Baerbock: Die „Queen Of Kitsch“ und ihre Freunde in den Medien

Baerbock: Die „Queen Of Kitsch“ und ihre Freunde in den Medien

Baerbock: Die „Queen Of Kitsch“ und ihre Freunde in den Medien

Ein Artikel von: Tobias Riegel

Hinter Tränen und anderen emotionalen Inszenierungen wird eine eiskalte Politik weichgezeichnet – von Waffenlieferungen über Wirtschaftssanktionen bis zur Kriegsverlängerung. Diese Taktik der Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) kann nur mit der Hilfe wohlgesonnener Journalisten funktionieren. Aktuelle Berichte in einigen großen Medien verdeutlichen aber trotzdem – möglicherweise unfreiwillig – die Tragik, die die Amtsführung Baerbocks für die Bürger bedeutet. Ein Kommentar von Tobias Riegel.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Außenministerin Annalena Baerbock leitet einen permanenten PR-Zirkus in eigener Sache. Bei der Nutzung von politischen Krisen als Bühne für eine emotionale Inszenierung der eigenen Person kennen die grüne Politikerin und ihre Berater kaum noch Grenzen. Um diesen Zirkus zu befriedigen und um sich durch hypermoralische Posen ins rechte Licht zu rücken, werden von der Außenministerin gravierende Folgen für die Bürger hierzulande mutmaßlich billigend in Kauf genommen.

Das ist eine der Botschaften, die hängenbleiben, wenn man die aktuelle ZDF-Produktion „Mensch Baerbock“ gesehen hat. In dieser insofern interessanten „Zwischenbilanz“ fragt Falko Korth: „Kann sie das? Diese Frage begleitet Annalena Baerbock im Dezember 2021 ins Amt der Außenministerin der Bundesrepublik Deutschland.“

Die Wahrnehmung der Doku kommt auf die Zielgruppe an: Anhänger Baerbocks werden sie als Beweis für das unermüdliche Engagement ihres Idols ins Feld führen und der Beitrag trägt zumindest einige Züge von Hofberichterstattung. Mir dagegen erscheint der ZDF-Beitrag wie ein ziemlich unvorteilhaftes Porträt einer einerseits unfähigen, aber andererseits extrem ehrgeizigen Spitzenpolitikerin, die dem Ansehen ihres Landes schwer schadet.

„Nicht nur so diplomatisch rumschwurbeln“

Die Grüne Claudia Roth sagt in dem Beitrag, dass Baerbock „nicht nur so diplomatisch rumschwurbeln“ würde. Sie meint das als Kompliment und anscheinend als Beschreibung der vorherigen Praxis. Diese Praxis des Auswärtigen Amtes hat sich unter Baerbock allerdings gehörig geändert – aber nicht zum Besseren, eher entwickelt sich das Auswärtige Amt in Richtung einer undiplomatischen und moralisch anmaßenden Krawallbude. Eine bedenkliche Leichtfertigkeit in der Kommunikation bricht sich Bahn, bei der Russland mal eben der Krieg und Chinas Staatschef zum Diktator erklärt wird – als gäbe es kein Morgen und als bräuchte Deutschland nur noch das Wohlwollen der USA in der Welt.

Screenshot ZDF

Selbstverständlich ist ein indirektes Fazit des Films, dass sie „es kann“ – dafür müssen allerdings all die schweren Irritationen, die Baerbock in der Welt hinterlässt, hinter dem „Menschen Baerbock“ verschwinden. Die Autoren des Films geben insofern der geschickten Kitsch-Propaganda des Auswärtigen Amtes unter Baerbock streckenweise auch eine Bühne.

In dem Beitrag kommen aber durchaus Kritiker der Außenministerin zu Wort, etwa Sahra Wagenknecht. Auch wird die exzessive Praxis des Baerbock-Trosses thematisiert, gefühlvolle Symbolik zu inszenieren und für die Darstellung der eigenen Person zu nutzen. Unterm Strich wird die Politikerin in der ZDF-Produktion aber allein dadurch weichgezeichnet, dass die von Baerbock mitzuverantwortenden politischen Entwicklungen (etwa zum Ukrainekrieg) im Film vernebelt werden.

Wie an vielen anderen Stellen werden auch beim ZDF zwar begangene „Fehler“ Baerbocks und nebensächliche Anekdoten thematisiert, sie bilden aber nur einen pseudokritischen Vorhang, hinter dem der harte Charakter und die Motivation der grünen Außenpolitik verschwindet. Denn die zielgerichtete Politik hinter den gefühlvollen Inszenierungen und hinter den von Baerbock auf dem Weg zur Spitze begangenen „Fehlern“ ist als hochproblematisch zu bezeichnen: Zumindest ein Teil der irrational erscheinenden Entscheidungen der Ampel erklärt sich durch die Unterwerfung unter wirtschafts- und geopolitische US-Interessen zulasten der Bürger hierzulande. Der Ausdruck „Fehler“ führt teilweise in die Irre, denn einige Ergebnisse der Anti-Diplomatie Baerbocks (etwa eine fortgesetzte Feindschaft gegenüber Russland) sind mutmaßlich gewollt.

