Aus dem Maschinenraum einer Weltmacht – Ein explosives Interview mit Oberst Lawrence Wilkerson, ehemaliger Stabschef von Colin Powell unter George W. Bush

Aus dem Maschinenraum einer Weltmacht – Ein explosives Interview mit Oberst Lawrence Wilkerson, ehemaliger Stabschef von Colin Powell unter George W. Bush

Aus dem Maschinenraum einer Weltmacht – Ein explosives Interview mit Oberst Lawrence Wilkerson, ehemaliger Stabschef von Colin Powell unter George W. Bush

Maike Gosch
Ein Artikel von Maike Gosch

Oberst Lawrence Wilkerson gab kürzlich dem norwegischen Professor Glenn Diesen in einem Video-Interview tiefe Einblicke in die Strategien der USA in Europa mit Bezug auf die NATO, aber auch auf die gesamte aggressive Interventions- und Außenpolitik inklusive Regime-Change-Operationen und den Einsatz der Geheimdienste sowie (besonders interessant) die Rolle von NGOs hierbei – und das über den Zeitraum von 2002 bis heute. Meiner Ansicht nach sind diese Aussagen ungeheuer relevant, denn hier spricht nicht jemand, der diese Tätigkeiten als „Verschwörungstheorie“ in den Raum stellt, sondern ein Insider, der an ihrer Planung und Durchführung beteiligt war. Alles, was Wilkerson in diesem Interview erzählt, klingt nach dem, was von vielen Politikern und den etablierten Medien inzwischen nur noch als „russische Narrative bedienen“ verleumdet wird. Es spricht hier jedoch ein sehr hochrangiger Militär aus dem Team um den republikanischen Präsidenten George W. Bush, dem bisher (es kann ja noch kommen!) keine Nähe zur russischen Regierung vorgeworfen werden konnte. Ein Artikel von Maike Gosch.

Ich halte dieses Interview norwegischen Professors Glenn Diesen mit Oberst Lawrence Wilkerson, dem früheren Stabschef von US-Außenminister Colin Powell in der Regierungszeit von George W. Bush, für so relevant und interessant, dass ich es mit den Lesern und Leserinnen der NachDenkSeiten weitgehend vollständig teilen möchte. Der Teil, auf den ich mich hier beziehe, ist ein Ausschnitt aus einem etwa einstündigen Gespräch. Dieses ist auch in seiner gesamten Länge interessant, Sie finden es hier auf YouTube.

Warum halte ich die Aussagen in diesem Interview für so relevant? Lawrence Wilkerson beschreibt, wie Washington gezielt europäische Länder beeinflusste, um deren Zustimmung zur Ausdehnung des NATO-Bündnisses zu sichern. Dabei kamen laut Wilkerson auch verdeckte Operationen zum Einsatz, insbesondere in der Ukraine, Georgien, Skandinavien, Osteuropa und Rumänien. Vieles, was Wilkerson hier aus eigener Erfahrung berichtet, sind Ereignisse und Strategien der USA und ihrer sowie anderer Geheimdienste, die von kritischen geopolitischen Beobachtern seit Jahren vermutet werden. Hier plaudert aber ein Beteiligter aus dem Nähkästchen über die Strategie und das Vorgehen der USA in den Jahren seit ca. 2002 bis heute, um die Bevölkerung und die Politiker in den europäischen Ländern durch ausdrücklich undemokratische und geheimdienstliche Methoden und mit Hilfe von sogenannten NGOs auf NATO-Kurs zu bringen und auch in eine Beteiligung in einem Krieg mit Russland zu treiben. Ich fühlte mich beim Zuhören teilweise wie beim Lesen des letzten Kapitels in einem Agatha-Christie-Roman, in dem Hercule Poirot der versammelten Mannschaft aufdröselt, wie der Mord begangen wurde. Und plötzlich ergibt alles, was man bis dahin gelesen hat und das Fragezeichen auslöste, einen Sinn.

