Leserbriefe zu „Eine Niederlage, die die Welt verändern wird“

Ein Artikel von:

Hier diskutiert Alexander Neu über die Konsequenzen einer Niederlage, die irgendwann eine der beiden Konfliktseiten erleiden werde. Die geopolitischen Implikationen der jeweiligen Niederlagen sollen beleuchtet werden, da dieser Krieg ein „mehrdimensionaler Krieg“ sei. Szenarien der Niederlage Russlands und der Ukraine werden kurz erläutert. Es handele sich „um einen geopolitischen Weltordnungskrieg zwischen dem Westen und Russland und ggf. weiteren Staaten der nicht-westlichen Welt“. Der Krieg beschleunige und manifestiere den „Epochenwandel von der unipolaren westlichen hin zu einer multipolaren Weltordnung“. Keine gute Perspektive für den Weltfrieden sei es, wenn die Entschlossenheit beider Seiten wie „zwei aufeinanderzu rasende Züge“ wirken würde, „bei denen jeweils die Bremsen zuvor mit Absicht ausgebaut wurden, um der Gegenseite die eigene Entschlossenheit zu demonstrieren“. Hierzu haben wir interessante Zuschriften erhalten, in denen auch abweichende Meinungen mitgeteilt werden. Danke dafür. Hier nun eine Auswahl der Leserbriefe. Zusammengestellt von Christian Reimann.


1. Leserbrief

Egal, ob die Ukraine gewinnt oder verliert, der eigentliche Verlierer wird die EU sein. Die Ukraine (und viele Balkanstaaten) würden in beiden Fällen EU Mitglied werden und die Wiederaufbaukosten der EU aufgebürdet. Daran wird die EU zerbrechen. NUR EINE VERHANDLUNGSLÖSUNG HAT DIE CHANCE DER EU DAS ÜBERLEBEN ZU SICHERN!

Beste Grüße
Michael Braun


2. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Neu und NDS Team,

Sehr guter Artikel aber er hat 3 Schwachstellen wie folgt:

Der Artikel beschreibt sehr gut die weitreichenden Folgen für alle Beteiligten bei jeweiligem Kriegsverlust.
Es fehlt die zu erwartenden Reaktionen des Verlierenden sobald ihm bewusst wird das ein Verlust höchstwahrscheinlich ist.
Da hat man zu denken an Atomwaffeneinsatz: wir gehen unter reissen aber den Gegner mit in den Abgrund.

Es fehlt die Benennung der Personengruppe denen es um die grosse Weltmacht geht. Macht um jeden Preis. 

Als Beispiel: Welchen nutzen entsteht der allgemeinen Normalbevölkerung der USA wenn USA die absolute Weltmacht hat, behält oder ausbreitet ?

Die grossen direkten Nutzniesser eines solchen Machtbesitzes sind irgendetwas zwischen 0,5 und 3% der Bevölkerung.

Es ergibt sich eine besonders unangenehme Frage:

Welche Haltung nimmt diese kleine nach absoluter Macht strebender Personenkreis zur eigenen Bevölkerung ein?

Die Antwort darauf ist haarsträubend grauenhaft.
Die eigene Bevölkerung ist dieser Personengruppe völlig und total egal. Das reicht vom verheizen der Söhne des Volkes  (Soldaten) im Krieg, den Toten und verkrüppelter Zivilbevölkerung über nicht direkte Waffenfolgen wie steigender Armut, Hunger, Kälte, Zerstörung der Lebensqualität etc.

Anders formuliert: Wenn Krieg, Weltmachtstreben der eigenen Bevölkerung so viele schöne und gute Vorteile besorgen würde, bräuchte es keine Propaganda um sie da hinein zu reden.
Bedeutet: Propaganda ist eine verbrecherische Kriegshandlung gegen die eigene Bevölkerung, zu der die Medien mit viel Freude und Energie freiwillig Unterstützung bieten.

