US-Präsident Donald Trump hat am 17. Dezember verkündet, dass er eine „totale und vollständige“ Blockade über Venezuela verhängt sowie die Regierung des Landes als „ausländische Terror-Organisation“ hat einstufen lassen. Die Blockade würde anhalten, „bis sie (Venezuela) all das Öl, Land und andere Vermögenswerte, die sie uns zuvor gestohlen haben, an die Vereinigten Staaten von Amerika zurückgeben“. Vor diesem Hintergrund gab es zahlreiche Fragen auf der Bundespressekonferenz, unter anderem wie die Bundesregierung das Vorgehen Washingtons aus völkerrechtlicher Perspektive bewertet und welches US-Territorium laut Wissen des Auswärtigen Amts Venezuela gestohlen habe. Von Florian Warweg.
Hintergrund:
„Venezuela ist vollständig von der größten Armada umzingelt, die jemals in der Geschichte Südamerikas zusammengestellt wurde. Sie wird nur noch größer werden, und der Schock für sie wird so groß sein wie nie zuvor – bis sie all das Öl, Land und andere Vermögenswerte, die sie uns zuvor gestohlen haben, an die Vereinigten Staaten von Amerika zurückgeben. Das illegitime Maduro-Regime finanziert sich, den Drogenterrorismus, den Menschenhandel, Mord und Entführungen mit Öl aus diesen gestohlenen Ölfeldern. Wegen des Diebstahls unserer Vermögenswerte und aus vielen anderen Gründen, darunter Terrorismus, Drogenschmuggel und Menschenhandel, wurde das venezolanische Regime als AUSLÄNDISCHE TERRORISTISCHE ORGANISATION eingestuft. Daher ordne ich heute eine TOTALE UND VOLLSTÄNDIGE BLOCKADE ALLER SANKTIONIERTEN ÖLTANKER an, die nach Venezuela ein- und aus Venezuela auslaufen. Die illegalen Einwanderer und Kriminellen, die das Maduro-Regime während der schwachen und unfähigen Biden-Regierung in die Vereinigten Staaten geschickt hat, werden in raschem Tempo nach Venezuela zurückgeschickt. Amerika wird nicht zulassen, dass Kriminelle, Terroristen oder andere Länder unsere Nation ausrauben, bedrohen oder schädigen, und ebenso wenig wird es zulassen, dass ein feindliches Regime unser Öl, unser Land oder andere Vermögenswerte an sich reißt, die alle UNVERZÜGLICH an die Vereinigten Staaten zurückgegeben werden müssen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit in dieser Angelegenheit!“
So lautet im Wortlaut die vom Weißen Haus am 17. Dezember veröffentlichte Erklärung von US-Präsident Donald Trump:
“Venezuela is completely surrounded by the largest Armada ever assembled in the History of South America. It will only get bigger, and the shock to them will be like nothing they have ever seen before — Until such time as they return to the United States of America all of the… pic.twitter.com/WWQwJfcplD
— The White House (@WhiteHouse) December 17, 2025
17 Prozent der weltweit bekannten Ölvorkommen liegen in Venezuela. Damit liegt das südamerikanische Land statistisch an erster Stelle noch vor Saudi-Arabien, Russland und den USA. Auf 304 Milliarden Barrel (ein Barrel entspricht 159 Liter) werden die aktuell bekannten Ölreserven von Venezuela geschätzt, danach folgt Saudi Arabien mit 298 Milliarden, Kanada mit 168, Iran mit 158 und an fünfter Position mit 145 Milliarden der Irak. Zum Vergleich: Russlands Reserven liegen bei 108 und die der USA 69 Milliarden Barrel.
Doch während über Jahrzehnte die USA mit Abstand der größte Abnehmer venezolanischen Öls waren, ist es nun seit einigen Jahren China. Angesichts des von Washington verhängten Öl-Embargos keine große Überraschung. Auch die wirtschaftliche, militärische und politische Annäherung von Caracas an Peking, Moskau und Teheran ist zu großen Teil auf die Verhängung von US-Sanktionen zurückzuführen. Doch trotz aller Versuche mittels Sanktionen (ab 2017), Sabotageaktionen und Unterstützung mehrerer Putschversuchen sind bisher alle Regime-Change-Versuche der USA seit 2002 gegen Hugo Chávez und seinen Nachfolger (seit 2013) Nicolás Maduro gescheitert.
