Anne-Will-Diskussionsforum veröffentlicht von Goebbels entlehnten Text – und zuckt dann ohne Erklärung zurück

Anne-Will-Diskussionsforum veröffentlicht von Goebbels entlehnten Text – und zuckt dann ohne Erklärung zurück

Anne-Will-Diskussionsforum veröffentlicht von Goebbels entlehnten Text – und zuckt dann ohne Erklärung zurück

Ein Artikel von: Redaktion

Thomas Arnold, Leser der NachDenkSeiten, berichtet von einem interessanten Vorgang. Er hatte die berüchtigte Sportpalastrede des Nazipropagandisten Goebbels mit geringer Aktualisierung an das Anne-Will-Diskussionsforum geschickt. Sein Bericht folgt. Er sagt einiges über den Zustand eines wichtigen Mediums. Albrecht Müller.

Liebe NachDenkSeiten,

mein Beitrag passt nicht so recht in die Leserbriefsparte, da er sich nicht auf einen NachDenkSeiten-Artikel bezieht. Ich möchte trotzdem hier von einem Experiment berichten, das mich selbst ein wenig erschreckt hat:

Im Diskussionsforum zur heutigen Anne-Will-Talkshow habe ich folgenden Beitrag geschrieben:

„Es ist verständlich, dass wir bei den groß angelegten Tarnungs- und Bluffmanövern des putinschen Regimes das Kriegspotenzial Russlands nicht richtig eingeschätzt haben. Erst jetzt offenbart es sich uns in seiner ganzen wilden Größe. Dementsprechend ist auch der Kampf, den die ukrainischen Soldaten im Osten zu bestehen haben, über alle menschlichen Vorstellungen hinaus hart, schwer und gefährlich. Er erfordert die Aufbietung ihrer ganzen nationalen Kraft. Hier ist eine Bedrohung der Ukraine und des europäischen Kontinents gegeben, die alle bisherigen Gefahren des Abendlandes weit in den Schatten stellt. Würden wir in diesem Kampf versagen, so verspielten wir damit überhaupt unsere geschichtliche Mission. Alles, was wir bisher aufgebaut und geleistet haben, verblasst angesichts der gigantischen Aufgabe, die hier der ukrainischen Armee unmittelbar und Europa mittelbar gestellt ist.”

Den Text habe ich wörtlich mit kleinen Anpassungen aus der berüchtigten Sportpalastrede von Josef Goebbels übernommen. Im Original lautet der Text:

Es ist verständlich, daß wir bei den groß angelegten Tarnungs- und Bluffmanövern des bolschewistischen Regimes das Kriegspotential der Sowjetunion nicht richtig eingeschätzt haben. Erst jetzt offenbart es sich uns in seiner ganzen wilden Größe. Dementsprechend ist auch der Kampf, den unsere Soldaten im Osten zu bestehen haben, über alle menschlichen Vorstellungen hinaus hart, schwer und gefährlich. Er erfordert die Aufbietung unserer ganzen nationalen Kraft. Hier ist eine Bedrohung des Reiches und des europäischen Kontinents gegeben, die alle bisherigen Gefahren des Abendlandes weit in den Schatten stellt. Würden wir in diesem Kampf versagen, so verspielten wir damit überhaupt unsere geschichtliche Mission. Alles, was wir bisher aufgebaut und geleistet haben, verblaßt angesichts der gigantischen Aufgabe, die hier der deutschen Wehrmacht unmittelbar und dem deutschen Volke mittelbar gestellt ist.“

Der von mir leicht veränderte Goebbels-Text wurde von der Redaktion des Anne-Will-Forums anstandslos veröffentlicht, bis ich folgende Antwort an das Diskussionsforum schickte:

„Es ist erschreckend, dass die Redaktion meinen Text freigegeben hat und noch erschreckender, dass Leser, vielleicht sogar Wähler der Grünen, ihm womöglich zustimmen. Warum? – Es handelt sich um ein nahezu wörtlich wiedergegebenes Zitat des Reichspropagandaministers Josef Goebbels aus seiner berüchtigten Sportpalastrede. Sind wir wieder so weit, dass die Worte eines der größten deutschen Naziverbrechers gesellschaftsfähig sind?”

Wie erwartet hatte die Redaktion des Diskussionsforums nicht die Größe, beide Texte zu veröffentlichen. Der veröffentlichte und freigegebene Text wurde umgehend entfernt, und die Antwort wurde natürlich auch nicht veröffentlicht.

Mit freundlichem Gruß
Thomas Arnold

Nachtrag Albrecht Müller: Eine Redaktion wie jene des Anne-Will-Forums kann sich durchaus mal vertun und in der Eile des Gefechts einen Text einstellen, der nicht ganz koscher ist. Schlimm ist, dass die Redaktion nicht die Größe hatte, die Gründe für das Löschen wenigstens anzudeuten, nachdem sie von Thomas Arnold auf die Quelle Goebbels hingewiesen wurde.

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