Die herrschende Politik und die Finanzwirtschaft stecken unter einer Decke – auch deshalb zahlen wir als Steuerzahler für die Zocker. (Teil II)

Die Medien helfen meist mit, den Skandal unter der Decke zu halten. Von gelegentlichen Ausnahmen abgesehen. Eine aktuelle Ausnahme: Selbst der Vorstandsvorsitzende der Springer AG, Mathias Döpfner, wundert sich und kritisiert, dass wir Steuerzahler mit den Milliarden für die Commerzbank-Rettung die „Zockerschulden der Bank begleichen“. Die Linkspartei prangere diese Enteignung der Bürger zu Recht an. Es ist eben leider nur die Linkspartei. Die anderen spielen das Spiel mit. Die Politik ist gerade auch jetzt in der Finanzkrise maßgeblich von den Interessen der Finanzwirtschaft bestimmt. Die Medien decken dies, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nicht auf. Das wird zum Problem, weil unter diesen Umständen die Sanktionen gegen die herrschende Politik auch bei den kommenden wichtigen Wahlen unterbleiben könnten. Die Umfragen, nach denen eine Mehrheit der Bundesbürger die „Leistung“ von Merkel, Steinbrück etc. würdigt, zeigen dies. Albrecht Müller

McKinsey macht die Politik

Jürgen Rüttgers ist in seiner politischen Karriere dafür berüchtigt, dass er knallharte konservative Politik betreibt und sich durch populistische Vorstöße ein dynamisches, meist noch soziales Image gibt.
Vor einer Woche machte er mal wieder mit der tollen Idee eines „Deutschlandfonds“, einem100-Milliarden-Euro-Schutzschirm für krisengeschüttelte Unternehmen einen publizistischen Vorstoß. Wer nun denkt, Rüttgers hätte einen so riesig dimensionierten Fonds intensiv mit Fachleuten diskutiert oder Gutachten eingeholt, um ein durchdachtes wirtschaftspolitisches Konzept vorzulegen, der irrt gewaltig. Nichts dergleichen ist geschehen.
Jetzt erfahren wir, dass ihm die Unternehmensberatungsfirma McKinsey in Person von Jürgen Kluge diesen Floh ins Ohr gesetzt hat. Wolfgang Lieb

Steinmeiers Konzept – Alles nur noch Show

Vor wenigen Tagen hat Kanzlerkandidat Steinmeier einen „Wachstums- und Stabilitätspakt“ der SPD verkündet und in die Koalitionsgespräche eingebracht. Auf welchem Niveau die Koalitionsrunde über dieses Konzept diskutierte, hat die Süddeutsche Zeitung plastisch beschrieben.
Dass die von Steinmeier aus dem Hut gezauberten Vorschläge zur Bekämpfung der Rezession aber nicht wirklich ernst gemeint waren, sondern vor allem darauf abzielten, möglichen SPD-Wählern ein bisschen roten Sand in die Augen zu streuen, zeigte sich im Verlauf dieser Woche. Die SPD räumte ohne den geringsten Widerstand eine sozialdemokratische Position nach der anderen wieder ab. Wolfgang Lieb

ver.di: Den Neoliberalismus überwinden – “Aktiv werden für eine soziale Antikrisenpolitik” – Demos in Hamburg und Berlin

Der Gewerkschaftsrat der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat bereits am 5. Dezember 2008 einen beachtenswerten Beschluss gefasst. Er analysiert aus gewerkschaftlicher Sicht die internationale Finanz- und Wirtschaftskrise und zieht den Schluss:  “ver.di tritt gemeinsam mit anderen Gewerkschaften, sozialen Kräften und Bewegungen für einen grundlegenden Politikwechsel ein – in Deutschland und im Weltmaßstab. Der Neoliberalismus muss auch in der politischen Praxis und den Strukturen der Staaten, der EU und der internationalen Institutionen überwunden werden.” Damit nimmt sich ver.di viel vor. Die Probleme, um die es geht, und die Veränderungen, die dringend notwendig sind, verlangen in der Tat nach einer breit aufgestellten Aktion. Hermann Zoller

