Leserbriefe zu „Daniele Ganser im Gespräch mit Albrecht Müller“

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In diesem Beitrag spricht Albrecht Müller mit dem Schweizer Friedensforscher und Autor Dr. Daniele Ganser. Er sei immer wieder Ziel heftiger medialer Angriffe – gerade in den letzten Wochen von einflussreichen etablierten Medien Deutschlands. Offensichtlich störe, „dass er auf die Verantwortung des Westens für viele schreckliche Kriege aufmerksam macht“. Auch für den Krieg in der Ukraine verweigere Ganser die einseitige Schuldzuweisung. Im Gespräch wird über „den erkennbaren Verlust demokratischer Toleranz gegenüber Andersdenkenden“ und vor allem über die Kriegsgefahr diskutiert. Wir haben hierzu interessante Leserbriefe bekommen. Danke. Für Sie zusammengestellt von Christian Reimann.


1. Leserbrief

Sehr geehrtes Team der NDS,
Sehr geehrter Herr Müller,

im Gespräch geht Daniele Ganser davon aus, dass die Ukraine aktuell “selten oder nie” russisches Territorium bzw. Nachschubwege der russischen Armee bombardiert (ab Minute 37 ff). Das würde ggf. die Gefahr eines Bündnisfalles der NATO deutlich erhöhen.

Der Teil meiner russischen Familie wohnt in der Oblast Belgorod, nahe der russisch/ukrainischen Grenze. Belgorod gilt als Sammelpunkt für die Versorgung der russischen Armee an der Front und wird  bereits seit Monaten nahezu täglich mit Raketen und Drohnen etc. beschossen. Das gilt sowohl für die Millionenstadt Belgorod als auch für die umliegenden Kommunen nahe der Grenze. Bei den Angriffen wurden bereits russische Zivilisten getötet und verletzt. Selten gibt es hierzu  Meldungen in den westlichen Medien.

Die rote Linie ist bereits überschritten – diese Entwicklung ist wirklich brandgefährlich!

Herzliche Grüße 
von ihrem Leser Klaus Herrmann

Anmerkung Daniele Ganser: Lieber Herr Herrmann

Das wusste ich nicht, dass Belgorod praktisch täglich beschossen wird. Ich hatte den Eindruck, das ist einmal oder zweimal passiert in den letzten 12 Monaten. Aber dann liege ich da falsch. Danke für diese wichtige Information. Brandgefährlich.

Beste Grüsse
Daniele Ganser


2. Leserbrief

Sehr geehrtes NDS Team,

Die Aktionen gegen Daniele Ganser zeichnen sich durch etwas besonderes aus: 

Wir hören seit Monaten im konzentrierten Dauerfeuer wie überaus wichtig unsere westliche Wertegemeinschaft mit ihrer Freiheit, Demokratiegehalt und Menschenrechtsverteidigung ist.

Die freie Meinungsäußerung sollte wohl dazugehören.

Die Realität ist aber: Die Demokratischen Werte werden verteidigt durch ihren Abbau.

Dass dieser absurde Zustand von einem rational denkenden Hirn nicht nachvollziehbar ist, aber in der heutigen Zeit nur den wenigsten auffällt, darf als Beweis gelten für die zerstörerische Kraft von Propaganda.

Es mag verrückt klingen, aber Propaganda hat soviel Kraft, dass sie imstande wäre Menschen zu überzeugen dass die Sonne um die Erde dreht und der Mond aus Emmentaler Käse besteht.

Mit freundlichem Gruß
Patrick Janssens


3. Leserbrief

Sehr geehrte Redaktion, sehr geehrter Herr Ganser,

zunächst möchte ich diese Gelegenheit nutzen, Herrn Ganser für seinen unermüdlichen Aufklärungseinsatz in diesen Fragen zu danken.

Ich möchte außerdem einmal die Kenntnis um die Vorgänge in der Ostukraine beginnend mit dem Putsch von 2014 aber spätestens wenige Jahre danach, als die massive Verfolgung der russischsprachigen Bevölkerung begann und nach Separationsbemühungen der östlichen Landesteile der Ukraine in einem Bürgerkrieg mündeten in Verbindung bringen mit der immer noch aufrecht gehaltenen Forderung eines Sieges der Ukraine und damit die Wiederherstellung der Grenzen vor 2022 plus der Krim.

