Was unterscheidet Kaffee-Kurt von Tesla-Elon? – Wenn das Wort „Mindestanforderungen“ Grund zur Geschäftsaufgabe ist – für Kurt

Was unterscheidet Kaffee-Kurt von Tesla-Elon? – Wenn das Wort „Mindestanforderungen“ Grund zur Geschäftsaufgabe ist – für Kurt

Was unterscheidet Kaffee-Kurt von Tesla-Elon? – Wenn das Wort „Mindestanforderungen“ Grund zur Geschäftsaufgabe ist – für Kurt

Ein Artikel von Frank Blenz

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Bei vielen großen Entscheidungen in der Politik und der Wirtschaft beobachtet der Bürger, dass bei entsprechendem Willen Geld keine Rolle spielt. Bei der Umsetzung und selbst im Fall eventueller Nicht-Machbarkeit ziehen die Etablierten ihre Vorhaben in unserem Land durch, als gäbe es kein Morgen. Beim kleinen Mann, im Alltag der kleinen Leute wird dagegen weniger kulant und willens agiert, selbst wenn die Geschäftsidee, das Vorhaben noch so originell und tragfähig, mitunter gar erfolgreich ist – das wäre ja noch schöner. Der Spaß hat schon längst aufgehört, merken die Bürger. Man nehme nur ein aktuelles Beispiel aus unserem Wirtschaftswunderland (für Große), das offenbart, wie dem Kleinen die Beine weggehauen, mindestens aber große Steine in dessen Weg gelegt werden. Dem Großen hingegen wird der Teppich ausgerollt. Ein Kommentar von Frank Blenz.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Ein Waldimbiss ist seit 2008 eine Institution – und jetzt vorerst Geschichte

Im erzgebirgischen Schwarzwassertal bei Marienberg schwärmen bis heute die Wanderer, die Einheimischen wie die Gäste, nicht nur von der idyllischen Natur. Das Areal entlang des „Grünen Grabens“ hatte, ja hatte, bis vor Kurzem im Tal viele Jahre mitten im Wald ein Kleinod eines besonderen Mannes zu bieten: den Imbiss von „Kaffee-Kurt“. Steffen Konkol, so Kurts bürgerlicher Name, betrieb diese kleine Adresse, die keine feste, sondern eine mobile aus drei Holzstangen mit einer Plane darüber war. Steffen Konkol nannte sein Unternehmen liebevoll „Waldcafé“. Das Wasser dampfte, die Kaffeemühle betätigte Kurt eifrig, eine frisch duftende, gemahlene Köstlichkeit schuf er. Offiziell und amtlich genehmigte 14 Jahre tat er das mit Freude für sich und seine dankbaren, kurz pausierenden Wandergäste. Der Gastgeber servierte ihnen aus seinen Kühlboxen Kuchen und Speckfettbemmen, zu Hause liebevoll vorbereitet. Die Einkehr war zudem ein schöner Ort des Gesprächs, des Ausruhens. Beliebt. Kult. Wichtig. Mitten im Wald. Doch nun? Vorbei…

Kurt hat seinen kleinen Imbiss seit 2008 bewirtschaftet und damit sein Auskommen erarbeitet. Jetzt hat der Kleinunternehmer seine Kaffeestation „dichtgemacht“ und sich arbeitslos gemeldet. Warum, fragen sich viele Bürger in der Region, welche gerade für den Tourismus schöne, charmante, originelle Kleinode brauchen kann. Die Antwort macht die Menschen wütend und Kaffee-Kurt traurig: Die Regulierungswut und Sturheit der Behörden, hier die europäischen im Gleichschritt mit den lokalen Entscheidern, wirken. Entgegen dem Sprichwort „Wo ein Wille“ zeigt sich an Kaffee-Kurt, dass in der EU gegen Bürgerinteressen gehandelt wird. Regeln, Forderungen fluten das Leben lebensfern, obwohl das Haus Europa doch ein gemeinsames, ein lebenswertes sein soll, möchte man meinen. Sicher werden die Verantwortlichen die Kritik an ihrem Handeln zurückweisen. Tatsächlich machen die EU-Größen ja auch vieles möglich, aber unter einer Bedingung: Das Vorhaben, das Unternehmen muss groß genug sein, auf dass man diesem den roten Teppich ausrollt. Bei Kurt rollt niemand irgendwas aus, bei – sagen wir zum Beispiel mal – Elon Musk schon. Da stehen sich also zwei Unternehmer in der besten Bundesrepublik, seit es die soziale Marktwirtschaft gibt, gegenüber, mit gleichen Rechten und Pflichten eigentlich. Warum vergleiche ich die beiden Macher? Deshalb:

Amtsdeutsch oder Amtseuropäisch kann so trocken und vernichtend sein

Wie den öffentlichen Informationen des Landratsamtes der erzgebirgischen Region zu entnehmen ist, hat Steffen Konkol ein umfangreiches Schreiben erhalten, in welchem „Mindestanforderungen für das Betreiben eines Lebensmittelunternehmens mit festem Standort“ stehen. Die Forderungen sind für Konkol nicht zu erfüllen, sie klingen, als wäre sein Waldimbiss eine Gaststätte, ist er aber nicht. Gefordert werden ungeachtet dessen eine Toilette für das Personal mit Wasserspülung und mit einem Kanalisationsanschluss (mitten im Wald), Handwaschbecken mit fließend Kalt- und Warmwasser (auch in der Toilette), Vorrichtungen zum Reinigen und Lagern von Arbeitsgeräten und Ausrüstungsgegenständen sowie Vorrichtungen zum Waschen von Lebensmitteln. Die Forderungen sind nach EU-Recht formuliert.