Hinweise des Tages

Heute unter anderem zu folgenden Themen:

  • Attac fordert sofortigen Stopp der Aktivitäten der Commerzbank in Steueroasen
  • Die Allianz, der stille Gewinner
  • Allmählich stellt sich die Systemfrage
  • “Bad Bank” soll Finanzsektor retten
  • Der Filz zwischen Politik, Industriemanagern und Bankern
  • Heiner Flassbeck: Politisches Hickhack lähmt Investitionen
  • Programme zur Ankurbelung der Wirtschaft in Deutschland
  • Neu im Kino: Goodbye, Reagan
  • Robert von Heusinger: Erst die Dividende streichen
  • Hoovern und brüningen. Warum Steuern runter schlechter ist als Sozialleistungen rauf
  • Einzelhandel fürchtet die Jobkrise
  • Die Job-Programme des Bundes floppen
  • Die Privatisierung lateinamerikanischer Rentenversicherungen sorgte vor allem für massenhafte Altersarmut
  • Totalausfall für die Atomgemeinde
  • Gas-Konflikt: Postsowjetische Gewohnheiten
  • Krise stärkt neoliberale Positionen
  • SPD verliert weiter Mitglieder
  • Bildung für die Konjunktur – Konjunktur für die Bildung
  • Finanznot von Privatuni Witten schlimmer als bekannt
  • Die Privatunis gehören nicht zur Elite
  • Pillen fürs Stipendium

Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.

Hinweise des Tages

(MB/WL)

Heute unter anderem zu folgenden Themen:

  • DGB: Mit Mindestlöhnen gegen drohendes Lohndumping
  • Azubi-Gehälter 2008 real gesunken – Auszubildende bekommen im Schnitt 642 Euro brutto
  • Commerzbank wird teilverstaatlicht
  • Finanzbranche fordert rettende „Bad Bank“
  • Mit einem Mix aus gesetzlichen Vorgaben und Engagement staatlicher Banken könnte die aktuelle Kreditkrise überwunden werden
  • ver.di: Arbeitnehmerinteressen offensiv vertreten – für eine sozial gerechte Politik mobilisieren
  • Peter Ehrlich: Schuldenfrei in die Katastrophe
  • Deutsche Ausfuhren im November 2008: – 11,8% zum November 2007
  • Arbeitslosenversicherung – Gewerkschaften warnen vor Engpass
  • Antwort der Bundesregierung: Auswirkungen der von der privaten Versicherungswirtschaft angenommenen (höheren) Lebenserwartungen auf die Rendite von Riester-Renten
  • Pensionskassen mit Rekordverlusten
  • Hörgeräte im Bestechungssumpf
  • Eine Wachstumsstrategie für Deutschland
  • Das traute man bisher nur Herrn Ackermann zu
  • BayernLB – Pension unter Palmen
  • Lobbyismus
  • Studie: Krankenkassen könnten Milliarden einsparen
  • Hessische Verhältnisse
  • Obama warnt vor jahrelanger Krise
  • Sarkozys Pläne zur Justizreform
  • Studiengebühren-Stopp in Österreich
  • Zu guter letzt: Da schaut er, der Kauter

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Die Deregulierung und die Förderung des Finanzmarktes durch die Bundesregierung

