Ein Blick hinter die Kulissen des SPIEF: Russlands Perspektive auf eine multipolare Weltordnung (Teil 1)

Ein Blick hinter die Kulissen des SPIEF: Russlands Perspektive auf eine multipolare Weltordnung (Teil 1)

Ein Blick hinter die Kulissen des SPIEF: Russlands Perspektive auf eine multipolare Weltordnung (Teil 1)

Ein Artikel von Éva Péli

Das Sankt Petersburger Wirtschaftsforum (SPIEF) ist weit mehr als nur ein Treffen von Ökonomen und Geschäftsleuten. In einer Zeit tiefgreifender geopolitischer Umbrüche und verhärteter Fronten bietet es auch eine seltene Plattform für den Dialog – und für einen Blick auf Russlands Sicht der sich neu formierenden Weltordnung. Christoph Polajner von der Eurasien Gesellschaft nimmt seit 2022 regelmäßig an diesem Forum teil, um genau diese Perspektiven zu erkunden und Gesprächskanäle offenzuhalten, die anderswo längst geschlossen sind. Im zweiteiligen Interview spricht er über seine Eindrücke vom diesjährigen SPIEF, die Verschiebungen in der internationalen Wirtschaft und Diplomatie und die entscheidende Frage, wie eine stabile europäische Sicherheitsarchitektur in einer multipolaren Welt wiederhergestellt werden kann. Das Interview mit Christoph Polajner führte Éva Péli am 14. Juli 2025.

Éva Péli: Herr Polajner, Sie nehmen seit 2022 regelmäßig als Vertreter der Eurasien Gesellschaft am SPIEF teil und waren auch im Juni dort. Was motiviert Sie zu dieser kontinuierlichen Präsenz, besonders in der aktuellen Zeit?

Christoph Polajner: Das stimmt. Ich bin seit 2014 regelmäßig in der Region und habe zwischen 2015 und 2017 in der Ukraine und Russland zum Ukraine-Konflikt gearbeitet. Gesprächskanäle aus dieser Zeit habe ich, wo immer es ging, gepflegt und ausgebaut. In der Eurasien Gesellschaft haben wir entschieden, dass ich dies auch in meiner Funktion als stellvertretender Vorsitzender der Gesellschaft tue, da wir uns als eine Plattform verstehen, die Menschen zusammenbringt, die sich für eine friedliche Koexistenz und kooperative Beziehungen der Länder Europas und Asiens einsetzen. Ich nehme an verschiedenen Konferenzen in Russland teil und seit 2022 auch am SPIEF.

Was mich vor allem bewegt, ist die Zukunft Deutschlands, Europas und der internationalen Ordnung. In meiner früheren Tätigkeit bei einer humanitären Organisation bin ich in verschiedenen Konfliktregionen gewesen und habe dort die Spannungsrisse in der internationalen Ordnung gesehen. Ordnungsvorstellungen in unterschiedlichen Teilen der Welt gehen immer weiter auseinander und werden zunehmend ausgekämpft. Meine große Befürchtung ist, dass das 21. Jahrhundert wenigstens so blutig wie das 20. wird, wenn es uns nicht gelingt, uns durch Verhandlungen auf eine neue und stabile internationale Ordnung zu verständigen. Mit den heutigen Waffen wäre das noch verheerender als in der Vergangenheit.

Wir verlieren im Moment viel Zeit. Auf russischer Seite gibt es viele Gesprächspartner, und wir hätten die letzten Jahre dringend nutzen müssen, um mehr Gespräche zu führen und Lösungen zu erarbeiten. Ziel ist es, den Krieg in der Ukraine schnell zu beenden, das Sterben zu stoppen, die Gräben in Europa nicht noch tiefer werden zu lassen und einen einheitlichen europäischen Raum mit Russland zu schaffen. Als Europäer sind wir, selbst mit den Russen, nicht einmal mehr zehn Prozent der Weltbevölkerung und fallen nicht nur demographisch immer weiter zurück, sondern gegenüber Asien und den USA auch technologisch. Ich bin überzeugt, dass die beste Lösung darin besteht, den Konflikt zu beenden, wieder aufeinander zuzugehen und eine stabile europäische Ordnung zu etablieren. Die Eurasien Gesellschaft möchte dabei einen kleinen Beitrag leisten, indem wir Fachleute zusammenbringen und erste Gespräche in diese Richtung führen. Mit der Wahl Donald Trumps sind nun auch die USA wieder im Dialog mit Russland und damit fast die ganze Welt – mit Ausnahme der meisten EU-Staaten.

