Leserbriefe zu „Die große Heuchelei um das Getreideabkommen“

Ein Artikel von:

In den öffentlich-rechtlichen Medien wird Russland für die Verschlechterung der humanitären Lage in ärmeren Ländern verantwortlich gemacht, weil es das im Juli 2022 unter Vermittlung der UN und der Türkei mit der Ukraine abgeschlossene Getreideabkommen hat auslaufen lassen. Jens Berger zeigt in seinem Beitrag anhand von Daten, die international erhoben wurden, dass diese Schuldzuweisung reine Heuchelei ist, da nur drei Prozent der unter diesem Abkommen verschifften ukrainischen Getreidelieferungen in arme Staaten, 81 Prozent der Lieferungen jedoch nach China und die reichen Staaten des Westens geliefert wurden. „Die USA und die EU müssten nur mit dem Finger schnippen und die Ernährungssicherung der ärmsten Länder wäre gewährleistet. Doch darum geht es ja nicht. Es geht darum, der Ukraine Exporteinnahmen zu sichern, mit denen sie den Krieg weiterführen kann.“ Für die kritischen Zuschriften, die Ala Goldbrunner für Sie zusammengestellt hat, bedanken wir uns.


1. Leserbrief

Lieber Herr Berger,

zu der Heuchelei kommt noch die Irreführung, weil manche Medien den Eindruck erwecken wollen, dass Weizen – und dann auch noch gerade der aus der Ukraine – eine grosse Rolle in der Ernährung bestimmter Völker spiele, obschon Reis (Asien), Hirse (Schwarzafrika) und Mais (Südamerika) von den weltweit gehandelten Nahrungspflanzen eine wesentlich bedeutendere Rolle spielen, von nur lokal / regional / überregional aber nicht mal landesweit angebauten und gehandelten Nahrungspflanzen ganz

zu schweigen.
 
Freundliche Grüsse
U.R.


2. Leserbrief

Liebe Redaktion der Nachdenkseiten,

danke, Jens Berger, für diesen profunden Beitrag. Ich möchte meinen innigen Wunsch an die Außenministerin hinzufügen (die ja “vom Völkerrecht kommt”), sie möge entweder im Zusammenhang mit dem Getreide-Abkommen den Mund halten oder, bevor sie ihre Meinung hinausposaunt, sich etwas genauer über die Hintergründe und Zusammenhänge informieren. Dasselbe gilt natürlich für die deutschen Leitmedien.

Herzliche Grüße
Michael G.


3. Leserbrief

Lieber Herr Berger,

vielen Dank für das Untermauern mit Zahlen (zu einem Sachverhalt, den wir ‘Verschwörer’ natürlich im Prinzip schon kannten).

Leider sind Sie nur auf der Hälfte der Strecke ‘steckengeblieben’, weil neben der Verwendung des Getreides ja durchaus auch ausschlaggebend ist, daß ‘der Westen’ seinen Anteil des Vertrages NICHT erfüllt hat, indem die Exportmöglichkeiten Rußlands für Dünger unterwandert wurden, dadurch daß die SEPA-Verbindungen der Landwirtschaftsbank sanktioniert wurden.

Das schreit doch nach einer Fortsetzung Ihres Berichts.

Viele Grüße
Jörn Mertes


4. Leserbrief

Mir ist ja fast die Luft weggeblieben bei diesem Tagesschau Propaganda Stück, danach Wut, Zorn, Verzweiflung.

Die Lebensmittel Exporte der Ukraine werden zu 97% über die Terminbörsen zu Höchstpreisen global gehandelt und anschießend an spanische und chinesische Schweine verfüttert. Nur ein Bruchteil geht direkt an die ärmsten Länder, ich vermute mal über das World Food Program. Dass in diesem Zusammenhang Länder wie Afghanistan und der Jemen als besonders betroffene Länder genannt werden ist ja wohl die Spitze des Zynismus. Vergessen, der jahrzehntelange Krieg in Afghanistan, die Blockaden der jemenitischen Häfen durch unseren Wertepartner Saudi Arabien an dessen Folgen hunderttausende Kinder gestorben sind? Unserer Mitarbeiterin im Aussenministerium und dem Landwirtschaftsminister mit Migrationshintergrund sollten die Gründe für den Hunger, speziell in vielen Ländern Afrikas bekannt sein. Wenn nicht, könnte ich die Publikationen von Jean Ziegler oder auch Joseph Stiglitz, welche die beiden sicherlich noch aus deren früheren Zeiten als Grüne in ihren Regalen stehen haben, empfehlen. Und jetzt tourt der Ukrainische Volksschauspieler auch noch durch Afrika, um deren Politiker davon zu überzeugen, dass die bösen Russen an deren Hunger schuld sind.

Sogar einigen meiner Bekannten, die ansonsten voll auf MSM abfahren, ist dieser äußerst plumpe Propaganda Trick der ARD extrem sauer aufgestossen. Wie kann man nur Archivbilder hungernder Kinder in einen solchen “Bericht” mit reinbringen. Auch vor dem Erscheinen des NDS Artikels habe ich in weniger als 2 Minuten all die Daten zum Getreideabkommen über öffentlich zugängliche Quellen in Erfahrung bringen können. Dann sollte das die ARD Tagesschau Redaktion doch auch können. OK, am Schluss dieses “Berichts” wurde das Ganze dann ein wenig relativiert. Die Kommentierung dieses Vorgangs durch unsere Politiker aber ist nicht nur ein Versuch der Manipulation, sondern der ganz bewußten Verblödung.