Ein Leser hat uns gebeten, doch einmal alle Gesetze der letzten Jahre, die zur Deregulierung des Finanzmarktes in Deutschland beigetragen haben, zusammenzustellen. Ich habe mich auf die Suche gemacht. Dabei habe ich eine wunderbare Zusammenstellung des Bundesfinanzministeriums gefunden.
Wir stellen diese (bevor man sie löscht) einfach mal mit wenigen Anmerkungen ins Netz. Die Zusammenstellung und vor allem der euphorische Ton sprechen für sich. Ich empfinde das als ein Zeitdokument, das nicht verloren gehen sollte.
Ganz sicher haben einige der aufgeführten gesetzlichen und sonstigen Maßnahmen nicht unmittelbar zur Finanzkrise beigetragen, aber ein großer Teil muss als durchaus ursächlich angesehen werden, so etwa die Erleichterung von Unternehmensübernahmen, die Einführung von Hedge-Fonds, die Erleichterungen bei der Verbriefung von Kreditforderungen etc..
Wann setzt der Finanzausschuss des Bundestags eine Arbeitsgruppe ein oder wann holt die Bundesregierung Gutachten ein, die überprüfen, warum diese unzähligen Gesetze die Finanzkrise nicht verhindern oder wenigstens abfedern konnten? Oder welche Gesetze einer Änderung oder Abschaffung bedürfen, um künftig Finanzkrisen zu verhindern? Wolfgang Lieb

Hinweise des Tages

(KR/WL)
Heute unter anderem zu diesen Themen:

  • HSH Nordbank überweist trotz Milliardenverlust Dividende
  • Konjunkturprogramm : “Die Koalition hoffte auf ein Wunder”
  • EU-Staaten drohen soziale Spannungen
  • Banken knausern mit Firmenkrediten
  • Europa guckt in die Röhre
  • Der Russe lügt!
  • Deregulierer soll internationales Gremium zur Regulierung der Banken leiten
  • Sebastian Dullien: Nutzlose Prognosen
  • Pro & Contra: Jobwunder durch Reformen?
  • Im Kraftfeld zwischen Krieg und Rezession
  • Montgomery beendet Deutschland-Abenteuer
  • Wie Jakob Augstein die Berliner Wochenzeitung “Freitag” runderneuern will

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Den Kapitalmarkt effizienter organisieren – Konversion ist angesagt (Teil I)

Am 25. November konnten Sie in den NachDenkSeiten lesen: „Ist die Geldschwemme Ursache der Finanzmarktkrise? Ein Anstoß zu ein paar Zweifeln an einer gängig werdenden These.“ Dieser Beitrag führte zu einer teilweise heftigen Diskussion. Insbesondere meine Zweifel an der häufig wiederholten Annahme, die ungerechte Einkommensverteilung habe eine Geldschwemme verursacht, die wiederum verantwortlich sei für die Aufblähung der Finanzmärkte und die jetzige Krise, stießen auf Widerstand und Kritik. – Meine Zweifel sind nicht beseitigt. Die so oft wiederholte Vorstellung, die miserable Einkommensverteilung habe zu einer Art Geldschwemme und damit zur Finanzkrise geführt, lenkt eher von der Diagnose der wichtigeren Ursachen und damit von der richtigen Therapie ab. – Es ist jetzt notwendig, den Kapitalmarkt auf notwendige Funktionen zu beschränken und ihn von dem Element der Spekulation, den dafür forcierten Vermögenstransaktionen und überhöhten Renditevorstellungen zu befreien. Diese Beschränkung auf die notwendigen Aufgaben stellt die Volkswirtschaften vor ein ähnliches Problem wie bei der Rüstungskonversion. Albrecht Müller.

Nachtrag zum Redebeitrag: Es geht dabei nicht nur um Rente, sondern um Methoden der Manipulation, um Steinbrück, Blüm, Lafontaine, Schreiner, usw.

Beim am 5. Januar eingestellten Redebeitrag „Rentenreform als Teil der Reformlüge“ geht es nicht nur um die Rente, sondern um die Methoden und den Umfang der Meinungsmache, um die Finanzkrise und andere Sachfragen. Dies finden Sie vor allem in den Teilen 2 und 3. – Einer unserer Leser hat eine MP3-Audiodatei hergestellt. Das ist für viele eine brauchbarere Form. – Die Rede hat einen anderen Leser, Joachim Lang, zu einer Ergänzung zur Rolle Steinbrücks animiert. Siehe Anlage. Albrecht Müller

Hinweise des Tages

(KR/WL/AM)

Heute unter anderem zu diesen Themen:

  • Wie die Koalition über das Konjunkturpaket diskutierte
  • WISO: Stichprobe Bankberatung – Eigene Produkte bevorzugt
  • Spekulanten treiben sich selber aus dem Geschäft
  • Mit der Staatsbank ins Steuerparadies
  • Koalition will Schuldenbremse im Grundgesetz verankern
  • “Es muss strengere Regeln geben”
  • Durchschnittssteuerbelastung seit 1998 stark gesunken
  • Neues Elterngeld: Vor allem Besserverdienende profitieren
  • Juristischer Teilerfolg gegen den Arbeitszwang in den Niederlanden
  • Praktikant erhält 10.000 Euro Nachzahlung
  • Rentenexperte: “Es gibt keinen Weg zurück”?
  • Versicherer zahlen Überschüsse nicht an Kunden aus
  • Praktikant erhält 10.000 Euro Nachzahlung
  • Der unvermeidliche Herr Sinn
  • Medienkampagnen für Koch
  • Vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft: Kostenlose Unterrichtsmaterialien
  • Belohnung für Tbilissi: Nach Krieg gegen Südossetien wird Georgien »strategischer Partner« der USA

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Vorschlag von Peter Conradi für das SPD-Wahlprogramm: „Bahnreform statt Bahnverkauf“ – Bitte weiterleiten

Der ehemalige MdB Peter Conradi, der sich schon beim Hamburger Parteitag der SPD im Oktober 2007 gegen die Privatisierung der Bahn geschlagen hatte, hat einen entsprechenden Antrag für den Wahlprogrammparteitag der SPD im Juli 2009 formuliert. Wir unterstützen diesen Vorstoß und bitten unsere Leser mit SPD-Kontakten um Mitwirkung. Außer dem Antrag in Anlage A finden Sie in Anlage C auch den Text des Begleitschreibens, mit dem Peter Conradi SPD-Mitglieder um Unterstützung bittet. In Anlage B notiere ich ein paar Verbesserungsvorschläge zum Antrag. Peter Conradi hält diese zum Teil für nutzbar, zum Teil nicht, weil es ihm um ein breites Bündnis für einen Vorstoß zur Erhaltung einer öffentlichen und verkehrspolitisch aktiven Bahn ankommt. Das ist eine berechtigte Erwägung. Albrecht Müller.

Der Wachstums- und Stabilitätspakt der SPD

Mit dem Vorschlag, einen „Deutschlandfonds“ [PDF – 115 KB] im Umfang von 10 Milliarden Euro zu schaffen, ging die SPD in die Koalitionsgespräche mit CDU/CSU. Aus dem Fonds sollen kommunale Infrastrukturprojekte finanziert werden. Dafür soll das Vergaberecht befristet vereinfacht werden. Alle Investitionsvorhaben des Bundes sollen so weit möglich vorgezogen werden. Was der „Pakt“ sonst noch beinhaltet und warum er unzulänglich ist. Wolfgang Lieb

Hinweise des Tages

(KR/WL/AM)
Heute unter anderem zu diesen Themen:

  • Gigantisch hohe Summen und gigantisch schwammige Größenangaben
  • Kiel knüpft Rettungsnetz
  • Bund drohen Milliardenausfälle bei Hermesbürgschaften
  • Gier und Verdrängung
  • Allgemeine Steuersenkung zu abenteuerlich
  • Konjunkturprogramm braucht soziale Komponente
  • Auch Arbeitslose sind Konsumenten
  • Leben mit Hartz IV – stark gefordert, kaum gefördert
- Antwort der Bundesregierung: Kein Abitur für Schulkinder im Hartz-IV-Bezug?
  • Kaufkraftwachstum stagniert im Jahr 2009
- Konzerne investieren Gewinne nicht
  • Ziellose Rentenpolitik
- Die Entstaatlichung stoppen
  • Arbeitszeiten: Auf Kollisionskurs
- Der Datenschutzrückblick 2008
  • Friedrich Schorlemmer: Der Kaiser war nackt – Die DDR ist an ihren inneren Widersprüchen gescheitert

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