Trumps erster gescheiteter Regime-Change Versuch 2020
Donald Trump versuchte bereits 2020, die venezolanische Regierung mit einem verdeckten Söldnereinsatz zu stürzen. Bei der sogenannten „Operation Gideon“ landeten 60 Kämpfer der privaten US-Söldnerfirma Silvercorp USA an der Küste nahe La Guaira. Sie wurden allerdings innerhalb kurzer Zeit von venezolanischen Sicherheitskräften aufgerieben und gefangengenommen. Darunter befanden sich zwei ehemalige US-Elitesoldaten, Airan Berry und Luke Denman, Ersterer mit Wohnsitz in Deutschland (Schweinfurt). Im weiteren Verlauf erklärten die Festgenommenen, sie seien mit dem Auftrag entsandt worden, Maduro zu entführen und strategische Einrichtungen einzunehmen.
Hauptorganisator der Operation war der ehemalige Green Beret Jordan Goudreau und Gründer der Söldnerfirma. Nach dem Scheitern der Landung beschuldigte Goudreau die von den USA unterstützte Hardliner-Opposition unter der Führung des ehemaligen selbsternannten „Interimspräsidenten“ Juan Guaidó, ihren Teil des Vertrags nicht erfüllt zu haben. In dem durchgestochenen Dokument, das von Guaidó und seinen Helfern unterzeichnet wurde, beauftragte die Opposition Goudreaus Söldnerfirma Silvercorp mit der „Planung und Durchführung einer Operation, um Nicolás Maduro zu ergreifen/festzunehmen/aus dem Amt zu entfernen“. Auch weitere hochrangige Regierungsfunktionäre sollten entführt werden.
Die in den USA ansässige oppositionelle Journalistin Patricia Poleo veröffentlichte ebenfalls Beweise für eine Telefonkonferenz, an der Guaidó, Goudreau und andere Regierungsgegner teilnahmen. Während die „Übergangsregierung“ versuchte, sich von der gescheiterten Operation zu distanzieren, zeigte Goudreau später den Guaidó-Mitarbeiter Juan José („JJ“) Rendón wegen Vertragsbruch an.
In den folgenden Monaten führten mehrere Verhaftungen, Interviews und Medienberichte zu weiteren Enthüllungen. Goudreau erklärte, dass US-Beamte der Regierung von Donald Trump den Putschversuch unterstützt hätten.
Auszug aus dem Wortprotokoll der Regierungspressekonferenz vom 17. Dezember 2025
Frage Höfele (dts)
Zu Venezuela: Der US-Präsident hat eine totale Blockade von sogenannten sanktionierten Öltankern angekündigt. Trägt die Bundesregierung das mit?
Giese (AA)
Wir haben die Äußerung des US-Präsidenten zur Kenntnis genommen. Noch liegen uns keine weiteren Informationen vor, was das ganz genau beinhaltet.
Wie hier schon häufiger gesagt wurde, rufen wir dazu auf, keine Schritte zu unternehmen, die Frieden und Sicherheit in der Region gefährden könnten. Die Bundesregierung hat ein Interesse daran, dass sich die Situation in der Region nicht noch weiter verschärft. Die allgemeine Situation betrachten wir deswegen mit Sorge. Selbstverständlich ist das Völkerrecht einzuhalten.
Letztlich bleibt es aber dabei, dass alle diese Fragen, über die wir hier gesprochen haben, tatsächlich wichtig sind, allerdings zwischen den USA und Venezuela besprochen werden müssen. Dazu gibt es auch Gespräche, beispielsweise auch zwischen Präsident Trump und Staatspräsident Maduro.
Zusatzfrage Höfele
Der US-Präsident hat das Maduro-Regime noch einmal als ausländische terroristische Organisation bezeichnet. Wie verhalten Sie sich dazu? Sie haben ja immerhin diplomatische Verbindungen.
