, die engagierten Künstler

Festival: Es gibt sie noch, die engagierten Künstler

Oft wird (zu Recht) beklagt, dass sich große Teile der hiesigen Kulturlandschaft einer inakzeptablen Anpassung an einen politischen und medialen Mainstream hingeben. Umso wichtiger ist es, auch die Künstler wahrzunehmen, wertzuschätzen und zu unterstützen, die sich dieser Anpassung verweigern und dafür teils einen hohen Preis zahlen. Ein Festival im Weimar bietet einigen dieser Kulturschaffenden und Redner vom 1. bis 3. September eine Bühne. Von Tobias Riegel.

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Beratungsresistenz als Kommunikationsideal: Denn sie wollen nicht wissen, was sie tun

Beratungsresistenz als Kommunikationsideal: Denn sie wollen nicht wissen, was sie tun

Es ist nicht das erste Mal in unserer Zivilisationsgeschichte, dass eine stabile Mehrheitsmeinung sich als unfähig und unwillig erweist, ihre Beschränktheit beim Gestalten des gesellschaftspolitischen Geschehens zu reflektieren. Als ein besonders beratungsresistenter Bewahrer von wahren Einsichten hebt sich gegenwärtig die westliche Wertegemeinschaft samt ihrer medialen Öffentlichkeit nach innen und außen hervor. Wurden bis vor Kurzem kritische Stimmen als eine kontrollierbare Bereicherung von der Gesellschaft akzeptiert, als diskussionswürdige Anregungen sogar verbreitet, werden sie nun mit einer tiefen Überzeugung von der Allgemeingültigkeit der eigenen Wahrheiten aus dem öffentlich-medialen Diskurs ausgeschlossen. Die gegenwärtige werteorientierte Politik begreift nicht, dass die kritischen Einwände und Ideen aus der Zivilgesellschaft eine Grundvoraussetzung für das sinnvolle Gestalten der Lebensbedingungen sind. Von Pentti Turpeinen.

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Die Tugendpächter – wie sich eine neue Klasse mit Moral tarnt und Solidarität verrät

Die Tugendpächter – wie sich eine neue Klasse mit Moral tarnt und Solidarität verrät

Tugendhaft im Dienst des Neoliberalismus: Die US-amerikanische Professorin Catherine Liu zeigt in ihrem viel diskutierten Bestseller, der nun auf Deutsch unter dem Titel „Die Tugendpächter“ erscheint, wie die sogenannte „Professional Managerial Class“ (PMC), die linksliberale Mittelklasse der USA, fest im Dienst des Neoliberalismus steht. War sie in den 1970er Jahren noch getragen von den kreativen Freiheitsidealen der Hippies, hat sich die PMC sukzessive mit der Ideologie der Yuppies arrangiert und ist heute die wichtigste Stütze für einen sich progressiv wähnenden, globalisierten Kapitalismus. Der Individualismus dieser Tugendpächter ist fest mit der entsolidarisierenden Ideologie des neoliberalen Leistungsdenkens verzahnt. Lius linke (Selbst-)Kritik der Linken lässt sich ohne Umwege auf die urbanen Mittelklassen Europas übertragen, wie die aktuellen politischen Diskussionen hierzulande zeigen.

Wenn die Jagd nach Erfolg das Leben zur Hölle macht

Wenn die Jagd nach Erfolg das Leben zur Hölle macht

„Ich wollte ein populäres und unterhaltsames Buch schreiben, das anschaulich macht, wie sich die neoliberale Ideologie und Politik auf das Lebensglück des einzelnen Menschen auswirkt. Mein Ehrgeiz dabei war, auch Menschen für das Thema zu intertessieren, die eigentlich keine politischen Bücher lesen. So kam ich auf das Thema „Erfolg“ und „Selbstoptimierung“ und den Titel Wenn die Jagd nach Erfolg das Leben zur Hölle macht, erläutert NachDenkSeiten-Autor Udo Brandes die Idee zu seinem neuen Buch. Wir veröffentlichen hier das erste Kapitel.

Bravo: Kabarettistin Christine Prayon steigt bei „Heute Show“ aus

Bravo: Kabarettistin Christine Prayon steigt bei „Heute Show“ aus

Sie wolle sich nicht länger daran beteiligen, „Andersdenkende der Lächerlichkeit preiszugeben“: Schauspielerin Christine Prayon hat mit ihrer Trennung von der „Heute-Show“ und mit ihren Erklärungen dazu der Diskussionskultur einen großen Dienst erwiesen. Genau diesen Durchblick und in der Folge den Mut, einen komfortablen, aber politisch fragwürdigen Arbeitgeber zu verlassen, brauchen wir noch viel mehr. Kollegen sollten sich an dem Schritt ein Beispiel nehmen. Christine Prayon verdient stehenden Applaus. Ein Kommentar von Tobias Riegel.