Wenigstens für die russischsprachigen Menschen in diesen Gebieten muß diese Forderung doch wie die Durchsetzung der Zerschlagung der Freiheitsbemühungen mit Hilfe der Nato vorkommen. Faktisch wird hier doch eine faschistische Staatsräson (ich habe dieses Wort immer gehasst und finde es toll es in diesem Zusammenhang verwenden zu können) gegen einen Teil der Bevölkerung desselben Staates und mithin eine Vertreibung derselben über den Vorwand der Unterstützung eines Landes gegen einen externen Aggressor unterstützt. Wie muß sich ein davon betroffener Mensch fühlen wenn er solche Forderungen hört. Ich denke ich hätte große Angst.

Gemeinhin finde ich, dass in allen Diskussionen viel zu wenig zwischen Staat und Volk unterschieden wird. Staat und Volk sind eben nicht das gleiche. Ein Staat ist immer ein Herrschaftssystem über ein Volk und als solches in meinen Auge niemals unterstützenswert (aber hauptsächlich das passiert). Nie schaut jemand auf die Menschen.

Noch etwas macht mir bei der aktuellen Lage große Sorge. Wir wissen, was für Folgen der Einsatz von Munition mit abgereichertem Uran im Irak hatte. Keiner weiß wie lange die Menschen dort noch unter der massiven Verseuchung ihres Lebensraums zu leiden haben. Und die Ukraine ist die KORNKAMMER EUROPAS. Eine nachhaltige Verseuchung dieser Erde kann doch nicht mal der ukrainische Staat wirklich wollen??? Insbesondere unter Berücksichtigung der Klimakrise sollten wir doch um alle fruchtbaren Ackerflächen kämpfen und nicht diese mutwillig zerstören.

Hochachtungsvoll und mit den allerbesten Grüßen
Georg Hopp


4. Leserbrief

Sehr geehrter Her Müller,

zu Ihrer Einleitung möchte ich kurz bemerken:

„Es gab mal kritische Journalisten“

Herr Müller, es gibt sie immer noch, wir sollten Sie aber nicht in der ARD oder ZDF sowie bei RTL suchen.

Ich habe eine reiche Auswahl an unterschiedlichen Redaktionen Autoren und Plattformen, will sagen es mangelt doch an nichts.

Hintergründe, Fakten, Analysen und Meinungen. Ich kann nicht alle nennen die mich mit Fachwissen versorgen wie ein Markus Fiedler oder Norbert Häring und und und..

Meine Linkliste war noch nie so lang. Eine Aufzählung würde hier den Rahmen sprengen. Sie bewerten die GEZ Medien zu hoch.

Wir sollten nicht die Menge der Worte ( Verbale Inkontinenz ) bewerten sondern den Inhalt und den Informationsgehalt.

Wenn ich diese gewichte bleibt der ARD noch der lokale Wetterbericht und etwas Unterhaltung zB Martin Rütter, oder der kleine Rabe Socke.

Durch die Vielzahl der Quellenangaben ist in meiner Liste alles überprüfbar.

Im Falle des Zweifels kann ich mit einer Radaktion oder mit einem Autor, Beitragsschreiber in Kontakt treten.

Die GEZ Medien behaupten, schimpfen und füllen ihre Feder mit Gift aber sie machen sich lächerlich, schlimmer noch, sie machen sich unglaubwürdig.

Ja, sie wissen es auch das sie als Medium benutzt werden, aus diesem Grund werden alle Beiträge in der Mediathek gelöscht. Beweise vernichten,so würde es ein Kriminalist wohl nennen.

Aus gegebenen Anlass noch einen Videohinweis.

Ein Interview mit Prof. Michael Meyen im Berlinstudio von AUF1 „Die Wahrheit ist immer ein Punkt, an dem die Lügen zerschellen“

odysee.com/@AUF1:6/b5ac2612-ed38-4647-83a7-bd454f6fee4e-720:2

Vielen Dank an alle die mich sehr gut versorgen.
Harald Norkus


5. Leserbrief

Liebes Nachdenkseiten-team,

grundsätzlich mal ganz herzlichen Dank für eure unschätzbar wertvolle Arbeit. Ihr seid längst ein sehr wichtiges Alt-news-Medium, das nicht mehr wegzudenken ist.

Daniele Ganser ist mir im Internet bereits 2013 über den Weg gelaufen, seitdem habe ich zahlreiche seiner Vorträge und Interviews gehört bzw. verfolgt.

