Leserbriefe zu „Karlspreis – Kriegswütiger Namensgeber und gegründet von einem elitären Zirkel ehemaliger NSDAP- und SA-Mitglieder“

Ein Artikel von:

Florian Warweg thematisiert hier die politischen, ideologischen und auch historischen Hintergründe des „Internationalen Karlspreises“. Der soll am 14. Mai 2023 an den Präsidenten der Ukraine und an das ukrainische Volk für die „Verteidigung von Europa und der europäischen Werte“ verliehen werden. „Sachsenschlächter“ Karl der Große ist Namensgeber. Der sei historisches Vorbild für Hitler und ebenso Namensgeber einer SS-Division gewesen. Die „illustren“ Gründer des Karlspreises würden aus NSDAP, SA und dem NS-Dozentenbund stammen. Der Karlspreis war „von Beginn an als ein gegen den sowjetischen Raum gerichtetes Propagandainstrument im beginnenden Kalten Krieg gedacht“. Zu den bisherigen Preisträgern würden Kriegsverbrecher und Kalte Krieger wie z.B. Henry Kissinger zählen. Wir danken für die interessanten E-Mails. Christian Reimann hat hier für Sie eine Auswahl der Leserbriefe zusammengestellt.


1. Leserbrief

Lieber Florian Warweg!
 
Großen Dank für diesen umfassenden Artikel zum Aachener Karlspreis, der eindrücklich und belegt aufzeigt, dass der Karlspreis von Anfang an ein Mittel im „Schicksalskampf“ gegen die gigantisch böse Macht im Osten zur „Rettung der abendländischen Kultur“ war und nach wie vor ist. Die historische ‘Würdigung’ des Namensgebers, des “Sachsenschlächters” Karl, passt ausgezeichnet dazu.

Wir veranstalten mit vielen MitstreiterInnen hier in Aachen am 14.5., dem diesjährigen Verleihtag, eine Gegenkundgebung zur Verleihung an den Kriegstreiber Selenskyj und haben einen Alternativpreis zum Karlspreis kreiert, die ‘Aachener Auszeichnung für Menschlichkeit’, die am 18.5, Himmelfahrtstag, dem traditionellen Verleihtag des Karlspreises, dem Theologen und unermüdlichen Prediger für ein friedliches Miteinander Dr. Eugen Drewermann verliehen wird.
 
Friedliche Grüße!
Helene+Ansgar Klein


2. Leserbrief

Liebe Nachdenkseiten,

you made my day today.

Plötzlich ist meine Wut wegen des Karlspreises an Selensky verschwunden. 

Ja, der Karlspreis ist gut für ihn, er passt …

Danke für die genau geschichtliche Erforschung, er hätte auch an Killary und Bambama und sonst noch einigen sehr Bekannten des USA Imperiums verliehen werden sollen.

Gruß aus Kanada
Helga Weber


3. Leserbrief

Lieber Herr Warweg,
liebe Herausgeber und Mitarbeiter der Nachdenkseiten,

vielen herzlichen Dank für Ihren ausgezeichneten Artikel und die hervorragende Hintergrund-Analyse zum Karlspreis. Das ist genau DIE Art von sachlichem Journalismus, die ich gerne auch bei den Mainstream-Medien sehen würde, aber die haben sich ja bedauerlicherweise nur noch zu Propaganda-Instituten der Regierung instrumentalisieren lassen. Wobei es dort hier und da wohltuende Ausnahmen gibt.

