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Wertedebatte

Können wir noch optimistisch sein?

Können wir noch optimistisch sein?

„Und wüsst’ ich, dass die Welt morgen untergeht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen“ – ein Zitat, das Luther zugeschrieben und gern zitiert wird, aller Wahrscheinlichkeit nach aber nicht von Luther stammt. Aber macht die darin formulierte Haltung Sinn? Sollten wir trotz aller negativen Entwicklungen in der ganzen Welt zuversichtlich in die Zukunft schauen? Das ist das Thema des Buches „Die postoptimistische Gesellschaft“ von Jörg Phil Friedrich. Unser Autor Udo Brandes hat es für die NachDenkSeiten gelesen und stellt es vor.

Die Militarisierung der Politik und der Gesellschaft ist atemberaubend

Die Militarisierung der Politik und der Gesellschaft ist atemberaubend

Für zwei Bundeskanzler – für Willy Brandt und für Helmut Schmidt – habe ich als Abteilungsleiter im Bundeskanzleramt gearbeitet, und für einen dritten – für Gerhard Schröder – im Vorfeld seiner Kanzlerschaft. Keiner dieser drei Bundeskanzler und auch nicht jene von der CDU, also Kiesinger und Helmut Kohl, die ich in Bonn erlebt habe, ließen sich unentwegt vor Panzern und anderem Militärgerät fotografieren. Heute ist das gängige Praxis. Das wird mittel- bis langfristig gesellschaftsprägend wirken. Unsere Kinder und Enkel wachsen mit diesen Bildern auf. Sie werden so an militärische Rüstung gewöhnt und Abrüstung nur schwer noch als politisches Ziel begreifen. Albrecht Müller.

Bravo: Kabarettistin Christine Prayon steigt bei „Heute Show“ aus

Bravo: Kabarettistin Christine Prayon steigt bei „Heute Show“ aus

Sie wolle sich nicht länger daran beteiligen, „Andersdenkende der Lächerlichkeit preiszugeben“: Schauspielerin Christine Prayon hat mit ihrer Trennung von der „Heute-Show“ und mit ihren Erklärungen dazu der Diskussionskultur einen großen Dienst erwiesen. Genau diesen Durchblick und in der Folge den Mut, einen komfortablen, aber politisch fragwürdigen Arbeitgeber zu verlassen, brauchen wir noch viel mehr. Kollegen sollten sich an dem Schritt ein Beispiel nehmen. Christine Prayon verdient stehenden Applaus. Ein Kommentar von Tobias Riegel.

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Der alarmistische Kreislauf

Der alarmistische Kreislauf

Was hat der Wald der 1980er-Jahre mit der Künstlichen Intelligenz von heute gemeinsam? Antwort: die unbekannte, aber wissenschaftlich erforschbare Bedrohung mit unabsehbaren Folgen. Ende der 1970er-Jahre warnten Wissenschaftler eindringlich vor einem flächendeckenden Absterben der mitteleuropäischen Wälder durch sauren Regen. Gerade in diesen Tagen warnt eine Gruppe aus Wissenschaftlern und Forschern aus der Industrie vor einer Auslöschung der Menschheit durch die Künstliche Intelligenz. Von Jörg Phil Friedrich.

„Die Nationale Sicherheitsstrategie ist eine Unsicherheitsstrategie“ – Stellungnahme von Reiner Braun im Auswärtigen Ausschuss des Bundestags

„Die Nationale Sicherheitsstrategie ist eine Unsicherheitsstrategie“ – Stellungnahme von Reiner Braun im Auswärtigen Ausschuss des Bundestags

Am 19. Juni gab es eine Experten-Anhörung im Auswärtigen Ausschuss des Deutschen Bundestages zur „Nationalen Sicherheitsstrategie“. Einer der geladenen Experten war Reiner Braun, langjähriger Präsident des International Peace Büros (IPB) und ehemaliger Geschäftsführer der IALANA (International Association of Lawyers against Nuclear Arms). Die NachDenkSeiten dokumentieren seinen Eingangsvortrag im Wortlaut. Von Redaktion.

