Wer hat recht? Drosten oder Wodarg? Eine Aufforderung zum Duell und Hinweise auf Vergessene und die notwendige Korrektur der Kommerzialisierung

Wer hat recht? Drosten oder Wodarg? Eine Aufforderung zum Duell und Hinweise auf Vergessene und die notwendige Korrektur der Kommerzialisierung

Wer hat recht? Drosten oder Wodarg? Eine Aufforderung zum Duell und Hinweise auf Vergessene und die notwendige Korrektur der Kommerzialisierung

Ein Artikel von: Albrecht Müller & Anette Sorg

Vielen unserer Leserinnen und Leser geht es wie uns in der Redaktion. Sie erhalten Mails von Menschen, die überzeugt sind davon, dass der Virologe Drosten (hier und hier) mit seinen Warnungen und Empfehlungen zu ziemlich radikalen Entscheidungen in Sachen Corona recht hat. Und sie erhalten Mails von Menschen, die dem Schleswig-Holsteiner Lungenarzt Wodarg (hier und hier) folgen und vor den Folgen der Dramatisierung warnen. Viele Empfänger solcher widersprüchlichen Informationen sind hin- und hergerissen. Deshalb wäre dringend zu empfehlen, dass der eine mal öffentlich beschreibt, was der andere falsch sieht, und umgekehrt. Dann wäre im Zusammenhang der gesamten Debatte auf Ungereimtheiten und vor allem auf jene Menschen hinzuweisen, die in der Debatte und auch bei den radikalen politischen Entscheidungen vermutlich vergessen worden sind. Anette Sorg und Albrecht Müller

Um der Aufforderung an die beiden Fachleute, jeweils den anderen zu analysieren und notfalls auseinanderzunehmen, Nachdruck zu verleihen, empfehlen wir unseren Leserinnen und Lesern, die Aufforderung an die beiden direkt zu richten. Hier sind die Kontaktmöglichkeiten: Drosten und Wodarg.

1. Vergessene

Die wegen Corona getroffenen politischen Entscheidungen zur Schließung von Schulen, Theatern und zur Absage von Veranstaltungen usw. haben vermutlich gravierende Folgen für viele Menschen, die nicht im Blick der Beratungen der Bundesregierung und ihrer Fokussierung auf die Wirtschaft stehen: Freiberufler, Minijobber, Künstler, Kabarettisten, Musiker, kleinere Theater, Kneipen, Friseure und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Minijobber und Solo-Selbständige werden von erleichterten Zugangsregelungen beim Kurzarbeitergeld nicht profitieren. Gestern rief eine Yogatrainerin aus der Nachbarschaft an und fragte, an wen sie sich wenden könne, um notfalls Unterstützung zu bekommen, wenn ihre Kurse nun ausfallen müssten. Wir konnten ihr keinen konkreten Rat geben. Die Geschäfte, die Restaurants und Kneipen in der Nachbarschaft und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden ähnliche Probleme bekommen. Auch wenn man die Schließung von KITAs und Schulen befürwortet, darf man die betroffenen Eltern mit ihren daraus entstehenden Nöten nicht alleine lassen.

Wie Hilfe in den beispielhaft aufgeführten Fällen funktionieren könnte, ist trotz der Ankündigungen von Wirtschaftsminister und Finanzminister, es stünden Milliarden bereit, nicht erkennbar. Darum muss man sich offensichtlich noch kümmern. Wir weisen deshalb darauf hin, weil die „Kleinen“ wie so oft in der Politik vergessen werden könnten.

Einige Tarifverhandlungen stehen in diesem Jahr noch an. Wir wetten, dass die Gewerkschaften und damit die Lohnabhängigen zur Mäßigung aufgerufen werden, um die durch Corona entstandenen Kosten zu kompensieren. Andere werden von dieser Pandemie profitieren.

2. Notwendige Korrekturen – Schluss mit der Kommerzialisierung des Gesundheitswesens

Die WHO ist zu 80 % privat finanziert. Von Stiftungen wie jenen von Bill Gates wie auch von der Pharmaindustrie. Halten Sie das für akzeptabel? Interessenskonflikte sind vorprogrammiert und wahrscheinlich.

Auch die massive Privatisierung und Kommerzialisierung des Klinikwesens in Deutschland ist nicht akzeptabel. Ein Drittel der Kliniken in Deutschland sind inzwischen in privaten Händen, die meisten unter dem Dach von großen Konzernen und auf hohe Renditen aus.

Jetzt erleben wir die Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen besonders schmerzhaft. Ärzte und Pflegepersonal in den Kliniken gingen teilweise schon vor der Corona-Pandemie auf dem Zahnfleisch. Wie sollen sie eine krisenhafte Situation wie in Italien z.B. bewältigen? Ähnliche Botschaften der Politik, wie sie an die „Wirtschaft“ verlautbart werden, vermissen wir in Richtung Gesundheitswesen, dass nämlich Milliarden zur Verfügung stünden, um den Pflegebereich deutlich aufzustocken.

Die Kommerzialisierung wird im Übrigen sehr wahrscheinlich die Folge haben, dass diese in einzelnen Regionen oft monopolartig verankerten Kliniken bei der weiteren Entwicklung, Testung und Behandlung der Corona-Patienten die Hand aufhalten werden. Wer schützt uns davor? Ist das Wissen um diese Gefahren in den Köpfen der Verantwortlichen des Bundes, der Länder und Kommunalpolitik vorhanden? Sind sie noch frei im Umgang mit den mächtigen Privatkonzernen des Gesundheitswesens?

P.S.: Weitere Links zur Info:

Vieles ist im Infektionsschutzgesetz geregelt. Der nationale Pandemieplan ist Anfang März aktualisiert worden. Die täglich neu bewertete Risikoeinschätzung des Robert-Koch-Instituts finden Sie hier.

Titelbild: Prostock-studio /shutterstock.com

Die NachDenkSeiten sind für eine kritische Meinungsbildung wichtig, das sagen uns sehr, sehr viele - aber sie kosten auch Geld und deshalb bitten wir Sie, liebe Leser, um Ihre Unterstützung.
Herzlichen Dank!