IMK: Die Arbeitsmarktreformen spielen beim Abbau der Arbeitslosigkeit keine große Rolle

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Die Ökonomen des IMK, Gustav Horn, Camille Logeay, Diego Stapff verglichen in einer Studie [PDF – 276 KB] die Entwicklung von Arbeitslosigkeit und Beschäftigung im aktuellen Konjunkturverlauf mit der im Aufschwung zuvor. „Zwar ist der jüngste Aufschwung – wie gewünscht – zuletzt beschäftigungsintensiver geworden als der vorherige“, stellt das IMK fest: Es werde mehr gearbeitet. Allerdings schlage sich dies nicht in der Zahl der Beschäftigten nieder. Stattdessen arbeiten diejenigen mehr und länger, die bereits Arbeit haben. Die Unternehmen nutzen eher längere Arbeitszeiten, bevor sie neue Beschäftigte einstellten.

Würden die Reformen der vergangenen Jahre so greifen wie geplant, müsste die Erholung am Arbeitsmarkt dieses Mal kräftiger und rascher ausfallen. Schließlich sei der Anreiz größer geworden, auch niedrig entlohnte Arbeit anzunehmen. Auch müsste die Bundesagentur für Arbeit Arbeitsuchenden eigentlich schneller in einen Job vermitteln.

Der stärkere Druck auf Arbeitslose habe jedoch nicht für mehr Beschäftigung gesorgt: Insgesamt seien im derzeitigen Aufschwung gut eine halbe Million neue Arbeitsplätze entstanden, davon gut 400.000 für abhängig Beschäftigte. Der letzte Aufschwung habe hingegen mit 1,3 Millionen mehr als doppelt so viele neue Stellen gebracht.

Die Studie zeigt, dass die Flexibilisierung der Arbeitszeiten in einem Konkurrenzverhältnis zur Einstellung neuer Mitarbeiter stehe: Die Überstunden hätten zu- und die Kurzarbeit abgenommen. Beschäftigte mit Arbeitszeitkonten arbeiten jetzt schlichtweg mehr als bisher.

Im Unterschied zum vorherigen Konjunkturverlauf steige nun die Teilzeitquote weniger rasch als bisher. Stattdessen steige die Arbeitszeit der Teilzeitbeschäftigten, die Zahl der Minijobs gehe zurück. Diese Flexibilisierung komme jenen Beschäftigten zugute, die bislang nicht im gewünschten Umfang arbeiteten und nun ihre Arbeitszeit erhöhen könnten, nicht aber den Arbeitslosen.

Der Aufschwung helle die über Jahre hinweg triste Lage am Arbeitsmarkt in Deutschland merklich auf. Es zeige sich – wie schon im vergangenen Zyklus –, dass eine solche Dynamik sich allein durch ein kräftiges Wachstums entfalten könne

Die Arbeitslosigkeit gehe – wie erwünscht – etwas stärker zurück; jedoch weniger durch einen Wechsel in Beschäftigung, als durch eine Verringerung des Arbeitsangebots.

Insgesamt hab sich der Abbau der Arbeitslosigkeit im Vergleich zu früheren Zyklen nicht entscheidend erhöht.

Die dargestellten Ergebnisse könnten sich im weiteren Verlauf des Aufschwungs noch ändern. Insbesondere sei zu erwarten, dass mit der Dauer des Aufschwungs auch Arbeitslose zunehmend von ihm profitieren.
Schon allein deshalb sei es von überragender Bedeutung, die Fortsetzung des Aufschwungs wirtschaftspolitisch zu fördern. Dies gelte vor allem für die Geldpolitik, die den Aufschwung nicht frühzeitig durch zu starke Zinsanhebungen abbremsen dürfe.