Was für ein Wahnsinn – Zum Tag der Befreiung Jubel bei deutschem Rüstungsriesen und bei Medien über Allzeithoch der Rheinmetall-Aktie

Was für ein Wahnsinn – Zum Tag der Befreiung Jubel bei deutschem Rüstungsriesen und bei Medien über Allzeithoch der Rheinmetall-Aktie

Was für ein Wahnsinn – Zum Tag der Befreiung Jubel bei deutschem Rüstungsriesen und bei Medien über Allzeithoch der Rheinmetall-Aktie

Ein Artikel von Frank Blenz

War da etwas? Der von Deutschland angezettelte Zweite Weltkrieg ist seit 80 Jahren vorbei. Doch ausgerechnet zum Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus verkündet Armin Papperger, Boss des in Düsseldorf ansässigen Rüstungskonzerns Rheinmetall, der Öffentlichkeit grandiose Geschäftszahlen. Seine Jubelmeldung wird sogleich euphorisch von Medien verbreitet, die Fachpresse der Börsenjournalisten kriegt sich gar nicht mehr ein. Mehr noch, Papperger denkt schon an die Zukunft und wie es wäre, zivile Produktionskapazitäten in militärische umzuwandeln. Auch dafür erhält er Beifall aus der Zivilgesellschaft. Ein Zwischenruf von Frank Blenz.

Solche Zeilen lesen Anleger gern

Bei den Machern von „Trading-treff.de“ scheint gerade die gleiche Euphorie zu herrschen wie bei Armin Papperger, Boss von Rheinmetall, und den mächtig Kasse machenden Anlegern. Das Geschäft mit der (Auf-)Rüstung geht durch die Decke. Beim Lesen der folgenden Zeilen wird hingegen den Bürgern schlecht, die nichts daran gut finden können, der Aufrüstung weiter volle Fahrt voraus zu gewähren. Derlei Worte lassen einen schier sprachlos zurück: Starke Außenwirkung, Knall, Allzeithoch, Aktie in einer herausragenden Position … und es kommt sogar noch dicker:

Die Rheinmetall-Aktie notiert auf einem neuen Allzeithoch von 1.705 Euro und zeigt starke Außenwirkung. Kein Investor befindet sich im Minus.

Für die Aktie der Rheinmetall endet die Woche wieder mit einem Knall. Zum einen schafft die Aktie jetzt ein neues Allzeithoch. Derzeit stehen Kurse von 1.705 Euro auf den Kurstafeln. Dies sind auf der einen Seite nur ca. 0,2 % mehr als am gestrigen Tag. Auf der anderen Seite aber ist dies sicher ein Gewinn, der massive Außenwirkung haben kann.

Denn: Ein Allzeithoch verschafft auf der einen Seite ohnehin Aufmerksamkeit. Auf der anderen Seite jedoch ist die Aktie damit auch noch in einer Position, in der kein Investor im Minus sein kann. Die Aktie ist also in einer herausragenden Position.

Nun kommt es noch dicker: Ein Analyst hat ein neues Kursziel ausgemacht.

JPMorgan mit dem sensationellen Kursziel!

Die JPMorgan hat das Kursziel nun auf 2.100 Euro angehoben. Das ist ein echter Knaller.

Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Das bisherige Kursziel lag bei 1.400 Euro. Nun werden 2.100 Euro ausgerufen, was immerhin einem Anstieg von 50 % entspricht!

Quelle: Trading-Treff

Hut ab! Jubel! Trubel! Rüstungsgeilheit! Konfetti aus der Konfettikanone, sicher nebenher produziert von Rheinmetall. Wie schreibt dazu der Trading-Treff-Autor Bernd Wünsche gleich nochmal, als würde er über einen Lottogewinn abfeiern? Der Wahnsinn sei ein echter Knaller. Das müsse man sich auf der Zunge zergehen lassen.

Beim Privatsender n-tv Wohlwollen, denn Rheinmetall kommt seinem Ziel näher

Auf die Zunge beißt der brave Bürger sich, liest er die Zahlen, die Ausdruck einer katastrophalen Entwicklung für unser Land sind – und sicher kein Ausdruck wirtschaftlicher Stärke.

Laufe alles rund, könne Rheinmetall 2030 sogar mehr als 40 Milliarden Euro Umsatz erzielen, sagte der Manager in einer Telefonkonferenz. 2024 waren es noch knapp zehn Milliarden Euro. Dafür rechnet Papperger mit einer Auftragsflut – und will die Produktion deutlich ausweiten. Dazu widmet Rheinmetall auch Fabriken seiner zivilen Sparte um. In Neuss sollen künftig etwa Satelliten entstehen.

Rheinmetall erlebe “ein Wachstum, wie wir es im Konzern noch nie hatten” und komme seinem Ziel, “ein globaler Defence-Champion zu werden, näher”, bilanzierte Papperger bei der Vorlage der Zahlen für das erste Quartal. Der Gewinn nach Steuern verdoppelte sich von Januar bis März auf 108 Millionen Euro. Rheinmetall hatte bereits Ende April auf Basis vorläufiger Zahlen ein Umsatzplus von 46 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro verkündet und bestätigte dies nun. Allein im militärischen Geschäft schnellten die Erlöse um rund 73 Prozent in die Höhe. Der Auftragseingang kletterte vor allem durch Bestellungen der Bundeswehr um über 180 Prozent auf elf Milliarden Euro.

