Ungarn aus den Augen eines deutschen Zuwanderers

Ungarn aus den Augen eines deutschen Zuwanderers

Ungarn aus den Augen eines deutschen Zuwanderers

Ein Artikel von Detlev Schönauer

Wenn deutsche Medien einmal über Ungarn berichten, so meist in einem negativen Kontext. Man könnte glatt den Eindruck bekommen, dass es da mitten in Europa in Land gibt, das bitter unter der Regentschaft eines Potentaten leidet. Doch so einfach ist dann doch nicht. Detlev Schönauer ist „Neu-Ungar“ und hat für die NachDenkSeiten seine Eindrücke zu Papier gebracht. Sicher werden einige Leser Schönauer noch als Kabarettisten kennen, der unter anderem mit der Rolle des französischen Bistrowirts „Jaques“ Bekanntheit erlangte.

Anmerkung der Redaktion: Fehler passieren; leider auch uns. Dieser Artikel sollte eine alternative subjektive Sichtweise zum Thema Ungarn liefern. Die Aussagen und Positionen des Autors zu verschiedenen Themen, insbesondere zur Flüchtlingsthematik, teilen wir ausdrücklich nicht. Leider haben wir es im Redaktionsstress versäumt, den Artikel gründlich genug zu prüfen. Er hätte nicht ohne eine einordnende Vorbemerkung erscheinen dürfen. Darauf machten uns einige Leser zu Recht aufmerksam. Wir haben diskutiert, den Artikel wieder aus dem Netz zu nehmen, uns aber letztlich entschieden, ihn mit dieser distanzierenden Anmerkung stehen zu lassen. Danke für Ihr Verständnis.

Nach meinem Physik-Studium – abgeschlossen! – und ein paar Jahren als Diplom-Physiker an der Uni [1] hatte ich mich vor 40 Jahren in meiner Wahlheimat, dem Saarland, als Kabarettist selbstständig gemacht und bis vor Kurzem als solcher sehr erfolgreich auf der Bühne gestanden. Meine Programme [2] hatten zwar überwiegend gesellschaftskritische Inhalte, enthielten aber immer auch kleine politische Blöcke – schließlich stamme ich aus der Zeit, als das politische Kabarett noch nicht so linientreu war und „die da oben“ die Ziele des Spottes waren.

Erste Widerstände gegen kritisches Kabarettprogramm

Ab 2015 wagte ich, die Klima- und vor allem die Migrationspolitik kritisch zu hinterfragen und stellte mich – im Gegensatz zu vielen meiner mittlerweile angepassten Kollegen – quer zum vorherrschenden „Mainstream“. Dabei kritisierte ich nie die Aufnahme echter Kriegsflüchtlinge, doch die immer zahlreicher werdenden Zuwanderer mit all den voraussehbaren sozialen und finanziellen Problemen waren für mich Stein des Anstoßes.

Kein Wunder, dass ich bald darauf erste Widerstände aus dem linken und grünen Lager erfuhr, schließlich erreichte ich viele Fans und war besonders im Südwesten Deutschlands durch rege Kabarettistentätigkeit (mit mehr als 6.000 Auftritten) und viele TV-Sendungen ziemlich bekannt.

Für den neu entstandenen links-grünen „Mainstream“ und seine willfährigen Anhänger wurde ich dadurch immer mehr zum Ärgernis, da ich nicht nur mit meinen Bühnenauftritten, sondern auch durch zahlreiche kritische Kommentare in den sozialen Medien viele Menschen erreichte [3].

Mobbing und Boykottaufrufe nach Teilnahme bei „Aufstehen“

Diese Ablehnung spitzte sich zu, als ich mich 2018 als Gründungsmitglied der neuen Bewegung „Aufstehen“ von Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine anschloss, mit denen ich schon länger freundschaftlich verbunden war – im kleinen Saarland kennt halt jeder jeden [4]. Gerade beim Themenkreis „Beschränkung der Migration und Schutz vor kriminellen Migranten“ lag ich mit beiden auf einer Wellenlänge [5].

Nach einigen Interviews in der regionalen Presse wurde ich daraufhin in vielen beleidigenden und diffamierenden Kommentaren – so wie viele andere Kritiker auch – schnell zum Rassisten und AfD-nahen Nazi abgestempelt.