Ich hatte mich bisher weder für den Karlspreis noch für seinen Hintergrund sonderlich groß interessiert. Aber der Artikel hat mir deutlich gezeigt, in welche Richtung es zeigt, die da ausgezeichnet wird. Und wenn man sich mal die Liste der Preisträger (auf Wikipedia) anschaut und wer alles darunter war, dann wundert einen gar nichts mehr. Jedenfalls nicht, dass man Willy Brandt mit seiner Entspannungspolitik nicht unter den Preisträgern sehen wollte. Dafür wurden Angela Merkel, Emmanuel Macron und sogar Jean-Claude Juncker ausgezeichnet. Wenn ich jetzt zynisch wäre (was ich natürlich nicht bin *g*), könnte ich sagen, dass Wolodymyr Selinsky mit seinen „Friedensbe-mühungen“ wunderbar in diese „Ahnenreihe“ der Ausgezeichneten reinpasst. Jetzt fehlt nur noch, dass irgendjemand auf die Idee kommt und Andreij Melnyk für seine „Friedensbestrebungen“ als Botschafter der Ukraine mit dem Friedensnobelpreis auszeichnet. Aber den hatte ja sogar schon Barak Obama dafür erhalten, dass er unbemannte Drohnen einsetzte, was natürlich durchaus auszeichnungswürdig ist! Solche Auszeichnungen haben überhaupt keinen richtigen Wert mehr … weder der dubiose “Karlspreis” noch der “Friedensnobelpreis”. 

Andererseits wurde Ex-Kanzlerin Angela Merkel erst vor kurzem mit der höchsten Auszeichnung der Bundesrepublik Deutschland bedacht und zwar dafür, dass sie während ihrer Amtszeit in erster Linie amerikanische Interessen vertreten hatte. Außerdem hat sie ja mal zugeben (müssen), dass das Minsker Abkommen nur abgeschlossen wurde, um der Ukraine Zeit zur Bewaffnung zu verschaffen und nicht etwa, um sich dort wirklich um Frieden zu bemühen. Gott bewahre … wo kämen wir denn da hin? Das würde ja total gegen die Interessen des Westens und der USA verstoßen!

Es tut mir Leid, dass ich einmal mehr den Spruch zitieren muss, der Max Liebermann zugeschrieben muss, aber der passt einfach am besten hierher: „Ich kann gar nicht soviel essen, wie ich ko**en möchte!

Einmal mehr möchte ich an dieser Stelle die Macher und Autoren (die Gastautoren dabei mit eingeschlossen!) dafür loben, dass sie mit ihren hervorragenden Beiträgen und Analysen zur Verbreiterung des Meinungskorridors beitragen. Gerade in diesen Zeiten ist das nötiger denn je.

Vielen herzlichen Dank und herzliche Grüße
 
sendet Ihnen Anja Voelkel


4. Leserbrief

Sehr geschätzter Florian Warweg,

vielen lieben Dank für die umfangreiche Recherche, die daraus hervorgehenden Informationen und die meines Erachtens durch Sie vorgenommene, korrekte (politische) Einordnung des Karlspreises –  seines (kriegslüsternen) Namensgebers, den Gründern und den bisher (nicht) Ausgezeichneten.

Mit Blick auf S.E. Wolodymyr Selenskyj kommt m.E. demnach zusammen was zusammen gehört!

Man beachte auf dem Titelbild zu dem Artikel den Dreizack (manche interpretieren es auch als “Falke im Sturzflug”) , welcher das Symbol der OUN (Organisation Ukrainischer Nationalisten) darstellt.

Um zu verstehen das u.a. Stepan Bandera (in meinen Augen ein echter Nazi und Massenmörder) auch noch heute bzw. heute wieder in der Ukraine ganz offiziell als Volksheld (Freiheitskämpfer) gefeiert wird und das nach dem von den USA finanzierten/initiierten Maidan-Putsch 2014 die russischstämmige Bevölkerung im Donbass militärisch angegriffen wurde (offizielle Schätzungen gehen von ca. 14.000 Toten, überwiegend Zivilisten aus) ist das Wissen bzw. sind die nachfolgenden (nicht abschließenden) Informationen zur OUN m.E. sehr hilfreich bzw. unerlässlich. Denn nach dem Maidan-Putsch 2014 sind m.E. genau diese Menschen mit der nachfolgend beschriebenen/augenscheinlichen OUN-Gesinnung wieder an der Macht – mit der Hilfe/Unterstützung und bis heute geduldet/unterstützt von insbesondere der/den deutschen Regierung(en).

