Übersetzung von „Krieg gegen den Iran“ von Craig Murray

Übersetzung von „Krieg gegen den Iran“ von Craig Murray

Übersetzung von „Krieg gegen den Iran“ von Craig Murray

Ein Artikel von: Redaktion

Der frühere britische Botschafter, Menschenrechtsaktivist und schottische Journalist Craig Murray hat schon vor rund 20 Jahren öffentlich Menschenrechtsverletzungen kritisiert, die von westlichen Regierungen gedeckt wurden. Deshalb verlor er sein Amt als Botschafter in Usbekistan. Seine Stimme erhebt er aber auch weiterhin gegen die britische und US-amerikanische Außenpolitik. Unter anderem war Murray einer der prominentesten Unterstützer von Julian Assange. Im folgenden Text beleuchtet er die Verbindungen zwischen westlichen Geheimdiensten, insbesondere dem britischen Inlandsgeheimdienst MI5, Israel und einer medialen Kampagne, die dem Krieg gegen den Iran vorausging. Der Artikel wurde von Susanne Hofman übersetzt.

Krieg gegen den Iran
Von Craig Murray

Seit 18 Jahren gehört das iranische Atomprogramm zu den zehn wichtigsten Zielen im Visier der US-Geheimdienste. Im Jahr 2007 führten sie erstmals eine formelle behördenübergreifende Überprüfung durch. Sie findet seitdem jedes Jahr statt. Das ist kein unbedeutender Vorgang. Eine große Menge an Informationen wird dabei eingespeist, von Dutzenden Akteuren in Washington, angeführt von der CIA.

Das Ergebnis ist dabei Jahr für Jahr dasselbe: Der Iran strebt derzeit nicht den Bau einer Atombombe an. Viele wissen, dass Tulsi Gabbard diese Einschätzung im Frühjahr dieses Jahres kommuniziert hat (Tulsi said Iran not building nukes. One senator after another ignored her. | Responsible Statecraft). Nur wenige wissen jedoch, dass diese Aussage in keiner Weise besonders auf Tulsi Gabbard zurückgeht. Sie überbrachte lediglich dieselbe Einschätzung, die auch die Direktoren der nationalen Geheimdienste sowohl unter republikanischen als auch unter demokratischen Regierungen durch denselben Prozess abgeliefert haben.

Nichts hat sich geändert. Das Einzige, was sich geändert hat, ist Netanjahus Angriff auf den Iran. Trump scheint damit durchzukommen, einfach zu sagen, dass ihm die Einschätzungen der Geheimdienste egal sind. Für Starmer ist es schwieriger, so zu reagieren. Britische und amerikanische Streitkräfte sind bereits in diesem Krieg aktiv: Sie schießen iranische Raketen ab, betanken gemeinsam mit den Deutschen israelische Bomber und liefern Zielinformationen. Militärische Ausrüstung wird über die RAF Akrotiri – ein britisches Hoheitsgebiet auf Zypern – nach Israel transportiert. Mit Sicherheit sind israelische Bomber dort in der vergangenen Woche gelandet; ob sie von dort auch zu Bombenangriffen gestartet sind, kann ich derzeit nicht bestätigen.

In Großbritannien gibt es keine öffentliche Unterstützung für eine britische Beteiligung an einem Angriff auf den Iran, trotz massiver und anhaltender Propaganda in allen staatlichen und privaten Medien. Ich glaube nicht, dass irgendjemand, der sich in den letzten zwei Wochen ausschließlich in den Mainstream-Medien informiert hat, auch nur ahnte, dass Israel über Atomwaffen verfügt oder dass es keinerlei Beweise dafür gibt, dass der Iran welche produziert.

Die britische Regierung hat eine gewaltige parlamentarische Mehrheit – errungen mit gerade einmal 31 Prozent der Wählerstimmen – und eine konservative „Opposition“, die noch begieriger ist, den Iran anzugreifen, als die durchgeknallten Zionisten Premier Starmer und Außenminister Lammy. Ich sehe nicht, wie man sie daran hindern könnte, den Iran anzugreifen.

Aber sie werden sich sehr darum bemühen, die öffentliche Meinung zu manipulieren. Daher ist es entscheidend, dass die Einschätzung des MI6 – nämlich dass der Iran keine Atombombe entwickelt – unter dem Deckel gehalten wird.

