„Für einen Kanzler unwürdig“ – O-Töne zu „Stadtbild“-Diskussion

„Für einen Kanzler unwürdig“ – O-Töne zu „Stadtbild“-Diskussion

„Für einen Kanzler unwürdig“ – O-Töne zu „Stadtbild“-Diskussion

Ein Artikel von: Redaktion

Mit seiner „Stadtbild“-Äußerung hat Bundeskanzler Friedrich Merz den Nerv der Gesellschaft schmerzhaft getroffen. Die Diskussion, die seine Aussage ins Rollen brachte, führte klar vor Augen, wie gespalten die Gesellschaft beim Thema Migration ist. Vox-Populi-Befragungen der Medien bestätigten, wie unterschiedlich die Menschen zu diesem Problem stehen. Eine neue Ausgabe der O-Töne.



Vorspann: 24. Oktober 2025

(Quelle: ZDF heute-show, ab Minute 0:58)


Bundeskanzler Friedrich Merz am 20. Oktober 2025

„Wer es aus dem Lebensalltag sieht, weiß, dass ich mit dieser Bemerkung, die ich da letzte Woche gemacht habe, recht habe. Ich habe sie übrigens nicht das erste Mal gemacht, und ich habe sie auch nicht als Einziger gemacht. Es gibt viele, die das so sagen, die das so bewerten und so beurteilen. Und noch einmal: Fragen Sie Ihre Kinder, fragen Sie Ihre Töchter, fragen Sie im Freundes- und Bekanntenkreis herum – alle bestätigen, dass das ein Problem ist.“

(Quelle: Der Spiegel, ab Minute 0:44)


Katharina Dröge, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Grüne, am 16. Oktober 2025

„Wenn Sie sich als Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland hinstellen – und Sie sprechen über das Thema Migration – und dann sagen Sie: ‚Das ist weiterhin ein Problem, das ich im Stadtbild sehe.‘ Was haben Sie denn damit ganz konkret gesagt? Wie sieht man denn das Problem außer als an der Hautfarbe der Menschen? Wie wollen Sie dieses denn Problem erkennen? Diese Aussage ist absolut verletzend, sie ist diskriminierend, sie ist unanständig. Und ich hätte von Ihnen erwartet, Herr Merz, dass Sie sich heute hier hinstellen und die Courage haben, sich für diesen Satz zu entschuldigen.“

(Quelle: phoenix, ab Minute 7:57)


Wolfgang Bosbach (CDU) am 22. Oktober 2025

„Beim Einkaufen habe ich heute folgenden Satz gehört: ‚Das hätte der Merz besser nicht gesagt, das gibt Ärger, aber recht hat er.‘ Das ist im Moment, und zwar seit Jahren, die Debattenlage in Deutschland: Bloß keine Probleme im Zusammenhang mit Migration, insbesondere mit irregulärer Migration, benennen. Da stehst du sofort in der rechten Ecke. (…)

Selbstverständlich hat sich unser Stadtbild in den letzten Jahren verändert, vielfach auch zum Negativen. Da haben wir in den Großstädten, in manchen Vierteln der Großstädte, eine völlig andere Lage als in Oberammergau. Das ist völlig klar. Aber Friedrich Merz war doch nicht der Erste, der darauf hingewiesen hat.“

(Quelle: WELT Nachrichtensender, ab Minute 0:36 und ab Minute 1:10)


BSW-Vorsitzende Sahra Wagenknecht am 27. Oktober 2025

„Also ich bin jetzt die Letzte, die für Friedrich Merz in die Bresche springen will. Und dass er ein ziemlich muffiges Frauenbild hat, also da stimme ich Ihnen völlig zu. Also das merkt man an vielen Facetten, dass er da vielleicht nicht auf der Höhe der Zeit ist. Aber ausgerechnet jetzt bei der Stadtbild-Frage, da muss ich ihm jetzt wirklich recht geben.“

(Quelle: ntv, ab Minute 25:15)


Martin Hikel (SPD), Bezirksbürgermeister von Berlin Neukölln, am 17. Oktober 2025