Die Liste stellt eine Unternehmungsverhinderung für den Waldimbiss dar, der diese Forderungen nicht erfüllen kann und auch nicht muss, meine ich, weil der Stand von Kurt kein fester, sondern ein mobiler aus drei Holzstangen mit einer Plane darüber ist. War. Diese „Mobilität“ und die Kreativität von Kaffee-Kurt trugen zur Beliebtheit beim Publikum bei. Doch Behörden sind kein Publikum, ein Unikum ist kaputt gemacht worden. Man könnte lachen, wenn es nicht zum Heulen wäre für Kurt, der sein Kleinod zum Saisonstart 1. Mai 2023 nicht mehr eröffnete, weil er zur Erkenntnis kam, dass er die Auflagen nicht erfüllen kann. Wie soll er eine Wasserleitung in den Wald legen, wie Toiletten bauen usw.? Wie Hohn muss es ihm vorkommen, dass das Landratsamt betont, dass ja keine Betriebsschließung angeordnet worden sei, aber Kurt halt selbst ab 1. Mai seine drei Holzstangen nicht mehr aufstellte und die Kaffeemühle drehte.

Und da sind wir wieder bei Elon Musk, dem Milliardär und Macher von Übersee. Der hat bekanntlich in Brandenburg ein E-Auto-Werk bauen lassen. Die Behörden machten und machen ihm dabei alles möglich, damit die Teslas vom Band laufen. Auch hier spielt Wasser eine wichtige Rolle, doch wurden Bedenken und Kritik seitens des Wasserversorgers, seitens der Naturschützer und Anwohner zur Seite geschoben. Vielmehr äußert der dortige Ministerpräsident seine Freude über Musks Engagement und versichert, Lösungen zu finden, damit das ohnehin schon riesige Werk weiter ausgebaut werden kann. Derzeit werden 4.000 Autos gebaut – pro Woche.

Bisher Duldung, warum nicht dauerhaft und modifiziert

Kaffee-Kurt hat ganz andere Sorgen. Kleinere. Die aber kann man eben mal schnell lösen, indem man den kleinen, mobilen Betrieb dichtmacht. Es ist halt nur ein Kleinod, ein Original, aber eines, das nicht konform ist, weil es individuell ist, einmalig gar, etwas Besonderes. Warum müssen EU und Co. daran sägen, anstatt die Machbarkeit zu unterstützen? Warum handelt man bei Steffen Konkol nicht so wie bei Elon Musk, der bekanntermaßen schon mal neben den Bestimmungen sein eigenes Recht durchsetzt?

Den Kontrolleuren, Be- und Verhinderern des kleinen Unternehmertums sei gesagt: Nirgends war zu vernehmen, dass Kurt unsauber arbeitete, illegal gar, nein, er war angemeldet, nirgends stand, dass der Kaffee von ihm, der Kuchen nicht schmeckte oder unsauber war. Es brauchte mitten im Wald auch kein Klo (zumal eine Leitung dorthin nicht machbar ist)… Nebenbei: Wie viele mobile Marktstände im ganzen Land haben keinen festen Wasseranschluss oder eine Toilette? Und doch wird überall gearbeitet, Umsatz generiert, der Lebensunterhalt für viele Menschen erwirtschaftet. Wenn wir schon mal beim Thema Toilette sind: Wo ist denn die EU-weite Kampagne, gute, moderne, stets saubere und freie Toiletten flächendeckend in Städten, auf LKW-Parkplätzen, in touristischen Hotspots zu errichten und zu bewirtschaften? Fest steht, dass beim Thema Notdurft Europa auf dem Stand einer Entwicklungsregion verharrt.

Neuanfang unter anderen Bedingungen?

Die einzige gute Nachricht lautet, dass Kaffee-Kurt noch nicht aufgegeben hat. Landratsamt und Kaffee-Kurt sollen gemeinsam daran arbeiten, eine gangbare Lösung zu finden, heißt es. Diese hieße dann vielleicht „Kaffeekutsche“. Und dieses Mobil bräuchte dann auch keinen festen Wasseranschluss. Komisch. Mit Fantasie und Willen, wo wir wieder beim Willen und dem damit möglichen Weg sind, hätte man das kleine offene Zelt mitten im Wald auch als Kaffeekutsche im Haltemodus sehen können, wenn schon alles seine Richtigkeit haben soll. Man hätte den ganzen Ärger für Kurt, für seine Gäste und selbst für die Behörden vermeiden können. Leben und leben lassen halt. Bei Elon Musk geht das doch. Okay, bei dem wären bei dessen Scheitern zig Arbeitsplätze, wenigstens moderate Steuereinnahmen futsch, bei Kaffee-Kurt betrifft es lediglich eine Person, die ihr Auskommen nicht mehr selbst verdient…

Ironie aus. Die Ungerechtigkeit haben die Mitbürger Kurts erkannt. Bis zur wirklichen Lösung bleiben Bürger aktiv und haben eine Petition gestartet.

Quellen zum Kommentar: