Der Rückzug von Gerhard Schröder passt ins Bild

Albrecht Müller
Ein Artikel von:

Der bisherige Bundeskanzler Gerhard Schröder will sich Mittwoch aus dem Bundestag verabschieden. Am Tag zuvor will er noch CDU-Chefin Angela Merkel seine Stimme bei der Kanzlerwahl geben.

So meldet SPIEGEL ONLINE.

Wundert Sie das eigentlich noch? Dieses Ende war schon nach der Kette von Wahlniederlagen, spätestens aber am Wahlabend der Nordrhein-Westfalen-Wahl vom 22. Mai absehbar, als Gerhard Schröder und der damalige SPD-Vorsitzende Müntefering den Coup mit den Neuwahlen verkündeten. Schröder war spätestens damals schon klar, dass er die Bundestagswahlen nicht mehr gewinnen kann; es war erkennbar, dass ihm schon geraume Zeit seine Partei ziemlich gleichgültig war, dass es ihm vor allem darauf ankam als Kanzler der „Reformen“ in die Geschichtsbücher einzugehen und dass er mit der verfassungsrechtlich bedenklichen Vertrauensfrage nur ein einziges Ziel hatte, nämlich „seinen“ Reformkurs mit einer Großen Koalition zu stabilisieren – gegebenenfalls mit Angela Merkel als Bundeskanzlerin. Alles andere war nur noch Show und sollte seinen Abgang zelebrieren. Insofern kann eigentlich jetzt sein rascher Abgang von der politischen Bühne niemanden verwundern. Wundern brauchte man sich auch nicht, wenn er jetzt sprichwörtlich die „Dividende“ von denen einfährt, die von seiner „Reformpolitik“ profitiert haben. Mit dem Satz „Solidarisch aber frei“ verabschiedete sich Schröder auf dem Karlsruher Parteitag von der SPD. Mal sehen, welche Solidarität und welche Freiheit er wirklich meinte.