Insbesondere vor dem Hintergrund, dass seit einigen Jahren Politiker, Aktivisten und Intellektuelle in Deutschland massiv angegriffen und sogar vom Verfassungsschutz beobachtet werden dafür, dass sie ihre Vermutungen oder Überzeugungen äußern, es gebe massive Beeinflussung der deutschen und europäischen Außenpolitik durch die USA und ihre Geheimdienste und es handele sich bei dem Ukraine-Krieg um einen Stellvertreterkrieg der USA, sind die Ereignisse und Hintergründe, die Wilkerson hier aufdeckt, hochgradig brisant und relevant.

Aber lesen Sie selbst. Ich habe das Interview transkribiert, im Sinne der besseren Lesbarkeit sprachlich etwas bearbeitet und teilweise gekürzt. Wo nötig, habe ich erklärende Hinweise oder Erläuterungen eingefügt:

Das Interview

Zunächst fragt Prof. Glenn Diesen seinen Gesprächspartner Oberst Lawrence Wilkerson, wie die USA Schweden und Finnland dazu bekommen haben, ihre Neutralität aufzugeben und Mitglieder der NATO zu werden, obwohl die Bevölkerung in diesen Ländern über Jahrzehnte mehrheitlich gegen eine Mitgliedschaft und für Neutralität war.

Lawrence Wilkerson: Wir wussten das und haben große Anstrengungen unternommen, die noch immer andauern. Unsere Bemühungen begannen im Jahr 2002, sie begannen in meiner Regierung und sie begannen mit aller Macht mit Jens Stoltenberg. Wir wollten, dass Jens Stoltenberg der neue Generalsekretär der NATO wird, und wir waren fest entschlossen, dies zu erreichen.

Glenn Diesen: Warum?

Warum? Weil wir wussten, dass er unser Mann war. Wir wussten, dass er tun würde, was wir von ihm wollten. Wir wussten, dass er in Bezug auf die NATO-Erweiterung auf unserer Linie lag. Wir sprachen davon, dass letztendlich wahrscheinlich jedes Land, das wir geografisch zu Europa zählen könnten, egal wie klein, egal wie kriminell, egal wie undemokratisch, jedes einzelne Land in Europa Mitglied der NATO werden sollte, und wir brauchten eine ganz neue Strategie für diejenigen, die sich entweder aus Neutralitätsgründen weigerten oder einfach eine Bevölkerung hatten, die nicht Mitglied der NATO werden wollte. Also begannen wir mit dem, was wir „Farbrevolutionen“ nennen. Sie wurden innerhalb der Länder orchestriert, jedes Land hatte sein eigenes Paket, und dieses Paket umfasste alles von Nichtregierungsorganisationen über „qua-orgs“, also quasi-staatliche Organisationen, bis hin zu Regierungsorganisationen, politischen Organisationen oder Besuchen von (Anm. M.G.: U.S.-amerikanischen) Senatoren und Abgeordneten. Das war ein großer Teil der Kampagne, und sie konzentrierten sich heimlich und offen bei all diesen Aktionen, wie die Besuche von Senats- und Kongressdelegationen, auf die Menschen innerhalb des Landes, die unseren Wünschen entsprechen wollten, die wollten, dass ihr Land Mitglied der NATO wird – egal, wie lange sie vielleicht neutral gewesen waren, wie im Fall einiger Skandinavier –, die wollten, dass ihr Land ein Vasall der Vereinigten Staaten wird, um die Sterne auf den Schultern (Anm. M.G.: um ihre Karriere zu fördern) und die Panzer und die F-35 und all das andere Zeug zu bekommen, und es war sehr erfolgreich.