Mit freundlichem Gruß
Patrick Janssens


3. Leserbrief

Es stimmt, die eine oder die andere Niederlage verändert die Welt. Auch das eigene Lebensgefühl, das im Keller gelandet ist, in einem Sack gefangen. Ich persönlich fühle mich mitverantwortlich, nur das eigene Gelingen im Blick, unkritisch, dumm und verständnislos gegenüber den politischen Entwicklungen des letzten Jahrzehnts, unfähig zu demonstrieren. Ob eine Niederlage in beiden Fällen überhaupt möglich ist? Oder würde das den nuklearen Niedergang einschließen? Und ist nicht auch ein militärisches Patt eine gleich schlimme Niederlage für die Welt? Die Billioneninvestitionen in Rüstung und alle denkbare Unterstützung werden es der USA ermöglichen, dass ein Militärmix aus ukrainischen Soldaten und Nato-Söldnern in Melitopol den ersten Häuserkampf unter großen Verlusten erringt, zum Schwarzen Meer vorstößt und außerdem den Ballungsraum Kram. Slawiansk verteidigt. Damit wäre nicht die Krim erobert, aber der Krim-Korridor. Dies unterstützen wir als Brinkmannshipfanatiker, darum geht es und dann wäre Schluss, mehr wird für die USA nicht gehen, auch aus Angst vor der nuklearen Katastrophe. Russland wird die Krim nicht räumen und nuklear bestückte Kriegsschiffe in Sewastopol zurücklassen. Im Sommer beginnt dann der Eisfrieden. Russland kommt gerade davon und wendet sich anderen Ländern im Süden und Osten zu.

Eine viel bessere diplomatische Lösung hin zu einem Unentschieden mit positivem Einfluss auf die Zukunft gäbe es auch: Die USA und Vasallen lenken in Bezug auf die Krim und die Gebietsgewinne Russlands weitgehend ein, wohlwissend dass man selber die Krise lange zuvor durch die Nato- Erweiterung, den Maidan-Komplott und die Ukraine-Aufrüstung erzeugt hat. Im Gegenzug rudert Russland mit seinen Ambitionen einer multipolaren Weltordnung und der Zusammenarbeit mit China und anderen Ländern stark zurück. Insbesondere der aufstrebende Mittlere Osten mit Kasachstan, Usbekistan (+ vier weitere) bleibt neutral. Es ist wichtig, dass sich die USA geopolitisch nicht benachteiligt sehen, die Dollarhegemonie und der eigene Haushalt nicht ganz plötzlich zusammenbrechen. Russlands Kontrolle über das Asowsche Meer bedeutet wenig gegenüber der starken Nato-Präsenz im Westen und einer Neutralität des Mittleren Ostens. Die Westukraine besäße dann 80 Prozent des ehemaligen Landes. Stand 2014 war das Land nicht viel mehr als 50 % ukrainisch sprachig, ethnisch ukrainisch. Der tolpatschige, unnötige Angriff Russlands hat letztlich bewirkt, dass die Ukraine entrussifiziert wurde, viele eingezogene Ukrainer mit russischem Pass durch Russlands Raketen starben, was die Ultranationalisten um den Swoboda-Chef und Maidankommandanten wollten. Auch Donetzk und Luhansk haben 80% der wehrfähigen Männer verloren.

Aber Zukunft und Versöhnung wären so und auch unter Einbindung Chinas möglich, durch gegenseitige Akzeptanz und Verzicht auf Regime-Change.

B. Baum


4. Leserbrief

Sehr geehrte Redaktion

Zu diesem Beitrag gibt es ein 3. Szenario, der 3. Weltkrieg ,alle werden verlieren !

Die USA glauben ernsthaft dass Tote und Verwüstung nur ausserhalb der USA stattfinden , wie das die letzten 70 Jahre immer war .  Beim nächsten grossen Krieg wird aber auch die USA den Krieg im eigenen Land erleben .

Die USA mit ihren Vasallen in der EU glauben im Ernst sie könnten den lokalen Krieg in der Ukraine , wie 2014 beim Umsturz durch die USA beim Maidan geplant , jetzt mit Waffenlieferungen mit Milliardenbeträgen an das ukrainische Militär nur auf Russland erweitern .

Der Traum der USA 2014 auf der Krim einen NATO – Stützpunkt zu errichten hat Russland mit der Besetzung der Krim vereitelt , ausgeträumt . Seit dieser Zeit wird die Ukraine ( bestätigt von Stoltenberg am 15.Juni 2022 im deutschen TV ) mit Waffen , und Ausbildung von Soldaten , aufgerüstet . 8 Jahre hat Russland zu geschaut worauf Putin im eigenen Land ( wie damals Gorbatschow ) als Zögerer beschimpft wurde .

Russland ist seit 1985 so erbärmlich vom Westen betrogen worden dass sie jetzt mit allen Mitteln dagegen rüsten werden und nur mit den USA und ihren Vasallen untergehen wird , so sicher wie Russland jetzt keine Rücksicht mehr nimmt .