Vor einem Jahr kam aber ein Interview mit ihm heraus (hab leider vergessen genau wo), in dem es um den damals neu begonnenen Ukraine-Krieg ging. Ich war ehrlich gesagt ziemlich erschüttert, als Daniele Ganser mit vollster Überzeugung gesagt hat (und zwar mehrere Male!) dass die Nazis in der Ukraine „eindeutig Putin’s Propaganda“ seien. Weil der Moderator das eben genau wissen wollte und nachgefragt hat, hat Herr Ganser seinen Standpunkt nochmals deutlich wiederholt: „dass es in der Ukraine westlich finanzierte Nazis geben soll, ist hundertprozentig russische Propaganda“.

Frage: seht ihr das auch so?

Ist euch eigentlich klar, dass (falls Herr Ganser in diesem Punkt nicht endlich zur Vernunft gekommen ist) Herr Ganser in diesem Punkt nicht nur komplett falsch liegt und sich was in die eigene Tasche lügt, sondern auch genauso Tatsachen verdreht, wie er es eigentlich seinen Gegnern seit Jahren vorwirft.

Eine etwas sehr irritierende Einstellung dieses Historikers, den ich eigentlich sehr schätze.

Beste Grüße
Oliver Wendt

Anmerkung Albrecht Müller: Lieber Herr Wendt,

Es wäre schon gut, Belege zu haben, um notfalls Daniele Ganser auch direkt zu fragen. Aber mit Vermutungen alleine kann ich das nicht machen.

Mit freundlichen Grüßen
Albrecht Müller


6. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,
 
Ich bin seit Jahren täglicher Leser der Nachdenkseiten. Vielen Dank für die von Ihnen mit Herrn Ganser geführte Diskussion. Ich persönlich halte Herrn Ganser für einen der besten Analytiker im deutschsprachigen Raum und verfolge seit Jahren alles, was man von ihm lesen kann.
 
Bewegt diesen Brief zu schreiben, hat mich eine Frage am Rande der Diskussion. Sie erwähnten, das Sie Mitglied der SPD sind. Ich selbst war weder in der DDR, noch im gemeinsamen Deutschland Mitglied einer Partei. Ich stand also nie vor der Frage, wie lange trägst Du hier für eine Partei Dinge mit, mit denen Du dich eigentlich nicht mehr gemein machen willst. Ich kann mich erinnern, dass in den späten 80ern, also in der Gorbatschow Phase, Kollegen, die Mitglied der SED waren, ihr Parteibuch abgaben. Für sie war der Punkt erreicht, wo sie sich sagten, jetzt reichts endgültig.
 
Die SPD ist die mit Abstand älteste Partei in Deutschland und hat in Ihrem Dasein die verschiedensten Phasen durchgemacht. Die SPD von heute mit einem Kanzler Scholz hat aus meiner Sicht nichts, aber auch gar nichts mit der von Brandt, Schmidt und Bahr gemein. Nur der Name ist geblieben. 
 
Die SPD hat die Bombardierung von Jugoslawien 1999 zu verantworten. Hier sind mir neben Fischer von den Grünen, die Namen Schröder und Scharping in schlimmer Erinnerung. Die SPD ist auch heute federführend mit Scholz dabei uns in Abgrund zu führen. Für mich scheint es irgendwie kein Zufall zu sein, wenn die sogenannten Eliten die Drecksarbeit gerne der SPD und den Grünen übertragen.
 
Meine Frage an Sie, Herr Müller, wie lange kann man täglich hervorragende Arbeit für die Nachdenkseiten leisten und gleichzeitig Mitglied einer solchen Partei sein? 
 
Wenn Sie meinen Brief nicht für eine Veröffentlichung vorsehen, wäre ich Ihnen auch für eine kurze persönliche Antwort dankbar. Es interessiert mich wirklich sehr.
 
Mit besten Grüßen
W. Ahrens

Anmerkung Albrecht Müller: In der Tat hat die SPD ihre friedenspolitische Einstellung und damit auch ihre guten Entscheidungen in der Vergangenheit verraten. Mit der Agenda 2010 hat sie sich auch von ihren sozialen gesellschaftspolitischen Vorstellungen weit entfernt. Dass ich noch Mitglied bin, hat mit zweierlei zu tun: es gibt in der SPD gerade auch hier in der Region eine größere Zahl von Mitgliedern, die sich den ursprünglichen politischen Vorstellungen verpflichtet fühlen. Diese will ich nicht alleine lassen. – Außerdem: von welcher Partei ansonsten können Sie heute noch das Richtige in der Friedens- und Gesellschaftspolitik erwarten? Von den Grünen? Von der FDP? Von der Linkspartei? Nicht mal von dieser. – Unser Land ist aber politisch so organisiert, dass die Parteien eine große Rolle spielen. Also können wir nur daraufsetzen, über diese noch positive Veränderungen zu erreichen. Und: Wenn jemand erklärt, er sei stolz darauf, nie in einer Partei gewesen zu sein, dann kann ich nur staunen.