Leider wurde die „Aufstehen“-Bewegung bald durch linksradikale Kräfte unterwandert, woraufhin auch Sahra und Oskar zurückruderten und still und heimlich vom heiklen Thema „Kritik an der Migrationspolitik“ Abstand nahmen.

Cancel-Culture: als Rassist und Nazi abgestempelt

Eine regelrechte Hetzkampagne erlebte ich dadurch, dass Multikulti-Fans aus dem links-grünen Milieu, vor allem stramme „Antifanten“, meine Veranstalter bedrängten, Engagements „dieses rechten Rassisten“ zu canceln, was dann tatsächlich auch mehrfach geschah. Da gerade diese öffentlichen Kabarett-Auftritte meine Haupteinnahmequelle waren, kamen derlei Absagen einer massiven Einschränkung meiner freien Berufsausübung gleich, und das führte mich letztendlich zum Entschluss, meine Bühnenpräsenz drastisch zurückzufahren und früher als geplant in Rente zu gehen.

Auch die Medien schlossen sich tatkräftig diesen Kampagnen an und verurteilten meine nonkonformistischen Ansichten, die sich mittlerweile über das gesamte „Querdenker-Spektrum“ verteilten: die Klima-Hysterie, das Versagen der Migrationspolitik, den unsäglichen Genderwahn oder das woke Regenbogen-Gedöns. Mit einer solchen Haltung war ich auch das klassische Opfer der „Cancel Culture“ und fand mich schnell im erlauchten Kreis von Kollegen wie Dieter Nuhr, Lisa Fitz, Uwe Steimle, Xavier Naidoo und vielen anderen wieder, die ebenso beschimpft, beleidigt und denunziert wurden, nur weil sie es wagen, unbequeme Meinungen öffentlich anzusprechen.

Entschluss zum Bühnenende

Da es mir unter diesen Umständen immer schwerer fiel, sorglos und unbeschwert meinen Beruf auszuüben, zog ich mich langsam von der Bühne zurück. Die zunehmende Spaltung in Deutschland, die immer aggressivere Stimmung und die Tatsache, dass man abweichende Meinungen nicht mehr unbekümmert äußern darf, ohne sozial vernichtet zu werden, führten meine Frau und mich darüber hinaus zu dem Entschluss, Deutschland alsbald den Rücken zu kehren, denn „das muss ich mir in meinem Alter nicht mehr antun!“.

Das vorgezogene Ende meiner Live-Auftritte machte allerdings auch unsere Einkommenssituation prekärer, daher suchten wir nach einem Land, in dem man kostengünstiger, freier, unbesorgter und friedlicher leben kann. Da rückte Ungarn immer mehr in unseren Focus.

Auswanderungsziel Ungarn

Nach einem spontanen Kurzurlaub am Balaton, dem Plattensee, 2019 stand unser Entschluss schnell fest. Wir fanden dort ein Land, das noch echte Aufbruchsstimmung ausströmte, so wie bei uns in den 70er-Jahren: Viele zufriedene junge Menschen mit Kindern bevölkerten die Straßen, man war überaus aufgeschlossen, und das gänzliche Fehlen lauter Horden junger Männer „westasiatischen“ Ursprungs gab schließlich den Ausschlag.

Denn wir fühlten uns auf Anhieb hier so schnell heimisch, dass wir uns schon drei Wochen später in der Nähe des Balatons ein Häuschen kauften, das zunächst als Ferienhaus dienen sollte – schließlich hatte ich noch bis 2021 den Kalender voller Auftrittstermine. Doch auch das änderte sich abrupt, als im März 2020 die Corona-„Pandemie“ zuschlug. Den ersten Lockdown nutzten wir, um unseren Umzug vorzubereiten, den zweiten erlebten wir dann schon in Ungarn.

Mein Auswanderentschluss entfachte wiederum ein großes Medienecho und schlug wie eine Bombe ein, vor allem, weil ich freiwillig das „beste Deutschland, das es je gegeben hat“ (Steinmeier) verlassen wollte und diesem Paradies tatsächlich so eine rückständige „Orbán-Diktatur“ vorzog. Neben vielen überwiegend aufmunternden Zuschriften hagelte es auch wütende und gehässige Kommentare. Eine regelrechte Hetzkampagne von Menschen, die weder Ungarn noch mich kennen, bestätigte mir im Nachhinein, genau den richtigen Schritt zur rechten Zeit vollzogen zu haben [6].