Eine Regierung die auf solch einem Niveau agiert, gehört in die Wüste geschickt.

Es ist einfach nur zum Kotzen.
Günter Eberz


5. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,
 
sehr gut: Die NachDenkSeiten mal wieder sehr viel detaillierter als ich mit meinem kleinen Verstand. Und – was ich liebe: Mit vielen Links, um Thesen unter Beweis zu stellen.
 
Auf einen Beitrag von T-Online zum Getreideabkommen hatte ich gestern mit einem Tweet reagiert und T-Online der Lüge bezichtigt, weil man meinte: „Laut der Welthungerhilfe gingen 64 Prozent des über das Abkommen ausgeführten Weizens aus der Ukraine an Entwicklungsländer. Gerade Menschen im Jemen, im Sudan, in Somalia und Kenia seien darauf angewiesen.“
 
Die Verfasserin des Artikel reagierte darauf mit dem Hinweis – was ihr sehr zugute gehalten werden muss –, es ginge nur um Weizen. Das zwang mich in die Tiefe der Zahlen,
 
Die Annahme, weitsichtig zu sein, um so Dinge aus der Entfernung vermeintlich gut zu überblicken, sollte nicht davon abhalten, die Kurzsichtigkeit zu schärfen, um auch aus der näheren Betrachtung Nutzen zu ziehen.

die jedoch meine These bestätigten. Daraus erwuchs die folgende Reaktion – auch in dem Bemühen einen Beitrag für eine „Zeitenwende“ zu leisten. Bisher hat die Verfasserin noch nicht reagiert.
 
Mein Dank für Ihre Reaktion, Frau Max. Das ist #modernDenken, aber heutzutage nicht selbstverständlich und, wie gesagt, ich irre mich gern (1, 2). Ihre Reaktion fordert mich, in die Details zu gehen. Auch das ist gut.
 
Ich komme auf 34,4 % statt 64% – voraussetzend, dass in diese Länder ausschließlich Weizen geht

 
(Wenn ich auf den Welthungerindex schaue, und die ersten drei Schweregrade berücksichtige,

 
sind einige der von mir berücksichtigten Länder gar nicht dabei.)
 
In dem zweiten Screen sehen Sie eine Meldung, nach der es nur weniger als drei Prozent sind. Wo ist mein Denkfehler?
 

 
Noch etwas. Senden Sie mir bitte Ihre Quellen bei der Welthungerhilfe? Bei meinen Artikeln und Tweets versuche ich, möglichst jede These mit Links unter Beweis zu stellen, damit man mir in Fällen, wo mir das nicht möglich ist, evtl. vertraut.
 
Mit freundlichen Grüßen
 
Bernd Liske


6. Leserbrief

Sehr geehrtes NDS Team, lieber Herr Berger,

so geht guter Journalismus : Danke dafür ,gute Recherche und detaillierte Fakten ,so war mal vor sehr langer Zeit die FAZ, heute leider eine reine transatlantische Propagandamaschine.Meine finanzielle Unterstützung ist euch gewiss.


7. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

vielen Dank für den typischen Artikel der „faktenbasierten NachDenkSeiten“.

Heuchlerisch ist es, wichtige Details wegzulassen: die von Ihnen zitierte Quelle Unctad (in Person von Carlos Razo) führt aus, dass beispielsweise der Anteil der ukrainischen Weizenlieferungen an die ärmsten Länder höher gewesen sei als vor dem Angriffskrieg durch Russland. ( bisher 24% in 2023 vs. 22% in 2021 und 17% in 2020). Das Detail und den wichtigen Vergleich haben Sie „aus Versehen“ vergessen; frei nach Albrecht Müller‘s Thesen zur Meinungsmanipulation.

Von Auswirkungen auf den Marktpreis durch ein größeres Angebot finde ich leider auch nichts in Ihrem Artikel. Stellen Sie doch bitte die Daten der gesamten Getreidelieferungen in den zeitlichen Kontext!

“Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst.” – war das nicht etwa der Anspruch der NachDenkSeiten?

Beste Grüße
Tobias Mayer


8. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

vielen Dank für Ihren Beitrag zur Hunger-Heuchelei wegen des sog. Getreideabkommens. Gute Recherche! Viele der von Ihnen gesammelten Informationen werden in anderen Medien unterdrückt (wie zB am 22.7. in der Süddeutschen zum Thema).

Ich möchte allerdings darauf hinweisen, dass Sie Russland ein Motiv unterstellen, ohne dafür einen Beleg zu liefern.

Sie schreiben: “Dass Russland ein Interesse daran hat, die Einnahmen der Ukraine wegbrechen zu lassen, ist verständlich.” Dass dies der wichtigste Grund für das Vorgehen Russlands ist, möchte ich bezweifeln. Russland hat einen ganz anderen Grund angegeben, nämlich, dass es für sein Getreide Geld haben will und dass “der Westen” dies durch seine Sanktionen verhindere. Das heißt, mit dem Vorgehen will Russland erreichen (erzwingen), dass der Geldfluss für sein Getreide wieder freigegeben wird. Wie ich gelesen habe, hat Russland außerdem angeboten, Länder mit Hungersnot kostenlos zu beliefern. Dass die Bezahlung sichergestellt wird, also entsprechende “Sanktionen” des “Westens” aufgehoben werden, war außerdem Bestandteil des Abkommens! Man hat also Russland wieder einmal hingehalten.

Viele Grüße
Uwe Steinkrüger


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