Leserbriefe zu „Ich fühlte mich regelrecht geistig erfrischt und beschwingt – ein Fernsehtipp“

Ein Artikel von:

Udo Brandes bekennt hier, „mehr zufällig als absichtlich Sonntagabend beim Zappen auf das Interview von Richard David Precht mit Pankaj Mishra“ gestoßen zu sein. Er sei „eigentlich kein Fan von Richard David Precht“. Er hätte aber in letzter Zeit immer wieder mit seinen vom Mainstream abweichenden Beiträgen zu öffentlichen Debatten“ überrascht. Pankaj Mishra sei ein indisch-britischer Intellektueller und denke „deshalb – für deutsche und europäische Verhältnisse – sehr unorthodox über die Weltlage“. Wer das Interview sehe, könne merken, „wie sehr Politik und Journalismus Spaß machen könnten“. Nach dem Interview habe er sich regelrecht geistig erfrischt und beschwingt gefühlt. Empfohlen werde deshalb: „Schauen Sie sich das Interview in der Mediathek an. Es lohnt sich!“ Wir danken für die interessanten Leserbriefe. Hier eine Auswahl. Christian Reimann hat sie für Sie zusammengestellt.


1. Leserbrief

Hallo Herr Brandes, Hallo NDS-Team,
 
ging mir ganz genauso.
 
Bin auch nicht immer bei Richard David Precht. Kam auch beim Zappen auf diese Sendung.
 
Hab noch sehr lange über dieses Interview nachgedacht. Sehr erfrischt, ist ein gutes Wort dafür.
 
Fühlte mich wie in einem Hubschrauber der mal eben ein wenig in die Luft geht um sich einen besseren Überblick zu verschaffen.
Sehen tut man die Eurasische Platte und weiß damit auch was gemeint war, was Deutschland und Europa auch/anders tun könnte.
 
Ein wirklich sehr empfehlenswertes Interview
 
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Melchior


2. Leserbrief

Wohl wahr Herr Brandes!

Heute hat auch ihr Kollege NEU einen Artikel verfasst auf den ich einen Leserbrief geschrieben habe. Es sind genau diese Themen angesprochen worden, um die es in der ZDF-Sendung ging. Das werde ich jetzt nicht noch einmal thematisieren. Ich habe die Sendung gestern gesehen und war bass erstaunt, dass ausgerechnet das völlig verkarstete Propaganda-Quali-Medium ein solches Gespräch gesendet hat. Precht hat die Argumentation vorsichtig aber auch fundiert aufgebaut und Mishra hat mit NICHTS hinter dem Berg gehalten. Habe zu meiner Frau gesagt, dass beim ZDF wohl so langsam die Zeitenwende eingeläutet wird – aber nicht in Scholzens Sinn. Multipolar wird wohl wahr werden.

Dieter Münch


3. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Brandes,

vielen Dank, dass Sie auf dieses Interview aufmerksam gemacht haben.

Es ist doch hochinteressant, eine Meinung zur derzeitigen und allgemeinen Situation auf unserem Globus aus einer anderen Perspektive, als die unseres ÖR-Qualitätsjournalismus zu sehen.

Eigentlich müssten sich unsere Mainstream-Journalisten solche Gespräche als Lehrstück anschauen.

Viel wichtiger wäre es aber, dass sich auch unsere strammen Transatlantiker mit solchen Gedanken wie sie Herr Mishra äußert, mal auseinandersetzen sollten. Wahrscheinlich würde aber z.B. unsere Vorzeigediplomatin, Frau Baerbock, gar nicht in der Lage sein, solche Gedanken und Fragestellungen zu begreifen.

Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Kleinecke


4. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Brandes,
 
in der Tat ein in unseren Medien unübliches, interessantes Gespräch.
 
Pankaj Mishra hat eine Sichtweise des globalen Südens auf die Rolle Deutschlands erläutert, die mir selbst gar nicht so bewußt war, nämlich dass Deutschland in diesen Regionen (globaler Süden) als Beispiel als ein Land gilt, das seine imperiale Vergangenheit (mehr oder weniger) aufgearbeitet und dafür gebüßt hat, während es aber gleichzeitig ein Vasall solcher Länder wie USA, GB oder F ist (Atommächte und Besatzer), die eben genau eine solche Aufarbeitung ihrer imperialen Vergangenheit bis heute nicht vorgenommen haben.
 