Zwar verlor ich dabei auch viele Bekannte, darunter auch „gute Freunde“ in der alten Heimat, gewann aber neue – ähnlich Denkende – hinzu, die mir Mut machten. In unserem neuen Domizil fanden wir weitere spannende Kontakte, die später zu einigen wirklich guten Freundschaften führten. Das ließ uns den Verlust der alten Heimat leichter verkraften. Ich kann heute sogar sagen, dass wir hier bessere und vielfach auch ehrlichere Freunde gefunden haben, als wir in Deutschland hatten.

Weitere kabarettistische Tätigkeit aus der Ferne

Doch auch hier im geplanten (Un-)Ruhestand wollte ich meine Klappe nicht halten, sondern wieder mehr Bücher [7] und Beiträge schreiben und einen Videokanal aufbauen, um damit für meine Fans online weiterhin präsent zu sein – als Kabarettist genauso wie als Kritiker der politischen Entwicklung [8].

Motiviert durch das Abenteuer vom „neuen Leben“ publizierte ich weiter auf sozialen Medien meine kritischen Beiträge und arbeitete mich vom anerkannten „Schwurbler“ schließlich zum „Corona-Leugner“ empor, obwohl ich diese Krankheit niemals leugnete, sondern lediglich ein erbitterter Gegner der Zwangsimpfung bin, die ich als Eingriff in unsere Grundrechte empfinde. So erweiterte sich die Liste meiner „Ehrungen“ schnell um den Querdenker, den Aluhutträger und den Verschwörungstheoretiker.

Durch Zufall lernte ich im Februar 2021 den Herausgeber und Chefredakteur der deutschsprachigen Budapester Zeitung [9] kennen, und nach der Veröffentlichung eines größeren Interviews [10] zu meiner Auswanderung schreibe ich dort nun alle zwei Wochen eine humorvolle Glosse, in der ich als „Neu-Ungar“ über meine Erfahrungen berichte.

Mein persönlicher Rückschlag: Corona

Wir lebten uns ein, ich pendelte trotz Reisebeschränkungen auch noch mehrfach wegen Umzugs und Hausverkaufs in die alte Heimat, bis ich im November 2021 sehr schwer an Covid-19 erkrankte. Sieben Wochen lang wurde ich im Koma künstlich beatmet – dazu kamen noch drei Lungenentzündungen, die ich nur sehr knapp überlebte. Als ich dabei 30 Kilo abgenommen hatte (ich konnte nicht mal mehr stehen und musste alles neu erlernen), bewahrheitete sich ein altes Lebensmotto: „Frisst Du in der Zeit, so hast Du in der Not!“ Mehr als drei Monate verbrachte ich im ungarischen Krankenhaus und erholte mich nur sehr langsam.

Dabei sickerte die Kunde von meiner Erkrankung auch nach Deutschland durch, und die Medien stürzten sich wie Geier auf die Story, dass ein „Coronaleugner“ nun selbst wegen Corona im Koma liegt und mit dem Tode ringt. Man berichtete mit leicht zynischem Unterton von meiner Krankheit mit Schlagzeilen wie: „schwurbelnder Kabarettist und Coronaleugner liegt im Koma!“ Und das nicht nur in unseren Heimatmedien, nein, selbst die überregionale Presse wie RND, T-Online, Bild, Focus, Süddeutsche Zeitung, Welt, sogar eine amerikanische Nachrichtenagentur beteiligten sich an der Propaganda. Allerdings erfüllte ich ein paar böswilligen Leserbriefschreibern, die mir gar den Tod wünschten, diesen Gefallen nicht, denn: „schwurbelndes Unkraut vergeht nicht!“ [11], [12]

Ungarn wird endlich zur neuen Heimat

Halbwegs genesen, produziere ich seither kabarettistische Videos als virtuelle Fortführung meiner Bühnentätigkeit sowie humoristische Betrachtungen über meine neue Heimat [13]. Durch meine Glossen in der Budapester Zeitung (bisher etwa 40 an der Zahl) konnte ich zudem schon einigen deutschen Auswanderwilligen die Übersiedlung erleichtern [14].