Meiner Meinung nach sind wir nur in ein oder zwei Ländern gescheitert, die ganz oben auf unserer Zielliste standen, vor allem, weil – und das ist meine Vermutung – das kommunistische Erbe dort nicht so ausgeprägt war wie in anderen Ländern, die hinter dem Eisernen Vorhang gewesen waren, und auch nicht etwas war, das die Skandinavier oder andere Länder, die nicht hinter dem Eisernen Vorhang lagen, erschreckte. In ein oder zwei Ländern war das der Fall, und man wurde als NATO-Mitglied wirklich willkommen geheißen, in anderen Ländern war das nicht so, ich würde sagen, bei Viktor Orbán in Ungarn und vielleicht in der Slowakei, wo es nicht dieses Gefühl gab: „Wir waren unter dem Joch der Sowjetunion, jetzt wollen wir nicht unter dem Joch der Russen sein, weil sie die Gleichen sind, sie nennen sich nur anders, und deshalb wollen wir das nicht“, und das hat beispielsweise Polen und andere dazu gebracht, Mitglieder der NATO werden zu wollen, unbedingt Mitglieder der NATO werden zu wollen, sogar führende Mitglieder der NATO werden zu wollen.

Einige dieser anderen Länder wollten das nicht, also haben wir in einigen, in denen wir es versucht haben, verloren, aber wir haben es in jedem einzelnen Land versucht. In Montenegro hat es hervorragend funktioniert, in Albanien hat es hervorragend funktioniert. Ich sagte zu Powell: „Warum wollen wir kriminelle Staaten in der NATO aufnehmen? Albanien ist ein krimineller Staat. In Montenegro werden mehr Autos gestohlen als in den Vereinigten Staaten. Was zum Teufel machen wir da, wie können sie die NATO-Mitgliedschaftsvoraussetzungen erfüllen?“ „Ich weiß es nicht“, sagte er. Aber wir haben es getan, wir haben sie aufgenommen. Und wir haben diese Kampagnen inszeniert, um das zu erreichen, was ich „Tyrannei der Minderheit“ nenne. Wir haben die politische Minderheit gefunden, nicht die politische Mehrheit, die die NATO-Mitgliedschaft wollte, die unbedingt die NATO-Mitgliedschaft wollte, und wir haben sie bis zum Äußersten unterstützt, wir haben Zeitungen gekauft, wir haben Zeitschriften gekauft, wir haben Artikel gekauft – genau das, was wir 1948 in Italien gemacht hatten, als wir nicht wollten, dass die Kommunisten gewählt werden, wir haben die italienische Regierung gekauft, wir haben 1953 die iranische Regierung gekauft, wir haben 1954 die Regierung in Guatemala gekauft und so weiter und so fort.

Nun, jetzt sind wir raffinierter vorgegangen, es sind jetzt nicht mehr CIA-Agenten, die das direkt tun. Das sind von der CIA-orchestrierte Kampagnen, die von Nichtregierungsorganisationen durchgeführt werden, manchmal wissentlich, manchmal unwissentlich. Das ist es, was wir zum Beispiel jetzt gerade in Georgien anwenden, indem wir versuchen, die derzeitige Regierung loszuwerden und die vorherige Regierung wieder an die Macht zu bringen, weil diese sich gegen Russland stellen und Mitglied der NATO werden wollen und so weiter. Aber die derzeitige Regierung ist sehr ausgewogen, sie will gute Beziehungen zur EU, gute Beziehungen zu Washington, gute Beziehungen zur NATO und gute Beziehungen zu Moskau. Das gefällt uns nicht, also versuchen wir, sie zu stürzen. So gehen wir heutzutage vor. Wir machen das nicht mit direkten Aktionen, wir machen es mit Aktionen durch NGOs und andere, die, wie ich schon sagte, manchmal wissentlich und manchmal unwissentlich sind. Die Organisationen, die mit dem Republican Institute in Verbindung stehen, handeln meistens wissentlich.

(Anm. M.G.: Wilkerson spricht hier vermutlich vom Republican International Institute (IRI), eine den Republikanern nahestehende „Nichtregierungsorganisation“, die vom US-amerikanischen Kongress finanziert wird und das republikanische Pendant zum National Democratic Institute (NDI) darstellt. Beide Organisationen erhalten ihre Mittel überwiegend über den National Endowment for Democracy (NED) – ein vom US-Kongress finanziertes Institut, das angeblich die „Förderung von Demokratie weltweit“ zum Ziel hat.)