Ich gebe zu, diese Erklärung klingt etwas hilflos. Aber was ist die Alternative?


7. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller, sehr geehrter Herr Ganser,

vielen Dank für dieses wieder sehr interessante Gespräch!

Lediglich mit der Aussage “Weil die Gefahr von Atomkrieg und NATO-Bündnisfall nicht Null ist, mache ich mich so stark für Friedensverhandlungen” tue ich mich etwas schwer:

Im Risikomanagement ist es ja üblich, die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Schadenereignisses und die Größe des Schadens separat zu erfassen und (z.B. für eine spätere Vergleichbarkeit) zu multiplizieren. Das Ergebnis bezeichnet dann die Größe der Gefahr und ermöglicht eine Vergleichbarkeit mit anderen Gefahren.

Was die Eskalation zum Atomkrieg anbelangt, sagen zahlreiche Experten (die also z.B. die entsprechenden militärischen Planspiele kennen), dass dieser nicht “beherrschbar” wäre, da auf jeder Seite die Eskalation der Antwort Teil der Abschreckungsstrategie ist. Und selbst wenn es während der Eskalationsspirale ein zurückschrecken gäbe, könnte es bereits zu spät sein: Am Beispiel der Atommächte Pakistan und Indien wurde einmal untersucht, was die Folgen wären, wenn beide Seiten ihr (im Vergleich zu Nato und Russland vergleichsweise kleines) nukleares Arsenal einsetzen würden: Demnach wäre ein weltweiter sogenannter nuklearer Winter die Folge, mit katastrophalen Folgen für das gesamte Ökosystem und für die Menschheit im besonderen.

Da im Falle eines Atomkrieges aber eben nicht nur alle existierenden Leben ausgelöscht werden, sondern auch alle Generationen, die zukünftig ohne Krieg noch geboren worden wären, ihre Chance auf ein Leben niemals erhalten, wäre der Schaden, mathematisch gesprochen, im Unendlichen.

Dass ein Produkt unendlich wird, wenn einer der Faktoren unendlich ist, haben wir alle schon in der Schule gelernt.

Die Gefahr, die von einer Eskalation zum Atomkrieg ausgeht, ist also nicht nur “nicht Null”, sondern sie ist unendlich groß!

Ich habe den Verdacht, dass die buchstäblich unfassbare Größe dieser Gefahr bei vielen Menschen schlicht zu einer Verdrängungsreaktion führt.

3 Fazits:

  1. Die Nato-Strategie eines eventuellen Ersteinsatzes von Atomwaffen muss verboten werden (selbst im US-Film “The day after” ist es die Nato, die den Atomkrieg mit dem Einsatz von drei taktischen Sprengköpfen beginnt). Gerade, wenn man sich selbst für den Klügeren hält, wäre es essentiell, hier ausschließlich auf deeskalierende Reaktionen zu setzen – alles andere ist komplett unverantwortlich!
  2. Ein Atomwaffeneinsatz hat endlich als das bezeichnet zu werden, was es ist: Ein Kriegsverbrechen!
    Nachzuschauen beispielsweise hier: de.wikipedia.org/wiki/Kriegsverbrechen#Völkerrechtlich_strafbare_Kriegsverbrechen
    Nicht nur einige, sondern fast alle Kriterien für ein Kriegsverbrechen sind beim Atomwaffeneinsatz gegeben. Und einige Kriterien sind nur deshalb nicht gegeben, weil die Wirkung von Atomwaffen so zerstörerisch ist, dass das Kriterium gar nicht mehr greift: So kommt nach einem Atomwaffeneinsatz bestimmt niemand auf die Idee, am (verstrahlten) Ground Zero zu plündern – und vergewaltigen kann man dort auch niemanden mehr.
  3. Ich wundere mich seit Jahren darüber, dass die gesamte Menschheit anscheinend bereit ist, gemeinsam in den Tod zu gehen, nur weil einer von einigen wenigen alten Männern (bildlich gesprochen) mal so richtig schlecht geschlafen hat. Das muss endlich aufhören!

Mit großem Dank für die Nachdenkseiten und für Herrn Gansers Engagement,
Mark Bertsch


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