Es zeigt sich, dass man entgegen der hiesigen Berichterstattung viele Menschen treffen kann, die sich intensiv mit der Entstehung des Konflikts, seinen Ursachen und möglichen Lösungen auseinandersetzen. Die Meinungen in Russland im Hinblick auf Lösungsmöglichkeiten für den Konflikt und das Potenzial der Wiederannäherung unserer Länder sind tatsächlich vielfältig. Der persönliche Austausch hilft, diese unterschiedlichen Perspektiven zu verstehen, und kann auch dazu beitragen, Zerr- und Feindbilder abzubauen und Vertrauen wiederaufzubauen.

Für diejenigen, die es nicht kennen: Können Sie das Sankt Petersburger Wirtschaftsforum kurz vorstellen und seine internationale Bedeutung, auch jenseits der Wirtschaft, umreißen?

Ja, das St. Petersburg International Economic Forum, kurz SPIEF, wurde 1997 ins Leben gerufen und hat sich seitdem zu einer sehr wichtigen Wirtschaftskonferenz entwickelt – nicht nur in Russland, sondern auch international. Es entstand in einer schwierigen wirtschaftlichen Phase für Russland, als die Wirtschaft nach der Schocktherapie zusammengebrochen war und das Land deindustrialisiert wurde. Über die Jahre ist es zu einer Konferenz herangewachsen, die auch international auf großes Interesse stieß. Bis 2021 kamen die größten Delegationen aus den USA, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien. Im Laufe der Zeit gewann natürlich auch China an Bedeutung für Russland, und dementsprechend nahmen auch immer mehr chinesische Delegationen teil.

Das Interessante am SPIEF ist, dass neben rein wirtschaftlichen Fragen auch viele Fragen der internationalen Ordnung besprochen werden. Das hat es für mich persönlich besonders attraktiv gemacht. Ich bin nicht primär mit wirtschaftlichem Interesse angereist, sondern um zu verstehen, wie Russland auf Fragen der internationalen Ordnung und die Veränderungen im globalen System blickt. Gleichzeitig bin ich davon überzeugt, dass auch mit wirtschaftlicher Vernunft argumentiert werden muss, um diesen Krieg zu beenden, da humanitäre Argumente und die Risiken einer weiteren Eskalation bisher offensichtlich nicht ausgereicht haben, hier zu einem notwendigen Umdenken zu gelangen.

Welchen Gesamteindruck haben Sie vom diesjährigen SPIEF gewonnen, und welche Schwerpunktthemen – insbesondere im Hinblick auf die internationale Ordnung – waren prägend?

Ich habe insgesamt einen sehr positiven Eindruck von der Veranstaltung. Das liegt daran, dass eine Vielzahl von Themen besprochen wurde, die ich momentan für äußerst relevant halte. Man kann hier eine klare Linie ziehen, die sich von den Inhalten des Jahres 2022, als ich erstmals dort war, über die folgenden Jahre bis hin zum diesjährigen Forum im Juni durchzieht.

Gerade 2022 wurde intensiv über die Veränderung der internationalen Ordnung gesprochen. Für mich war dabei besonders interessant zu sehen, dass der Diskurs in Russland ein völlig anderer war als in Deutschland. Hier hatten wir den Eindruck, dass das westeuropäische beziehungsweise US-amerikanische Modell letztlich das einzig erfolgreiche sei. Es war unser System, das wir exportieren und für das wir werben wollten. Im Kern ging es um die Kontinuität der internationalen Strukturen: die Ausdehnung von NATO und EU und nur marginale Anpassungen bei Organisationen wie den Vereinten Nationen, der Weltbank oder dem IWF. Damals, 2022, betrachteten wir den Ukraine-Konflikt vor allem als eine regionale Angelegenheit, die auf russisches Expansionsstreben zurückzuführen ist.