Und ich nehme an, das National Endowment for Democracy ist auch eine dieser wichtigen NGOs?

Das ist eine große, ja, und es gibt noch andere, von denen man gar nicht denkt, dass sie so etwas tun, wie zum Beispiel die FDD (Anm. M.G.: Abkürzung für Foundation for the Defense of Democracies, Stiftung zur Verteidigung der Demokratien, eine neokonservative Denkfabrik mit Sitz in Washington). Und sie tun das natürlich nicht nur im Interesse der Vereinigten Staaten, sondern auch im Interesse Israels, weil das alles miteinander vernetzt ist, sodass mehrere Parteien an der Planung und der Propaganda beteiligt sind. Zum Beispiel arbeiten der Mossad und die CIA zusammen. Gehen Sie mal davon aus, dass der Mossad in der Ukraine tätig ist.

War das auch die Vorgehensweise gegenüber der Ukraine? Ich meine, wir müssen gar nicht erst bis 2014 gehen, sondern schon 2004 mit der Orangenen Revolution, denn das wurde ganz offen gemacht. Ich erinnere mich, dass Juschtschenko (Anm. M.G.: Der damalige ukrainische Präsidentschaftskandidat Wiktor Juschtschenko) damals sogar die EU-Staaten als die „Paten der Orangenen Revolution“ bezeichnete. Es gab viele ganz offene Einmischungen, und ich denke, die Rosenrevolution in Georgien 2003 und die Orangene Revolution in der Ukraine 2004 waren insofern außergewöhnlich, weil es echte Unzufriedenheit gab, die dort aufgegriffen werden konnte. Ich meine, es gab Korruption, demokratische Defizite, viele Gründe, warum man gegen die Regierung demonstrieren würde, aber zur Bereitschaft, der NATO beizutreten: Alle Umfragen lagen bei etwa 20 Prozent. Niemand wollte Teil der NATO sein, aber die Unzufriedenheit über die Korruption wurde für ein sehr geopolitisches Ziel missbraucht, nämlich der NATO beizutreten und sich gegen die Russen zu stellen. Die überwiegende Mehrheit der Ukrainer bevorzugte Sicherheitsvereinbarungen mit den Russen, nicht mit der NATO. Es war einfach eine außergewöhnliche Entwicklung, aber bei uns wurde sie damals als großer demokratischer Fortschritt verkauft. Aber natürlich scheiterte diese „demokratische Revolution“, weil die Ukrainer diese Regierung nie wollten. Und dann kam 2014, zehn Jahre später, und sie taten genau dasselbe, nur noch brutaler, mit der Entfernung der alten Opposition. Was waren Ihre Erfahrungen im Jahr 2004 mit der gesamten Orangenen Revolution in der Ukraine?

Ein CIA-Agent sagte mir einmal: „Larry, es gab noch nie eine Waffe, ein Werkzeug oder ein Instrument der nationalen Politik, das so mächtig war wie das, was wir jetzt haben, denn wir haben jetzt die „liberale Demokratie“ auf unserer Seite.“ Denken Sie mal einen Moment darüber nach: Sie haben die „liberale Demokratie“ zu einer Waffe gemacht und nutzten all diese Institutionen und Menschen, die sich stark für ihre Sache engagierten, um „liberale Demokratie“ zu implementieren, Land für Land. Und wie er sagte, ist sie eine sehr mächtige Waffe, wahrscheinlich die mächtigste Waffe, die wir je in die Hand genommen haben. Und ich denke, das beschreibt mit Nuancen, was wir in ganz Europa getan haben und was wir immer noch tun, wie bereits erwähnt, aktuell in Georgien. Nur in Rumänien haben wir es vermasselt. Oder, wir haben es nicht vermasselt, wir waren erfolgreich. Wir haben Călin Georgescu abgesägt. Er war derjenige, der so aussah, als würde er der neue rumänische Präsident werden, also haben wir ihn abgesägt, er ist weg. Ich weiß nicht genau, wie wir das gemacht haben, aber ich weiß, dass wir es gemacht haben, weil mich jemand angerufen und mir gesagt hat, dass sie es machen würden, und wir haben es gemacht, und er war weg.

