Osterimpressionen zum Thema Krieg und Medien

Ein Artikel von:

Die NachDenkSeiten erhielten interessante Mails mit Impressionen zu den Ostermärschen und zur Berichterstattung unserer ehrenwerten Medien. In der ersten „Osterimpression“ skizziert eine NachDenkSeiten-Leserin ein Gespräch mit ihrer Zeltnachbarin. Im zweiten Leserbrief wird die offensichtlich manipulierende Berichterstattung von ZDF und WDR skizziert und verlinkt. Die Berichterstattung war geradezu meisterhaft dem Instrumentenkasten für Manipulationen entnommen: selektive Wahrnehmung, Spaltung des Gegners, Berufung auf sogenannte Experten usw. Albrecht Müller.


1. Leserbrief

Osterimpression zum Thema Krieg und Bundeswehr

Liebe Redaktion der Nachdenkseiten,

eine von mir heute erlebte Situation zum Thema Krieg im O-Ton. Wenn es nicht so tragisch wäre, könnte es für die Satire-Seite sein.

(weiter)

Gespräch mit Zeltnachbarin am Ostermontag 2023 Campingplatz Malente:

Nachbarin: “Unser Sohn ist jetzt bei der Bundeswehr. Da kann er schießen. Das wollte er schon immer. Im Kindergarten gabs Probleme, in der Schule gabs Probleme. Der hat sich gleich für 8 Jahre verpflichtet.”

Ich: “Dann macht er sich jetzt bestimmt Sorgen wegen des eskalierenden Ukrainekrieges?”

Nachbarin: “Nee, der würde am liebsten da gleich rüber an die Front!”

Ich: “Und wie geht es ihnen damit?”

Nachbarin: “Ich versuche das möglichst zu verdrängen. Einer muss es ja tun!”

Ich: “Äh, nee! Muss nicht!
Wenn es keiner täte, dann hätten wir keine Kriege!”

Nachbarin: (Guckt irritiert..zögert..wiederholt dann:)”…Einer muß es ja tun!”

Mit vielen Grüßen aus Hamburg
Antje Schellner


2. Leserbrief

Liebe Redaktion, lieber Albrecht Müller,

unter der Überschrift „Aufklärung über die Manipulation von …“ hatten Sie bereits mehrere Beiträge veröffentlicht. Wir möchten Sie mit den folgenden Zeilen auf die fragwürdige Berichterstattung des ZDF (aber nicht nur) zum Ostermarsch hinweisen.

In Frankfurt – wir waren vor Ort – ergab sich auf dem Römerberg ein Bild, wie wir es seit Jahren kennen: Pace-Fahnen, Picassos Friedenstaube, Transparente der VVN, Gewerkschaften usw. Die Ostermarschbewegung, wie wir sie kennen. Unter die rund 4.000 Teilnehmer hatte sich lediglich ein Mann mit blau-gelber Fahne gemischt und ein Vater mit Kind (!) zog mit einem blau-gelben Schild mit der ultranationalistischen Parole „Slawa Ukrajini“ in den hinteren Reihen seine Runden. Zu diesem Zeitpunkt haben wir mit uns selbst gewettet, dass dieser Mann ins Fernsehen kommt. Bereits in einem ersten Kurzbericht (knapp 1 Minute) zeigte das ZDF tatsächlich den Mann, um die Behauptung zu untermauern, dass die Friedensbewegung gespalten sei.

Zwei Stunden später hatte das ZDF den Bericht ersetzt. Sie hatten tatsächlich noch einen dritten Mann gefunden, der mit Ukraine-Fahne ausgestattet Frieden mit Waffen schaffen wollte. Auch bei den weiteren Angeboten in der Themenübersicht zum Ostermarsch wird fleißig in diese Kerbe der „Spaltung“ gehauen.

zdf.de/nachrichten/politik/ostern-ostermarsch-ukraine-krieg-waffen-bundeswehr-100.html

Ursula Schröder, vom ZDF als Wissenschaftliche Direktorin des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik vorgestellt, darf die aktuelle Ostermarschbewegung als kleine Minderheit mit radikalen Forderungen brandmarken. Im verschriftlichten Interview versteigt sie sich zu der Behauptung: „Und es gibt natürlich Instrumentalisierungspotenzial bei den Ostermärschen in diesem Jahr, weil die Forderungen, ‚die Waffen nieder‘, Waffenstillstände, ‚Frieden schaffen, ohne Waffen‘ auch Forderungen sind, die teilweise aus dem rechten Spektrum instrumentalisiert worden sind.“

Wenn man diese alten Ostermarsch-Forderungen jetzt mit rechts verknüpft, dann schafft man sich wie Ursula Schröder eine Welt nach eigenem Gusto und redet die Spaltung förmlich herbei. In Frankfurt hat sich übrigens unter großem Beifall der Kundgebungsmoderator deutlich von rechts abgegrenzt, indem er auf den Mann mit der „Slawa Ukrajini“-Parole verwies und auf Infos zu diesem rechtsnationalistischen Gruß hinwies.

Freundlich-friedliche Grüße

B. Kubin und W. Gerlach
Übrigens: „Spaltung der Friedensbewegung“ auch beim WDR


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