Womit wir immer wieder bei einem fehlenden Friedensvertrag mit den Westmächten sind. Putin hat neulich signalisiert (in den deutschen Medien natürlich völlig ignoriert), dass Russland bereit ist einen Friedensvertrag mit Deutschland zu schließen.
 
Der zweite Weltkrieg ist noch nicht zu Ende und deshalb eine der Hauptursachen für die Misere Deutschlands, Europas und für das gegenwärtige Verhältnis zwischen Deutschland und Russland, China, Indien und dem Rest der Welt – ebenso wie das abschätzige Verhalten anderer Länder gegenüber Deutschland (z.B. Polen, Griechenland).
 
Mit freundlichem Gruß
Dr.C.Lemnitzer


5. Leserbrief

Sehr geehrtes Nachdenkseiten Team, 

Ich habe mir den Beitrag auf Ihre Empfehlung hin angeschaut. Evtl. ist die Idee sich aus der Abhängigkeit von der USA zu befreien eine neue Idee im ÖRR. Aber insgesamt war das Gespräch eine reine Lobhudelei über Deutschland. Als ob ein westlicher Staat eine Demokratie sei. Fangen wir bei der USA an – ein Zweiparteienstaat der Plutokraten, Frankreich eine Präsidentenautokratie, Großbritannien ein in den Kapitalismus hinübergeretter Feudalstaat, Deutschland ein Staat in dem das Wahlgesetz von einer Regierung beschlossen wird, damit diese in der nächsten Wahl weiter regieren kann, Polen in dem die Richter so eingesetzt werden, dass sie der verlängerte Arm der Regierung sind. Ungarn zu tiefst rassistisch und korrupt, Ukraine als Flamme der Demokratie gefeiert. Das sind die westlichen Werte. Die anderen westlichen Werte werden immer nur von den anderen Länder gefordert. Kriegsverbrecher gibt es nur in Afrika, Oligarchen nur in Russland. Deutschland hat seine Verbrechen aufgearbeitet, die USA haben mit dem Marshallplan die BRD wieder aufgebaut, die EU sei eine Lokomotive und gleichberechtigt mit den anderen Staaten in der EU – das ist doch alles lachhaft. Herr Precht bleibt Opportunist und Aushängeschild für scheinbar kritischen ÖRR. 

Mit freundlichen Grüßen 
K. Wallmann


6. Leserbrief

Mit dem euphorischen Titel „Ich fühlte mich regelrecht geistig erfrischt und beschwingt – ein Fernsehtipp“, habe ich mich tatsächlich dazu hinreißen lassen, trotz Grippe, das ZDF-Interview anzuschauen. Nicht ohne Gewinn, aber diese Euphorie ist doch an sich ein Grund für Besorgnis. Wie ausgehungert nach Meinungsvielfalt muss man sein, um diese Sendung, bei der D. Precht mit Tricks versucht, dem als Multipolaristen etikettierten Pankej Mishra, ein Bekenntnis zur moralischen Führungsrolle des Westens abzuringen, als eine Schwalbe zu betrachten, die vielleicht einen Frühling der befreiten kritischen Diskurses einläutet?

Eine Stelle des Interviews soll als Beispiel dienen, warum ich diese Euphorie doch für übertrieben halte (Minute 43:30):

D. Precht: Würden Sie denn, wenn Sie sagen, das Master-Narrativ, die große amerikanische Erzählung, hat Konkurrenz bekommen, bröckelt, verliert an Bedeutung. Würden Sie diese Konkurrenz unter moralischem Gesichtspunkt als gleichwertig betrachten? Sie haben ja gesagt: “Neben das große amerikanische Narrativ ist der russische Imperialismus, Überlegenheitsfantasien in Indien, in China getreten.” Würden Sie sagen, dass ist alles irgendwie gleich? Oder würden Sie sagen, das muss man alles sehr unterschiedlich moralisch betrachten  und es ist auch wichtig, das zu bewerten?

Pankaj Mishra antwortet geschickt auf diese “Frage”, die ihn offensichtlich in eine ganze bestimmte Richtung drängen will und die – so ganz nebenbei – beim Publikum im Gedächtnis verfestigen soll, dass auch der Multipolarist Mishra alle großen Alternativen zum Westen für moralisch unterlegen hält. Aber in vielen Punkten ist er mir Mishra im Interview zu vorsichtig, seine Elastizität und sein Geschicklichkeit beim Ausweichen vor solchen manipulativen Fragen, für die ich oben ein Beispiel gegeben habe, ist dennoch bewundernswert!

Liebe Grüße
Jowi


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