Alles Gute dem Team weiterhin und hoffen wir irgendwann auf einen grossen Erfolg gegen die Kriegstreiber

J.Blumer


5. Leserbrief

Lieber Alexander Neu,

Ihrer Charakterisierung dessen, was die US-geführte NATO unter der Herrschaft der US Oligarchen antreibt beim Krieg gegen Russland stimme ich voll zu:  Zerschlagung der russischen Föderation und “Dekolonisierung” Russlands. Dieses Ziel verfolgen sie wie sie selbst herleiten bereits seit Jahrzehnten, nicht erst seit der Finanzierung des Maidan-Putsches in Kiew. Ich drücke das Ziel mal konkret so aus : Die US Oligarchen haben im Grunde nicht das geringste dagegen, dass Erdöl, Gas, seltene Erden und weitere Ressourcen aus dem Gebiet der heutigen  Russischen Föderation nach Westeuropa geliefert werden, sie haben allerdings sehr viel dagegen, dass nicht sie es sind, die das Geld daran verdienen.

Wie ist es möglich, nach dieser Beschreibung einer klassischen Ausgangssituation für einen Verteidigungskrieg zur Rettung des eigenen Überlebens ein paar Sätze weiter vom “russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine” zu reden? Ihnen muss doch niemand erklären, wie und von wem die Manipulation, das Framing in der Berichterstattung über diesen Krieg bezahlt und gesteuert wird. Muss man tatsächlich als kritisch denkender und urteilender Mensch dann über das Stöckchen springen, das einem hingehalten wird?

Mit freundlichen Grüßen
Fred Schumacher


6. Leserbrief

Liebe Nachdenkseiten Macher

“Eine Niederlage, die die Welt verändern wird.“ von Alexander Neu.

Leider steht in diesem sehr langen Text nichts Neues. Nichts was irgendwem, irgendwie weiterhelfen kann.

Da steht auch nichts über die simple Wahrheit, sollte Russland diesen Krieg verlieren, es nicht nur in Deutschland  Atombomben regnen wird.

Eine Frage könnte man sich stellen, ob die Biden Administration das so plant und/oder einkalkuliert. Und auch, was sie die USA sich davon versprechen. Das wissen diese selbsternannten Herren der Welt vermutlich selbst nicht.

Mit freundlichen Grüßen.
P. D.


7. Leserbrief

Liebes Team der Nachdenkseiten, liebe Leserinnen und Leser,

ich muss gestehen den Beitrag nicht vollständig gelesen zu haben, meine aber das beabsichtigte Prinzip dahinter verstanden zu haben. Der Fehler ist meiner Meinung nach, dass überhaupt in solchen Kategorien / Denkmustern gedacht wird. Die dritte Möglichkeit: wenn ich an einem Pokertisch sitze, kann es am Ende Gesichts wahrend sein, wenn ich mich aus dem Spiel zurück ziehe, ehe ich am Ende alles verliere.

Der Westen hat den Krieg in der Ukraine angefangen, nicht Russland. Das bedeutet, dass der Westen von Anfang an vor hatte seine Gewalt dort auszuleben, um Russland zu demütigen. Das bedeutet, dass eine Niederlage für beide Seiten zwei völlig unterschiedliche Konsequenzen hätte. Für Russland geht’s um Alles. Für den Westen nur um Machtverlust außerhalb seiner Landesgrenzen. Das ist ein riesengroßer Unterschied.

Was der Westen mit seinem überaus aggressiven Verhalten gerade bewirkt, ist, dass sich die GANZE WELT von ihm abwendet und beginnt gegen ihn zu arbeiten. Bsp Wertverlust des US-Dollars bzw. Dedollarisierung. Der Krieg gegen Russland und die Sanktionen wirken wie ein massiver Brandbeschleuniger. Das gilt in vielerlei vor allem wirtschaftlicher Sicht.

