Mit der „Meldestelle Antifeminismus“ gegen Antifeminismus im Netz!

Mit der „Meldestelle Antifeminismus“ gegen Antifeminismus im Netz!

Mit der „Meldestelle Antifeminismus“ gegen Antifeminismus im Netz!

Ein Artikel von Michael Andrick

Als ich neulich im Netz wellenritt, geriet ich auf der Suche nach der nächstgelegenen Kfz-Meldestelle durch einen Fehlklick meiner Maus an eine ganz andere Registratur: die „Meldestelle Antifeminismus“. Sofort entschloss ich mich, den Stier des Antifeminismus bei seinen Hörnern zu packen. Im dafür vorgesehenen Online-Dialogfeld machte ich folgende Meldung an die „Meldestelle Antifeminismus“. Ein satirischer Aktivistenbericht von Michael Andrick.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

„Sehr geehrte Herren, Ich stieß soeben auf die Internetseite „antifeminismus-melden.de“. Dort kann man andere melden, wenn man meint, sie hätten etwas Antifeministisches gesagt oder getan. Das tue ich nun gern wahr und melde die Betreiber der „Meldestelle Antifeminismus“. Sie verüben an allen Frauen einen Akt des Antifeminismus.

Die Anlage des Portals beruht auf einer generalisierten Opferphantasie der Frau, die ihre Unterwerfung unter Männer ebenso als gegeben annimmt wie das Stereotyp des „ängstlichen“ Wesens, das sich nicht behaupten, sondern allenfalls durch anonyme Online-Denunziation „wehren“ könne – in der Hoffnung, dann von irgendwem „gerettet“ zu werden.

Ein Online-Werkzeug zur anonymen Bezichtigung missliebiger Mitbürger stellt man Frauen nur bereit, wenn man es ihnen nicht zutraut, unangenehme Erlebnisse mit anderen, wie unter Erwachsenen üblich, direkt selbst zu bewältigen und im Notfall die Polizei zu rufen.

Auch kann dieser Phantasietyp der hilflosen Frau, mit dem die Seitenbetreiber arbeiten, sich nicht selbst in den politischen Prozess einbringen, um etwaig störend erlebten „Antifeminismus“ selbst abzustellen. (Die autoritaristische Idee, durch Gesetze Meinungen und moralische Einstellungen diktieren zu sollen, einmal vorausgesetzt.)

Wogegen eigentlich soll man sich hier durch anonyme Denunziation wehren, und wovor könnte man dann geschützt werden? Wehrt man sich gegen den neuen Typ Quasi-Straftat: die Noch-keine-Straftat? Und wird man dann vor schlechten eigenen Gefühlen oder Ängsten geschützt? Von Politikern, die durch selektive Berichte über die erhaltenen Denunziationen von Noch-keinen-Straftaten und Meldungen von unannehmlichen Gefühlen aus allen Ecken der Republik „aufgeklärt“ wurden – und die dann Gesinnungsgesetze erlassen, die zudringliche Blicke und bestimmte Worte unter Strafe stellen? Und am Ende eine Sittenpolizei aussenden?

Die Berichte, die bei der „Meldestelle Antifeminismus“ aus den juristisch irrelevanten Denunziationen erzeugt zu werden drohen, werden berechtigte Anliegen des Feminismus außerhalb der Mauern Ihrer Meldestelle lächerlich machen.

Oder richten Sie sich sonst nach Berichten von Leuten, die Ihnen eine beliebige Zusammenstellung dessen geben, was jemand anonym auf einer Webseite eingetippt haben soll – über das, was ein anderer irgendwo irgendwann gesagt oder getan haben soll?

Legitime Anliegen des Feminismus, die Sie damit tendenziell in Verruf bringen, sind u.a. Gleichberechtigung, Schutz vor männlicher Gewalt und faire Entlohnung. Ich freue mich auf Ihre Gedanken dazu, wie wir diese Denunziationsstelle schließen und dem Feminismus damit einen Dienst erweisen können. Bei der Formulierung einer Entschuldigung an die von Ihren Aktivitäten betroffenen Frauen helfe ich gern. Das Geschäftsmodell, eine Bevölkerungsgruppe pauschal zum Opfer böser Mitbürger zu erklären und sich dann als steuerfinanzierter Gesinnungswärter zu installieren, darf keine Zukunft haben.“

Meldung versandt. So, und jetzt gehe ich zu einer wirklich notwendigen Behörde, der Kfz-Meldestelle. Dort melde ich – anders als in den Moralportalen des Grünen Wächterrats – einen realen Gegenstand, der gesetzlichen Regelungen unterliegt: ein Auto. Die Angestellten, die ich dort treffen werde, haben was Richtiges gelernt oder studiert und suchen sich nicht aus, welche Autos sie registrieren und welche nicht, und sie geben auch (noch?) keinen Bericht über Stadtteile mit „zu wenig Kleinwagen“ oder „zu vielen Zweisitzern“ heraus.

Über den Fortgang meines Kampfes für die Befreiung der Frau von der „Meldestelle Antifeminismus“ werde ich nur berichten, wenn ich mal nichts Wichtiges zu sagen habe.

Titelbild: Screenshot von amadeu-antonio-stiftung.de

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