Nachfolgende Quellen zur OUN aus Wikipedia (10.05.2023)

Die OUN wurde 1929 in Wien gegründet, ihr Ziel war und ist die Unabhängigkeit der Ukraine. Ab 1940, also fast sofort nach Beginn des 2. Weltkrieges, kämpfte der von Stepan Bandera geführte Teil/Flügel der OUN (OUN-B) aufseiten der deutschen Wehrmacht, insb. in den Bataillonen „Nachtigall“ und „Roland“ aufseiten der deutschen Wehrmacht gegen die Sowjetunion! Nach dem 2.Weltkrieg wurde 1945 in Deutschland eine Zentralvertretung der Ukraine(r) in Deutschland gegründet, unter Leitung von Vertretern der OUN-B. Zahlreiche ehemalige Mitglieder der Organisation Ukrainischer Nationalisten schlossen sich auch im amerikanischen Exil in der Organisation Ukrainian Congress Committee of America zusammen, welches bis in die Gegenwart politisch aktiv ist. Also sowohl in den USA wie auch in Deutschland waren die OUN sofort nach Ende des 2. Weltkriegs aktiv. Der militante Flügel der OUN war die UPA (Ukrainische Partisanenarmee, gegründet 1942), die nach dem Ende des 2. Weltkrieges 1945 noch erbittert bis ca. 1956 gegen die damalige Sowjetunion gekämpft hat.

Etwa 40.000 UPA-Angehörige[26] ließen sich im Gebiet der Karpatenukraine von der Roten Armee überrollen und begannen nach 1945 in der Westukraine einen blutigen Guerillakrieg, dem nach Einschätzung der CIA bis 1951 etwa 35.000 Menschen zum Opfer fielen.[27] Die terroristischen Operationen richteten sich nicht nur gegen Polizeikräfte und kommunistische Parteifunktionäre, sondern auch gegen die Zivilbevölkerung, darunter vor allem die überlebenden Juden.[28] Der Guerillakrieg wurde ab 1949 von der CIA unterstützt, die bis 1953 etwa 75 Exilukrainer per Fallschirm in der Ukraine absetzte; auch der britische SIS beteiligte sich im Jahre 1951 an diesen Aktionen. Die Sowjetunion legte 1957 vor der UNO gegen diese Operationen formell Protest ein.

Herzliche Grüße
Andreas Rommel


5. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Warweg und NDS Team,

Zu diesem Artikel einige passende Zitate:

Martin Gerhard Reisenberg: Manche Orden rosten so schwer, weil das an ihnen klebende Blut sich einer Oxidation erfolgreich widersetzt.

Markus M Ronner: Orden kann man sich erdienen, erdienern und erdinnern.

Unbekannt: Wer vielen Herren dient, bekommt viele Orden.

Anke Maggauer Kirsch: Die Orden der Helden sind mit dem Blut der Opfer verdient.

Unbekannt: Nicht nur Orden haben eine Kehrseite, auch die Verdienste haben eine.

Winston Churchill: Ein Orden glänzt, aber er wirft auch Schatten.

Unbekannt: Die Ehre ist für den der Frieden stiftet, nicht für den der einen Orden bekommt.

Mehmet Muran Ildan: Vor den Toren von Gottes Paradies sind Kriegsorden nichts weiter als Beweise für Mord.

Mit freundlichem Gruß
Patrick Janssens


6. Leserbrief

An die Nachdenkseiten-Redaktion
An Herrn Florian Warweg
 
Der Beitrag von Florian Warweg ist eine hervorragende fundierte und schonungslose Aufklärung über die deutsche, westeuropäische und US-Amerikanische kolonialistische und imperialistische “glorreiche Geschichte“ der letzten Jahrhunderte bis heute !
Zugleich ist es auch ein wichtiger Beitrag zur Aufklärung (Aufarbeitung, die in Westdeutschland und großen Teilen Europas nicht einmal annähernd stattgefunden hat) über den sich zunehmend wieder offen ausbreitenden Geist des Faschismus der herrschenden politischen, ökonomischen, gesellschaftlichen und geistig-kulturellen Minderheitselite nach 1945 in Deutschland und zum Teil in vielen westeuropäischen Ländern, dieses Mal unter der Federführung des USA-Imperialisten, wobei dies vorher auch nur verdeckt und latent vorhanden war.
Dieser Geist des Faschismus nach 1945 wurde hauptsächlich durch die vielen, dem System unterwürfigen, angepassten und profitorientierten Historikern, Autoren und vor allem durch die alles beherrschenden manipulierenden Meinungsmacher der Medienorgane/Konzerne in Deutschland, in Westeuropa und in den USA mit allen möglichen Facetten und Varianten kaschiert, umgedeutet und verklärt; denn alles ist ihnen billig und recht, wenn man damit die historische Wahrheiten-Fakten verschleiern kann.
 