Quelle: n-tv

Deutschland, Deutschland, Rüstungsweltmeister? Papperger will, ganz auf Neu-Deutsch, „globaler Defence-Champion“ werden. Nach den Daten zu urteilen, wenn diese weiter lediglich die Merkmale „schneller, höher, weiter, größer, mehr, mehr, mehr“ aufweisen, könnte das dem Rheinmetall-Boss und seiner Gefolgschaft gelingen. Egal, ja sogar in Kauf genommen, dass gegenüber unserer Zivilgesellschaft der Rotstift das am meisten verwendete Werkzeug der politischen Klasse ist. Apropos Zivilgesellschaft – die bekommt dann doch was vom üppigen Büfett ab. Beim Deutschlandfunk (DLF) ist die passende Neuigkeit unter „Panzer statt Autos“ zu erfahren. Brav der Erzählung folgend, dass das nicht schlecht sein muss, findet der DLF

Rüstungsboom stärkt schwächelnde Wirtschaft

Krieg und Krisen bringen der Rüstungsindustrie Milliardenaufträge. Das bedeutet Rekordgewinne, neue Werke, neue Jobs. Auch andere Wirtschaftsbereiche könnten von dem Rüstungsboom profitieren – zum Beispiel die angeschlagene Automobilindustrie.

Und damit der brave Bürger das auch kapiert, werden ihm, entsprechend von Experten „eingeordnet“, Vorteile offeriert, bei denen man nicht Nein sagen kann. Zauberwort Arbeitsplätze:

Der Rüstungsboom hat aus Sicht der Ökonomen einige Vorteile: In einer Studie haben die Dekabank und die Unternehmensberatung EY berechnet, dass die europäischen NATO-Länder momentan jährlich 72 Milliarden Euro in Rüstung investieren und damit 680.000 Arbeitsplätze sichern. Eine Steigerung der Militärausgaben auf 3 Prozent der Wirtschaftsleistung könnte demnach in Europa 660.000 Arbeitsplätze neu schaffen.

Quelle: DLF

Arbeitsplatzsicherung, Zukunft – auch in Neuss, es gibt halt einen Haken…

Aus Zivilwerk wird Rüstungsschmiede. Der Neusser Bürgermeister Reiner Breuer (SPD) hat mit Rheinmetall gesprochen, berichtet die Rheinische Post. Breuer sei auf alles eingestellt, also, dass das Rheinmetallwerk der Stadt, das bisher in der zivilen Autozulieferbranche aufgestellt war, nun halt auf militärische Produktion umstellen werde. Breuer sei zunächst einmal froh, dass der Standort erhalten werde und die Beschäftigten eine zukunftsträchtige neue Perspektive erhielten, wie der Rheinmetallchef ergänzte. Auch Hans-Jürgen Petrauschke, CDU-Landrat des Rhein-Kreises Neuss, könne diese Entwicklung nachvollziehen.

Neuss wird in den aggressiven Expansions- und Transformationsplänen Rheinmetalls keine Ausnahme bleiben, denn der Düsseldorfer Konzern hält über 20 Werke weltweit, die Güter der zivilen Nutzung herstellen. Dem nicht genug, auf dem Weg zum Global Champion kann sich die Konzernleitung auch vorstellen, Werke von VW zu übernehmen.

Ein Blick zurück

Düsseldorf ist nicht nur aktueller Standort von Rheinmetall, die Großstadt am Rhein ist auch ein überaus geschichtsträchtiger Ort. Im Parkhotel fand am 26. Januar 1932 eine folgenreiche Begegnung statt. Der spätere Diktator Adolf Hitler hielt bei einem Treffen des „Industrie-Club Düsseldorf“ eine Rede vor über 600 gewichtigen, einflussreichen Teilnehmern. Hier ein Zitat aus einem Archiv:

Diese Rede machte einen tiefen Eindruck auf die versammelten Industriellen, und als Ergebnis floß eine Zahl von bedeutenden Zuwendungen aus den Quellen der Schwerindustrie in die Kassen der NSDAP … In den letzten Jahren vor der Machtergreifung leisteten die großen industriellen Verbände laufend Kontributionen.“

Quelle: Web Archiv

Ein Blick ins Heute

Viele Jahre später, wir halten zum 80. Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus inne, ist in unserer Bundesrepublik eine beispiellose Aufrüstung im Gang. Im NachDenkSeiten-Zwischenruf wird über eine Vision des Wissenschaftlers Ranga Yogeshwar berichtet, die denen, die von all diesen wahnsinnigen Zahlen, von Allzeithochs ihrer Aktien und von irrsinnigen Transformationsplänen der Zivilgesellschaft profitieren, nicht über Lippen kommt: „Wir in Deutschland rüsten gar nichts auf, wir rüsten ab, lass uns das Land komplett entmilitarisieren, weil … es gibt keine Begehrlichkeiten.“ Ich frage: Wann kommen ähnliche Worte von Politikern und eben diesen anderen wichtigen Leuten?

Titelbild: Screenshot Google.de

Die NachDenkSeiten sind für eine kritische Meinungsbildung wichtig, das sagen uns sehr, sehr viele - aber sie kosten auch Geld und deshalb bitten wir Sie, liebe Leser, um Ihre Unterstützung.
Herzlichen Dank!