Als Blair ein Dossier mit „nachrichtendienstlichen“ Lügen vorlegte, um die Zerstörung des Irak zu rechtfertigen, hatte er das Glück, Richard Dearlove als Chef des MI6 zu haben. Er war nicht nur der am weitesten rechts stehende Ideologe, der je dieses Amt innehatte, sondern einer der rechtsradikalsten Männer in ganz England. Dearlove glaubte, das moralische Argument für den Krieg sei wichtiger als die Wahrheit über die angeblichen Massenvernichtungswaffen des Irak.

Blair hatte außerdem Sir John Scarlett als Leiter des Gemeinsamen Geheimdienstausschusses und späteren MI6-Chef, auf den er sich stützen konnte. Scarlett war fest davon überzeugt, dass es wichtiger sei, seine eigene Karriere zu fördern, als die Wahrheit über irakische Massenvernichtungswaffen ans Licht zu bringen.

Es ist bemerkenswert – und ein herausragendes Beispiel dafür, wie die neoliberale Welt funktioniert –, dass der nächste MI6-Chef, Sir John Sawers, heute in leitender Funktion für British Petroleum arbeitet. Dieses Unternehmen kontrollierte den Iran jahrzehntelang, setzte 1921 den falschen Pahlavi-„Schah“ ein, und es plante und finanzierte den Putsch, der 1953 die Demokratie im Iran beendete. Die entsetzliche Diktatur des Schahs danach führte direkt zur theokratischen Revolution.

BP will verzweifelt das iranische Öl zurückhaben, deshalb trommelt der ehemalige MI6-Chef Sawers in den Medien unermüdlich für einen Krieg gegen den Iran. Gleichzeitig ist es kein Zufall, dass vor zwei Tagen eine neue MI6-Chefin gewählt und eingesetzt wurde. Starmer hat seinen Dearlove gefunden.

Die Ernennung erfolgte durch Außenminister David Lammy. Blaise Metreweli wurde der Vorzug vor Kandidaten gegeben, die eine naheliegendere Besetzung für den Job gewesen wären, die länger im MI6 dienten, mehr operative Erfahrung hatten und bessere Analysten oder Manager waren. Metreweli jedoch, die einen Großteil ihrer Karriere im Nahen Osten verbrachte, ist eine fanatische Zionistin. Sie arbeitete eng mit Israel an Technologien für Überwachung und Attentate zusammen.

Metreweli entwickelte Projekte mit Pegasus und Palantir und war in Israels Einsatz neuer Angriffsformen im Libanon und Iran eng eingebunden. Sie wurde vom Mossad gegenüber Lammy nachdrücklich als nächste MI6-Chefin empfohlen. MI6 und das Außenministerium sind untrennbar verbunden. Sie arbeiten buchstäblich Tür an Tür in Botschaften weltweit, und Mitarbeiter der MI6-Zentrale in London haben Tarn-Jobs im Außenministerium.

Beamte des Außenministeriums sind äußerst unglücklich über die britische Mithilfe beim Völkermord im Gazastreifen. Hunderte von ihnen wurden von Lammy aufgefordert, den Mund zu halten oder zurückzutreten (Civil servants told to consider quitting if they disagree with policy over Gaza). Es herrscht Bestürzung darüber, dass der Mossad die nächste MI6-Chefin bestimmt hat. Ich habe meinen Informanten – eine ranghohe Persönlichkeit im Außenministerium – gefragt, ob Metreweli an den Pager-Angriffen im Libanon beteiligt war. Die Antwort lautete: „Nicht hundertprozentig sicher, aber wahrscheinlich ja.“

Zu erwarten ist eine Ankündigung, dass der MI6 festgestellt hat, dass der Iran tatsächlich kurz davor war, eine Atombombe herzustellen.

Die Regierung scheint ihren derzeitigen Militäreinsatz damit zu rechtfertigen, dass sie einen „Verbündeten“, Israel, verteidigen müsse. Emily Thornberry, eine langgediente Labour-Abgeordnete und Juristin, erklärte gestern Abend in der BBC-Sendung Newsnight, dass das Recht auf militärische Maßnahmen auf unserem „Recht beruhe, unsere Freunde zu verteidigen“. Sie verwendete nicht das Wort „Verbündeter“, und ein solches Recht, wie Thornberry es darlegte, existiert nicht.