Auf dem SPIEF hingegen wurde, sowohl 2022 als auch in den Folgejahren, eine andere Perspektive eingenommen. Man hat dort die Ansicht vertreten, dass die gesamte internationale Ordnung im Umbruch sei, dass das System von Jalta und Potsdam und die unipolare Welt, die wir seit dem Ende des Kalten Krieges hatten, nun aufbricht. Die Wahrnehmung war bereits 2022, dass eine neue, multipolare Ordnung entsteht und neue Organisationen an Bedeutung gewinnen würden. Dies wurde sehr intensiv diskutiert, sowohl von russischer Seite als auch von den zahlreichen Teilnehmern aus Ländern des sogenannten Globalen Südens.

Apropos Teilnehmer: Hat sich die Zusammensetzung des Forums im Vergleich zu den Jahren vor 2022 signifikant verändert, und welche Trends sind hierbei besonders auffällig?

Die Zusammensetzung hat sich sehr stark verändert. Bis einschließlich 2021 gab es hochrangige Delegationen aus Deutschland, verschiedenen anderen europäischen Staaten und den USA. Insbesondere 2022, aber auch in den Folgejahren war die Anzahl der Teilnehmer aus der Europäischen Union sehr überschaubar. Auffällig war die durchgehende US-Präsenz seit 2022. In diesem Jahr war ich Zuhörer bei einem bemerkenswerten Panel zur Zukunft der US-amerikanisch-russischen Beziehungen mit Teilnehmern aus beiden Staaten, dort wurden Möglichkeiten zur wirtschaftlichen Wiederannäherung diskutiert. Hier zeigte sich ein deutlicher Unterschied: Die US-Teilnehmer agierten wesentlich pragmatischer als viele politische und wirtschaftliche Akteure aus der EU.

Wie erklären Sie die bemerkenswerte US-Präsenz, besonders im Vergleich zur Zurückhaltung europäischer Delegationen, obwohl die USA traditionell als Treiber der Konfrontation gelten?

Ich glaube, die US-Amerikaner waren schon immer pragmatischer als wir. Was bei der aktuellen US-Administration auffällt, ist, dass sie wesentlich weniger ideologisch ist als die vorangegangene. Der Konflikt mit Russland wird nicht mehr als Kampf zwischen Gut und Böse betrachtet, sondern als ein Konflikt unterschiedlicher Akteure mit unterschiedlichen Interessen. Diese versucht man zu verstehen, um darüber zu verhandeln und letztendlich Kompromisse zu finden.

Die Interessen Washingtons werden teilweise öffentlich kommuniziert: sowohl der Zugang zu natürlichen Ressourcen in der Ukraine und Russland als auch eine verstärkte Präsenz US-amerikanischer Firmen auf dem russischen Markt. Als deutscher Staatsbürger habe ich mit einigen Bedenken den Rückzug vieler deutscher Unternehmen vom russischen Markt und die zum Teil zu Ramschpreisen erfolgte Veräußerung des dortigen Geschäfts an unterschiedliche Investoren beobachtet. Das geschah teils in sanktionierten Bereichen, wo sie nicht mehr arbeiten konnten, teils aber auch in anderen Sektoren, wo die Entscheidung zum Rückzug aufgrund von politischem oder öffentlichem Druck oder aus anderen Gründen getroffen wurde.

Meiner Wahrnehmung nach haben sich die US-Amerikaner wesentlich weniger zurückgezogen. Sie durften zwar aufgrund der Sanktionen ihrer Regierung nicht mehr neu in Russland investieren, aber viele betreiben das etablierte Geschäft weiter, pflegen deutlich mehr Kontakte und denken vorausschauend an die Zeit nach dem Konflikt, um bei einer möglichen Wiederaufnahme von Aktivitäten gut vorbereitet zu sein.

