„Demonstrativer Akt der Vergeltung“ – O-Töne im Vorfeld der zweiten Verhandlungsrunde in Istanbul

„Demonstrativer Akt der Vergeltung“ – O-Töne im Vorfeld der zweiten Verhandlungsrunde in Istanbul

„Demonstrativer Akt der Vergeltung“ – O-Töne im Vorfeld der zweiten Verhandlungsrunde in Istanbul

Ein Artikel von: Redaktion

Mit Spannung wird die zweite Runde der direkten russisch-ukrainischen Verhandlungen in Istanbul erwartet. Trotz der eher enttäuschenden Resultate der ersten Runde liegt es in der Natur der Menschen, auf eine positive Wende zu hoffen. Die politischen Ereignisse und Statements der vergangenen Woche deuten allerdings in keiner Weise darauf hin, dass für solche Hoffnungen reale Gründe bestehen würden. Eher im Gegenteil: Alle in den Konflikt verwickelten Seiten tauschen Drohungen aus und führen sich weiterhin so auf, als ob sie auf eine weitere Eskalation eingestellt sind und diese Friedensbemühungen gar nicht merken. Eine neue Ausgabe der O-Töne.


Wolodymyr Selenskyj trifft am 28. Mai 2025 in Berlin ein

„Moderator: Es ist ein Handschlag, es ist mehr … er ist ja nicht der Umarmer, Friedrich Merz. Und ja, jetzt sehen wir auch Selenskyj, und da sehen wir auch, dass er – er zeigt das auch gerade eben – er hat ein Jackett angezogen, was ja … Eigentlich hat er das erst gesagt, wolle er erst wieder anziehen, wenn der Krieg Russlands gegen die Ukraine vorbei ist.“

(Quelle: phoenix)


Bundeskanzler Friedrich Merz am 28. Mai 2025

„Wir werden unsere militärische Unterstützung fortsetzen und wir werden sie ausbauen, damit sich die Ukraine jetzt und in Zukunft gegen die russische Aggression weiter zur Wehr setzen kann. Und ich will in diesem Zusammenhang etwas Neues hervorheben: Wir finanzieren einen beträchtlichen Teil der Starlink-Abdeckung des Landes, und unsere Verteidigungsminister werden heute eine Absichtserklärung über die Beschaffung weitreichender Waffensysteme aus ukrainischer Produktion, sogenannter Long Range Fires, unterzeichnen. Es wird hierbei keine Reichweitenbeschränkungen geben.“

(Quelle: phoenix, ab Minute 5:34)


Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am 28. Mai 2025

„Für uns ist es wichtig, dass alle Länder uns die Reichweite nicht einschränken, damit unsere Armee und unsere Standhaftigkeit weiterhin fortbestehen. Russische Aktiva sollen eingefroren werden. Deutschland kann uns helfen. Zum Dritten: gemeinsame Produktion und Industrie. Ich bin froh, dass wir neue Absprachen getroffen haben zu neuen gemeinsamen Projekten. Ich werde jetzt nicht alle Details öffentlich machen, wir haben jedoch Absprachen zur Waffenproduktion in der Ukraine getroffen. Das sind die Drohnen. Drohnen helfen effektiv, das Leben unserer Soldaten zu schützen. Die Vertreter unserer Regierungen haben die Absprachen getroffen und Verträge unterschrieben, dass wir gemeinsame Produktion anfangen und sie verstärken und entwickeln.“

(Quelle: phoenix, ab Minute 12:39)


SPD-Urgestein Klaus von Dohnanyi am 28. Mai 2025

„Man muss immer beide Seiten verstehen. Und ich habe auch niemals auf der Seite Russlands gestanden. Ich bin ein deutscher Patriot, aber ich bin der Meinung, wenn man die Russen nicht versteht, kann man mit ihnen keinen Frieden machen.“

(Quelle: ARD, ab Minute 4:08)


Russlands Außenminister Sergej Lawrow am 28. Mai 2025

„Deutschland rutscht auf derselben schiefen Ebene hinab, auf der es im letzten Jahrhundert bereits zwei Mal in den Abgrund gerutscht ist. Ich hoffe, dass die verantwortungsbewussten Politiker in diesem Land endlich die richtigen Konsequenzen ziehen und diesem Wahnsinn ein Ende setzen werden.“