Diese grauenvolle und finstere geistige Haltung der europäischen Geschichte bis 1945, wurde nach 1945 mit dem Etikett „Demokratie, Freiheit, Menschenrechte“ wieder salonfähig gemacht und verkauft und immer wieder zynisch auch als  „Die europäische abendländliche-christliche Kulturzivilisation“ bezeichnet.
 
Wenn man aber die überwiegende Mehrheit der Völker der verschiedenen Kontinente heute einfach – ohne irgendwelche akademischen Seminar-Diskussionen – zu diesen Begriffen, wie Faschismus und „Die europäische abendländische-christliche Kultur“ befragen würde, die für diese Völker in ihren vielfältigen elementaren Lebensgrundlagen verheerende Folgen hatte und heute noch hat, werden sie alle ohne Zögern auf die grausamen und finsteren imperialen-kolonialistischen Länder in Europa und Nord-Amerika , inklusive der spanischen und portugiesischen Kolonialherrschaft in Südamerika zeigen.

“Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Nein, er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus.”

Dieses Zitat stammt von Ignazio Silone. Als der überzeugte Kämpfer gegen den Faschismus nach langen Jahren im Schweizer Exil Ende 1944 über die Grenze zurück ins befreite Italien kam, war das seine Antwort auf die Frage eines Journalisten, ob er sich vorstellen könne, dass der Faschismus je zurückkommen würde.
 
Mit besten Grüßen
Ein Weltbürger


7. Leserbrief

Sehr geehrte Damen und Herren:

Ich finde Ihren Artikel und die Polemik gegen den Namensgeber dieses Preises schon reichlich befremdlich. Karl der Große wird in Frankreich “Charlemagne” genannt. Also auch unser “Erbfeind” verehrt ihn. Dazu noch diese historisch falsche Behauptung:

Namen eines Kaisers trägt, der gegen seine Nachbarn im Osten, Süden und Westen über Jahrzehnte Krieg führte

Welche Nachbarn im Westen denn? Frankreich kann es ja nicht sein. Oder soll das Britannien sein?

Hochachtungsvoll
R.K.


8. Leserbrief

Lieber Florian Warweg, liebe Nachdenkseiten,

ich möchte eine Ergänzung zu ihrem Beitrag „Karlspreis – Kriegswütiger Namensgeber und gegründet von einem elitären Zirkel ehemaliger NSDAP- und SA-Mitglieder“ beisteuern.

Ich habe mich sehr gefreut, Informationen zu dem Thema aus einer Quelle zu lesen, der ich vertrauen kann. Die NS-Vergangenheit der Gründer ist natürlich wichtig für eine historische Aufarbeitung und Einordnung. Das wird nicht leichter, durch das schwerwiegende Gegenargument, dass sich jeder Fabrikbesitzer im Dritten Reich notgedrungen mit den Nazis arrangieren musste, was natürlich eine Parteimitgliedschaft durchaus einschließt. Ich kann darum wenig zu diesem Themenbereich beitragen. Die Beziehungen zur NSDAP und anderen NS-Organisationen sind ja sehr schön herausgearbeitet, und was das dann bedeutet, muss jeder für sich selbst interpretieren.
Was mir aber völlig fehlt ist irgendein Bezug zur CIA.

Wahrscheinlich hat Florian Warweg keinen gefunden, und wenn er sauber journalistisch arbeiten, und sich (und die Nachdenkseiten) nicht angreifbar machen will, darf er also auch keinen in den Raum stellen.

