Per Losverfahren zur Bundeswehr: Wenn die 18-Jährigen die Niete ziehen müssen

Per Losverfahren zur Bundeswehr: Wenn die 18-Jährigen die Niete ziehen müssen

Per Losverfahren zur Bundeswehr: Wenn die 18-Jährigen die Niete ziehen müssen

Ein Artikel von Marcus Klöckner

Mit dem Los zum Glück? Wohl eher: Mit dem Los zur Bundeswehr. Gerade macht eine Nachricht die Runde, die zum Abbild einer Politik ohne Sinn und Verstand wird. Sollte die Bundeswehr nicht die gewünschte Anzahl an Wehrpflichtigen erhalten, sollen junge Männer eines Jahrgangs per Los eingezogen werden. Damit keine Missverständnisse entstehen: Da ziehen 18-Jährige nicht das „große Los“, sondern bekommen eine Niete per Post zugestellt – mit weitreichenden Folgen. Ein Kommentar von Marcus Klöckner.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Sie wollen ihr anvisiertes Ziel erreichen. Auf Biegen und Brechen will die Politik, dass genügend Wehrpflichtige rekrutiert werden. Hinter den Kulissen scheint es hoch her zu gehen. Immer wieder tröpfeln Nachrichten in die Öffentlichkeit, aus denen ersichtlich wird, wie die Regierungspolitik mit Hochdruck den Ausbau der Bundeswehr forciert. Nun macht die Kunde von einem Losverfahren die Runde. Medien berichten, dass die schwarz-rote Koalition die gewünschte Zahl an Rekruten gegebenenfalls per Los heranziehen will.

Per Losentscheid zur Bundeswehr? Und in der Konsequenz bei einem Krieg dann auf das Schlachtfeld? Unfreiwillig offenbart diese Politik, dass sie weder über Sinn noch Verstand verfügt und zudem auch noch ihren menschlichen Kompass verloren hat.

Bei einem Los geht es in aller Regel um Spiel, Glück und Gewinn. Wenn aber ein Losverfahren junge Menschen dazu bringen soll, eine Spielfigur innerhalb des politischen Großprojekts Kriegstüchtigkeit zu werden, dann ist sowohl der politische als auch der menschliche Anstand abhanden gekommen. Über das Leben und die Entwicklung von jungen Männern – 18 Jahre, formal erwachsen, aber immer noch Teenager – soll eine Art Glücksspiel entscheiden? Ein Glücksspiel, dessen Ausgang dazu führt, dass das Tötungsinstrument „Waffe“ in die Hand genommen werden muss und am langen Ende vielleicht dieses junge Leben auch noch auf einem Schlachtfeld sein Ende finden wird?

Diese Regierung liefert einen politischen Offenbarungseid nach dem anderen ab. Die Politik fantasiert ein Feindbild herbei, aktiviert gigantische Summen, um das Land auf einen ebenso herbeifantasierten Krieg vorzubereiten und will nun auch noch als „Glücksfee“ mit dem Sensenmann im Schlepptau einen unnötigen „Aufwuchs“ der Bundeswehr durch das Einziehen der jungen Leuten per Los erreichen. Hat diese Politik überhaupt nichts aus der Vergangenheit gelernt? Wenn sie schon so blind gegenüber dem Vergangenen ist, dann muss sie geradezu mit Ignoranz geschlagen sein, wenn sie nicht einmal an jener Stelle, wo sie permanent hinblickt, erkennt, was passiert: der Ukraine. Hunderttausende – wenn nicht über eine Million – tote, verstümmelte, traumatisierte Ukrainer. Und: Ein Ende ist nicht Sicht.

Das Hochrüsten, die Aufstockung der Bundeswehr, das möglicherweise Heranziehen junger angehender Soldaten per Los: Welch ein geistiger Irrflug! Abschreckung, Abschreckung, Abschreckung lautet die verlogene, der Realität entsagende Devise, mit der das Parlament versucht, seinen Wahnsinnskurs zu rechtfertigen. Schließlich: Es gehe doch darum, Deutschland vor dem zu schützen, was in der Ukraine passiert. Diesen Schutz kann niemand wirklich verlangen, der mit seinem Verstand eins und eins ohne Rechenschieber zusammenzählen kann. Wollte Russland tatsächlich einen Krieg mit Deutschland: Es spielte überhaupt keine Rolle, wie „stark“ die Bundeswehr noch wird. Russland ist – vielleicht sollte das nochmal erwähnt werden – eine Atommacht.

Ab dem 1. Januar 2026 erhalten alle 18-jährigen Teenager Post vom Staat. Dann heißt es: Angaben machen. Fragebogen ausfüllen. Wie Medien berichten, drohe bei Nichtauskunft ein Bußgeld.

Eine Buße? Ein Los? Druck. Noch mehr Druck. Manche Menschen haben in ihrem Leben, wie der Volksmund es nennt, ein schweres Los gezogen. Dieses Los soll wohl nun sehr vielen jungen Menschen zuteil werden.

Titelbild: Screenshot BR24

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