In der Woche, in der das passierte, sollte ich ihn noch anrufen, um mit ihm zu sprechen, weil jemand, den ich sehr gut kenne, ihn sehr gut kennt und Georgescu wirklich kalte Füße bekommen hatte. Mein Freund wollte, dass ich mit ihm spreche und versuche, ihn aufzubauen. Ich sagte zu meinem Freund: „Was zum Teufel soll ich zu ihm sagen? Ich kenne ihn überhaupt nicht, wie soll ich ihn dazu bringen, durchzuhalten?“ Er sagte: „Nun, sie werden ihn vernichten, sie werden ihn kriegen.“ Ich wusste, dass sie ihn kriegen würden, und sie haben ihn gekriegt.

Haben sie das auch 2004 in der Ukraine gemacht?

2004 mussten sie nicht ganz so direkt vorgehen, um Leute loszuwerden. Aber ja, wir haben schon 2005 und 2006 Leute vom European Command (Anm. M.G.: United States European Command (EUCOM), übergreifendes Kampfkommando der US-Streitkräfte mit Sitz in Stuttgart, zuständig für die Koordination der US-Streitkräfte in Europa) in die Ukraine geschickt, um mit den Asow-Bataillonen und anderen ähnlichen Gruppen zusammenzuarbeiten, um alles vorzubereiten, sodass wir operativ in der Lage sein würden, unsere Geheimdienstarbeit, Waffen und andere Dinge zu integrieren. Wir hatten sogar einen Vier-Sterne-General, der gerne große Motorräder fuhr, insbesondere Harleys, und der gelegentlich als Vier-Sterne-General auf sein Motorrad stieg, um herumzufahren und diese Koordinierungsaufgaben dort zu erledigen. Das alles geschah vor der wirklich angespannten Zeit im Jahr 2014, als wir – wie Sie wissen – so unverhohlen Partei ergriffen haben, dass es schon erbärmlich war. Wir haben die ganze Zeit daran gearbeitet.

Wurden einige dieser Instrumente für Regimewechsel oder sogenannte Farbrevolutionen inzwischen abgeschafft? Trump hat ja hier die Mittel gekürzt. (Anm.: M.G.: Vermutlich bezieht sich Diesen hier unter anderem auf die massiven Mittelkürzungen an die „Nichtregierungsorganisation“ USAID)

Das ist eine sehr wichtige Frage. Ich habe neulich gefragt, wie Tulsi als DNI (Anm. M.G.: Tulsi Gabbard, die neue Director of National Intelligence, d.h. die oberste Koordinatorin der US-Nachrichtendienste) und Ratcliffe (Anm. M.G.: John Ratcliffe ist der aktuelle CIA-Direktor) hierzu stehen, und mir wurde gesagt, Ratcliffe sei in all das verwickelt, er sei für alles, was vor sich geht. Also sagte ich: „Sie sagen, Tulsi ist dagegen und Ratcliffe ist dafür – wie zum Teufel will sie ihn umstimmen?“ Keine Antwort.

Wenn Ratcliffe ein Neocon (Anm. M.G.: Neokonservativer, d.h. Vertreter einer interventionistischen und aggressiven US-Außenpolitik) par excellence ist oder was auch immer er ist, aber entschlossen ist, all diese Dinge aufrechtzuerhalten, komme, was wolle – und ich weiß verdammt gut, wie die CIA Dinge am Laufen hält, wenn der Präsident der Vereinigten Staaten, der Außenminister und der Verteidigungsminister nicht einmal wissen, dass sie das tun – das ist heute gängige Praxis.

