Sack Reis umgefallen

Sack Reis umgefallen

Sack Reis umgefallen

Ein Artikel von: Redaktion

In China geriet ein Beutel mit Getreide aus der Balance. KP-Führung dementiert, Spuren führen nach Russland. Eine Satire von Ralf Wurzbacher.

In der Provinz Hubei in Zentralchina ist am Donnerstagmorgen (Ortszeit) ein Sack Reis umgekippt. Er misst einen Meter in der Höhe, 35 Zentimeter in der Breite bei einer Tiefe von 20 Zentimetern. Satellitenbilder der US-Armee legen Zeugnis vom Tatort ab. Zuerst berichtete darüber noch am selben Tag die britische Financial Times (FT) mit Sitz in London unter Berufung auf einen nicht namentlich genannten Mitarbeiter der Stadtverwaltung der Millionenmetropole Wuhan, vor deren Toren sich der Zwischenfall in ländlicher Idylle ereignete. Der Mann hat sich mit der Kommunistischen Partei (KP) überworfen und wollte aus Angst um sein Leben anonym bleiben.

Das Ereignis hat für hektische Betriebsamkeit in den Hauptstädten des Westens gesorgt, umgehend trafen gestern am frühen Nachmittag hochrangige Vertreter der Europäischen Union, der USA und Japans zu einen Krisengipfel in Brüssel zusammen. Später tagte in New York der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen per Sondersitzung – jedoch ohne Ergebnis, weil Beijing und Moskau eine Beschlussfassung mit ihrem Veto blockierten. Allen voran die Regierung in Tokio fürchtet wegen Nippons geographischer Nähe zu China und Russland eine Eskalation der Lage und rechnet, wie es ein hoher Diplomat gegenüber der FT ausdrückte, „mit dem Schlimmsten“.

Auch in Berlin ist man alarmiert. Die Bundesregierung bekräftigte umgehend ihre Beistandsverpflichtungen gemäß NATO-Statuten. „Das lassen wir nicht so einfach auf uns sitzen“, zitierte der Spiegel einen Beamten des Auswärtigen Amtes. „Im Wiederholungsfall werden wir darauf mit den erforderlichen Gegenmaßnahmen antworten.“ Aus der EU-Kommission verlautete von einer Frau von prominentem Rang: „Als ich davon hörte, ist mir die Kartoffel von der Gabel gefallen. Und für einen Moment setzte meine Peilung aus.“ Wie Mitarbeiter aus dem Bundeskanzleramt hinter vorgehaltener Hand durchblicken ließen, führen die Spuren wie so häufig Richtung Kreml. „Putin hat persönlich Hand angelegt“, zitierte das Handelsblatt einen Insider. Außerdem wisse doch jeder, „dass die Russen mit den Reisfressern unter einer Decke stecken“.

Derweil hat die Spitze der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) die Darstellung dementiert und behauptet, bei all dem handele es sich um eine „schäbige Fake-News-Kampagne“. Reissäcke unterlägen in der Volksrepublik strengen Normvorgaben. Die von Westmedien „kolportierten Maße“ seien „die Erfindung von hirnlosen Provokateuren“. Ins selbe Horn blies ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums. Präsident Putin verbitte sich „haltlose Unterstellungen aus der Propagandaabteilung des imperialistischen Lügenministeriums“. Im Übrigen habe er zum vermeintlichen Zeitpunkt des Geschehens mit Chinas Staatsoberhaupt Xi Jinping in Sibirien sauniert. Wer es glaubt …

Zurück zu den Fakten. Ein Opfer hat die Affäre bereits gekostet. Der besagte Informant der Financial Times wurde von Kollegen verpfiffen und am Donnerstag festgesetzt. Er verschwand auf Nimmerwiedersehen in den Folterkammern des russisch-chinesischen Terrorapparats. Das kann ja wohl nicht wahr sein!

Titelbild: OpenAI – Das Titelfoto ist ein mit künstlicher Intelligenz erstelltes Symbolbild

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