Als Leser bin ich von diesem Zwang allerdings nicht betroffen und möchte darum ein paar Spekulationen anbieten.

Zuerst einmal, stellt sich die Frage, warum das Thema für mich etwas mit der CIA zu tun hat.

Ich beschäftige mich seit einiger Zeit nebenbei mit Preisen, Auszeichnungen oder Stipendien durch Stiftungen und ähnlichen Programmen. Ein Anlass waren Berichte, nach denen die CIA in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts bestimmte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens kofinanziert haben sollte. Es gab dafür einen eigenen Haushaltsposten, der für ‚kulturelle‘ Förderungen vorgesehen war. Bedeutende Personen, die in den Genuss solcher Zuwendungen gekommen sein sollen, waren beispielsweise Heinrich Böll oder Hannah Arendt.

Ich habe dazu verschiedene Berichte gelesen, aber meine Quellen nicht archiviert. Ich bin recht sicher, dass die Nachdenkseiten aus dem Stand bessere Quellen dafür liefern könnten, als ich. Darum lass ich das gleich und verweise auf eine kurze Suchmaschinenanfrage mit den Schlagwörtern „Nachdenkseiten CIA Stiftung Kultur“ die auf Anhieb folgenden Treffer bringt: nachdenkseiten.de/?p=44098 :D

Des weiteren hat die CIA Rekrutierungsprogramme im Angebot, bei denen man auf Leute zugeht, und direkt oder auch indirekt nachfragt, was man denn vielleicht von einer Zusammenarbeit zu beiderseitigem Vorteil halten mag.

Das will ich weder Heinrich Böll noch Hannah Arendt unterstellen.

Worum es mir geht, sind Akademiker in der medialen und politischen Öffentlichkeit, die aus eigener Anschauung, eigener Befassung auch vielleicht mit den durchaus kritikwürdigen Aspekten der Sowjetunion, einen kritischen Standpunkt zur selben eingenommen haben, und *darum*für die CIA ein geeignetes Ziel der Förderung darstellen. Das ist perfide und widerwärtig, vor allem auch, weil die CIA dann eben nicht unbedingt auf diejenigen zukommt, und fragt, wie es mit einer Zusammenarbeit aussieht, sondern eben auf die Mittel von Stiftungen zurück greift, um gegebenenfalls Preise zu verleihen – die ja auch gewöhnlich mit Geld dotiert sind, und darum eine gewissen finanzielle Sicherheit verleihen – oder vielleicht auch ein Institut oder einen Lehrstuhl über eine Stiftung mitfinanziert. Die Zuwendungen fließen also verdeckt, und es ist extrem schwer für die Empfänger, das auch nur zu bemerken, geschweige denn sich davon geistig zu distanzieren.

Ich habe lange Zeit mit mir gerungen, ob Hannah Arendt tatsächlich vom US-Geheimdienst finanziert worden sein könnte. Dann ist mir ein Buch mit einem Text von ihr in die Hände gefallen in dem sie die französische und die amerikanische Revolution gegenüberstellt. Damit war die Frage nach dem Motiv mit einem Schlag geklärt, und es bleibt nur noch die Frage, ob die CIA solche Finanzprogramme aufgelegt hat. Wenn sie es getan hat, wäre es extrem unplausibel, Hannah Arendt nicht in den Genuss der selben kommen zu lassen – man müsste dann nur einen unauffälligen Weg finden. Im Gegenteil – ihr geradezu bahnbrechender Erfolg bis heute, der vielen ebenfalls sehr klugen Analysten des Zeitgeschehens nicht vergönnt ist, erscheint damit in einem neuen Licht.

Ungeklärt bleibt natürlich weiterhin die Frage ob Hannah Arendt davon wusste, eine Frage die ja sowieso einen gewissen spekulativen Gehalt mitbringt.

Und jetzt springen wir zurück in die Zeit von 1945.