Ein gutes Beispiel sind hier die Bemühungen der US-Handelskammer in Russland in den letzten Monaten. Sie möchte russische Individuen von der Sanktionsliste streichen, um ihnen die Reise in die USA zu ermöglichen und so verschiedene Gesprächskanäle wieder zu eröffnen. Sie wirbt auch – übrigens gemeinsam mit der französischen Handelskammer – dafür, die Sanktionen gegen die zivile Luftfahrt in Russland abzubauen, um – neben sicherlich auch vorhandenen wirtschaftlichen Interessen – die Sicherheit des Luftverkehrs nicht weiter zu gefährden. Dass Passagiermaschinen vom Himmel stürzen, kann sich niemand wünschen (Anm. d. Red.: Wie nun, nachdem das Interview geführt wurde, mit einer Maschine des Herstellers Antonov leider passiert ist), und welche Reputationsrisiken damit für die Hersteller unabhängig von der Ursache verbunden sind, muss Boeing gerade erleben. Airbus würde es nicht anders gehen, und das kann nicht in unserem Interesse sein. In China arbeiten die Firmen COMAC und AVIC daran, den bisherigen Platzhirschen Boeing und Airbus Konkurrenz zu machen, in Russland UAC, und in Brasilien stellt Embraer gute Regionalflugzeuge her.

Mehrfach war bei Gesprächen am Rande des Forums zu hören, dass zwischen US-Amerikanern und Russen über die Wiederaufnahme von direkten Flugverbindungen noch in diesem Jahr gesprochen wird. Mir ist nicht bekannt, dass zwischen der EU und Russland überlegt wird, die jeweiligen Lufträume auch nur für Überflüge wieder zu öffnen. Die Lufthansa verliert dadurch Marktanteile an asiatische Fluglinien, die den kurzen und kostengünstigen Weg über Russland nehmen, während die Lufthansa das meidet.

Insgesamt ist auf dem Forum eine deutliche Zunahme der Teilnehmer aus dem sogenannten Globalen Süden erkennbar. Dies war in all den Jahren sichtbar und ging Hand in Hand mit einer stärkeren Präsenz der Firmen aus diesen Ländern in Russland. Nehmen wir den Automobilbereich: Deutsche Firmen waren dort früher sehr gut vertreten. Was einem bei regelmäßigen Reisen nach Russland gleich auffällt, ist, wie stark sich das Bild auf den Straßen verändert. Mit jedem Jahr, in dem ich dort war, gab es mehr chinesische Autos. Das liegt natürlich daran, dass die gegen Russland verhängten Sanktionen keine globalen UN-Sanktionen sind, sondern Sanktionen der EU und der USA. Andere Staaten sind daran nicht gebunden. Die Chinesen haben das für sich genutzt und ihre Autos verstärkt nach Russland exportiert und dort auch zum Teil montiert, wodurch sie deutlich an Marktanteilen gewonnen haben. Dies lief nicht ohne Probleme ab, da man in kurzer Zeit kein großes Händler- und Ersatzteilnetz aufbauen oder umbauen kann, wo die Händlernetze von europäischen Firmen übernommen wurden. Aber auch diese Schwierigkeiten werden nach und nach angegangen.

Welche Rolle spielte das Verhältnis zum Westen, insbesondere zu Westeuropa und Deutschland, in den Diskussionen auf dem Forum? Wie zeigte sich die russische Haltung dazu?

Das Verhältnis zum Westen spielte tatsächlich eine sehr große Rolle, geprägt von einer tiefen Enttäuschung auf russischer Seite. Besonders im Hinblick auf Deutschland herrscht das Gefühl vor, dass man den Deutschen in der Vergangenheit entgegengekommen sei. Man verweist auf die jahrzehntelange erfolgreiche Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg, die maßgebliche Unterstützung der deutschen Wiedervereinigung – inklusive des berühmten Gesprächs zwischen Michail Gorbatschow und Helmut Kohl in Strickjacken im Kaukasus vor genau 35 Jahren – und den Abzug der Roten Armee aus Ostdeutschland. Russland habe Deutschland, den Europäern und US-Amerikanern damals viel Vertrauen entgegengebracht.

