Repräsentative Multipolar-Umfrage: Auch Mehrheit der Unions- und SPD-Anhänger gegen Lieferung deutscher Marschflugkörper / 66 Prozent der Deutschen plädieren für Aufforderung zu Friedensverhandlungen an Kiew / Nur leichte Mehrheit hat Vertrauen in Nato-Bündnis. Von Redaktion.
Berlin. (multipolar) Zwei Drittel der Deutschen sind gegen die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine. Das hat eine von Multipolar beauftragte repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts „Bambus Research“ ergeben. Selbst unter Menschen die den aktuellen Regierungsparteien CDU, CSU und SPD politisch nahestehen, überwiegt die Ablehnung einer möglichen Taurus-Lieferung mit 60 Prozent (Unionsanhänger) beziehungsweise 58 Prozent (SPD-Anhänger). Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sowie Außenminister Johann Wadephul (CDU) hatten vor Amtsantritt in den vergangenen Monaten erklärt, deutsche Marschflugkörper an die Ukraine liefern zu wollen.
Noch deutlicher fällt die Ablehnung der Taurus-Pläne bei Anhängern von AfD (85 Prozent), BSW (85 Prozent) und Linken (78 Prozent) sowie bei Menschen, die sich mit keiner der großen Parteien identifizieren (79 Prozent) aus. Lediglich Anhänger von FDP und Grünen plädieren mehrheitlich für die Lieferung des weitreichenden Waffensystems. Bei der Differenzierung des Antwortverhaltens nach Einkommen wird deutlich, dass zwar alle Einkommensgruppen mehrheitlich gegen die Taurus-Lieferung sind – jedoch steigt die Befürwortung mit der Höhe des Verdienstes.
Eine klare Mehrheit der Umfrage-Teilnehmer spricht sich zudem für die Nutzung friedlicher Wege zur Lösung des Ukraine-Konflikts aus. 66 Prozent sagten, die neue Bundesregierung müsse die ukrainische Regierung auffordern, Friedensverhandlungen mit Russland zu führen. 69 Prozent der Befragten erklärten, die neue Bundesregierung solle die Ukraine finanziell unterstützen, um humanitäre Bedürfnisse zu sichern. Die Option „Finanzielle Unterstützung für militärische Zwecke“ war mit 43 Prozent hingegen deutlich weniger beliebt, obwohl die Teilnehmer bei dieser Frage mehrere Antwortoptionen gleichzeitig wählen durften. Für die Option „Waffenlieferungen aus dem Bestand der Bundeswehr“ entschieden sich nur 35 Prozent der Befragten. Die Multipolar-Umfrage bestätigt damit eine Insa-Umfrage aus dem August 2024, die zu ähnlichen Ergebnissen kam.
Das Vertrauen in die Nato ist laut der Multipolar-Umfrage unter den Deutschen nicht sonderlich stark ausgeprägt. Lediglich 57 Prozent meinen, dass andere Nato-Länder Deutschland im Kriegsfall mit der Atommacht Russland zu Hilfe kommen würden. 43 Prozent zeigten sich hier skeptisch. Tatsächlich steht es anderen Mitgliedsstaaten laut Artikel 5 des Nordatlantikvertrages frei, ob sie angegriffene Nato-Staaten militärisch oder nicht militärisch unterstützen. Differenziert nach Parteipräferenzen zeigte sich, dass Anhänger der Parteien „Bündnis 90/Die Grünen“ und „Die.Linke“ mit 79 beziehungsweise 68 Prozent diejenigen mit dem größten Nato-Vertrauen sind.
Eine weitere Frage befasste sich mit dem in repräsentativen Erhebungen bereits mehrfach festgestellten Verhandlungswillen der ukrainischen Bevölkerungsmehrheit zur Beendigung des Kriegs. Nur 36 Prozent der befragten Deutschen ist dieser ukrainische Willen zur diplomatischen Konfliktlösung aus den Medien bekannt. 64 Prozent der Umfrage-Teilnehmer haben davon in der deutschen Berichterstattung noch nie gehört.
Die Umfrage wurde im Zeitraum vom 15. bis 24. April 2025 vom Hamburger Markt- und Meinungsforschungsinstitut „Bambus Research“ im Auftrag von Multipolar durchgeführt. Befragt wurden 1.024 Menschen über 18 Jahren, die in Deutschland leben und wahlberechtigt sind. Die Hälfte der Befragten nahm telefonisch an der Erhebung teil, die andere Hälfte online.
Diese Meldung ist zuerst bei „Multipolar“ erschienen.
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