Eine ganz neue, bedenkliche Entwicklung für uns Ungarn-Auswanderer zeigte sich erst kürzlich in mehreren Interview-Anfragen deutscher „Mainstream“-Zeitungen (u.a. RND, Spiegel, selbst die Schweizer NZZ) mit sehr durchschaubarer Zielsetzung. Als typischer Titel sei hier genannt: „Ungarn das Paradies der rechten Rentner“ [15] – offenbar fallen selbst im deutschen „Mainstream“ endlich die immer zahlreicheren „Bananen-Republik-Flüchtlinge“ auf.

Seit fast drei Jahren nun in Ungarn, habe ich viele Kontakte zu Einheimischen sowie zu anderen Auswanderern gewonnen, konsumiere verschiedene ungarische Medien, bereise das Land und beobachte die Menschen und deren Alltag. Dadurch fühle ich mich über dieses Land weit besser informiert, als man es den deutschen „Mainstream“-Medien entnehmen kann.

Orbán und die Flüchtlinge

Im Westen wird der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán seit Jahren ziemlich diskreditiert und seine Aussagen immer wieder verzerrt dargestellt. So bestraft die EU Orbán und sein Land auch finanziell, vor allem da seine Partei, der Fidesz, bei der EU-weiten Verteilung kulturfremder Migranten nicht so mitzog wie geplant. Dabei hat man gegenüber echten Kriegsflüchtlingen in Ungarn keinerlei Vorbehalte: Seit Beginn des Ukraine-Krieges wurden etwa eine halbe Million ukrainischer Flüchtlinge aufgenommen, darunter viele Kinder.

Was viele nicht wissen: Als 2015 Europa von Flüchtlingsströmen aus den arabischen, nordafrikanischen und baltischen Ländern überschwemmt wurde, kamen auch Asylbewerber nach Ungarn. Das Problem war nur, die wollten nicht bleiben: „…lieber zu Mama Merkel!“ [16]. Das hatte auch einen pragmatischen Grund: In Ungarn muss jeder, der Sozialhilfe in Anspruch nimmt, dafür auch arbeiten – wie viele Sinti und Roma ohne feste Anstellung, die eine Woche im Monat für ihre Gemeinde Bäume schneiden, Gras mähen, Obst ernten oder auch Müll sammeln müssen. Daher ist Ungarn auch überall sehr sauber… Solche Maßnahmen kommen beim ungarischen Volk sehr gut an, da sie auch sehr gerecht sind.

Als Auswanderer fühlt man sich hier tatsächlich um 20 Jahre zurückversetzt, wenn man selbst in den Städten so gut wie keine verschleierten Frauen oder bärtige Männer sieht. In der Hauptstadt Budapest (etwa so groß wie Hamburg) kann man sich so viel sicherer fühlen als in mancher deutschen Kleinstadt, wo Messerattacken und Gruppenvergewaltigungen als tägliche „Einzelfälle“ schon Standard sind, obwohl sie in den deutschen „Mainstream“-Medien gern unter den Tisch fallen. Solche Gewalttaten gibt es hier nicht, hier gehen unsere Frauen noch angstfrei durch die Stadt – sogar nachts! Und das ganz allein!

Dafür greifen die Polizei und die Justiz bei allen Strafvergehen viel konsequenter durch, unabhängig davon, wer und woher die Täter sind. Das kann man täglich an der Südgrenze zu Serbien beobachten, wenn illegale Migranten mit brutalen Mitteln einzudringen versuchen. Solche Übergriffe auf Ungarns Staatsgebiet werden allerdings mit entsprechender Härte verhindert, schließlich ist es die Pflicht eines Anrainerstaates der EU-Außengrenze, diese zu schützen – auch wenn dann die bunte Multikulti-Fraktion in Deutschland drohend mit dem Regenbogenfähnchen wedelt.

Orbán wurde schon seit Jahren von der EU massiv kritisiert, weil er eben die massenhafte Aufnahme von Migranten ablehnt, vor allem solcher, die illegal eindringen. Dabei wird er von der Mehrheit seines Volkes auch unterstützt, wie das Ergebnis einer entsprechenden Volksbefragung beweist. Dieses demokratische Instrument wird in Ungarn immer wieder gerne angewendet. In Deutschland gibt es das – aus augenfälligen Gründen – nicht.