Viel wurde auch über die NATO-Erweiterung diskutiert. Hierzulande wird oft argumentiert, es gäbe keine schriftlichen Vereinbarungen darüber, die NATO nicht auszudehnen. Die russische Seite hält dem entgegen, dass man den mündlichen Zusagen damals vertraut habe. Viele wichtige Abkommen, auch während des Kalten Krieges oder der Kuba-Krise 1962, seien nicht als völkerrechtliche Verträge, sondern als „Gentleman’s Agreements“ getroffen und eingehalten worden. Es wurde sehr deutlich, dass auf russischer Seite ein starkes Gefühl vorherrscht, immer wieder einen Vertrauensvorschuss gegeben und enttäuscht worden zu sein.

Diese Enttäuschung manifestierte sich in mehreren Punkten: der NATO-Erweiterung, der russischen Wahrnehmung einer gezielten Organisation der Maidan-Demonstrationen und der aus russischer Sicht nicht eingehaltenen Zusage für Neuwahlen danach. Auch die Minsker Abkommen und die Aussage der ehemaligen Bundeskanzlerin, diese seien lediglich geschlossen worden, um Zeit zu gewinnen, wurden als eklatanter Vertrauensbruch wahrgenommen. Diese tiefsitzende Enttäuschung führte zu dem klaren Entschluss, Konsequenzen zu ziehen. Russland, so die Sichtweise dort, habe lange versucht, Teil Europas zu werden, sei aber an den EU-Staaten und den USA gescheitert. Folglich will man nun mit neuen Partnern, insbesondere den BRICS-Staaten und der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ), eine neue internationale Ordnung aufbauen.

Zudem besteht Russland für eine Beendigung des Krieges darauf, dass die Ukraine weder Teil der NATO noch eines anderen gegen Russland gerichteten Bündnisses und auch kein Stationierungsraum für ausländische Truppen oder Offensivwaffen wird. Dass sich die Position der US-amerikanischen Administration hierzu geändert hat und im Abschlussdokument des letzten NATO-Gipfels nicht mehr die Rede davon ist, dass „die Zukunft der Ukraine in der NATO liegt“ und man die Ukraine auf ihrem „unumkehrbaren Weg zur euro-atlantischen Integration unterstützen wolle“, wie es noch auf dem NATO-Gipfel 2024 formuliert worden war, wird als positiv wahrgenommen. Aber, wie mir mehrere Gesprächspartner sagten: „Niemand ist bereit, uns das zu garantieren.“

Auf persönlicher Ebene waren die Gespräche überwiegend freundlich. Dennoch spürt man über die Jahre, dass sich ein leichter „Schleier“ über manche Themen und Begegnungen gelegt hat; es ist nicht mehr so unbeschwert wie noch vor zehn Jahren. Dies ist eine Folge der verhärteten Positionen und der zunehmenden Kriegstoten auch auf russischer Seite. Hinzu kommt die Wahrnehmung, dass manche Firmen, die sich aus Russland zurückzogen, über das Notwendige hinaus agierten, um russischen Partnern die Geschäftsfortführung maximal zu erschweren, und auch die Bundesregierung in der nationalen Umsetzung von Sanktionen eifriger ist als manch anderer europäischer Staat.

Lesen Sie im zweiten Teil dieses Interviews mehr über die Rolle des Ukraine-Kriegs, die Resilienz der russischen Wirtschaft und die langfristigen strategischen Neuausrichtungen Russlands.


Über den Interviewpartner: Christoph Polajner berät in den Schnittpunkten von Geopolitik, Geoökonomie, Außenpolitik und Wirtschaft und ist Gründungsmitglied und Stellvertretender Vorsitzender der Eurasien Gesellschaft mit Sitz in Berlin. Seine geographischen Schwerpunkte sind China und Russland, inhaltlich sind es Eurasien, die BRICS, die Shanghai Cooperation Organization, der Ukrainekonflikt und die chinesisch-russischen Beziehungen. Er war lange Jahre weltweit tätig: in Lateinamerika, Afrika, Südostasien, Zentralasien, der Ukraine, China und Russland, den Großteil der Zeit für eine humanitäre Organisation. Er hat einen Master-Abschluss in Chinese Studies mit den Schwerpunkten chinesischer Außenpolitik und Wirtschaft.


Titelbild: Quelle: Christoph Polajner