Starmer und Lammy bezeichnen Israel zwar häufig als „Verbündeten“, doch es existiert kein öffentlich zugänglicher Verteidigungsvertrag. Es gibt ein geheimes Verteidigungs-Kooperationsabkommen (UK military support for Israel’s genocide was pre-planned) zwischen Großbritannien und Israel aus dem Jahr 2020. Ob dieses als ein gegenseitiger Verteidigungsvertrag zu verstehen ist, ist nicht bekannt.

Solche Verträge sollten öffentlich sein und registriert werden, nicht zuletzt, weil ein Teil des angeblichen Zwecks die Abschreckung ist. Man kann alle Gründungsverträge der NATO (NATO – PDF: North Atlantic Treaty, 01-Apr.-2009) einsehen.

Die Vorstellung, dass Großbritannien auf Grundlage eines für das britische Volk geheimen Verteidigungsvertrags in den Krieg ziehen könnte, ist moralisch so verkommen, dass sie nicht einmal zur Diskussion gestellt, geschweige denn umgesetzt werden sollte. Aber die Demokratie ist in Großbritannien tot, so tot, dass die Menschen vergessen haben, was Demokratie überhaupt bedeutet.

Noch schlimmer ist natürlich, dass es sich hier nicht um gegenseitige Verteidigung, sondern um gegenseitigen Angriff handelt. Es war Israel, das den Iran angegriffen hat.

Indem Großbritannien an der Seite Israels steht, wie auch an der Seite der Ukraine, billigt es terroristische Taktiken wie den Einsatz von Autobomben (Iran reports 5 car bomb explosions in Tehran by Israel) sowohl durch ukrainische als auch iranische „Verbündete“. Auf welcher moralischen Grundlage verurteilt das Vereinigte Königreich dann den Einsatz von Autobomben auf Londons Straßen, wenn es gleichzeitig den Einsatz solcher Mittel durch unsere „Verbündeten“ unterstützt?

Kürzlich habe ich zwei Beiträge (MI5’s Fake Terror Plots – Craig Murray) veröffentlicht, die sich auf bemerkenswerte inszenierte Terroranschlags-Narrative (MI5 Take Us For Fools – Craig Murray) konzentrieren, welche von den britischen Sicherheitsdiensten in den Mainstream-Medien stark verbreitet werden. Beide drehten sich um angebliche Aktionen gegen „Iran International“, eine von Saudi-Arabien und der CIA finanzierte Fake-Medienorganisation, die die Rückkehr des Pahlavi-Schahs in Allianz mit Israel und iranischen Sunniten propagiert.

Aufgrund meines Einsatzes für die Freilassung von Julian Assange habe ich Kontakte auf der libertären Seite von MAGA, einige sogar in der Regierung. Dort sagt man mir, dass das in Washington von Israel und Saudi-Arabien vorgeschlagene Ziel ein Regimewechsel im Iran mit der Rückkehr des Schahs und einem sunnitischen Premierminister sei.

Zur Erinnerung: Zum Zeitpunkt meiner beiden Artikel über die bemerkenswerten Vorgänge rund um die Sicherheitsdienste und „Iran International“ gab es noch keinen Krieg mit dem Iran. Das schrieb ich in meinem ersten Artikel:

Aber ungewöhnlicherweise führte im Jahr 2023 eine von McCallums erfundenen „iranischen Verschwörungen“ tatsächlich zu einer Verurteilung – ein Einblick in die verdrehte Psyche der Sicherheitsdienste.

„Iran International“ ist wahrscheinlich der zwielichtigste Medienkanal der Welt. Eine auf Persisch ausgerichtete Nischenplattform, die von Saudi-Arabien finanziert wird und sich an jene Iraner richtet, die Israel unterstützen, die Wiederherstellung eines Schahs befürworten und Saudi-Arabien nahestehen.

Wie gesagt, es ist eine sehr kleine Nische.

Dennoch wurde diese kleine Medienoperation mit einer saudischen Investition von einer Viertelmilliarde Dollar aufgebaut. Ja, richtig gelesen: 250 Millionen Dollar. Die Frage, wohin all dieses Geld tatsächlich geflossen ist, ist sehr interessant.

Die Puzzleteile fügen sich jetzt alle perfekt zusammen.

Das Vereinigte Königreich ist tief in die Abgründe der Unmoral eingetaucht, in denen der Zionismus gedeiht.

Die Konsequenzen werden entsetzlich sein.

Titelbild: Rokas Tenys / Shutterstock