Orbán und die Vorwürfe aus dem Westen

In seiner konsequent konservativen Politik weiß Orbán auch den Großteil seines Volkes hinter sich. Nicht von ungefähr erreichte seine Partei bei der letzten Wahl mit 53 Prozent die absolute Mehrheit und regiert nun zum fünften Mal in Folge. Auch wenn man im Westen diese Mehrheit als „Diktatur“ verunglimpft, ist sie doch ganz schön demokratisch zustande gekommen: Da könnte sogar das Berliner Abgeordnetenhaus noch was lernen!

Was nun die Korruptionsvorwürfe gegen Orbán betrifft, sollten sich gerade Vorzeige-Politiker wie Vetternwirtschaftler Habeck, Cum-Ex-Kanzler Scholz oder Impfstoff-Shopping-Queen von der Leyen sowie diverse Masken-Dealer im Deutschen Bundestag besser etwas zurückhalten, denn… wer im Glashaus sitzt…

Immer wieder hört man in der deutschen Presse und den ÖRR auch, dass Orbán und seine Partei die ungarischen Medien manipulieren. Aber auch da kann ich nur sagen: falsch! So eine Anklage ausgerechnet aus den gleichgeschalteten deutschen „Mainstream“-Medien zu vernehmen, entbehrt nicht einer gewissen Komik. In Ungarn unterscheiden sich verschiedene Zeitungen und Fernsehanstalten deutlich voneinander – so etwas wie „Mainstream“ gibt es hier nicht [17].

Ungarn first!“

Trotz Häme und Aggression, die der ungarischen Regierung immer wieder entgegengebracht werden, honorieren die Ungarn besonders, dass ihrer konservativen Regierung zuerst das Wohl des eigenen Volkes am Herzen liegt. Hier werden keine Steuergelder hochmütig in aller Welt verteilt und dabei das eigene Volk „vergessen“. Zustände wie nach der Flutkatastrophe im Ahrtal wären in Ungarn unvorstellbar, und Politiker, die öffentlich bekunden, dass sie „Vaterlandsliebe zum Kotzen finden“ oder denen „egal ist, was ihre Wähler denken“, wären hier nicht denkbar.

Ebenso steht das ungarische Volk hinter der Entscheidung, keine Waffen an die Ukraine zu liefern und die Russland-Sanktionen nicht weiter zu verschärfen. Man wünscht sich Friedensverhandlungen in der Ukraine – und das möglichst bald.

Ein anderer Unterschied zu Deutschland besteht in der Besetzung der Regierung. So besteht das ungarische Kabinett durchweg aus kompetenten Politikern, die alle studiert haben – sogar bis zum Schluss! – und/oder über abgeschlossene Berufe verfügen. Ahnungslose Kinderbuchautoren, ideologische Küchenhilfen oder naiv-plappernde Lebenslauffälscherinnen dürften in Ungarn nicht mal das Parlament putzen.

Konservativ? Na und?

Im Westen kritisiert man immer wieder, dass Orbán die traditionelle nationale Identität Ungarns verteidigt und das Diktat nichtgewählter EU-Kommissionen ablehnt. Aber gerade dafür wurde er von seinem Volk gewählt, dessen Meinung hier noch ernst genommen wird. Und damit steht er in der Welt nicht allein:

So fand kürzlich im Mai in Budapest die CPAK-Konferenz statt (Conservative Political Action Conference), mit den Schwerpunkten Migration, Arbeitsmarkt, Familie und dem „Kampf gegen die Transgenderpropaganda“ [18]. Der Eingang zum Konferenzgebäude war dekoriert mit dem Slogan „No Woke Zone“, denn die überwiegend traditionell denkenden Ungarn lehnen so etwas wie das Gendern genauso ab wie eine schon penetrant zur Schau gestellte Diversität in Deutschland. Das hat übrigens nichts mit Homophobie zu tun: Hier gibt es genauso eingetragene Lebenspartnerschaften homosexueller Paare wie anderswo, selbst eine Pride-Parade findet jährlich zum CSD in Budapest statt. Dafür spielen in Ungarn das Kindeswohl und die traditionelle Familie eine besondere Rolle. Das im Westen umstrittene neue Gesetz, welches die Werbung für Transsexualität durch Schulen, Medien und Kinderbücher im Kindesalter verbietet, kommt beim ungarischen Volk gerade gut an. Hier werden auch keine Drittklässler verunsichert mit „woken“ Fragen, zum Beispiel, ob sie sich ihres Geschlechtes sicher sind und nicht doch lieber etwas anderes wären [19].