„Ich finde die Aussage aus meiner Sicht für einen Kanzler unwürdig, weil das Thema ist viel komplexer, was die Menschen umtreibt, auch was wir im Beitrag gehört haben. Es ging ja nicht originär um Geflüchtete, sondern es ging ja darum, dass sich das Stadtbild verändert, dass man es mit Obdachlosigkeit, mit Drogen zu tun hat. Und das sind ja die Themen, die die Menschen umtreiben. Und das auf so ein Thema wie Rückführung, Migration zu verkürzen, ist aus meiner Sicht unwürdig.“

(Quelle: Tageschau, ab Minute 5:56)


Wolfgang Kubicki (FDP) am 16. Oktober 2025

„Was er beschreiben wollte, war die Tatsache, dass sich die Stadtbilder in Deutschland tatsächlich in den letzten Jahren massiv verändert haben. Das hat auch, nicht nur, aber auch was mit Menschen zu tun, die aus arabischen Ländern zu uns gekommen sind und offensichtlich keine Bleibeperspektive haben. Und ich kann noch mal sagen, wenn ich sehe, dass durch die Straßen Tausende von Menschen laufen mit Palästinenserfahnen und ‚Fuck you Germany‘ rufen oder Tausende durch die Straßen laufen und ein Kalifat fordern, das ist ein Stadtbild, das sich jedenfalls in meiner geschichtlichen Wahrnehmung erst in den letzten Jahren herausgebildet hat. Und wenn man sagt, das ist nicht das Stadtbild, das wir uns vorstellen, hat Friedrich Merz recht.“

(Quelle: WELT, ab Minute 0:14)


AfD-Partei- und Fraktionsvorsitzender Tino Chrupalla am 23. Oktober 2025

„Gut, ich finde ein bisschen die Doppelmoral, die ja teilweise an den Tag gelegt wird, schon erstaunlich. Auch Friedrich Merz‘ Aussage dahingehend, also zum einen: Hätte ich die getätigt, stünde bei mir wahrscheinlich gleich der Verfassungsschutz wieder vor der Tür und würde mir sofort unterstellen, dass ich hier nicht differenziere, dass ich hier verallgemeinere. Das hat Friedrich Merz in der Tat getan. (…) Absolut, und das muss man sehr wohl machen, weil ich will ganz explizit auch sagen, dass wir hier schon die Unterscheidung auch machen sollten zwischen den gut Integrierten, die nach Deutschland gekommen sind, die einen deutschen Pass haben und die sich an Recht und Gesetz halten. Das sollte man schon unterscheiden, und das hat Herr Merz nicht getan – als Bundeskanzler, wohlgemerkt.“

(Quelle: WELT, ab Minute 0:20)


ZDF-Befragung zum Thema „Stadtbild“, gesendet am 21. Oktober 2025

Yaman Mohamad: „Er darf das nicht sagen. Er darf das einfach nicht sagen. Ich bin selber nach Deutschland vor ein paar Jahren gekommen, und solche Ansagen tun mir weh.“

Matthias: „Schwierige Aussage, falsche Wortwahl. Bei Herrn Merz kommt es ja ab und zu vor. Es war so eine. Er hat es wahrscheinlich nicht so gemeint.“

Jasmin: „Also ich muss sagen, Schwerin hat sich schon sehr, sehr stark verändert. Also ich würde nachts hier nicht mehr ausgehen wollen, aufgrund dessen, weil halt hier zu viel passiert.“

Sven: „Ich hatte mit Ausländern noch nie Probleme, also ehrlich gesagt. Ich wurde noch nie angegriffen, ich hatte keinen Stress. Meine Meinung ist nur, dass Deutschland überlastet ist, dass es zu viel ist, was jetzt hier alles reingekommen ist, dass wir an unsere Grenzen rangekommen sind.“

Fabian: „Klar verändert sich das Stadtbild, und klar sieht man das auch direkt. Aber ich finde es wichtig, dass sich das Stadtbild verändert, weil wir brauchen ja auch neue Mitbürger für unsere Wirtschaftskraft; also einfach als Arbeitskraft. Die junge Generation wird das nicht schaffen, wir sind zu wenig.“

(Quelle: ZDF heute Nachrichten, ab Minute 0:10 und ab Minute 2:42 und ab Minute 2:56)


Titelbild: Screenshots Tagesschau, phoenix, DER SPIEGEL, ZDFheute Nachrichten, ntv, WELT

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