Der Westen war es über 500 und mehr Jahre gewohnt das Gewaltmonopol über diesen Planeten auszuüben. Er duldet niemanden, der ihm auch nur gefährlich werden KÖNNTE. Beispiel China. Hätte sich der Westen nicht so asozial verhalten…. Das Tandem USA China hat lange Zeit sehr gut funktioniert. Die USA haben das Land mit Devisen versorgt, die Chinesen den USA massiv Kredit gegeben und ihnen Waren geliefert. Es war eine win win Situation für beide Seiten. China wollte den Yuan gar nicht aufwerten. Sie wurden praktisch dazu gezwungen.  Und warum? Es sind nicht die Chinesen, die in diesen Macht- und Konkurrenz-Kategorien denken, sondern die USA / der Westen. Hätten die USA den Chinesen nicht gegen das Bein getreten, sie hätten den Dollar in der Welt noch viel stärker machen können, weil auch wer in China einkaufen wollte – weltweit – US-Dollar (oder Euro) benötigte.

Die USA zerstören gerade etwas vollkommen ohne Grund. Nehmen wir die Wirtschaft in Europa. Die wird gerade gegen die Wand gefahren, komplett grundlos. Der Täter? Der Westen!! Nicht Russland!!! Alternativ hätte man GEMEINSAM wirtschaftliche Prosperität entwickeln können. Das kann der Westen aber nicht. Er kann es nicht akzeptieren anderen auf Augenhöhe zu begegnen. Er muss immer andere dominieren und unterwerfen, ja auch misshandeln (wie zB im Irak), um ua einen militärisch industriellen Komplex zu füttern. Das ist auch der Grund, warum sich die ganze Welt vom Westen abwendet.

Es ist Blödsinn, dass es nur die zwei genannten Perspektiven gibt. Der Westen sollte eigtl schon seit der französischen Revolution verstanden haben, wo es einfache Menschen erzwungen haben, dass man kooperativ viel größere Profite einfährt, als durch dominantes Verhalten a la Feudalherrschaft. Die Abschaffung dieser ist der Hauptgrund für die auf einmal möglichen krassen Entwicklungen, Stichwort Schwarmintelligenz.  Erst dadurch, dass die breite Masse Teil der Entwicklung sein und sich dabei selbst entfalten durfte, hat es ermöglicht – um es in Bildern zu sagen – dass wir auf den Mond fliegen können, leistungsfähige Computer haben und auch künstliche Intelligenz. Als noch nur Königen Türen offen standen, die sie aber nichtmals genutzt haben…. Wir erinnern uns…großartige Erfinder waren einst der Verfolgung ausgesetzt, wohl auch weil diese Könige sie als Konkurrenz wahrnahmen und sie wohl Angst hatten eines Tages keine Parties mehr auf Kosten der Allgemeinheit feiern zu können. “Warum essen sie keinen Kuchen, wenn sie doch hungern?” Genau diese Behandlung ist es, die der sog. globale Süden abstreifen will. Würde der Westen anstatt globaler Eskalation Demut und Einsicht zeigen, ja aufrichtig Schadensbegrenzung betreiben, er wäre vermutlich gern gesehenes Mitglied der Weltgemeinschaft. Wenn man dem globalen Süden jedoch bevormundend aufzuzwingen versucht sich zu entscheiden, kann ich gut verstehen, wenn sie zunächst sagen “wir wollen das nicht” und dann im Zweifel doch lieber mit Russland und China kooperieren. Auch diese ganze Politik wird ua der deutschen Wirtschaft vermutlich erheblichen Schaden zufügen.

Ich teile die Position von Herrn Neu nicht, auch wenn ich verstehe und nachvollziehen kann, was er sagen möchte. Diese Denkmuster muss man jedoch nicht bedienen.

Viele Grüße,
R.A.


8. Leserbrief

Liebes Nachdenkseiten-Team,

Mit Interesse habe ich diesen Artikel gelesen. Eine sachliche Darstellung der Konsequenzen für die beteiligten Parteien, ob sie sich selbst nun als Konfliktparteien sehen oder nicht.

Zwei Punkte in diesem Artikel möchte ich aufgreifen und ergänzen bzw. eine andere Sichtweise anbieten. 

Zum einen dieser Satz hier: “Bei Russland geht es in diesem Konflikt als Minimalziel um die Sicherung des Status als Großmacht sowie den Anspruch, dass seine Sicherheitsinteressen und somit seine staatliche Existenz berücksichtigt werden – maximal um die Beseitigung der westlichen Globaldominanz und, wenn möglich, um die Kontrolle über den post-sowjetischen Bereich und über Europa.“

Zu dem letzten Halbsatz bezüglich der Kontrolle über den post-sowjetischen Bereich und über Europa würde mich die Frage interessieren, womit der Autor diese Absichten belegen würde. 