(Quelle: Ministry of Foreign Affairs of Russia, ab Minute 1:00)


Marija Sacharowa, Sprecherin des Außenministeriums Russlands, am 27. Mai 2025

„Was die Entscheidung Deutschlands betrifft, die Reichweitenbeschränkungen für die Waffen aufzuheben, die an die Ukraine geliefert werden – falls es solche Beschränkungen jemals gegeben hat –, wird sich Berlin damit noch tiefer in die Klemme treiben, in der sich das von ihm unterstützte Kiewer Regime schon seit Langem befindet. Und es wird für Deutschland schlicht unmöglich sein, noch länger darüber zu sprechen, wie stark sie sich für Frieden und Verhandlungen einsetzen. Keine deutsche Waffe wird den Verlauf einer speziellen Militäroperation ändern. Sie sehen, wie Leoparden, Geparden und Panzerhaubitzen wie Streichhölzer verbrennen. So werden auch die Taurus und die deutschen Drohnen brennen.“

(Quelle: mid.ru, ab Minute 2:31:14)


Bundeskanzler Friedrich Merz am 28. Mai 2025

„Moderatorin: Selenskyj war heute bei Ihnen. Und ich hatte gerade kurz gesagt, er hofft natürlich schon lange auf den Taurus. Ist es denn im Bereich des Möglichen, dass Sie den Taurus liefern? Selenskyj sagte heute auch, Sie arbeiten in diese Richtung.
Merz: Natürlich ist das im Bereich des Möglichen, Frau Hayali. Wir haben immer gesagt, ich habe es selber auch gesagt, der Taurus erfordert eine mehrmonatige Ausbildung der Soldatinnen und Soldaten in der Ukraine. Und wenn wir ihn in einem halben Jahr oder in einem Jahr liefern würden, würde es der Ukraine heute nichts nutzen. Deshalb verbessern wir unsere militärische Unterstützung der Ukraine heute. Wir stimmen uns auch mit unseren europäischen Partnern eng ab dazu und wir gehen eine neue Kooperation ein. Und die Tatsache, dass der Außenminister aus Russland so heftig reagiert, zeigt doch, es scheint Russland jedenfalls zu Reaktionen herauszufordern.“

(Quelle: ZDF)


Igor Korotschenko, Chefredakteur der Zeitschrift Nazionalnaja Oborona (Nationale Verteidigung), am 26. Mai 2025

„Ich bin der Ansicht, dass der Einsatz von Taurus-Raketen den Beginn militärischer Aktionen Deutschlands gegen Russland bedeutet. Daher ist ein demonstrativer individueller Akt der Vergeltung erforderlich. Die Fabrik zur Herstellung von Taurus-Marschflugkörpern liegt in einer kaum besiedelten Gegend, weit entfernt von städtischer Bebauung. Daher ist unserer Meinung nach der Einsatz von nur zwei ballistischen Mittelstreckenraketen vom Typ Oreschnik – also zwölf Hyperschall-Kampfblöcken in nichtnuklearer Ausführung – in der Lage, diese Raketensysteme vollständig zu zerstören und ihre weitere Produktion in den nächsten fünf bis sieben Jahren unmöglich zu machen.
Natürlich bedarf die Aktion einer juristischen und politisch-rechtlichen Begründung, die wir der Trump-Administration, dem UN-Sicherheitsrat und unseren europäischen Gegnern übermitteln müssen. Wir brauchen keinen Krieg in Europa, wir unternehmen keine militärischen Aktionen gegen Deutschland, sondern nehmen eine gezielte nichtnukleare Vergeltungsaktion vor.“

(Quelle: Rossija1, ab Minute 1:39:54)

Titelbild: Screenshots phoenix, Ministry of Foreign Affairs of Russia, Rossija1

Die NachDenkSeiten sind für eine kritische Meinungsbildung wichtig, das sagen uns sehr, sehr viele - aber sie kosten auch Geld und deshalb bitten wir Sie, liebe Leser, um Ihre Unterstützung.
Herzlichen Dank!