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In Bombenstimmung in die strahlende Zukunft

In Bombenstimmung in die strahlende Zukunft

Obwohl in einem aufklärenden Horror-Noir-Stil beschrieben und auf den gesunden Menschenverstand appellierend, war es nicht mal einem vorausschauenden Platon vor 2500 Jahren in seinem Höhlengleichnis gelungen, seine Zeitgenossen zum kritischen Nachdenken über die Begrenztheit des gemeinschaftlichen Bewusstseins anzuregen. Keine Chance: Schon unter den damaligen „Höhlen-Herrschern“ hatte sich das ideologisierte Lenken des kommunikativen Erkennens als eine Selbstverständlichkeit des Machterhalts durchgesetzt. Und heute? Statt sich von der „höhlischen“ Weltbildgestaltung zu emanzipieren, konzentriert sich die westliche Wertegemeinschaft auf das Grunderneuern der ehemals düsteren Behausung mit Hightech und super Komfort in eine des zivilisiert beschränkten Denkens, frei nach Huxleys „Brave New Cave“. Und wozu? Bloß, um in strahlender Bombenstimmung ihren Traum von einer erhabenen Weltordnung zum Wohle der Menschheit zu verwirklichen! Von Pentti Turpeinen.

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French Open: Der internationale Sport wird zum Propagandazirkus

French Open: Der internationale Sport wird zum Propagandazirkus

Das gerade beendete Tennisturnier war geprägt von ukrainischer Meinungsmache und nationalistisch motivierten Ressentiments. Eine ungute Tendenz hat damit ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht: Durch Instrumentalisierungen internationaler Sportevents für moralische Überheblichkeiten sind diese Events ihres wichtigen Dienstes an der Völkerverständigung beraubt: Auch die „unschuldige“ Sportbühne wird giftig politisiert. Damit wird ein (zumindest potenziell) ausgleichendes Forum, wo sich Sportler und andere Akteure verfeindeter Länder einem Mindestmaß an Umgangsformen unterwerfen und dadurch Begegnungen möglich machen, beschädigt. Von Tobias Riegel.

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Urteil wegen „Billigung des russischen Angriffskriegs“: Vorsicht – eine falsche Meinung kann jetzt kriminell sein

Urteil wegen „Billigung des russischen Angriffskriegs“: Vorsicht – eine falsche Meinung kann jetzt kriminell sein

Eine Frau wurde gerade wegen „Billigung des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine“ schuldig gesprochen. Es gibt weitere juristische Vorstöße gegen unbequeme Meinungen. Diese Tendenz ist brandgefährlich – bald könnten auch jene ihr Opfer werden, die die Entwicklung jetzt noch begrüßen. Ein Kommentar von Tobias Riegel.

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Krebs, Krieg und Krise

Krebs, Krieg und Krise

Vom Krebs, vom Krieg und vom Medienversagen: Davon handelt Arno Luiks Buch „Rauhnächte“. Es ist ein recht einzigartiges Zeitdokument.
Am Ende des letzten Sommers erfuhr Arno Luik, dass er Darmkrebs hat. Die Diagnose kam aus dem Nichts. Luik ist ehemaliger Chefredakteur der taz, später wurde er als Deutschlands härtester Interviewer beim Stern bekannt. Mit dem Krebs begann er etwas, was er – der Schreibende – vormals noch nie getan hatte: Er machte sich daran, ein Tagebuch zu schreiben. Darin betrachtete er sich und die Welt: also, was der Krebs mit ihm macht und der Krieg mit uns allen. Darüber hinaus hielt er Rückblick, schaute auf sein Journalistenleben und skizzierte Episoden medialen Versagens, das er im Laufe der Jahre beobachten konnte. Eine Rezension von Roberto De Lapuente.

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Vorschlag zur Güte – „Vize“ sollte der neue Meistertitel der Fußball-Bundesliga heißen

Vorschlag zur Güte – „Vize“ sollte der neue Meistertitel der Fußball-Bundesliga heißen

‘Man schreibt das Jahr 2032, Deutschlands Fußballfans jubeln: Zum 20. Mal hintereinander holt der FC Bayern München den Titel der 1. Bundesliga. Die Konkurrenz hat sich längst der Marktherrschaft des Imperiums auf alles, was mit Fußball zu tun hat, gebeugt.’ Huch. Ich wache auf, das war lediglich ein Traum. Ich stelle, in meiner FC-Bayern-Fan-Bettwäsche liegend, schweißgebadet fest, dass der Traum des Dauersiegens zur Hälfte (zeitlich betrachtet, wir schreiben 2023) in der Tat schon wahr geworden ist. Ein sportlich-ironischer Einwurf von Frank Blenz.