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Gast oder Gästin? Das ist hier die Frage

Gast oder Gästin? Das ist hier die Frage

Bisher wurde die Frage „Gast oder Gästin?“ muttersprachlich ohne jede Aufregung gelöst: Es heißt „Gast“. „Du bist mein Gast“, sagt man zu einem Menschen, egal welchen Geschlechts er ist. Das zu ändern und einfach „Gast“ zu sagen nicht (mehr) gut zu finden, finde ich sehr ungerecht. Denn jeder angesprochene Gast wusste bisher selbst sehr wohl, welches Geschlecht er hat und dass sein Gegenüber sehr wohl dies mit dem Wort „Gast“ einbezog: Gast schließt alle ein. Generisches Maskulinum sagt man dazu. Deutsche Sprache – herrliche Sprache. Ein paar Gedanken von Frank Blenz.

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In Bombenstimmung in die strahlende Zukunft

In Bombenstimmung in die strahlende Zukunft

Obwohl in einem aufklärenden Horror-Noir-Stil beschrieben und auf den gesunden Menschenverstand appellierend, war es nicht mal einem vorausschauenden Platon vor 2500 Jahren in seinem Höhlengleichnis gelungen, seine Zeitgenossen zum kritischen Nachdenken über die Begrenztheit des gemeinschaftlichen Bewusstseins anzuregen. Keine Chance: Schon unter den damaligen „Höhlen-Herrschern“ hatte sich das ideologisierte Lenken des kommunikativen Erkennens als eine Selbstverständlichkeit des Machterhalts durchgesetzt. Und heute? Statt sich von der „höhlischen“ Weltbildgestaltung zu emanzipieren, konzentriert sich die westliche Wertegemeinschaft auf das Grunderneuern der ehemals düsteren Behausung mit Hightech und super Komfort in eine des zivilisiert beschränkten Denkens, frei nach Huxleys „Brave New Cave“. Und wozu? Bloß, um in strahlender Bombenstimmung ihren Traum von einer erhabenen Weltordnung zum Wohle der Menschheit zu verwirklichen! Von Pentti Turpeinen.

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Urteil wegen „Billigung des russischen Angriffskriegs“: Vorsicht – eine falsche Meinung kann jetzt kriminell sein

Urteil wegen „Billigung des russischen Angriffskriegs“: Vorsicht – eine falsche Meinung kann jetzt kriminell sein

Eine Frau wurde gerade wegen „Billigung des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine“ schuldig gesprochen. Es gibt weitere juristische Vorstöße gegen unbequeme Meinungen. Diese Tendenz ist brandgefährlich – bald könnten auch jene ihr Opfer werden, die die Entwicklung jetzt noch begrüßen. Ein Kommentar von Tobias Riegel.

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Unternehmer Quirin Graf Adelmann: „Wir haben aktuell die eintönigste, ideenloseste Kulturlandschaft aller Zeiten“

Unternehmer Quirin Graf Adelmann: „Wir haben aktuell die eintönigste, ideenloseste Kulturlandschaft aller Zeiten“

Die Kulturbranche befindet sich in einem desolaten Zustand. Ihr Gefüge ist in den letzten drei Jahren ins Wanken geraten. Wegen der Corona-Maßnahmen und der damit einhergehenden Berufsverbote gerieten nicht wenige Akteure in eine finanzielle wie existenzielle Krise. Die hohe Inflation und steigende Energiepreise dürften die Probleme weiter verschärfen. Das Vertrauen in staatliche Institutionen ist verloren gegangen. Die Bürokratie wächst kontinuierlich und hemmt sowohl Künstler als auch Einrichtungen, neue Projekte zu entwickeln. Ebenfalls einschränkend wirkt die grassierende Cancel Culture. Wer im Kulturbetrieb überleben will, muss die Worte genau abwägen und den herrschenden Narrativen folgen. Es bedarf einer grundlegenden Veränderung. Zu diesem Schluss kommt der Unternehmer Quirin Graf Adelmann, der in Deutschlands Hauptstadt in verschiedenen Kulturbereichen aktiv ist und die Entwicklungen der letzten Jahre hautnah mitverfolgt hat. Im Interview mit Eugen Zentner spricht er über die gegenwärtigen Herausforderungen, benennt die Missstände und erklärt, warum so viele Künstler und Kultureinrichtungen während der Corona-Zeit die harten Maßnahmen kritiklos hinnahmen.

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Die mit den Wölfen heulen – Die Wurzeln der totalitären Versuchung

Die mit den Wölfen heulen – Die Wurzeln der totalitären Versuchung

Warum werden manche Menschen zu Mitläufern, die sich menschenfeindlichen Ideologien unterwerfen? Und warum gelingt es im Gegensatz dazu anderen, sich ihre innere Freiheit zu bewahren – und sich gesellschaftlich dominierenden Ideologien zu widersetzen? Das ist das Thema des Buches „Die mit den Wölfen heulen. Warum Menschen der totalitären Versuchung so schwer widerstehen können“. Verfasst hat es der französische Neuropsychiater Boris Cyrulnik. Ein Buch, für das man sich in einer Zeit der Cancel Culture und einer im moralisierenden Schwarz-weiß-Denken festgefahrenen politischen Öffentlichkeit Zeit nehmen sollte, meint unser Autor Udo Brandes. Spätestens die Coronapolitik habe gezeigt: Das Thema der totalitären Versuchung ist nach wie vor hochaktuell.