Im übrigen hat mir die Formulierung von Hauke Ritz in seinem hier auf den nachdenkseiten.de besprochenen Vortrag besser gefallen, Er führte aus, dass Russlands Festlandgrenzen etwa 20.000 km lang sind. Halbe Äquatorlänge also. Das kann keine Militärmacht der Welt verteidigen. Deshalb ist Russlands Diplomatie ununterbrochen und emsig damit beschäftigt, gute Nachbarschaft mit freundlich gesonnenen Staaten an seinen Grenzen zu bewahren. Das ist Russlands Lebensversicherung. 

Die in der ukrainischen Verfassung verankerten Ziele der Nato-Mitgliedschaft sowie der „Re-Integration der zeitweilig okkupierten Gebiete“ (also Krim) und der Bürgerkrieg im Donbass standen diesem übergeordneten Ziel russischer Außenpolitik genauso sehr entgegen wie die Obsession der USA bezüglich der permanente Osterweitung der NATO. Als das alles noch nicht reichte, um Moskau zu dem von Biden mehrmals mit Datum und Uhrzeit angekündigten russischen Überfall auf die „unschuldige” Ukraine zu veranlassen, musste Selenski am 19. Februar 2022 (Münchner „Sicherheitskonferenz“) auch noch die Aufkündigung des Budapester Memorandums von 1994 (Atomwaffenverzicht) in Aussicht stellen. Das war Moskau dann doch zu viel.

Womöglich erinnern Sie sich noch an die Unruhen in Kasachstan im Januar 2022, die Merkmale einer Farbrevolution aufwiesen. Der kasachische Präsident bat Russland und die Organisation für gemeinsame Sicherheit um Hilfe, die sofort geleistet wurde, woraufhin die Unruhen sehr schnell abebbten. Eine Situation, wie aus dem Drehbuch der RAND Corp. aus 2019 – Overextending Russia. Russland ständig entlang seiner langen Grenzen unter Spannung halten und somit wirtschaftlich und militärisch schwächen. Das gleiche trifft für die „regierungskritischen Proteste“ in Georgien vor einigen Wochen und die Provokationen um Transnistrien zu.

Es geht m. E. Russland darum, Bedingungen für eine friedliche Entwicklung im Innern zu schaffen. So lange die von der RAND Corp. beschriebene Strategie der USA nicht überwunden ist, wird diese friedliche Entwicklung immer wieder erschwert. Das ist der Hintergrund für das Ziel der russischen Außenpolitik, die „Dominanz der Vereinigten Staaten und anderer unfreundlicher Länder in der Weltpolitik zu beseitigen.“

Zum anderen dieser Abschnitt: “Eine Niederlage Russlands würde sicherlich den Transformationsprozess verlangsamen und vor allem China in eine schwierige Situation bringen, da der große Partner im Norden, also Russland, wegfiele. Ein zerlegtes oder gar ein pro-westliches Russland stellte für China das Worst-case-Szenario in den geo-, sicherheits- und energiepolitischen Entwicklungen dar.“ 
Das ist richtig, und Hauke Ritz hatte zur Veranschaulichung darauf hingewiesen, dass die VR China nominell zwar eine Atommacht sei. Allerdings auf dem Niveau von Frankreich oder Großbritannien, keinesfalls Russland oder den USA ebenbürtig. Dies zusammen mit den sich gegenseitig ergänzenden Volkswirtschaften macht die Partnerschaft zwischen beiden Ländern zu einer strategischen win-win-Situation. Aus diesem Grund kann China auch nicht tatenlos zusehen, wenn es z. B. zu einer „Balkanisierung“ Russlands kommen sollte. Die vom Westen als „großer Fehler“ (Stoltenberg) bezeichneten, überhaupt nicht aktuellen Waffenlieferungen Chinas an Russland, sind insofern nur eine Panikvorstellung der NATO, die gegenüber der Ukraine nicht mehr lieferfähig ist, und Annalena hat dieses Lied ebenfalls brav in Peking vorgesungen. 

Sollte jedoch – wider erwarten – die staatliche Existenz Russlands auf dem Spiel stehen, dann müsste Peking aus eigenem Interesse wohl doch noch seinem russischen Partner zu Hilfe eilen. 

Also, liebe Neocons, liebe Nato, was macht ihr nun? Plan A funktioniert offenbar nicht. Wie lautet euer Plan B?

Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Karrasch


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