Gefühle und Waffenlieferungen

Die Praxis, die Politik der Ampelregierung mithilfe einer emotionalen Atemlosigkeit von ihren Folgen für die Bürger zu trennen und diese Folgen stattdessen „multiplen Krisen“ zuzuschreiben, die anscheinend einfach so vom Himmel fallen, wurde vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk erst kürzlich in der aufwendigen Hofberichterstattung „Ernstfall – Regieren am Limit“ in neue Höhen getrieben.

Auch wenn die aktuelle Zuspitzung in Nahost und Baerbocks zeitweise harte Haltung gegen eine Waffenruhe in Gaza nicht in dieses Muster passt – es ist ein wiederkehrendes Phänomen der Bundesregierung: Durch Verweigerung von Diplomatie und einen selber vorangetriebenen Wirtschaftskrieg entstandene Krisen werden als höhere Gewalten ausgegeben, denen man sich heldenhaft entgegenstellt. Dass viele Journalisten diesen Mythos immer noch stützen, ist unseriös. Im Falle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks verstößt diese Art von Abschirmung meiner Meinung nach gegen das Neutralitätsgebot.

Screenshot ZDF

Die „Königin des Kitsches“

Baerbock ist als die „Queen of Kitsch“ zu bezeichnen: Kein anderer Politiker drückt so skrupellos öffentlich auf die Tränendrüse. Kein anderer Politiker betont so penetrant die eigene Leistung, Kinder auf die Welt gebracht zu haben. Überhaupt die Baerbock-Kinder: Kürzlich berichtete die Bild von einem Baerbock-Besuch in Israel:

„Baerbock, die selbst zwei Kinder hat, versucht, das Grauen in Worte zu fassen, ihre Stimme stockt: „Wenn man die Bilder sieht und sich vorstellt, es wären die eigenen Töchter – ich weiß nicht, wie Sie die Kraft finden, hier überhaupt sitzen zu können.“

Baerbocks Tränen kamen auch bei einem Auftritt bei Anne Will zum Einsatz:

„Dabei kämpfte die Außenministerin sichtlich mit den Tränen: ‚Wenn man das hört und spürt, dann hat man immer wieder dieses Gefühl: ‚Mein Gott, das könnten wir alle sein‘, sagte sie, während ihre Stimme brach.“

Zu erwähnen wäre auch dieser aktuelle Kommentar im Deutschlandfunk, der ebenfalls eine Pseudo-Atemlosigkeit erzeugt, hinter der konkrete Politik verschwimmt – auch hier nimmt Baerbock Bezug auf ihre eigene Rolle als Mutter. Baerbocks Praxis des öffentlichen Weinens geht zurück bis (mindestens) 2019, wie Medien berichten, auch hier wurden schon die eigenen Kinder thematisiert:

Screenshot WELT

Dass Baerbock auf der anderen (realen) Seite eine zum Teil eiskalte Politik vorantreibt, wird wie gesagt erfolgreich hinter dem tränenreichen Polit-Theater versteckt – und viele Journalisten helfen der Außenministerin dabei. Denn wie passt die kriegsverlängernde Politik Baerbocks bezüglich der Ukraine und die Einstellung gegen Waffenruhen in Gaza zum Bild der weinenden Mutter und ihrer „feministischen Außenpolitik“?

Die Politiker, die Tränen und die selektiven Inszenierungen

Die Emotionalisierung der Außenpolitik hat nicht nur den hier beschriebenen ablenkenden Charakter: Die Tränen werden ja außerdem sehr selektiv vergossen, die Auftritte sind darum immer mit einer fragwürdigen Überbetonung eines bestimmten (oft individuellen) Leids verbunden – diese Aufmerksamkeit wird etwa Opfern der US-Außenpolitik nicht so oft zuteil. Zu guter Letzt unterstelle ich Baerbock (ohne dafür Beweise zu haben), dass einige der emotionalen Auftritte mindestens teilweise gespielt sind. Weil die Außenministerin in dieser Inszenierung der eigenen Gefühle aber momentan unerreicht ist, kann man sie durchaus zur aktuellen Königin des Kitsches in der deutschen Politik adeln.

Es ist tragisch: Die Welt ist im Wandel, mit all den Chancen und Gefahren – und Deutschlands Repräsentantin ist Annalena Baerbock:

Screenshot ZDF

Titelbild: Screenshot ZDF

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