Die vielen positiven Seiten Ungarns

Das alles sind Entwicklungen in Ungarn, die in Deutschland so gut wie nicht kommuniziert werden. Die deutsche Berichterstattung über Ungarn ist erschreckend einseitig und so auf den „Kampf“ gegen Orbán gerichtet, dass darüber die vielen Vorzüge dieses herrlichen Landes vollkommen untergehen. Daher möchte ich doch gerne noch etwas näher darauf eingehen.

Denn nach meiner Genesung konnten wir wirklich anfangen, dieses tolle Land zu erkunden, seine Vorteile zu genießen und entdeckten ein ganz anderes Ungarn, als man es uns in deutschen Medien präsentiert: freundlich, aufgeschlossen und verblüffend modern. In vielen Bereichen ist Ungarn deutlich weiter entwickelt als Deutschland.

Daher haben mittlerweile auch jüngere Auswanderer, darunter viele Familien mit Kindern, die Vorteile entdeckt, den Weg nach Ungarn gefunden und sich beruflich etabliert: Biobauern, Handwerker oder auch viele Freiberufler aus der IT-Branche. Diese schätzen besonders den digitalen Ausbau: Selbst wir in unserem 3000-Seelen-Dorf haben einen 1.000 Mbps-Internetzugang. Das Glasfaserkabel geht direkt bis ins Wohnzimmer! Von so etwas wird man in Deutschland noch in Jahren träumen.

Auch die Versorgung mit Energie ist in Ungarn viel sicherer als in Deutschland, denn hier stammen noch 25 Prozent davon aus den bisher stets zuverlässigen und günstigen Gaslieferungen aus Russland. Der Hauptanteil aus der ungarischen Steckdose, nämlich die Hälfte, wird aus Atomenergie gewonnen. Hier baut man sogar ein neues Kernkraftwerk und sieht sich in einer Reihe mit vielen anderen europäischen Staaten, während in Deutschland eine ideologische Sekte die sicheren und umweltschonenden Kraftwerke abschaltet und sich dafür an sonnen- und windarmen Tagen lieber etwas mehr CO2 aus alten Kohlekraftwerken um die Nase wehen lässt. Ungarn hat es daher auch nicht nötig, Atomkraft für teures Geld aus Frankreich zu kaufen.

Daher ist auch die schöne ungarische Landschaft nicht kilometerweit mit grauen Solarflächen verschandelt, und Windräder findet man in Ungarn vergebens: Ein Paradies für Insekten – die nicht geschredderten Vögel sind dankbar.

Wie es sie zuhauf bei uns im Naturschutzgebiet, dem „Kleinen Balaton“ gibt, wo wir in einem kleinen Zigeunerdorf wohnen. Hups? Das böse Z-Wort? Ja, das heißt hier noch so. In ungarischen Restaurants gibt es sogar noch den „Zigeunerbraten“. Der steht furchtlos auf der Speisekarte und pfeift auf jede Diskriminierung. Hier darf man noch „Zigeuner“ sagen. Wir haben unsere Nachbarn gefragt – mit Ungarisch-App, Wörterbuch, Händen und Füßen: „Wie nennt Ihr Euch? Fahrende, Sinti, Roma?“ Nein! „Cigányok vagyunk! – Wir sind Zigeuner!“ Das sei ihre Tradition, und darauf sind sie stolz. Die Idiotie einer „political correctness“ ist an diesem Land glücklicherweise vorübergegangen. Gut, es gibt halt auch keine moralbesoffenen Sprachpolizisten hier, die Randgruppen stets vorschreiben wollen, wann die sich diskriminiert zu fühlen haben.

Dafür fordert uns Auswanderer eine andere Hürde, die ziemlich hoch ist: die ungarische Sprache. Meine Frau und ich sind seit einiger Zeit in einer Sprachschule sehr intensiv am Lernen und machen deutliche Fortschritte [20]. Dabei hilft auch der tägliche Konsum des ungarischen Fernsehens.

Auch wenn die Sprache schwer ist, es gibt ein gutes Gefühl, dem Gastland seinen Respekt auch dadurch zu zeigen, dass man wenigstens die Grundzüge der Sprache beherrscht. Das vor allem dann, wenn man vorher in Deutschland lauthals über Migranten hergezogen hat, die die deutsche Sprache nicht lernen und sich nicht integrieren wollen.