(…)

Das geht immer so weiter, von Präsident zu Präsident, weil der Präsident keine Klarheit darüber hat, was die CIA vor Ort tut, und die CIA zu einem eigenständigen Akteur innerhalb des nationalen Sicherheitsapparats geworden ist. Die Leute haben davor gewarnt, als wir den DNI geschaffen haben, und dachten, der DNI würde die Macht konsolidieren und vom Präsidenten nicht kontrolliert werden können, aber der DNI hat nie Geld und Personal bekommen. Trump hat versprochen, das mit Tulsi zu tun, aber soweit ich weiß, hat er das noch nicht getan. Wenn man kein Geld hat, wenn man keine Kontrolle über den Haushalt und auch nicht über den geheimen Haushalt hat und wenn man keine Kontrolle über die Leute hat, das heißt, wenn man die Leute nicht entsprechend ihrer Klugheit, ihrem Talent, ihrer Flexibilität oder was auch immer von der CIA zum INR (Anm. M.G.: Bureau of Intelligence and Research, Nachrichtendienst des US-Außenministeriums für politische Analyse, diplomatische Berichterstattung und die Bewertung außenpolitischer Entwicklungen) im Außenministerium oder vom INR im Außenministerium zum DNI oder in ein Amt oder zu Mitarbeitern oder zur CIA oder was auch immer versetzen kann – wenn man das nicht kann, wie mächtig ist man dann? Wenn Sie nur große Reden schwingen können, wie mächtig sind Sie dann? Trump hat Tulsi versprochen, ihr Geld und Macht zu geben, weil sie das wusste und es zu einer Bedingung für ihre Einstellung gemacht hat, und ich habe bisher keine Anzeichen dafür gesehen. Ratcliffe macht, was er will, und Tulsi übt keine wirkliche Aufsicht aus. Und was Ratcliffe tut, ist meiner Meinung nach alles andere als das, was Trump gerne von ihm hätte, wenn Trump davon wüsste.

Wir haben also einfach nur ein riesiges Chaos: ein typisches Chaos, wenn ein Imperium am Ende ist und niemand weiß, wie man es kontrollieren soll, und niemand weiß, wie man Leute aus dem System loswird. Man kann das einfach nicht mehr tun, weil das System zu groß und zu unkontrollierbar geworden ist und zu viel Geld hineinfließt – Geld, das übrigens nur aus den Druckerpressen kommt und durch nichts gedeckt ist.

Das ist einfach unglaublich.

(…)

(…) Ich war immer neugierig, inwieweit die Beteiligung Norwegens in Libyen im Jahr 2011 dazu beigetragen hat, ihn (Stoltenberg) in die Position des NATO-Generalsekretärs zu bringen. War es der Interventionismus, der ihn in Washington beliebt gemacht hat, oder war es auch seine Unterstützung für die NATO-Expansion?

Ich glaube, es hat ziemlich früh angefangen, soweit ich mich erinnere. Er war maßgeblich daran beteiligt, dass wir nicht nur von einem oder zwei Ländern, sondern von vier oder fünf Ländern politische Unterstützung erhielten, die uns nach dem 11. September bei unseren Maßnahmen halfen.