Kinderkriegerinnen-Tag und andere seltsame Ideen zu Muttertag und Vatertag

Kinderkriegerinnen-Tag und andere seltsame Ideen zu Muttertag und Vatertag

„Experte“ mausert sich zum Beruf des Jahres (der letzten Jahre). Der Beruf ist nicht geschützt, es bedarf keiner Ausbildung – und somit auch keiner Bildung. Also etwas für uns alle, ausnahmslos. Um als Experte überhaupt noch aus der Masse der Experten herauszuragen, scheint es, muss man sich nur immer skurrilere Ideen ausdenken, mit denen man seine berühmte Viertelstunde Ruhm erlangen kann. Neuester Trend: Mutter- und Vatertagsexperte! Von Susanne Bur.

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Umgang mit sowjetischem Ehrenmal in Dresden: Politisch-kultureller Vandalismus

Das sowjetische Ehrenmal für die Befreier der Stadt Dresden soll „neu kontextualisiert“ werden. Das ist eine politisch-verschwurbelte Umschreibung für Geschichtsrevisionismus. Nun wurde diese „Neukontextualisierung“ von Unbekannten sabotiert. Aber welche Seite betreibt hier tatsächlich Vandalismus? Ein Kommentar aus Dresden von Andreas Vogt.

Wer nur noch gesund lebt, lebt ungesund

Wer nur noch gesund lebt, lebt ungesund

Achten Sie auf Ihre Gesundheit? Sehr vernünftig! Aber man sollte dies nicht übertreiben. Denn dann könnte dies zu einem Bumerang werden, der mehr schadet als nützt. Das meint jedenfalls unser Autor Udo Brandes. Er warnt vor zu viel gesundheitlicher Selbstoptimierung.

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„Technischer Fortschritt ohne Technikfolgeabschätzung führt ins Desaster“

„Technischer Fortschritt ohne Technikfolgeabschätzung führt ins Desaster“

ChatGPT und vergleichbare Tools Künstlicher Intelligenz dringen in alle Bereiche der Gesellschaft vor – nicht zuletzt in die Schulen. Sie liefern Texte, Referate und Präsentationen, die der Mensch nicht besser hätte machen können. Und die Lehrkräfte rätseln, wen oder was sie wofür noch benoten sollen. Im Interview mit den NachDenkSeiten plädiert der Pädagoge, Medienwissenschaftler und Buchautor Ralf Lankau ob des Ansturms digitaler Technologien für eine Rückbesinnung auf das, was Lernen wirklich ausmacht: ein selbstbestimmtes und selbstverantwortetes Leben führen zu können. Mit ihm sprach Ralf Wurzbacher.

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Sexualisierte Gewalt, Reichelt, die BILD, ein Buch, ein Podcast und die Frage der individuellen Verantwortung

Sexualisierte Gewalt, Reichelt, die BILD, ein Buch, ein Podcast und die Frage der individuellen Verantwortung

Ein Buch und ein Podcast zur „Reichelt-Affäre“ erobern derzeit die Charts. Während Benjamin von Stuckrad-Barre in seinem wohl nur aus juristischen Gründen „fiktionalen“ Roman „Noch wach?“ ein sprachlich exzellentes, aber auch ziemlich elitäres Sittengemälde des Springer-Verlags und seiner Protagonisten liefert, scheitert die von Jan Böhmermann für Spotify coproduzierte achtteilige Podcast-Reihe „Boys Club“ auf ganzer Linie, stellt sie die weiblichen Opfer des „Systems BILD“ doch einseitig als „Opfer“ dar, ohne ernsthaft die Frage nach ihrer Mittäterschaft für die publizistischen Verbrechen des Hetzblatts zu stellen. Das ist frauenfeindlich, findet Jens Berger, der das Buch und den Podcast für die NachDenkSeiten konsumiert hat.

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