Günstiges Ungarn

Ein weiterer Grund, weswegen es immer mehr deutsche Auswanderer nach Ungarn zieht, sind die günstigen Preise. Auch wenn die kürzlich durch die weltweite Inflation stark gestiegen sind, im Vergleich zu Deutschland sind sie immer noch vergleichsweise moderat. So findet man hier auf dem Land immer noch Häuser um die 50.000 Euro. Auch die Versorgung mit Strom und Gas ist wesentlich günstiger als in Deutschland (Ungarn liegt am unteren Ende der Preisskala in Europa), und auch das Benzin ist mit ca. 1,50 Euro nach wie vor billiger als in vielen anderen EU-Staaten.

Um zudem den schon arg gebeutelten Geldbeutel der Bevölkerung zu schonen – denn um so etwas macht sich die ungarische Regierung Gedanken! – wurden kürzlich die Preise vieler Grundnahrungsmittel gedeckelt.

Auch die Fahrpreise im öffentlichen Nahverkehr sind immer noch sehr günstig. Was in Deutschland viele nicht wissen, ist, dass man in Ungarn ab 65 Jahren für den gesamten ÖPNV nichts mehr bezahlen muss. Egal ob Bus, Metro, Straßenbahn oder auch in der Bahn, landesweit gilt für Einheimische sowie für Touristen: einfach einsteigen und die Fahrt genießen.

Ungarn – das Land der Thermalbäder

So fahren wir auch gerne durchs Land und genießen die anderen vielen Vorzüge: Neben den ganzen touristischen Sehenswürdigkeiten lieben wir die herrlichen Thermalbäder. Zwar hat Ungarn keinen Meereszugang mehr, dafür mit insgesamt 1.300 weltweit die meisten Thermalquellen. Davon sprudeln allein 123 in Budapest, und mehr als 250 Thermen sind im Land verteilt – viele davon in herrlich antikem Stil und auch preislich interessant. So gibt es bei uns in der Nähe, in Héviz, mit 4,4 Hektar den größten Thermalsee der Welt, etwa so groß wie sechs Fußballfelder, der selbst im kalten Winter nie unter 25 Grad Celsius abkühlt und im Sommer bis zu 38 Grad Celsius warm wird [21] – und das ganz unabhängig vom Klimawandel bzw. vom Wetter…

Apropos Wetter: Auch das – wie sollte es anders sein – ist besser als in Deutschland. Es ist zwar nur geringfügig wärmer, aber – da Kontinentalklima – viel stetiger und konstanter: Im Sommer kann es wochenlang um die 30 Grad Celsius warm sein. Die warme Jahreszeit ist in der Regel auch länger und kann von März bis Oktober dauern. Leider kapitulierte in diesem Jahr sogar in Ungarn die Klimaerwärmung vor den Klimaklebern – der Mai war selbst hier viel zu kalt!

Deutsche Ärzte in Ungarn

Oft werde ich gefragt, wie die medizinische Versorgung hier ist. Da ich durch meine Covid-Erkrankung selbst stark betroffen war, weiß ich, dass die Ärzte durchweg sehr gut sind. Allerdings könnten die Krankenhäuser baulich moderner sein. Dafür gibt es hier durchweg mehr Pflegepersonal als in Deutschland.

Die Kosten für die medizinische Versorgung liegen auch weit unterhalb der deutschen, meine deutsche Krankenkasse war echt verblüfft [22], [11]. Das gilt im Übrigen auch für die sehr moderaten Preise privater Pflegeheime, was gerade für ältere Auswanderer besonders interessant ist.

Es gibt auch einen Grund, und nicht nur den finanziellen Aspekt, dass so viele Deutsche nach Ungarn kommen, um sich ihre Zähne sanieren zu lassen [23].

Und was viele in Deutschland nicht wissen: In Budapest gibt es eine hervorragende deutschsprachige Medizin-Universität, die von vielen deutschen Studenten besucht wird, die dann nach ihrer Ausbildung oft in Ungarn bleiben. Daher sprechen viele Ärzte Deutsch, was die Auswanderer sehr schätzen [24].