Wir hatten nach dem 11. September eine riesige Tabelle erstellt, in der oben die diplomatischen und anderen Missionen aufgeführt waren, links die Länder und in jedem kleinen Quadrat, das so entstand, stand: Dänemark wird politische Unterstützung leisten, und unser Botschafter wird sich darum kümmern, Deutschland wird dies und das bereitstellen, und der Außenminister wird sich darum kümmern, Pakistan wird einen Anruf des Präsidenten und einen Besuch des Außenministers oder seines Stellvertreters in Islamabad benötigen, weil wir Überflugrechte brauchen, wir brauchen Durchreiserechte, wir brauchen Hilfe bei der Logistik, Usbekistan … und so weiter. In diesem Dokument waren also alle Länder der Welt aufgeführt, alle Botschafter und alle Kabinettsmitglieder, die die Anweisungen des Präsidenten in Bezug auf das jeweilige Land umsetzen sollten, und zwar über die Botschafter hinweg. Es umfasste militärische Hilfe, politische Unterstützung, einfach alles, und wir erhielten dabei wirklich großartige Unterstützung von Jens Stoltenberg. Das Ganze hat sich also über einen längeren Zeitraum hinweg entwickelt. Ich würde sagen, es begann etwa ein Jahr nach dem 11. September 2001, denn es dauerte eine Weile, bis wir diese Matrix aufgestellt hatten und alle daran arbeiteten. Aber ich kann sagen, dass es zumindest ab 2003 richtig losging, und wir haben die ganze Zeit über Leute identifiziert, einige davon haben wir aussortiert, weil wir sagten: „Nein, diese Frau oder dieser Mann ist nicht die Art von Person, die wir brauchen, okay, streich das, lass uns diese oder jene Person nehmen.“ Die Leute vor Ort haben das gemacht, unsere Botschafter, unsere Länderteams. Manchmal gab Powell die Anweisungen, manchmal die CIA, manchmal das Verteidigungsministerium, aber Powell hat versucht, alles im Griff zu behalten und zu verstehen, was in den Länderteams vor sich ging.

Ich weiß nicht, ob Sie das wissen, aber in unseren Länderteams sind alle Elemente unserer staatlichen Behörden und Geheimdienste vertreten, und die größeren Teams haben mehrere Mitglieder dieser Bürokratie. So gibt es zum Beispiel einen Stationsleiter für die CIA und alle möglichen Leute, die unter diplomatischer Tarnung für die CIA arbeiten. Der Botschafter in diesem Land und generell das Länderteam, die, wenn man so will, Zivilisten sind, wissen oft nicht, was die CIA von ihrer Botschaft aus tut. Oft weiß selbst der konventionelle Militärkommandant, der für das jeweilige Land in seinem Zuständigkeitsbereich verantwortlich ist, nicht, was die CIA in seiner AOR (Anm. M.G.: Area of Responsibility, Bereich der Zuständigkeit) tut, es ist alles extrem komplex. Powell wusste manchmal, was vor sich ging, und manchmal wussten wir nicht, was los war. Wenn George Tenet (Anm. M.G.: damaliger CIA-Chef) beschloss, dass Powell nichts davon wissen sollte, wusste Powell nichts davon, und das ist bis heute so geblieben. Wenn die CIA nicht will, dass der Botschafter und das Landesteam (bis auf den Stationsleiter) wissen, was in Pakistan vor sich geht, dann wissen sie es auch nicht.

Der CIA-Direktor sagt manchmal: „Ich möchte nicht, dass der Botschafter lügen muss.“ Denn wenn der Botschafter über diese Operation informiert ist und dann von der Presse gefragt wird, muss er entweder sagen, dass er die Frage nicht beantworten kann, was kein Botschafter tun möchte, oder er muss lügen. Und wir wollen nicht, dass er lügen muss, also sagen wir ihm nichts davon.“ Das ist eine verdammt schlechte Ausrede, um das Team in einem Land über etwas im Dunkeln zu lassen, das man in diesem Land tut und das schwerwiegende Folgen haben könnte, wenn es an die Öffentlichkeit gelangt. Aber so lief es nun einmal, und wir haben wirklich hart an Europa gearbeitet, ich meine, wir haben wirklich hart an Europa gearbeitet. Wenn mich Leute fragen: „Warum hängt Europa so tief in dieser Ukraine-Angelegenheit drin?“, sage ich: „Wir haben sie dazu gemacht! Das ist ein Krieg zwischen Washington und Moskau, nicht zwischen Kiew und Moskau. Kiew ist das Instrument unseres Krieges.“

Titelbild: Screenshot von Interview „Wie wir die Europäer gehorsam und bereit für den Kampf gegen Russland machen“