Die USA, Großbritannien und Frankreich hatten Westdeutschland dem Zugriff der Roten Armee entzogen. In den nun besetzten Gebieten gab es kaum eine Person des öffentlichen Lebens, die nicht mit den Nazis zusammengearbeitet hatte oder getötet worden war, oder in den folgenden Jahren für die mangelnde Zusammenarbeit mit den Nazis gesellschaftlich geächtet werden sollte, wie es zum Beispiel einigen wenigen Juristen gegangen ist.

In dieser Zeit heißt eine wichtige formale Doktrin: ‚Aufarbeitung des Naziunrechts.‘

Eine unangenehme Sache, wenn man „direkt nach Machtantritt der Nazis 1933, wenn auch wohl nur aus kaufmännischem Opportunismus heraus, der NSDAP beitrat.“ und „Laut dem US-Geheimdienstoffizier Saul Kussiel Padover, der Pfeiffer nach der Befreiung Aachens Ende 1944 verhörte, [..] zudem noch Mitglied in fünf weiteren NS-Organisationen gewesen sein [soll].“

Business must go on. Also was tun?

Wir stellen uns also vor, ein politisch unbedarfter Dr. Kurt Pfeiffer sitzt in einem engen stickigen Verhörzimmer, schon seit 2 Stunden. Auf dem Tisch liegt ein dicker Stapel Akten. Da niemand da ist, hat sich Dr. Pfeiffer mal vorsichtig für die Inhalte interessiert, und es handelt sich wohl um Akten über seine geschäftlichen und sonstigen Verbindungen zum NS-Regime.

Dann irgendwann kommt der Amerikaner rein, der Dr. Pfeiffer herbestellt hat. Ein Typ von der Armee – irgend eine Informationseinheit. Der Erläutert, dass es seine Aufgabe ist, aus den Kadern der NSDAP die echten Nazis herauszufiltern, und von jenen die nur notgedrungen mitgemacht haben zu trennen. Jetzt sei man sich nicht so ganz sicher (blättert durch die Akten) wie sich die Sache bei Dr. Pfeiffer so verhalte. Aber vielleicht könnte man sich ja einigen, wenn der Herr Dr. Pfeiffer einen Teil seines Vermögens in der Zukunft für ‚friedliche‘ Zwecke bereitstellen möge, dann könne man das ja als Wiedergutmachung auffassen, und müsse nicht ganz so genau prüfen.

Eine Stiftung für einen Preis „für Dienste der westeuropäischen Verständigung, der Humanität und des Weltfriedens“ böte sich doch da an, oder nicht?

Reine Spekulation, ich weiß. Aber der Vorteil für die CIA ist hier gigantisch. Man kann Finanzmittel akquirieren, die formal absolut gar nichts mit der CIA zu tun haben. Die CIA muss noch nicht einmal eigene Mittel einbringen. Wirklich Nichts. Und man schafft eine Stiftung, die sich für „ west[sic!]europäischen Verständigung“ einsetzt, und hat mutmaßlich auch noch Einfluss auf den Stiftungsrat und dergleichen. Die Vorstellung, dass man so etwas nicht gemacht hat ist geradezu naiv.

Dazu kommt, das viele Nazis die Osteuropäer geradezu gehasst haben – Polen, Russen, Slawen, Sowjets, die Roten, völlig einerlei. Man kann also an der politischen Unbedarftheit von Dr. Pfeiffer durchaus zweifeln, wogegen es wohl an ideologischen Überschneidungen mit den Amerikanern nicht gemangelt haben dürfte. Dann wäre die Begegnung viel freundlicher abgelaufen, aber im Ergebnis stünde die selbe Stiftung.

Es bleibt im konkreten Einzelfall, wie hier dem Karls-Preis, ohne verfügbare Primärquellen (was wohl nur CIA-Akten oder Tagebucheinträge sein könnten) freilich völlig spekulativ. Weshalb die Nachdenkseiten sich dazu schlecht äußern können. Ich aber schon.

In diesem Sinn, besten Dank für die Recherche über die Hintergründe des Karlspreises. Das hilft meinem Verständnis der Geschehnisse dieser Zeit sehr weiter.

Sebastian Domschke


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