Da leben, wo andere Urlaub machen

Mittlerweile im dritten Jahr hier, haben wir unsere Auswanderung – wie die meisten anderen Deutschen – noch keinen einzigen Tag bereut, vor allem, wenn wir die täglich erschreckender werdenden Nachrichten aus Deutschland verfolgen.

Wir sagen uns: da leben, wo andere Urlaub machen! Denn es liegen auch so viele schöne Urlaubsziele vor der Tür und können an einem Tag besucht werden. Das auch außerhalb Ungarns: Wien, Bratislava, Zagreb, Venedig – an der kroatischen Adriaküste sind wir in drei Stunden. Auch Heimfahrten nach Deutschland sind mit dem Auto möglich, was für viele Auswanderer schon ein wichtiger Aspekt ist.

Auch kulturell und kulinarisch hat Ungarn so viel zu bieten. So fahren wir ab und zu nach Budapest zum Shoppen, ins Konzert oder ins schönste Opernhaus Europas und genießen die kulinarische Vielfalt.

So kann ich – wie viele andere Deutsche auch – nur sehr positiv über Ungarn sprechen und habe damit auch schon einigen Ausreisewilligen die Angst nehmen können, den Schritt zu wagen. Auch wenn es uns gar nicht so leicht fiel, Familie und Freunde zurückzulassen – man kann sie immer mal wieder besuchen.

Was tatsächlich viel schwerer wiegt, ist, die eigene Heimat, Deutschland aufzugeben. Doch wenn wir heute sehen, was mittlerweile daraus geworden ist, sind wir letztlich sehr froh und glücklich über diesen Schritt.

Titelbild: Krisztian Tefner/shutterstock.com

Weitere Infos: schoenauer.de [25], schoenauer.hu [26], ungarnreal.de [27], Conny Rückriegel: Willkommen in Ungarn, [28]


[«1] schoenauer.de/9-physik.htm

[«2] schoenauer.de/4-kabarett.htm

[«3] saarbruecker-zeitung.de/saarland/saarbruecken/detlev-schoenauer-zieht-gegen-blogger-uwe-caspari-vor-gericht_aid-39803515

[«4] schoenauer.de/pdf/DS-Stellungnahme-181028.pdf

[«5] saarbruecker-zeitung.de/saarland/kabarettist-detlev-schoenauer-politik-redet-fluechtlingsprobleme-klein_aid-34590929

[«6] schoenauer.de/stellungnahme.htm und schoenauer.de/reaktionen.htm

[«7] schoenauer.de/7-buchcds.htm

[«8] schoenauer.de/interview.htm

[«9] budapester.hu/

[«10] budapester.hu/feuilleton/die-menschen-hier-sind-offen-und-hilfsbereit/

[«11] schoenauer.de/pdf/Mein_Corona.pdf

[«12] t-online.de/unterhaltung/stars/id_91483352/kabarettist-detlev-schoenauer-nach-corona-erkrankung-im-koma.html

[«13] youtube.com/@detlevschoenauer/playlists

[«14] schoenauer.de/3-ungarn-glossen.htm

[«15] schoenauer.de/pdf/NZZ-Ungarn_Rechte_Rentner.pdf

[«16] sueddeutsche.de/politik/bahnen-aus-budapest-zug-aus-ungarn-mit-fluechtlingen-in-muenchen-angekommen-1.2628370

[«17] Rede des Präsidenten der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft Dr. Gerhard Papke: „Das gepflegte Zerrbild des modernen Ungarn“ gloria.tv/post/QXwqTWariha9466b3fbfHTSaN#5

[«18] budapester.hu/ausland/cpac-hungary-orban-wir-haben-das-gegenmittel/

[«19] schoenauer.de/pdf/BZ-Gastbeitrag-Kinderschutzgesetz.pdf

[«20] schoenauer.hu/pdf/Glosse-35.pdf

[«21] heviz.hu/de

[«22] schoenauer.de/pdf/Glosse-17.pdf

[«23] schoenauer.de/pdf/BZM23-02-Bericht_Rosenburg.pdf

[«24] semmelweis.hu/deutsch/

[«25] schoenauer.de/3-ungarn.htm

[«26] schoenauer.hu

[«27] ungarnreal.de/

[«28] connysflinkefeder.com/meine-Bucher/Willkommen-in-Ungarn/willkommen-in-ungarn.html

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