Giese (AA)
Ich glaube, ich habe gerade ausgeführt, was die Bundesregierung von der ganzen Situation hält. Das ist ein Aspekt davon. Wie gesagt, wir wollen, dass keine Schritte unternommen werden, die Frieden und Sicherheit in der Region gefährden.
Frage Jessen (freier Journalist, kooperiert mit jung & naiv)
Hat die Bundesregierung Kenntnis darüber, dass es sich bei dem in den Tankern gelagerten Öl um geraubtes Öl, das den USA gehört, handelt?
[Es folgte ein Teil Unter 3]
Frage Jessen
Die Behauptung, es handele sich um geraubtes Öl, ist ja eine Behauptung, die der US-Präsident aufstellt. Hat die Bundesregierung die Sorge, dass diese These die Vorbereitung einer gewaltsamen Aneignung des Tankeröls, so wie es sich jetzt physisch dort befindet, darstellt?
Giese (AA)
Ich habe Ihnen gerade gesagt, wie wir die Äußerung des US-Präsidenten einschätzen. Wir haben sie zur Kenntnis genommen, haben dazu aber keine eigenen Erkenntnisse.
Frage Jung (jung & naiv)
Inwiefern kann die angekündigte Seeblockade irgendwie mit dem Völkerrecht vereinbar sein, Herr Giese? Es gibt ja kein Mandat des UN-Sicherheitsrats, das eine Ausnahme beinhalten würde. Allgemein gilt das ja als Kriegsmaßnahme. Haben Sie da andere Erkenntnisse?
Giese (AA)
Wir haben hier schon verschiedentlich über die verschiedenen Sachverhalte, die sich da abspielen, gesprochen. Ich habe da in Bezug auf die verschiedenen denkbaren Konstellationen etwas gesagt, bei dem ich auch gerne bleiben würde. Wir wissen ja auch nicht, auf welchen Arten von Gewässern sich das abspielt. Grundsätzlich ist es an den USA, darzulegen, inwiefern das eigene Verhalten mit dem Völkerrecht vereinbar ist.
Zusatzfrage Jung
Bleibt es dabei, dass die Bundesregierung generell gegen völkerrechtswidrige Angriffskriege ist, oder ist sie es nur bei nicht befreundeten Staaten?
Giese (AA)
Was die völkerrechtliche Haltung der Bundesregierung ist, habe ich hier, glaube ich, klargemacht.
Zusatz Jung
Sie betonen ja eben nicht, dass es … Hier droht ja gerade ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg der USA gegen Venezuela.
Giese (AA)
Die Bundesregierung setzt sich für das Völkerrecht ein.
Frage Warweg
Der US-Präsident hat ja in seiner Ankündigung nicht nur von geklautem Öl, sondern auch von durch Venezuela geklautem Land gesprochen, das umgehend zurückgegeben werden muss. Kann uns das Auswärtige Amt vielleicht darüber informieren, um welches Stückchen Land es geht, das Venezuela angeblich von den USA geklaut hat?
Giese (AA)
Vielleicht gebe ich den grundsätzlichen Recherchehinweis, dass man sich mit solchen Fragen auch an die US-amerikanische Regierung richten könnte, weil das Aussagen sind, die dort getätigt worden sind.
Zusatz Warweg
Beim Öl haben Sie ja geantwortet. Dann können Sie es ja bei der Landfrage auch tun, gerne auch „unter drei“.
Giese (AA)
Ich kann Ihnen sagen, was ich gerade eben gesagt habe, dass uns dazu die Informationen fehlen. Aber ich würde, wie gesagt, Ihnen da die Recherche bei der amerikanischen Regierung empfehlen.
Titelbild: Screenshot NachDenkSeiten, Bundespressekonferenz 17.12.2025
Im Schatten der Monroe-Doktrin: Neue Frontlinien in der Karibik
US-Regierung: Sanktionen, Zölle und maximaler Druck gegen Venezuela
Venezuela und die Nachwirkungen der völkerrechtswidrigen Anerkennung von Guaidó durch Deutschland






